"Composer-Burnout" ?

@Cosso : da du kein Hobbymusiker bist, ist das Problem ernst. Da professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist kein Makel. Wenn die Pumpe oder die Muskeln nicht wollen, geht man ja auch zum entsprechenden Doc.

Ich habe das jetzt auch gemacht, wegen dementer Angehöriger. Noch komme ich damit halbwegs klar (aber eben nicht wirklich gut), meine Frau meinte schon, dass ich da was tun muss, und so habe ich mir über die Alzheimergesellschaft eine Selbsthilfegruppe gesucht (war aber noch nicht da, die treffen sich nur einmal im Monat). Ich hab nämlich keine Lust, über kurz oder lang deshalb in einen Burnout zu laufen. Damit ist dann nämlich niemandem geholfen, weder mir, noch den Angehörigen und meine Frau muss das auch nicht mitmachen, dass ich da irgendwann vor die Hunde gehe.

Mit "Du darfst dass nicht so an dich ran lassen" oder "Kopf hoch, das wird schon" ist da nichts getan, da sind Profis gefragt.
Demenz im eigenen Umfeld ist sehr hart! Gut, dass du dir vorab Tipps holst. Das wird ne schwere Zeit.
 
Demenz im eigenen Umfeld ist sehr hart! Gut, dass du dir vorab Tipps holst. Das wird ne schwere Zeit.
Ich mach das schon seit 3 Jahren mit, zum Glück aus der Distanz (die eine der beiden Personen wohnt in Hamburg, ich in Hannover), und noch wuppt es der Pflegedienst und ich bei regelmäßigen Besuchen. Aber so langsam merke ich, das es schlimmer wird (die Demenz) und mich damit auch mehr belastet. Zum Glück schreitet die Krankheit relativ langsam voran, aber mit Pech kann es auch mal Sprünge geben, und dann hat man innerhalb von wenigen Wochen ein deutlich größeres Problem. Und da will/muss ich gewappnet sein.
 
- Einfach mal dasitzen/liegen und nichts machen

Das mache ich regelmäßig. Mindestens
2-3 mal die Woche. Das wirkt Wunder. Die Dauer kann von 15min bis 1-2 Stunden reichen. Ganz egal. Man muss allerdings auch nix machen, nix sehen, nix hören und nicht über irgendwas Nachdenken. „Einfach“ Abschalten ist gar nicht so einfach wie es klingt. Man lernt es allerdings ziemlichen schnell. Und es tut wirklich gut. Sehr gut sogar. Ich kann es also absolut empfehlen.
 
Ich mach das schon seit 3 Jahren mit, zum Glück aus der Distanz (die eine der beiden Personen wohnt in Hamburg, ich in Hannover), und noch wuppt es der Pflegedienst und ich bei regelmäßigen Besuchen. Aber so langsam merke ich, das es schlimmer wird (die Demenz) und mich damit auch mehr belastet. Zum Glück schreitet die Krankheit relativ langsam voran, aber mit Pech kann es auch mal Sprünge geben, und dann hat man innerhalb von wenigen Wochen ein deutlich größeres Problem. Und da will/muss ich gewappnet sein.
Das tut mir leid zu hören. Leider werden diese Sprünge auch kommen und außer Akzeptieren und einen Umgang zu lernen, kann man nichts tun.
 
Das tut mir leid zu hören. Leider werden diese Sprünge auch kommen und außer Akzeptieren und einen Umgang zu lernen, kann man nichts tun.
Man ist nicht alleine damit - von den 90-jahrigen haben ca. 25% eine Demenz, damit hat man eine nahezu 100%ige Chance, irgendwann so einen Fall in der Familie zu kriegen. Es bereitet einen nur niemand drauf vor. Es gibt Geburtsvorbereitungskurse, aber 50 sollte jeder auch einen Demenzvorbereitungskurs mitmachen müssen. Gibt es aber nicht. Es kommt immer völlig unerwartet.

Aber da soll hier kein Demenzthread werden, es geht ja um Cosso, ich hab das nur als Beispiel genannt, wo man alleine eben nicht mehr damit klar kommen kann. Und dass es kein Makel ist, sich da Hilfe zu holen.
 
Man ist nicht alleine damit - von den 90-jahrigen haben ca. 25% eine Demenz, damit hat man eine nahezu 100%ige Chance, irgendwann so einen Fall in der Familie zu kriegen. Es bereitet einen nur niemand drauf vor. Es gibt Geburtsvorbereitungskurse, aber 50 sollte jeder auch einen Demenzvorbereitungskurs mitmachen müssen. Gibt es aber nicht. Es kommt immer völlig unerwartet.

Aber da soll hier kein Demenzthread werden, es geht ja um Cosso, ich hab das nur als Beispiel genannt, wo man alleine eben nicht mehr damit klar kommen kann. Und dass es kein Makel ist, sich da Hilfe zu holen.
Generell sollte man sich im Leben auch Hilfe holen. Deswegen schrieb ich Hausarzt und nicht Forum heute Mittag. Leider werden psychologische Themen oft schlecht medial vermittelt und das verunsichert Menschen.
Habe manchmal beruflich mit den Themen zu tun aber auch Psychologie im Nebenfach studiert und u a Seminare zu Neurosen und Perversionen gehabt.
Deswegen rate ich grundsätzlich dazu, bei Bedarf sowas abklären zu lassen. Macht man bei Krebsverdacht ja auch …
 
- Einfach mal dasitzen/liegen und nichts machen
Wie mein Kollege, der in der Burnouttherapie Meditation gelernt hat.

Was ich im Urlaub immer gerne mache: ans Meer setzen. Ohne Handy, ohne Buch, und dann für eine Stunde oder zwei den Wellen und Schiffen zusehen. Mehr nicht. Das geht auch im Wald oder sonstwo. Das Gehirn braucht auch ab und zu eine Auszeit. Und Langeweile gehört dazu. Wenn man die nicht mehr hat, dann ist Gefahr im Verzug.

Der Kollege hat mir mal von seinem Opa erzählt, der hat in Peine im Stahlwerk gearbeitet. Bei der Lehre musste er jeden Morgen und Abend je 1 Stunde dahin und zurück laufen, durch die Felder und Dörfer. Ohne iPod. Im Sommer und im Winter. Da braucht man kein Achtsamkeitstraining. Aber sowas haben wir ja heute kaum noch, wir sind ja immer aktiv. Das kann nicht gut sein.
 
Das mache ich regelmäßig. Mindestens
2-3 mal die Woche. Das wirkt Wunder. Die Dauer kann von 15min bis 1-2 Stunden reichen. Ganz egal. Man muss allerdings auch nix machen, nix sehen, nix hören und nicht über irgendwas Nachdenken. „Einfach“ Abschalten ist gar nicht so einfach wie es klingt. Man lernt es allerdings ziemlichen schnell. Und es tut wirklich gut. Sehr gut sogar. Ich kann es also absolut empfehlen.
Ein wichtiger Stützpfeiler asiatischer Lebensweisen, aber auch im christlichen Europa durch Meister Eckart seit dem Mittelalter etabliert. Leider seit der Industrialisierung etwas in Vergessenheit geraten.
Sollte man wirklich öfter machen, stattdessen Smartphone 🙈
Danke für das Erinnern!
 
Habt zunächst einmal super vielen Dank für eure ganz ganz lieben Wünsche, Worte, Zuspruch, Ansichten und Ratschläge.

Möglich, dass sich bei mir auch gerade nur eine Art gewisser Jahreszeit bedingter typischer "Herbst-Blues" einstellt. (Die Jahreszeit, die ich am wenigsten mag).

Bezüglich Burnout&Depressionen:
In den letzten 4 Jahren waren mit Mutter und Bruder zwei unerwartete Todesfälle in der Familie zu verschmerzen und die Umstellung auf "Normal-Life" nach wie vor kein ganz leichtes Unterfangen ist und natürlich seine Zeit braucht.
Mein mir noch verbliebener Bruder und ich bewältigen diesen Schmerz auf äußerst unterschiedliche Art.

Er seit 2017 in psychologischer Behandlung mit entsprechenden Medikamenten- allerdings tat/tut ihm diese Therapie meines Erachtens nicht wirklich gut und lange Zeit erlebte ich da nicht mehr meinen Bruder, sondern nur noch seine "Umstände&Tagesformen" durch etwaige Uppers&Downers.

Hat man mir in Form einer Psychotherapie auch angeboten... was ich sofort ablehnte... sowohl Beratung, aber insbesondere Medikamente, weil ich mental gefestigter war&bin und meine Schmerzbewältigung ein gutes Stück weit durch die Musik stattfinden konnte... zudem konnte und kann ich meine Selbstständigkeit nicht durch künstlich herbeigeführte und insoweit fragiler Tagesformzustände abhängig machen- und mir meinen Kundenstamm und somit Existenz potentiell terminiere.

(Wobei ich hier ausdrücklich nicht anzweifeln möchte, das etwaige Therapien nicht auch sinnvoll wären... nur sehe ich den Umstand an, sich der Situation und Gegenwart auch akzeptierend stellen zu können und irgendwo und wann unbedingt zu müssen, der wichtigste Schritt einer erfolgreichen Therapie&Selbstheilungsprozess ist).

Das ist aber insgesamt eine doch andere "Burnout-Geschichte" und ähnlich eines musikalischen Arrangements, glaube ich das doch trennen zu können.
Vieles versuche ich auch durch sportliche Aktivitäten auszugleichen und dahingehend kann ich versichern, dass ich mit 50 in einer deutlich fitteren Verfassung befinde, als mit 30 ☺️ (Meiner Frau jedenfalls gefällt es).

Mein eigentliches Problem glaube ich, bleibt da vielmehr doch im eigentlichen Sinne stark (wenn sicherlich nicht nur einzig, aber überwiegend) auf die Musik bezogen und da hat @Soljanka und @Martin Kraken etwas für mich ziemlich zutreffendes hervorgehoben (aber auch ihr anderen habt mit vielen recht):
"Sättigungseffekt" !

Unabhängig davon, ob man nun in einem oder nun vielen Genres unterwegs ist... aber es ist schon wie die bekannte Mär vom "täglich Vanille/Scholo-Eis".
Es gibt kaum noch Überraschung- die Wundertüte wundert nicht mehr ... und es schmeckt halt auch nicht mehr so... man ist übersättigt von den "immer gleichen Geschmacksrichtungen" und man sich in etwa metaphorisch fragt, weswegen und wozu man immer wieder das doch gleiche Eis anrührt ?

Sicherlich, es ist in 1.Linie der Broterwerb, das Tagesgeschäft und zuallererst ist man Dienstleister und hat den Kundenwunsch&Markt genüge zu tun um seine Rechnungen zu zahlen, wie u.a. auch @Bernie und @einseinsnull supergut zu berichten weiß ...
Ich denke, (m)ein eklatantes Problem ist, worauf auch @FOTOGRAF MARcX (und andere) hinweist:
"Wo bleibst eigentlich mal einfach nur wieder selbst und der Spaß bei der Musike... man muss auch mal einfach mal nur wieder die Sachen für sich machen können... nicht deswegen, weil es Kritik und Anspruch genügen muss, sondern einfach, weil man wieder ein Stück weit einfach nur die Musik lebt- ohne jedwedes Bewertungskriterium !"

Ich vermute, dass ich genau auch das ein Stück weit verlernt und vergessen habe, was man mir hier auch versucht zu sagen... nicht einfach immer nur "machen zu müssen"... sondern auch einfach mal nur ohne jeglichen Druck und Erwartungshaltung "machen zu wollen (wonach einem gerade nur so der Sinn Just4Fun steht) und dies auch mit aller Berechtigung "dürfen" zu tun.

Ich denke, insoweit sind eure Botschaften rekapitulierend bei mir insoweit verstehend angekommen indem ihr mir ALLE sagt:
"Mensch, nimm` dir da den Druck raus, schalte die olle Denkmurmel ab und hab wieder Spaß an der Sache durch das "Zulassen" und versteife dich weniger auf "Kontrolle".

Ich möchte mich noch einmal sehr lieb bei euch Allen und Jenen die hier unerwähnt blieben, für eure rege Anteilnahme bedanken.
 
Zuletzt bearbeitet:
Habt zunächst einmal super vielen Dank für eure ganz ganz lieben Wünsche, Worte, Zuspruch, Ansichten und Ratschläge.

Möglich, dass sich bei mir auch gerade nur eine Art gewisser Jahreszeit bedingter typischer "Herbst-Blues" einstellt. (Die Jahreszeit, die ich am wenigsten mag).

Bezüglich Burnout&Depressionen:
In den letzten 4 Jahren waren mit Mutter und Bruder zwei unerwartete Todesfälle in der Familie zu verschmerzen und die Umstellung auf "Normal-Life" nach wie vor kein ganz leichtes Unterfangen ist und natürlich seine Zeit braucht.
Mein mir noch verbliebener Bruder und ich bewältigen diesen Schmerz auf äußerst unterschiedliche Art.

Er seit 2017 in psychologischer Behandlung mit entsprechenden Medikamenten- allerdings tat/tut ihm diese Therapie meines Erachtens nicht wirklich gut und lange Zeit erlebte ich da nicht mehr meinen Bruder, sondern nur noch seine "Umstände&Tagesformen" durch etwaige Uppers&Downers.

Hat man mir in Form einer Psychotherapie auch angeboten... was ich sofort ablehnte... sowohl Beratung, aber insbesondere Medikamente, weil ich mental gefestigter war&bin und meine Schmerzbewältigung ein gutes Stück weit durch die Musik stattfinden konnte... zudem konnte und kann ich meine Selbstständigkeit nicht durch künstlich herbeigeführte und insoweit fragiler Tagesformzustände abhängig machen- und mir mein Kundenstamm und somit Existenz potentiell terminiere.

(Wobei ich hier ausdrücklich nicht anzweifeln möchte, das etwaige Therapien nicht auch sinnvoll wären... nur sehe ich den Umstand an, sich der Situation und Gegenwart auch akzeptierend stellen zu können und irgendwo und wann unbedingt zu müssen, der wichtigste Schritt einer erfolgreichen Therapie&Selbstheilungsprozess ist).

Das ist aber insgesamt eine doch andere "Burnout-Geschichte" und ähnlich eines musikalischen Arrangements, glaube ich das doch trennen zu können.
Vieles versuche ich auch durch sportliche Aktivitäten auszugleichen und dahingehend kann ich versichern, dass ich mit 50 in einer deutlich fitteren Verfassung befinde, als mit 30 ☺️ (Meiner Frau jedenfalls gefällt es).

Mein eigentliches Problem glaube ich, bleibt da vielmehr doch im eigentlichen Sinne stark (wenn sicherlich nicht nur einzig, aber überwiegend) auf die Musik bezogen und da hat @Soljanka und @Martin Kraken etwas für mich ziemlich zutreffendes hervorgehoben (aber auch ihr anderen habt mit vielen recht):
"Sättigungseffekt" !

Unabhängig davon, ob man nun in einem oder nun vielen Genres unterwegs ist... aber es ist schon wie die bekannte Mär vom "täglich Vanille/Scholo-Eis".
Es gibt kaum noch Überraschung- die Wundertüte wundert nicht mehr ... und es schmeckt halt auch nicht mehr so... man ist übersättigt von den "immer gleichen Geschmacksrichtungen" und man sich in etwa metaphorisch fragt, weswegen und wozu man immer wieder das doch gleiche Eis anrührt ?

Sicherlich, es ist in 1.Linie der Broterwerb, das Tagesgeschäft und zuallererst ist man Dienstleister und hat den Kundenwunsch&Markt genüge zu tun um seine Rechnungen zu zahlen, wie u.a. auch @Bernie und @einseinsnull supergut zu berichten weiß ...
Ich denke, (m)ein eklatantes Problem ist, worauf auch @FOTOGRAF MARcX (und andere) hinweist:
"Wo bleibst eigentlich mal einfach nur wieder selbst und der Spaß bei der Musike... man muss auch mal einfach mal nur wieder die Sachen für sich machen können... nicht deswegen, weil es Kritik und Anspruch genügen muss, sondern einfach, weil man wieder ein Stück weit einfach nur die Musik lebt- ohne jedwedes Bewertungskriterium !"

Ich vermute, dass ich genau auch das ein Stück weit verlernt und vergessen habe, was man mir hier auch versucht zu sagen... nicht einfach immer nur "machen zu müssen"... sondern auch einfach mal nur ohne jeglichen Druck und Erwartungshaltung "machen zu wollen (wonach einem gerade nur so der Sinn Just4Fun steht) und dies auch mit aller Berechtigung "dürfen" zu tun.

Ich denke, insoweit sind eure Botschaften rekapitulierend bei mir insoweit verstehend angekommen indem ihr mir ALLE sagt:
"Mensch, nimm` dir da den Druck raus, schalte die olle Denkmurmel ab und hab wieder Spaß an der Sache durch das "Zulassen" und versteife dich weniger auf "Kontrolle".

Ich möchte mich noch einmal sehr lieb bei euch Allen und Jenen die hier unerwähnt blieben, für eure rege Anteilnahme bedanken.

Das hast du schön geschrieben.
 
Diesen Composer Burnout kenne ich nur zu gut. Ich habe 20 Jahre lang Musik produziert, 18 davon selbstständig. Das war am Anfang geprägt von Lernen, Experimentieren und Ausprobieren und das hat unfassbar viel Spaß gemacht und eine sehr produktive Kreativität und auch Erfolge freigesetzt. Irgendwann nach ca. 10 Jahren schlich sich aber immer mehr Routine ein. Die ersten Jahre hatte ich das Gefühl, ständig Neuland für mich zu betreten und es war so ein Flow, dass ich das Gefühl hatte, mir selbst beim Spielen und Arrangieren zuzuhören. Klingt vielleicht pathetisch, aber so hab ich das empfunden.
Dieses Gefühl ließ immer mehr nach und irgendwann wusste ich schon, welche Note oder welchen Akkord ich als nächstes spielen werde. Oder welchen Sound ich benutzen werde. Ich hatte den Eindruck, die immer selben Klänge und Motive auf den verschiedenen Synths zu programmieren und zu nutzen. Dazu die ständigen Diskussionen mit Kunden, nachträgliche Änderungswünsche und schlussendlich hat es genervt, selbst bei Kleinstbeträgen den Labels noch hinterherlaufen zu müssen.
Es gab Tage, da hab ich nur im Studio gesessen und absolut nichts gemacht, bzw. wieder gelöscht was ich tat, weil ich MEINE Musik nicht mehr wiedergefunden habe. Ich hatte das Gefühl nur noch das machen zu können, was anderen gefallen sollte.
Aber das konnte ich auch nicht überwinden oder abschalten.
Ich hatte dann 2012 meinen zweiten Herzinfarkt und danach habe ich dann erstmal eine Reha gemacht und dann sehr lange nach einer Festanstellung gesucht. Alleine um das Gefühl von Feierabend zu haben, einfach mal Urlaub zu nehmen oder auch nur mal krank sein zu "dürfen" - ohne ein schlechtes Gewissen dabei zu haben.
Long Story short: Seit 2014 arbeite ich als Product- und Sound Designer in Festanstellung und bin wieder sehr zufrieden. Musik mache ich immer noch, meistens Audiodemos für unsere Produkte, oder ich kümmere mich um das Mastering von Demos und Youtubevideos. Und nach Feierabend spiele ich sehr gerne wieder meine eigene Musik ein, die ich mir auch gerne selbst anhöre. Ganz ohne Anspruch und Ziel. Oder ich mache mal hier und da Masterings oder Abmischungen für Künstler, die ich von früher noch kenne. Die Selbständigkeit war einfach nicht meine Welt. Es hat lange gedauert, das zu erkennen.
Aber ich kam aus dem "Loch" anders nicht mehr heraus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Diesen Composer Burnout kenne ich nur zu gut. Ich habe 20 Jahre lang Musik produziert, 18 davon selbstständig. Das war am Anfang geprägt von Lernen, Experimentieren und Ausprobieren und das hat unfassbar viel Spaß gemacht und eine sehr produktive Kreativität und auch Erfolge freigesetzt. Irgendwann nach ca. 10 Jahren schlich sich aber immer mehr Routine ein. Die ersten Jahre hatte ich das Gefühl, ständig Neuland für mich zu betreten und es war so ein Flow, dass ich das Gefühl hatte, mir selbst beim Spielen und Arrangieren zuzuhören. Klingt vielleicht pathetisch, aber so hab ich das empfunden.
Dieses Gefühl ließ immer mehr nach und irgendwann wusste ich schon, welche Note oder welchen Akkord ich als nächstes spielen werde. Oder welchen Sound ich benutzen werde. Ich hatte den Eindruck, die immer selben Klänge und Motive auf den verschiedenen Synths zu programmieren und zu nutzen. Dazu die ständigen Diskussionen mit Kunden, nachträgliche Änderungswünsche und schlussendlich hat es genervt, selbst bei Kleinstbeträgen den Labels noch hinterherlaufen zu müssen.
Es gab Tage, da hab ich nur im Studio gesessen und absolut nichts gemacht, bzw. wieder gelöscht was ich tat, weil ich MEINE Musik nicht mehr wiedergefunden habe. Ich hatte das Gefühl, nur noch das zu machen, was anderen gefallen sollte.
Aber das konnte ich auch nicht überwinden oder abschalten.
Ich hatte dann 2012 meinen zweiten Herzinfarkt und danach habe ich dann erstmal eine Reha gemacht und dann sehr lange nach einer Festanstellung gesucht. Alleine um das Gefühl von Feierabend zu haben, einfach mal Urlaub zu nehmen oder auch nur mal krank sein zu "dürfen" - ohne ein schlechtes Gewissen dabei zu haben.
Long Story short: Seit 2014 arbeite ich als Product- und Sound Designer in Festanstellung und bin wieder sehr zufrieden. Musik mache ich immer noch, meistens Audiodemos für unsere Produkte, oder ich kümmere mich um das Mastering von Demos und Youtubevideos. Und nach Feierabend spiele ich sehr gerne wieder meine eigene Musik ein, die ich mir auch gerne selbst anhöre. Ganz ohne Anspruch und Ziel. Oder ich mache mal hier und da Masterings oder Abmischungen für Künstler, die ich von früher noch kenne. Die Selbständigkeit war einfach nicht meine Welt. Es hat lange gedauert, das zu erkennen.
Aber ich kam aus dem "Loch" anders nicht mehr heraus.
Danke für deinen Erfahrungsbericht.
Ich kann das auch aus eigener Erfahrung insofern wiedergeben und aus einem Interview mit z.B. Peter Gabriel rekapitulierend insoweit gut nachempfinden:
"Warum solle man einen Weg gehen von dem man wisse, wohin er schon im Vorfeld führt ?"
Das ist auch so manches Mal so mein eigenes Dilemma und ich mich dann teils selbstzweifelnd an Peter`s Worte zurück erinnere.

Ganz herb, wenn dann der Job (und alles andere was so daran klemmt)- leider auch nicht selten, regelrecht zum kardiologischen Stammgast führt.
Hoffe, dir geht es aber insoweit wieder von der Pumpe gut. :xenwink:
 
Das erinnert mich an eine Sendung über Spitzengastronomie, die ich mal vor Jahren sah: dort wurden Köche vorgestellt, deren Werkzeug nicht Messer und Pfanne waren, sondern Rechner und Headset. Die haben nämlich Zutaten vermittelt: wenn da ein pazifischer Wacka-Wacka-Fisch (Ha, ha, hab ich mir gerade ausgedacht, soll ja nur ein Beispiel sein) irgendwo angelandet wurde, mussten die wissen, welcher Koch in Deutschland den womöglich verwerten kann und will, das Vieh will ja verkauft werden. Das setzt fundierte Kenntnisse der Köche, Restaurants und Zutaten voraus, das kann nicht jeder. Und das ohne den Stress in der Küche. Aber ohne Kenntnisse der Materie nicht möglich.

Oder wie unser DBA immer sagte (studierter Verfahrenstechniker bei einem Vermögensverwalter): es ist doch egal, ob in der Datenbank Rohrleitungen oder Wertpapiere sind.
 
Danke für deinen Erfahrungsbericht.
Ich kann das auch aus eigener Erfahrung insofern wiedergeben und aus einem Interview mit z.B. Peter Gabriel rekapitulierend insoweit gut nachempfinden:
"Warum solle man einen Weg gehen von dem man wisse, wohin er schon im Vorfeld führt ?"
Das ist auch so manches Mal so mein eigenes Dilemma und ich mich dann teils selbstzweifelnd an Peter`s Worte zurück erinnere.

Ganz herb, wenn dann der Job (und alles andere was so daran klemmt)- leider auch nicht selten, regelrecht zum kardiologischen Stammgast führt.
Hoffe, dir geht es aber insoweit wieder von der Pumpe gut. :xenwink:
Danke, ja dem Herzen geht es wieder gut. Musik ist für mich offensichtlich eine Herzensangelegenheit.
Ich drück Dir die Daumen dass Du das überwinden kannst. Der Satz von Peter Gabriel trifft den Nagel auf den Kopf.

Ich persönlich brauche auch die ständige persönliche Weiterentwicklung und das war mir in meinem Umfeld damals nicht mehr möglich. Oder vielleicht hab ich auch das Risiko zu sehr gescheut, ich weiß es nicht.
Das war irgendwann nur noch Handwerk, aber keine Leidenschaft.
Fakt ist, dass mir die Mentalität der Kundschaft und vor allem der Musikindustrie sehr zu schaffen gemacht hat. Es scheint, gerade in Deutschland, sehr verbreitet zu sein sich für Dinge, die man selbst nicht kann, Experten zu buchen - um diesen dann aber dauernd ihren Job zu erklären. Das geht dann soweit, dass man selbst an sich zweifelt.
Damit kam ich nicht mehr klar, das war einfach sehr ermüdend.
 
Zuletzt bearbeitet:
und vor allem der Musikindustrie sehr zu schaffen gemacht hat

Wenn ich mich von deinem Namen her Recht erinnere, warst du ja auch "ganz weit oben" mit dabei....ich kann mir vorstellen, dass man, je weiter oben man ist, auch in um so höhere Abgründe blicken kann...

Sehr schön dass du die Kurve bekommen hast, und dass es dir wieder gut geht 😊
 
@Tom Noise “Es scheint, gerade in Deutschland, sehr verbreitet zu sein sich für Dinge, die man selbst nicht kann, Experten zu buchen - um diesen dann aber dauernd ihren Job zu erklären.“

Das geht mir leider ständig so! Hatte früher sehr viel Spaß am Schreiben, egal ob Musik oder andere Themen. Selbst das Akkordschreiben bei ner Tageszeitung war gut, da mir keiner reinredete. Seit 2015 leider nur noch so, wie von dir beschrieben. Und mehrere Blogversuche gescheitert, wie der Koch, der Abends zum Mäckes geht. Mir hilft das Musikmachen und davor Sport zum entspannen - ohne Leistungsdruck, nur für mich.
 


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