Bandmaschine Revox A77 als letztes Glied in Hardware-Workflow-Kette?

Hey Leute,

ich habe mittlerweile einen sehr effektiven Hardware-only Workflow und recorde meine Jams in Logic und meistens sind die dann auch schon fertig als Tracks. Masterkette ist bei mir SSL The Bus+, SSL Violet EQ und Culture Vulture. Mit meinem frisch erworbenen Mackie CR 1604 wird auch gerne mal distorted. Insgesamt steht die Kette meinem ruppigen Technosound schon sehr gut und ich kann den Vibe von 1995 förmlich spüren :) Nun ist "das letzte Studiogerät" aber immer noch nicht gefunden und da liebäugle ich gerade mit der Idee, parallel zur Logic-Aufnahme das ganze noch auf Band aufzunehmen und das dann im besten Falle als Master-Track zu benutzen, also wieder in die DAW aufnehmen ...

Bei Ebay Kleinanzeigen finden sich viele Revox A77 2 Spur Bandmaschine für 400 bis 500 Euro "im guten Zustand", manchmal auch "teilrevidiert". Ich stelle mir gerade die Frage, wie kostspielig das ganze wohl werden könnte, wenn ich tägliche meine Jams auf Band aufnehmen möchte, eine gebrauchte auch mal revidieren lassen will und wie ich gehört habe auch noch fürs Einmessen jemanden engagieren müsste. Habt ihr das Erfahrung? Ich will mir halt kein Luftschloss bauen sondern realistisch darüber nachdenken. Ich erhoffe mir natürlich die sagenumwobene Bandmaschinen-Magie, was auch immer das sein mag?! Vielleicht gehts mir aber auch um das meditative Drehen der Spulen, während ich Jamme ?! Oder beides?

LG Kai
 
Bandmaterial ist ein sehr teures Hobby, im Prinzip so wie Kokain oder Nutten.

Der Lustgewinn ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen, aber s empfiehlt sich, genügend Geld für Materialbeschaffung und anfallende Wartungskosten in der Hinterhand zu haben.

Einen digitalen Mix auf Senkel zu ziehen und wieder zurück in die DAW kann interessant sein. Muß es aber nicht.

Stephen
 
Vielleicht steigste ja mit nem Tascam 288, Yamaha MT8x o.ä. Mehrspurkassettenlösungen ein. Wenns dein Ding ist, kannste ja upgraden.
 
Vielleicht steigste ja mit nem Tascam 288, Yamaha MT8x o.ä. Mehrspurkassettenlösungen ein. Wenns dein Ding ist, kannste ja upgraden.

Würde ich nicht machen -- erst Geld verknattern, um dann in die nächste Liga einzusteigen? Cassette ist zwar analog, hat aber mit Senkel klanglich nur wenig zu tun (und wenn, dann geht es gleich in die Vollen mit Nakamichi-Tapedeck und TDK MA-XG).

Wer eine A77 kauft, muß damit rechnen, daß Wartungskosten anfallen. Teilgewartete oder generalüberholte Geräte sind meist genau das, nämlich eine Baustelle -- und von Grund auf überholte Geräte sind meist deutlich teurer als 500 Euro.

Vernünftiges Bandmaterial ist ebenfalls teuer, dito das Einmessen des Tonbandgerätes auf ebendiesen Typen.

Will sagen: Einstieg ist ein Ding, Aufwand finanzieller und materieller Art stemmen zu wollen, ein ganz anderes -- und ob das erhoffte Ergebnis dem gerecht wird, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Stephen
 
Da ist aber ein Schnürsenkel weniger authentisch, die Summe ging doch 95 meistens auf DAT.
Kann ich nur bestätigen. Wir sind 1985 von 1/4" 38cm/s Band auf Betamax-HiFi-Tape umgestiegen und Ende 1987 auf DAT. Schnürsenkel wurde zwar immer parallel gezogen, und war auch manchmal noch als Ablieferungsmedium nötig, aber der eigentliche Mix lief auf DAT. Wenn Band-Schnitt nötig war (digitaler Audioschnitt war für uns noch nicht erschwinglich), wurde das eine Bandkopie vom DAT-Tape erstellt und die dann geschnitten.
 
Kann mich nur noch dunkel dran erinnern, Anfang der 90er mit einem Sony PCM-601 Prozessor rum gemacht zu haben mit Beta Recorder. Zum Mastern wurde das dann bei einer Firma umkopiert auf U-Matic Tapes und dann geschnitten.
 
Mangels DAT (kam bei mir erst 94 dazu) habe ich für das „Demo Master“ zum weiteren kopieren auf Cassette von ~Ende 89 bis Anfang 94 oft auf den S-VHS Recorder vom Vater als Audio „gemastert“. Das war Ende der 80er ein sündhaft teures semiprofessionelles Panasonic Teil. Incl. der Diskussion wenn ich das Teil aus seinem „Hobby-Film-Studio“ wieder mal in den Musikraum im Keller entführen wollte. Es war so ca. eine 25%-Quote, 3xNein vs. 1xJa ;-)
 
Bin vor einiger Zeit an eine komplett revidierte und klanglich super Schnürsenkel und eine Tascam 38 gekommen. Reinigen und entmagnetisieren gehört zum ständigen Begleiter und Revisionen gehören bei älteren Geräten immer dazu. Ob Synth, Recorder, Mixer oder Auto. Das sollte man sich bewusst sein.
 
Ich würde sagen, lass es.
In Anbetracht des Alters der Maschinen gilt: Nach der Wartung ist vor der Wartung.
Das kostet Geld und ist vor allem potenziell nervig, sofern du den Fachmann nicht gleich nebenan hast.
Und ansonsten, what Stephen said.
 
Das war aber Video-Schnitt -
Mastern für eine CD als Endprodukt war zu der Zeit schwierig. Gemacht hatte das damals eine Firma Offermann aus Wiesbaden. Aber diese Audio Sachen liefen wohl auf NTSC und ich kam da ganz stolz an mit meiner fertig geschnittenen U-Matic Kassette und musste mir dann sagen lassen, das sie mit Pal nichts anfangen könnten. Das war damals alles Schrägspuraufzeichnung um auch durch den Trick an gute Audioqualität 16/44.1 zu kommen. U-Matic hatte noch zusätzlich 2 "normale" unabhängige Audiospuren in Längsspur zur Videospur, die man auch hin- und her bouncen konnte aber allenfalls in der Qualität eines guten Cassettenrecorders. Schneiden fand dann quasi in der Austastlücke statt. Beide Maschinen fädelten nach Start das Band aus den Cassetten um die rotieren Kopftrommel, fuhren ca. minus 7 sec vom Schnittpunkt, wobei Master dem Slave dann die Sync Info gab und der Schnitt war dann in der Austastlücke. Es gab damals auch noch High- und Lowband. High war damals Sendequalität und Low war eher Industriefilm und auch um einiges billiger. Ohne PCM Prozessor lief aber nichts mit Audio auf den "Videorecordern".
Je schneller so ein Band an einem stehenden Kopf vorbeiläuft, desto besser ist die Audioqualität. Man könnte auch theoretisch Videomagnetband an einem stehenden Kopf vorbeiführen, aber das nur mit hoher Geschwindigkeit und entsprechend Materialverbrauch in riesigen Rollen und das wurde ja auch gemacht in den Sendeanstalten. Problem wird aber dann auch später beim Digitalisieren sich auflösendes Bandmaterial gewesen sein mit "einbacken" der Bänder usw. Eine Kopftrommel mit 2 oder mehr kleinen Streichholzkopf großen Köpfen hat auch garantiert mehr Abrieb auf alten Bändern erzeugt als stehende Köpfe. Da ist die Auflagefläche des Bandes auf den Kopf auch größer.
Kopftrommelwechsel, Reinigung, und Justierung war alles nicht einfach. Und wenn eine Maschine im ersten Moment nach dem Wechsel gut ausschaute, konnte das in Verbindung mit der zweiten Maschine wieder schlecht ausschauen mit der Austastlücke und dann mußte man nochmal nachjustieren.
 
Haha ... kniffliges Thema. Ich würde sagen, machs wie beim Oldtimer-Kauf: Einfach mal bei jemandem Probe fahren, der sowas rumstehen hat. Und dann entscheiden, ob's das analoge Anwärmen und Knistern wert is. Bei ruppigem Techno-Sound wär vielleicht einfach n Saturator ala elysia karacter in deinem Recording-Strip effektiver. Kannst auch noch als M/S-Mixing-Chain fürs Abmischen einbinden.
 
Statt Tape lieber einen semiguten Compressor (Dbx, Drawmer und so) und noch einen Vitalizer auf die Summe für das gewisse 1995 Gefühl.

Der im Nachhinein fast immer die Erkenntnis brachte: „Mist, im Club zischeln die HiHats/Shaker zu stark und der Bass wummert unangenehm :)
 
Wenn es dir nicht um den guten Sound sondern mehr um den Spass an analoger Technik geht, was spricht dann gegen einen 4 Spur Kassetten Recorder von Tascsm oder Fostex? Solche Bandmaschinen brauchen keine aufwendige Wartung. Und der 90er Jahre Techno soll auch absichtlich räudig klingen. Dann passt es doch.
 
Wenn es dir nicht um den guten Sound sondern mehr um den Spass an analoger Technik geht, was spricht dann gegen einen 4 Spur Kassetten Recorder von Tascsm oder Fostex? Solche Bandmaschinen brauchen keine aufwendige Wartung. Und der 90er Jahre Techno soll auch absichtlich räudig klingen. Dann passt es doch.

Dann tut es auch (wie @ppg360 schon andeutete) ein ehemaliges High-End Tapedeck mit Hinterbandkontrolle.
Da kann man dann schön mit Bias-Regler und Aussteuerung im A/B Vergleich rumspielen bis es schön „punscht“.
 
[...] Solche Bandmaschinen brauchen keine aufwendige Wartung. [...]

Das stimmt.

Deswegen sind die meisten Geräte dieser Spezies auf dem Gebrauchtmarkt auch durch die Bank defekt bzw. bedürfen einer gründlichen Überholung.

Vom Dynamikumfang auf 1/8"-Band wollen wir jetzt mal nicht reden (ja, ich weiß, Bruce Springsteen hat auch eine Platte auf so einem Cassetti aufgenommen... man kann es mit falsch verstandener Authentizität auch übertreiben).

Stephen
 
Vielen lieben Dank an die rege Beteiligung und die vielen Antworten!!! Also ich glaube mit einer Revox A77 hole ich mir hier eine teure Baustelle ins Studio, die meinem effektiven Workflow entgegensteht! Jedenfalls lese ich das so raus. Ich bin schon überfordert, wenn mein Fahrrad zur Reperatur muss ...
Da würde ich tatsächlich eher mit Kassette rumprobieren und schauen, wie es klingt, wenn ich per Tape 2 Spur aufnehme. Vier Spuren brauche ich nicht, da ich eh nur Master Summe aufzeichne. Habt ihr bzgl. Kassettenrekorder eine Empfehlung? Bei meiner Recherche bin ich bei der Tascam 122 hängengeblieben, die aber auch ordentlich bezahlt werden will bei Ebay Kleinanzeigen ...

Aber der Tipp mit dem Ausprobieren ist tatsächllich gut! Das müsste ich echt mal machen :) Von euch wohnt nicht zufällig jemand in Berlin und hat eine Bandmaschine da? :)

Aber vielleicht reicht mein Sound gerade auch schon, jedenfalls haben der Culture Vulture und das Mackie Pult genau die Portion Zerstörung reingebracht, die ich mir immer gewünscht habe :) Elysia Karakter fand ich nicht so dolle ... Aber das letzte Studiogerät fehlt doch noch ...

LG Kai
 
Habt ihr bzgl. Kassettenrekorder eine Empfehlung?

Revox! Ich hab längere Zeit mal mit einem - ich glaube es war ein - B710 Mk2 rumgespielt, stilvoller geht Kassette kaum...

Eine Revox B77 hab ich auch längere Zeit mal beutzt und ich schließe mich der Mehrheit hier an - klingt geil, Workflow supergeil (wenn man nur Stereo-Summe aufnehmen will), aaaaber es ist halt leider immer irgendwas

wenn man keine Lust hat entweder selbst in die ganze Magnet-Thematik einzusteigen (saubermachen, einmessen usw.) oder nicht sehr viel Geld für Service ausgeben will sollte man doch eher zum Computer greifen und sich dann vielleicht eher vom Workflow am Band orientieren - also nicht mit 100 Spuren und 1000 Plugins rumdoktern sondern einfach Stereo aufnehmen und gut ist
 
[...] Habt ihr bzgl. Kassettenrekorder eine Empfehlung? [...]

Die vernünftigen Teile sind preislich durch die Bank in derselben Liga angesiedelt wie die Revox A77, und da sie mechanisch angetrieben werden über Reib- und Zahnräder sowie Riemen und dergleichen, ist der Wartungsaufwand auch bei den hochwertigen Tapedecks hoch -- womöglich sogar ungleich höher, da alles viel kleinräumiger und kompakter ge-/verbaut ist.

Ich bin ein Freund von AKAI GX-6/75/95 wegen der unverwüstlichen Köpfe -- und ein Feind wegen der verharzten Laufwerke mit ausgeleierten Gummiriemen, die nur durch hinten durch die Brust geschossene Austauschteile ersetzt werden können. Die alleine aus- und auseinander zu bauen, ist ein Alptraum. Revox- oder Nakamichi sind sicherlich auch keine schlechte Wahl, aber je ausgereifter, desto wartungsintensiver.

Habe ich schon von der Beschaffung hochwertiger Magnetbänder auf Compact-Cassette gesprochen? Mir wurden mittlerweile dreistellige Beträge für originalverpackte TDK- und Maxell-Metal-IV-Bänder geboten.

Stephen
 
...oder halt sowas:

IMG_4889.jpeg

...wobei ich mich da jetzt primär auf die drei Köpfe beziehe, weniger auf den genauen Typen...
 
Ich habe noch ein Yamaha KX-800 3Kopf Tape - und noch originale TDK´s teils einegschweisst.

Damals auch damit aufgenommen - sauber und sauber eingemessen klang das nicht übel.

Unvergessen und UNVERKÄUFLICH
 
schade, habe vor kurzem erst ein nakamichi verkauft..
(wäre evtl etwas für dich gewesen)
ansonsten schliesse ich mich der akai gx
fraktion an.

oder sonst tascam oder marantz.
 
Habt ihr bzgl. Kassettenrekorder eine Empfehlung? Bei meiner Recherche bin ich bei der Tascam 122 hängengeblieben, die aber auch ordentlich bezahlt werden will bei Ebay Kleinanzeigen ...
Ich habe mir einen Fostex x18 bei eBay gekauft. Ich hatte wohl Glück, dass der Recorder voll funktionsfähig und im guten Zustand ist. Der Sound ist schön räudig, leicht unangenehm 😅. Allerdings nutze ich den nicht zum Aufnehmen sondern zum samplen alter Tapes. Ich denke gebrauchte Tape Recorder sind ein wenig wie Glücksspiel. So sieht es aus: Fostex X18

Wenn du lieber Neuware haben willst, Thomann verkauft 19zoll Rack Geräte von Tascsm. Sowas hier:
 


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