Es war noch nie so einfach "eine Platte zu veröffentlichen". Es gibt keine Schwelle mehr, die das filtert. Es geht halt gleich zu Spotify oder sonstwohin in Selbstvermarktung. Gleichzeitig scheint die Demut oder Schamgrenze für den eigenen Kram, der schlicht nicht gut ist - gesunken. Um nicht zu sagen schrecklich schlecht. Selbst übelster Kram wird veröffentlicht und für einsfuffzich zum Download angeboten. Kann man machen. Ist ja nicht verboten.
Wir ertrinken in einem Ozean aus Mittelmäßigkeit. Es ist sehr schwierig da die Diamanten zu finden.
Musikschaffende die wirklich wissen was sie tun, und wie sie es tun müssen damit es gut wird, brauchen kein Behringer. Die machen das gut mit oder ohne.
Behringer hat evtl. die Anzahl der Produktionen erhöht, die analoge Hardwaresynth enthalten. Besser wurde es glaube ich nicht damit. Nur mehr.
Insofern kann ich mir schon vorstellen daß die Firma damit was beeinflusst hat. Es ist so günstig, dass man sich das auch kauft wenn man es gar nicht braucht. Auch das Kaufverhalten von elektronischen Instrumenten hat Berhringer damit beeinflusst.
Ich unterstelle, dass Menschen, die wirklich professionell mit solchen Geräten arbeiten, sich nur bedingt auf Behringer Hardware verlassen. Ich kann mir vorstellen Peripheriegeräte vielleicht sogar öfter als Synth. Bei den Synth werden schon einige einen Minimoogclone von B haben, ganz einfach weil er ein guter Simulant ist und der Preis vom Original eine Unverschämtheit. Aber so schrecklich viel nutzt einem so ein Ding alleine halt nicht. Vielleicht probieren sie auch mal mit einem Teil mit Tastatur herum, aber das macht nicht das Rückrad der Werkzeuge aus. Die Leute haben "ihre" hochwertigen Sachen, wenn sie überhaupt Hardware benutzen. Man braucht doch nur die Bilderserien von professionell ausgestatteten Tonstudios durchschauen. Nicht die der Hobbyprodduzenten, die gerne teuer aussehen wollen.
Da geht es nicht drum wie viel da drin steht, sondern genau das was die Leute wollen. Oft ist das recht spärlich. Und bei einigen alten Säcken richtig teuer. Aber das ist ja auch oft genug über ein Leben lang erarbeitet worden. Und es hat Gründe warum das da steht.
Ich habe letztes Jahr einen Produzenten in Mannheim besucht. Der hat Kram verkauft, weil er den Laden zugemacht hat. Hatte vorher Die Söhne Mannheims produziert. Und anderes. Da hat man richtig gemerkt dass er eigentlich kein Interesse mehr an den Geräten hat. Das waren einfach nur Tools, die er jetzt nicht mehr braucht. Aber teure, echte. Kein Behringersynth dabei.
Wenn man mit solchen Leuten spricht, wird die Idee - überhaupt grundsätzlich die Idee, dass eine Firma mit ihren Produkten das Musikgeschehen signifikant beeinflussen kann - zu einem Gedanken mit sehr wenig Bedeutung.
Menschen machen Musik. Nicht die Produkte einer Firma. Und mittlerweile auch KI´s.
Oder kurz ausgedrückt: Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Mit dem Aufkommen der Digitalisierung ist alles einfacher geworden, was sich auch im musikalischen Bereich ausdrückt, in dem sich heute jeder be(s)tätigen kann. Oft wünscht man sich, dass ein gewisser Teil der Musik-Schaffenden seine Werke nur im kleinen Kreis veröffentlicht, aber da steht oft der Wunsch nach Ruhm und Kohle im Raum...
Genau, die Veröffentlichung eines Werkes war noch nie so einfach wie heute. Früher war es die so oft gescholtene Musik-Industrie, die noch gefiltert hat. Aber da konnte man sich auch noch sicher sein, dass man dafür in vielen (oder den meisten?) Fällen Qualität bekommt, während heute eben von vielen Unbegabten der Weg direkt nach Spotify und Co. führt.
Ich weiß jetzt nicht, ob das repräsentativ ist, aber wenn ich in mein Fitness-Center gehe, höre ich ständig Musik mit Fragmenten (meist Vocal-Phrasen) aus den 90ern und 2000ern. Spontan kann ich mich an einen ständig wiederholten Loop von Inner City's "Good Life" erinnern. Häufig aufgefallen ist mir eine schier penetrante Wiederholung immer gleicher Vocals, die im Kontext eines anderen Beats verwurstet wurden - das fand und finde ich ziemlich einfallslos.
"Ozean aus Mittelmäßigkeit" - das ist eine gute Beschreibung für das sich darstellende Dilemma der Musiklandschaft. Ich habe vor längerer Zeit bereits einen Thread angestoßen und behauptet, dass die Charts-Musik früher sehr viel besser war als heute und das auch schlüssig dargelegt. Als Antwort erhielt ich, dass es auch heute noch gute Musik gäbe - was sicherlich korrekt ist, nur ist der Aufwand viel größer, weil man diese erst (mit etwas oder auch viel Glück) finden muss, während es früher schon ausreichte, die Charts anzuhören, um auf das ein oder andere gute Stück zu stoßen. Wie viele Songs von früher werden denn heute noch (gern) gespielt, und wie viele Songs von heute werden wohl noch in der Zukunft gespielt?
Zu Behringer kann ich gar nicht so viel sagen, aber ich finde es gut, dass die Möglichkeit besteht, an preiswerte Instrumente zu kommen, die hoffentlich auch gut klingen - ansonsten wäre es natürlich rausgeschmissenes Geld.
Professionell ausgestattete Tonstudios... da fällt mir spontan Michael Cretu ein.
Kunst kommt von können. Und das Können muss man sich erarbeiten. Auch wenn es heute viele Hilfestellungen gibt, die einem die Arbeit erleichtern, muss man sich mit der Materie befassen und sich reinfuchsen, um irgendwann (vielleicht) zu einem Profi zu werden, der sein Handwerk versteht. Und dann muss man natürlich auch noch Musik im Blut haben, ein Gefühl für Rhythmus, denn wo keine Leidenschaft ist, kann auch nichts Leidenschaftliches erwachsen.