Genau das liegt das Problem, kann gut sein dass die Hardware bei dir fürs Mixing und Mastering (darum ging es an der Stelle der Diskussion) besser funktioniert und es wird wahrscheinlich immer einen Hersteller der daran verdienen wird die alten Teile erneut aufzulegen, von daher wird es an Ersatz nicht mangeln. Aber es kann gut sein das jemand mit Software und einer Oberfläche die einem entsprechendes optisches Feedback auf die Eingaben gibt besser klar kommt oder einfach kein Raum oder Geld hat sich das alles in Hardware hinzustellen.
Diese ganzen Vorurteile der alten Herren (denn mittlerweile zähle ich ja auch schon irgendwie dazu) ist wirklich nervig, als wolle man ihnen irgendwas nehmen wenn jemand einen anderen und vermeintlich einfacheren oder zumindest preiswerteren Weg gehen will. Ich vermisse hier ein wenig die Offenheit, die du afair vor 20 Jahren noch gehabt hast.
Ich kann nur für MICH behaupten was für MICH am besten funktioniert, ich sitze zumindest bei den Klangerzeugern irgendwo zwischen den Stühlen, nutze das was für mich von der Zielvorgabe gerade am besten funktioniert und das ist zumindest im Moment ganz weit von Vintage und Emulationen entfernt.
Jeder muss doch für sich selbst entscheiden, was man persönlich favorisiert.
DIE Lösung für alle gibt es nicht!
Sicherlich hängt der Einsatz des entsprechenden Werkzeugs auch von anderen Faktoren ab.
Ich nutze für das Mastern natürlich auch Software, keine Frage. Aber dennoch ist mein DBX 160 SL Kompressor immer noch musikalischer, als jedes meiner PlugIns. Daher wird der auch weiterhin noch verwendet. Ich kann ihn viel feiner justieren.
Der gute Hardware-EQ wurde schon vor ewigen Zeiten durch Software ersetzt, auch von den ganzen Delay- und Reverb-FX stecken heute keine mehr im Rack.
Es wird also immer das Beste aus beiden Welten eingesetzt.
Viele Hardwaregete würde ich jetzt auch nicht mehr kaufen, aber die sind nunmal da.
Was mich betrifft.
Es ist leider immer das gleiche Problem.
Ich war und bin immer technologieoffen, setze natürlich auch Computer ein.
Es ist also nicht der Punkt, das ich mich dagegen sperre und das grundsätzlich ablehne.
Der ständige Versuch, mich „bekehren“ zu wollen und mir vorzuwerfen, das der Opa ja eh keine Ahnung hat und „alles falsch macht“, nervt mich ziemlich. Meist kommt das von Leuten, die mich nicht kennen.
Es wäre ja ganz schön, wenn man einfach mal versucht mich zu verstehen, aber dazu müsste man sich auch mal mit meiner Arbeitsweise auseinandersetzen.
Die ist ja nicht vom Himmel gefallen, sondern hat sich über mehrere Jahrzehnte immer wieder weiter entwickelt.
Wenn ich beispielsweise reale tonnenschwere Kirchenglocken binaural aufnehme, dann kann ich das mit keinem PlugIn emulieren. Das trifft für alle meine akustischen Instrumente zu.
Eine Klangschale zu reiben, den Sound langsam aufzubauen, lässt sich mit dem Rechner nicht umsetzen.
Statt aufwändiger Field-Recordings könnte ich fertige Samples nehmen, aber ist es das, was meine Hörer erwarten?
Fertigsoße schnell zusammengeklickt? Zack.
Presets gedrückt? Klack.
4/4 tel Beat reingenagelt? Tschack.
Dann ist mein Album in 2 Wochen fertig und nicht erst nach 6-7 Monaten und klingt genau so, wie ich es nicht haben will.
Für manche Leute mag sich das akustische Ergebnis fast identisch anhören, aber es wäre dann nicht „echt“.
Mir ist das enorm wichtig!
Ich weiß selbst sehr gut, das ich Tapeloops auch digital emulieren kann, aber es ist doch nicht so intuitiv, als direkt mit echtem Band zu arbeiten.
Ich könnte mit VCV-Rack fast mein gesamtes Modularsystem ITB ersetzen, das habe ich nie bestritten. Die feinen Reglerbewegungen bekomme ich damit aber nicht hin. Mit Hardware ist das eine völlig andere Arbeitsweise, die mir Software einfach nicht bieten kann. Ich spiele beispielsweise gerne mit Feedback und FM, aber das kann ein Programm in der gewünschten Güte nicht leisten, das es mir analoge Hardware ersetzen könnte.
Vielleicht ist mein Anspruch auch nur zu hoch, weil ich den Unterschied von einer digitalen Filterbank und einer, mit von Hand gewickelten Spulen, hören kann und letzteres vorziehe.
Weil ich den Unterschied von einem Minimoog PlugIn zum echten alten originalen Minimoog höre und lieber an den riesigen Knöpfen drehe. Sorry, die feinen Schwebungen habe ich mit keiner Software bisher erreichen können.
Ein echtes Rhodes oder eine alte B3 klingt eben anders und das spielt sich auch völlig anders. Warum hört das denn Niemand?
Kurz:
Ich bin der alte weiße Mann und habe keine Ahnung.