Albert Hofmann ist gestern gestorben

dns370 schrieb:
Übrigens was bedeutet "erleuchtet" zu sein?

Wie sagen die Fachleute?

Wenn Du es bist, dann weißt Du es.
Wenn Du fragst, was das ist - weitermachen!

@ekki808, was ist denn nun eine psychedelische Vorbildung?

Grüße
 
ekki808 schrieb:
Moogulator schrieb:
Kann man nehmen oder nicht nehmen und auch ignorieren. Eindeutig ist jedoch, dass die Drogenmenschen nicht unbedingt sehr glücklich und einfach durchs Leben kommen, dafür muss man nicht einmal 2mal hinschauen ;-) Da kenn ich genug Leute *G*
grad psychedelika können einem ja dabei helfen, keine drogen mehr zu nehmen bzw gar nicht erst damit anzufangen

abgesehen davon ist ein leben ohne probleme ist gar nicht wünschenswert. freud und leid wechseln sich halt ab, das ist gut so

Moogulator schrieb:
Die meisten schieben Depri, sind arbeitslos und etwas langsam bzw aufgedreht.
glaub nicht daß die wegen lsd depri schieben, wohl eher wegen alkohol, zigaretten und anderen drogen

unter reichen und adligen gibts mindestens genausoviel leute mit suchtproblemen wie auch mit psychedelischen erfahrungen wie unter hartz 4lern. kommt nur drauf an in welchen kreisen man sich grad bewegt

durch die illegalisierung werden psychedelika halt mit abhängig machenden drogen in einen topf geworfen, und man hat leider nicht die möglichkeit, diese substanzen mit entsprechender vorbereitung in sicherer weise zu konsumieren und kommt unweigerlich mit ungesunden substanzen in kontakt
völlige legalisierung fänd ich auch nicht gut, aber eben kontrollierte abgabe.. in der hinsicht tut sich auch einiges http://www.maps.org/ setzten sich zB recht erfolgreich für entsprechende therapien usw. ein

Die Leute holen sich das Zeugs eh, sie können idR nicht gut damit "umgehen" und die meisten machen sich oder/und anderen damit was vor. Es gibt AUCH Leute, die damit klar kommen, aber wir kennen das ja.

Es gibt auch andere Verhaltensweisen, die theoretisch "sucht" bedeuten, Spielen. Netz. foren, was auch immer. Das ist nicht verboten. Es gibt Leute mit Waschzwang oder sonstwas.

Bin in der Sache leider nicht deiner Ansicht.

Ein Leben ohne Probleme ist nicht wünschenswert? Naja, jeder wie er will, interessantes Konzept. Aber nicht meins.

Drogen: Naja, verwirrung und langsamkeit ist fast immer dabei oder aufgedrehtheit, je nach Droge halt..
Besonderen Durchblick haben regelmäßige Drogenmenschen idR seltenst.

hIV und adlige: Da stimm ich zu, es spielt keine Rolle welche "Schicht", hatte da auch nichts anderes behauptet.
 
Hieroglyphone schrieb:
Ich glaub der Hype entsteht auch ein bischen dadurch, dass die Jungen Leute heute in der streng rationalisierten Welt sich ein wenig Magie und irrationales herbeisehnen. Gerade bei LSD passiert unweigerlich irrationales und unerklärliches.

Evtl, aber meist ist es Neugier. Man will auch mal, vielleicht auch mal cool sein oder auch mal Erlebnisse haben oder oder oder..

Das ist ja auch ok, wichtig ist nur, dass mein Zeugs hier nicht als Belehrung rüberkommt. Aber es gibt auch interessante Ideen dazu, wie man sich das begründen kann, damit man weiter machen kann.

In Bayern reicht Tradition, da ist man schon Alien, wenn man kein Bier mag ;-) Wozz? Nix drianken, oldä?
Brauchst wos o'ständiges!

;-)
 
Hieroglyphone schrieb:
gut. Das ist auch Definitionssache. Mit Deinen Beispielen hast Du recht. Die Projektion einer Welt die es nicht gibt ist tatsächlich irrational. Ich habe in dem Beispiel eher das Rationieren also die rationalisierte Welt gemeint in der jedem anscheinend nur das zusteht was pässlich ist und dass dadurch eben das Bedürfnis entsteht über den Tellerrand seiner eigenen Ration zu blicken.

…die projektion einer welt die es nicht gibt…ist tatsächlich irrational…



das bewegt sich stark in richtung castaneda. dann muss man aber auch berücksichtigen, welchen standpunkt er zu drogen vertritt und sollte nicht vergessen, das seine ersten beiden bücher kern einer nachfolgenden drogenesotherik wurde, die castaneda nie auslösen wollte.

bestimmte starke halluzinogene btw psychoaktive/psychotrope substanzen wie zb lsd, mescalin, psilocybin oder ähnliche haben nur bis zu einer bestimmten und für "normal-konsumenten" kaum einschätzbaren dosierungsgrenze vielleicht eine wirkung, die man evtl im medizinisch-therapeutischen bereich einsetzen könnte.... das religiös-mystische moment dabei lassen wir hier besser mal weg, das vertragen die meisten eh nicht. das rechtfertigt auch kaum das risiko von schweren psychosen, die man in der generation "reinpfeifen und gut drauf sein" riskiert und das mit psychedelic begründet.
imho können gewisse drogen entspannend wirken, weiter nix. da steckt keine transzendenz drin, egal wie sehr man sich das auch wünschen möchte. die meisten drogen haben negative wirkungen, die mehr oder weniger schnell einsetzen. wer glaubt mit drogen eine psychedelisch erleuchtung zu erfahren, merkt nur selten, wie matt die birne geworden ist. - sprich beginnender verlust des realitätsbezugs. da hilfts auch nicht, das thema esoterisch zu verpacken.

castaneda clean lesen und irgendwann clean verstehen, bringt einen weiter zur erleuchtung als sich die birne wegzuknallen und auf die erleuchtung zu hoffen, eine irrationale projektion zu verstehen.
 
irrational und reale welt? was ist denn bitte genau "real"? ;-) Einige sind ständig in Gefahr oder Not, andere nicht. Obwohl sie nebeneinander stehen und im gleichen Land/Stadt etc. Wessen "Realität" nehmen wir denn da?

klangraum: Ja, so etwa. Eben einen Mythos aufbauen und ihn feiern.
 
zun thema lsd und "spiritualität" find ich diesen text von Zen Meister Seung Sahn ganz treffend:
SPECIAL MEDICINE AND BIG BUSINESS
From Dropping Ashes on the Buddha by Seung Sahn
Grove Press 841 Broadway NY NY 10003 LC: 75-37236 ISBN: 0-8021-3052-6

One spring afternoon, three students were having tea in Seung Sahn Soen-sa's room at the Providence Zen Center. One student said to Soen-sa, "Many people have come to Zen as a result of their experience with psychedelics, or 'special medicine,' as you call it. Is taking psychedelics good or bad?"

Soen-sa said, "The question of good or bad is not important. It is neither good nor bad. What is important is why they take this medicine. Do you understand?"

Another student said, "What do you mean by good and bad?"

Soen-sa said, "Taking the medicine in order to understand is good. Taking the medicine because of the good feelings it gives you is not so good."

"Then it's possible to come to an understanding through special medicine?"

"It is possible. Many people are attached to name and form. They take this medicine and for five or ten hours it is the same as death. They have no hindrance from their body and their body's desires. It is like a dream. There is only the free action of their consciousness, the free play of the Karma I. So they understand that all life is empty. Life is death; death is life. They understand very clearly that fighting and differences among people are unnecessary, are just the result of wrong thinking. They no longer desire to be rich or successful. Rich or poor, success or failure--it is all the same. It comes to the same thing when you are dead."

The first student said, "You've just convinced me to take special medicine twice a day!"

Soen-sa said, "Taking it once or twice can be very helpful. But taking it more often is dangerous. It is very easy to become attached to special medicine. You are already a Zen student. So you already understand that life is empty; you understand what the true way is. When your body is sick, it is sometimes necessary to take a strong drug. But when you are healthy, you don't take drugs. So this special medicine cures some sickness, but it creates other sicknesses. After you take it, you have many attachments. You don't feel like working. You don't want money. You only want to relax or work in the garden or listen to music or enjoy art."

"Not make money? Heaven forbid!"

"This is an attachment to natural-style or hippie-style living. It is no good for a Zen student. Many people take special medicine and understand themselves. But their understanding is only thinking. It is not attainment. True attainment of emptiness means that all thinking has been cut off. There are neither likes nor dislikes. Natural-style living is good. Plastic-style living is good. There are no attachments to anything."

The third student said, "Soen-sa-nim, many different people practice Zen. I practice Zen; businessmen and lawyers practice Zen. I have an attachment to natural-style; they have an attachment to big-business-style. You don't say to them that they must give up business and only practice Zen, and you don't say to me that I must give up natural-style and only practice Zen. It's just different karma, isn't it?"

Soen-sa said, "Your life is natural-style; that's good. Businessman-style living is also good. What is important is why you are living this way. If you desire money for yourself or if you desire natural-style for yourself--this is no good. If you cut off your desires, then business is not business. It is Bodhisattva business. Natural-style is not natural-style. It is Bodhisattva action. So you can use business or natural-style living to teach all people the true way."

"You can teach natural-style living?"

"Yes, teaching natural-style is very good, as long as you are not attached to it. Natural-style is very high-class Bodhisattva action."

"Why?"

"True hippies have no hindrance. If I have no money, that's okay. If I don't have a house or a bed, that's okay. I can sleep anywhere, I can eat any food. My whole life is freedom. I am free to do anything. Having no hindrance means not being attached to anything. So this hippie-mind is very good; it is a very high-class mind. But many young people are attached to hippie-style or natural-style living. This is no good. If you are attached, then hippie-style becomes a hindrance. You must cut off all thinking and all desires for yourself. Then you will soon attain enlightenment. The hippie-mind is only one hair's-breadth away from enlightenment. If a hippie could cut off his attachment to being a hippie, he would soon discover, 'Oh, this is enlightenment!' One of my first students in America had very long blond hair, which he wore in a pony-tail. One day I said to him, 'I think it would be good if you cut your hair.' He said, 'No no, I like my hair the way it is.' I said, 'If you are attached to your hair, you cannot attain enlightenment.' 'Okay, then I will cut my hair.' 'Fine. Now you don't need to cut it.' So he learned that being a true hippie is having no attachments. Afterwards, he did hard training and soon understood."

The first student said, "Is it possible for a businessman to have no hindrance?"

Soen-sa said, "Only if he has no desire. If he is working and earning money in order to help other people, then Zen is business, business is Zen. They are not two. All jobs are the same. Most people don't understand this. They are only interested in making a lot of money or becoming successful. This is small I. But if I make money to help all people, then business is good business. It is Big Business!"

* See also, "Psychedelic Experience and Spiritual Practice: A Buddhist Perspective."

gibts auch ein buch zum thema: http://www.zigzagzen.com/
 
Die Suche nach Erleuchtung

Um hier zur Erleuchtung ein wenig beizutragen: ;-)

Ich finde, LSD wird überschätzt - obwohl ich therapeutische Anwendung <i>definitiv</i> nicht ausschließe. Aber bei den meisten Konsumenten kommt mir das vor wie:

Suche nach inneren Erleben bei gleichzeitiger Weltflucht.

Die Welt, wie sie ist, kann durchaus den einen oder anderen Grund zur Flucht liefern, okay. Chemisch verursachte Psychosen, die von Halluzinationen begleitet werden, mögen (manchmal) eine überaus interessante Erlebnisdimension bieten. Sowas kickt natürlich mehr als z.B. eine Nitendo DS.

(obwohl: ich bin mir da garnicht so sicher...)

Bei Drogenmenschen sieht man aber auch den Regelfall: Die Flucht misslingt irgendwie. Die Welt kommt zurück, und teilweise sogar mit neuen Schrecken. Schlimmer noch, unter Umständen hat bei heftigen Drogenmenschen die Erlebnisfähigkeit gelitten. Dann kickt halt nur noch der nächste Trip. :mad: Für mich eine etwas andere Sache ist die - seltene (!) - Nutzung von <i>harmloseren</i> Psychodelika als LSD. Sowas kann evtl. tatsächlich als wichtige Anregung wirken, und vielleicht z.B. dabei helfen, eine kreative Blockade zu überwinden.

(Meine Theorie dazu lautet: Da gibt es aber auch noch andere Möglichkeiten.)

Das Risiko von dauerhaften Psychosen ist bei Psillos deutlich geringer. Gewisse, durchaus beachtliche Risiken bleiben. Ob die Konsumenten wirklich die Disziplin haben, jedesmal auf ein gutes Setting und auch auf einen dreimonatigen Abstand zu achten - ist dann die nächste Frage. Die Risikobilanz auch von harmloseren Psychedelika ist m.E. nicht so günstig, dass man sie "<i>just for fun</i>" nehmen sollte. Meiner Meinung nach.

Mal ganz pauschal formuliert: Ich habe zu oft erlebt, dass Drogen die Kreativität und den Output von Musikern hemmen oder sogar zerstören, als dass ich Drogen für das ultimative Kreativitätstool halten könnte. Besonders zerstörend wirkte nach meinen Beobachtungen Koks, warum auch immer. Die Story war, die ich z.B. bei einem Käufer meiner Instrumente kennengelernt habe, kurz gefasst: Musiker verdient plötzlich mit Mucke Geld, kauft viel Koks, kaum noch Output, Ende der Karriere. Ich habe keine Ahnung, wie das genau kommt.
:dunno:
Vielleicht liegt das daran, dass der regelmäßige Koks-Konsument sein eigenes Schaffen - wahnhaft - für ultratoll hält, während er tatsächlich nur etwas sehr Ödes zustande gebracht hat. Oder auch daran, dass Musik im Vergleich zu Kokskonsum nur noch zweitrangig wurde. Keine Ahnung. Trotzdem eine traurige Geschichte, wenn man mal jemanden erlebt hat, der jahrelang mit jeder Faser seinen Traum verfolgt hat, als Musiker erfolgreich zu werden, diesen Traum dann auch verwirklicht hat und sich bzw. seine Kreativität dann in ziemlich kurzer Zeit mit Koks ruiniert hat. Ich will hier nicht den Moralapostel spielen, zumal das ja eine Frage der persönlichen Lebensführung ist, aber mein genereller Eindruck ist halt:

Die Sache mit dem Drogenkonsum geht meistens schief.
 
Ich bin wahrscheinlich total und hoffnungslos verdorben, denn ich habe schon als 14jähriger nicht etwa LSD genommen um erleuchtet zu werden, ich wollte einfach Abenteuer und Fun, genau das habe ich auch bekommen. Wer sich etwas einwerfen muß, um auf die Suche zu gehen, wird es wohl eher nicht finden.
 
interessantes thema.
aber eigentlich möchte ich nur sagen :

R.I.P.

p.s :
what is right and what is wrong
Tune in, tune out, drop out.
 
Mal ganz pauschal formuliert: Ich habe zu oft erlebt, dass Drogen die Kreativität und den Output von Musikern hemmen oder sogar zerstören, als dass ich Drogen für das ultimative Kreativitätstool halten könnte. Besonders zerstörend wirkte nach meinen Beobachtungen Koks, warum auch immer. Die Story war, die ich z.B. bei einem Käufer meiner Instrumente kennengelernt habe, kurz gefasst: Musiker verdient plötzlich mit Mucke Geld, kauft viel Koks, kaum noch Output, Ende der Karriere. Ich habe keine Ahnung, wie das genau kommt.


Solche Geschichten hört man oft und ich zweifle die keineswegs an, aber ehrlicherweise muß man dann auch sagen das es auch ebensoviele Fälle gibt, wo es genau andersrum funktioniert. Dh. Leute die ohne ihre Substanzen, garnichts mehr auf die Reihe bekommen haben. Ich denke das ist bei jedem verschieden. Das Problem ist das in unserer Gesellschaft Drogen grundsätzlich verteufelt werden und es da viel Heuchelei gibt. Sich beim Oktoberfest die Kante zu geben und drei Tage später im Bundestag den Kampf gegen Drogen zu verkünden, wirkt nicht so wirklich überzeugend.

Ich denke das jeder das Recht haben sollte so zu leben wie er möchte, solange er nicht jemand anderen dadurch einschränkt. Eigentlich ganz einfach oder ? Wenn man tolerant sein möchte.
 
Neo schrieb:
Das Problem ist das in unserer Gesellschaft Drogen grundsätzlich verteufelt werden und es da viel Heuchelei gibt. Sich beim Oktoberfest die Kante zu geben und drei Tage später im Bundestag den Kampf gegen Drogen zu verkünden, wirkt nicht so wirklich überzeugend.
ich kann mir an dieser stelle nur schlecht vorstellen.... oder besser: ich versuchs grad mal, wie sich die csu-fraktion mann für mann eine tüte nach der anderen reinzieht. stell dir mal die haderthauer total bekifft vor, wie sie dem huber kichernd aufm schoß sitzt und ihm die nasse zunge ins ohr bohrt.
;-)
Ich denke das jeder das Recht haben sollte so zu leben wie er möchte, solange er nicht jemand anderen dadurch einschränkt. Eigentlich ganz einfach oder ? Wenn man tolerant sein möchte.
wenn jemand vor drogen warnt, ist das uU. keine frage von nicht vorhandener toleranz, sondern oftmals auch ein gewisser erfahrungsschatz - auf die eine oder andere art&weise.
 
lsd erweitert nicht das bewusstsein?

bücher dann aber genauso wenig...

:roll:
 
RIP

Moogulator schrieb:
Mir kommts so vor, als würde hier einer geadelt für etwas, was er SO garnicht unbedingt angedacht hatte. Vollkommen überbewertet von der entsprechenden Konsumszene.
Schon erstaunlich.

Gute Beobachtung, das mit der Überbewertung sehe ich zum Teil auch so. Allerdings kann man schon Respekt für ihn haben, gerade weil er selbst seinen Respekt gegenüber der psychedelischen Erfahrung nie verloren hat.
Dass er die "nicht angedacht" hatte und dennoch eine sachliche und verantwortungsbewusste Haltung ihr gegenüber behalten hat, spricht meiner Meinung nach auch für ihn.

Über die Gefahren von LSD und anderer Drogen ist hier schon viel Richtiges gesagt worden, und wenn man bedenkt, dass man vor der ersten Erfahrung mit Psychedelika die eigene latente Neigung zu psychotischen Reaktionen nicht wirklich kennt oder einschätzen kann, bleibt eigentlich nur, ernsthaft vor Experimenten zu warnen.

Allerdings würde ich lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich meine eigenen, vor laaanger Zeit durchgeführten Experimente bereuen würde.

Ich gehe keineswegs so weit zu behaupten, dass die psychedelische Erfahrung eine Art Instant-"Erleuchtung" hervorbringen kann... der Begriff "Erleuchtung" entstammt dem Themenfeld Buddhismus/Meditation/Zen usw., und eine Erfahrung als "Erleuchtung" zu werten, wird da ja auch sozusagen erst von höherer Stelle (Meister) autorisiert - insofern muss man sich überlegen, ob man diesen Begriff verwenden will, obwohl man dabei vielleicht etwas ganz anderes meint.

Ich neige dazu, in diesem Zusammenhang eher subjektivistisch zu denken... Die "Politisierung" (ein besserer Begriff fällt mir nicht ein, sorry) einer radikal subjektiven Erfahrung durch Hippiebewegung, Techno-Zippies der 90er, oben genannte Konsumszene etc. halte ich mittlerweile für eher kritikwürdig und ist überhaupt nicht mein Ding.

Was ich aber zugeben muss (sonst käme ich mir wie ein Heuchler vor), ist, dass besagte Substanzen (also Psychedelika wie LSD, Psylocybin etc.) eine Möglichkeit bieten, Funktionsweisen des Gehirns sozusagen von innen kennenzulernen. Das Gehirn betrachtet sich selbst - emotionale Vorgänge, vor langer Zeit erfolgte Prägungen und andere Daten lassen sich (sozusagen gleichzeitig subjektiv und objektiv) "erkennen".
Deshalb sprachen Leute wie Stanislav Grof auch von "Modellpsychose". Dass man sich da auf gefährliches Terrain begibt, ist klar.
Aber solche innerpsychischen Mechanismen und die darauf aufbauenden emotionalen Probleme zB im Umgang mit anderen Menschen einmal in ihrer Essenz gesehen und erkannt zu haben, lässt einen Ähnliches auch in Anderen erkennen. Ich denke, dass gerade eine solche Erkenntnis einen davon abhalten kann, neurotische Verhaltensweisen zu perpetuieren, gerade weil man diese erkennt - in sich selbst und auch in anderen. Da bekommt das vermeintlich "Irrationale" der psychedelischen Erfahrung geradezu einen "vernünftigen" Sinn. Vorraussetzung ist dabei natürlich die Fähigkeit zu einer kritisch-rationalen Haltung und möglichst auch professionelle therapeutische Begleitung/Betreuung.

Bei aller wohlbegründeten Skepsis bzw. Versachlichung und Demystifizierung, und unter allen wissenschaftlichen Vorbehalten muss man, glaube ich, dieses Potential anerkennen.

Man muss auch sehen, dass es die Neugier nach dem, was die Natur™ so alles zu bieten hat, nun mal gibt - eine "Verbotene Früchte"-Moral finde ich da zumindest schwierig. Eher: Aufklärung.

Aber da ich jemand mit psychedelischen Erfahrungen bin, bleibt mir die Erfahrung der Nicht-Erfahrung natürlich verwehrt - insofern habe ich kein Recht, einem Nicht-Psychedelik-Erfahrenen der psychedelischen Erfahrung äquivalente Erfahrungen abzusprechen - in der Tat glaube ich, dass jede andere tiefgehende Erfahrung, die man im Leben so machen kann, grundsätzlich zu gleich(wertig)en Erkenntnissen führen kann und führt.

Vor die hypothetische Wahl gestellt "soll man LSD empfehlen oder eher davon abraten", würde ich natürlich abraten, ganz klar, schon aus Sicherheitsgründen. Unterm Strich, und vor dem Hintergrund der Opfer (also Leute, bei denen der Gebrauch zu bleibenden Schäden geführt hat) könnte man wohl gar nicht anders.

.
 
Sehr gut gesprochen!

Dem kann ich nurnoch hinzufügen, dass der hier zu recht kritisierte Hype vor allem von denen betrieben wird, die versuchen ihren Konsum vor sich und vor anderen zu rechtfertigen. Und das sind diejenigen bei denen eine Rechtfertigung anscheinend nötig ist. Diejenigen die es nicht versuchen zu rechtfertigen sind meistens die, die damit ganz normal umgehen, also entweder ganz lassen oder mit einigem Abstand hier und da unter Berücksichtigung der Vorsichtsmaßnahmen sich ein Erlebnis gönnen und dieses auch richtig einordnen. Das sind dann auch die die kaum drüber sprechen und daher in die Beurteilungen der Nichterfahrenen keinen Einfluss nehmen.

Auch wenn ich wenig von Erleuchtung weiss vermute ich, dass sie nicht durch Konsum von irgendwas erreichbar ist, eher durch Verzicht.

Bei Konsum ist eine Überdosierung immer schlecht, egal worum es sich handelt. Im Fall von Drogen ist die Grenze allerdings schwer auszumachen.

Ich bin mir sicher, dass zB im New Jork der 60er einiges kulturelles mit der Hilfe von Drogenkonsum entstanden ist. Beat Generation, Jazz, PopArt. Allerdings sieht man in der Entwicklung dieser Gruppen auch einen Punkt an dem es übergekippt ist und sich die Leute nurnoch voller Dekadenz zugedröhnt haben.
 
11ish schrieb:
der Begriff "Erleuchtung" entstammt dem Themenfeld Buddhismus/Meditation/Zen usw., und eine Erfahrung als "Erleuchtung" zu werten, wird da ja auch sozusagen erst von höherer Stelle (Meister) autorisiert - insofern muss man sich überlegen, ob man diesen Begriff verwenden will, obwohl man dabei vielleicht etwas ganz anderes meint.
die 60er und 70er waren eben die zeit, in der sich sowohl buddhismus als auch lsd ausgebreitet haben, und die meisten aus asien angereisten buddhistischen meister oder meditationslehrer haben es damals mal probiert, ihre amerikanischen schüler (aus der die heutige generation westlicher lehrer hervorgegangen ist) kamen oft erst durch entsprechende erfahrungen zur meditation.

Grof war zeitweise auch mit einer späteren zen-meisterin verheiratet, die ihre aber psychedelischen experimente rückblickend recht kritisch sieht und damals vorübergehend in depressionen verfiel

mein eigener zen-meister, der auch klinischer psychologe ist, hat mir jedenfalls auch geraten, zu hofmanns 100stem zu fahren, was auch ein sehr interessantes erlebnis war, eine 3-tägige tagung mit vorträgen vieler psychologen, ethnologen, chemikern, künstlern usw. und netten parties drum rum.. und Hofmann, Shulgin und andere alte Pioniere sind life erlebt schon beeindruckende persönlichkeiten


11ish schrieb:
Ich neige dazu, in diesem Zusammenhang eher subjektivistisch zu denken... Die "Politisierung" (ein besserer Begriff fällt mir nicht ein, sorry) einer radikal subjektiven Erfahrung durch Hippiebewegung, Techno-Zippies der 90er, oben genannte Konsumszene etc. halte ich mittlerweile für eher kritikwürdig und ist überhaupt nicht mein Ding.
die hippie- und später technobewegung waren doch für die jungendlichen beteiligten ganz spannend, ich denk jedenfalls sehr gern an die technozeiten mitte der 90er in berlin zurück, war einfach der hammer

die ablehnung des "establishment" in den 60ern ist natürlich schon auf die zwar verständliche, aber doch unglücklich-unverantwortliche lsd-propaganda in den späten 60ern zurückzuführen. heutzutage bestehen diese harten fronten glücklicherweise nicht mehr so sehr, das sieht man auch an den meistens doch differenzierten beiträgen hier im thread.

es werden, trotz des derzeitigen von sicherheitsdenken geprägten politischen klimas, immer mehr offizielle studien mit psychedelika genehmigt, und der umgang indigener kulturen mit diesen pflanzen bekommt immer mehr die angemessene wertschätzung zu teil.

an sich finde ich haben andere substanzen noch mehr eigene botschaft und therapetisches potential als das lsd. für mich war vor allem das visionäre iboga wichtig.
hier eine schöne seite von zwei deutschen musikwissenschaftlern, die in gabun damit initiiert worden sind:
http://www.musictherapyworld.de/modules ... etoshow=63
dieser artikel stammt zum teil von mir: http://de.wikipedia.org/wiki/Ibogain
 
Klasse Diskussion zu einem komplexen Thema hier. Und das auch noch ohne größere persönliche Streitereien. Habe ich mir gerne durchgelesen.

Gruß,
Markus
 


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