Album-Release: Musiklabel vs. Eigenvertrieb?

und wieso werden hier auch alle normalen/hilfreichen/informativen sachen enstorgt ?

es war ja wohl eindeutig zu erkennen was absolut persönlich & offtopic war.

in anbetracht dessen dass man selber als user der sich abmeldet nicht die möglichkeit hat seine beiträge löschen zu lassen finde ich das echt nicht in ordnung, wenn einem hier nette posts / anekdoten und fachlicher smalltalk einfach weggeworfen wird.
 
Eigenvertrieb ist unendlich viel Arbeit und kostet unterm Strich eine Menge Geld, die in den allermeisten Fällen nie wieder reinkommt.
Ich sehe das nicht so eng.
Wenn man wie ich den ganzen Tag im Studio an den Kisten sitzt und Musik produziert, empfinde ich das eher als angenehme Abwechslung, um vom Rechner wegzukommen.
Nach nebenan in mein Lager zu stiefeln um dort ein paar CDs einzutüten ist für mich kein großer Akt.
Da ich passende Versandtaschen und Kartons habe dauert das nur ein paar Minuten und die Adressaufkleber drucke ich schnell mit dem Rechner.
Weil ich sowieso jeden Tag meine 10-15km Fahrradrunde drehe, macht mir das auch nix aus, um eben bei der Post anzuhalten und anschließend nebenan im Cafe gemütlich zu frühstücken

Ja, es ist natürlich etwas Arbeit, aber ich mache ja sonst auch nichts anderes. Für mich gehört das eben zum Job.
Ich hatte früher auch Sachen bei einem Label im Vertrieb, da musste ich ständig meiner Kohle hinterherbetteln und eine saubere Abrechnung habe ich bis heute nicht bekommen.
Selbst heute noch werden alte Alben auf ebay und Amazon vertickert, ich habe keine Ahnung wer das ist und wo die Alben überhaupt herkommen.
Geld habe ich dafür keins gesehen.
Das war für mich der Hauptgrund, meine paar Scheiben direkt zu vermarkten, zumal die Mengen ja heute überschaubar sind.
Auf der Habenseite steht dafür die größere Marge, da kein Label und kein Vertrieb daran mitverdienen und ob die das 4-5 fache verkaufen, bezweifle ich.
Zumindest bei so Nischenzeugs wie meiner Ambient-Musik wird man auch über die großen Läden so schnell keine 2000 CDs mehr losschlagen.
Ich mache aktuell nur noch 500er Auflagen und wenn die weg sind, presse ich auch nichts mehr nach.

Die Zeiten ändern sich halt, zum Glück gehört meine Fanbase zum großen Teil einer etwas älteren Generation an, Hörer die noch CDs kafen.
Ja, es war damals schon ein cooles Gefühl, wenn beim Edeka im Grabbelkorb an der Kasse zwischen Chris Roberts und Peter Alexander auch meine Elektronische Musik lag ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Mal ganz unabhängig von Pro-Eigenvertrieb, Contra-Label oder vice versa:

Heutzutage dürfte doch jedem von uns klar sein, dass man mit Tonträgern/Downloads/Streams kaum noch ne müde Mark machen kann...
Leben kann man vom CD Verkauf natürlich nicht, aber es ist ein weiteres Zubrot.
Wenn ich so die ersten 70 CDs verkauft habe, sind die Kosten meine wieder drin, verdient wird dann an den folgenden 400 Exemplaren.
Natürlich sollte man vorher realistisch einschätzen können, ob man so viele Käufer erreichen kann und zumindest die Kosten wieder reinbekommt.
 
aber wenn man selbst pressen läßt und nur selbstproduziertes zeug über bandcamp verkauft, erfüllt das dann schon die Kriterien eines gewerbes?

umsatz sollte da eigentlich egal sein, oder?

evtl. kann @Bernie da auch was zu sagen, der verkauft ja auch eigenes zeug.
Ich habe natürlich ein Gewerbe angemeldet, geht ja auch nicht anders.
Mache ja auch andere Dinge im musikalischen Bereich.
 
Ein Gewerbe anzumelden ist ja nicht das Problem, kostet einen 10er auf dem Rathaus oder Gewerbeamt (falls dies je nach Stadt geografisch von der Orts-/Stadtverwaltung getrennt ist).

Mit der Anmeldung ist es natürlich nicht getan. Gehen die Gewinne nicht über ~19000€/Anno (exakte Zahl bitte selbst googlen) reicht ein Kleingewerbe gem. § 19 UStG. Dann muss man keine MwSt. auf die Preise aufschlagen und abführen, jedoch ist man dann aber auch nicht Vorsteuerabzugsberechtigt, kann man natürlich trotzdem mit MwSt. gestalten. Vorteil: Man kann die MwSt von gekauften Waren verrechnen, ein Moog One 16V ist dann gleich mal ~1400€ günstiger.

Nachteil: Monatliches Abrechnen der USt. beim Finanzamt.

Weiterer Nachteil mit Gewerbeschein, es melden sich ständig irgendwelche Blutsauger wie BG, IHK etc.
Je nach Umsatz-/Gewinnzahlen, Art des Gewerbes und Betriebsgröße muss man nicht überall gleich Kohle abdrücken.
Die Auskunftspflicht bei der ein oder anderen Institution kostet aber eine nicht zu unterschätzende Zeit.
 
Es kostet aber nicht sofort etwas, oder?... :agent:

Es werden nur die Verkäufe prozentual abgerechnet.

Die Profivariante mit mehr Möglichkeiten kostet Dich 10 U$ pro Monat, dafür kannst Du Videos hochladen, bekommst mehr Verkaufsstatistiken, bessere Einbindungsmöglichkeiten Deiner Fanbase etc.

Stephen
 
[...] Mit der Anmeldung ist es natürlich nicht getan. Gehen die Gewinne nicht über ~19000€/Anno (exakte Zahl bitte selbst googlen) reicht ein Kleingewerbe gem. § 19 UStG. Dann muss man keine MwSt. auf die Preise aufschlagen und abführen, jedoch ist man dann aber auch nicht Vorsteuerabzugsberechtigt, kann man natürlich trotzdem mit MwSt. gestalten. Vorteil: Man kann die MwSt von gekauften Waren verrechnen, ein Moog One 16V ist dann gleich mal ~1400€ günstiger.

Nachteil: Monatliches Abrechnen der USt. beim Finanzamt. [...]

Habe ich noch nie gemußt, auch nicht zu Anfang. Ich mache eine Kosten- und Einnahmenaufstellung pro Jahr, sammle fleißig alle Belege und Rechnungen, stelle das zusammen und überreiche es meinem Steuerberater. Das hat bis dato immer geklappt und nie Schwierigkeiten gegeben.

[... Weiterer Nachteil mit Gewerbeschein, es melden sich ständig irgendwelche Blutsauger wie BG, IHK etc.
Je nach Umsatz-/Gewinnzahlen, Art des Gewerbes und Betriebsgröße muss man nicht überall gleich Kohle abdrücken.
Die Auskunftspflicht bei der ein oder anderen Institution kostet aber eine nicht zu unterschätzende Zeit.

Die IHK hat sich zweimal bei mir gemeldet in all den Jahren, einmal, um mich zu irgendwelchen Wahlen einzuladen und einmal, um mich zu fragen, ob ich bitte Ausbildungsplätze anbieten könnte. Ich habe dann meinen Steuerbescheid mit der Bemerkung eingereicht, daß ich wahrscheinlich nicht in ihr Raster passe. Seither ist Ruhe (*klopft auf Holz*).

Ach ja, einmal wurde ich zu einer stinklangweiligen Weiterbildung eingeladen. Die Häppchen waren aber ganz ordentlich, und unter all den Anzug- und Kostümchenträgern sorgte ich dann doch ein wenig für Furore.

Stephen
 
Wenn du heute Tonträger machst, musst du nicht zwangsweise ein Gewerbe haben, so es eher kleinerer Art ist.
Diese Zusammenhänge sind eher historisch und man muss sich daran gewöhnen, dass es weniger ist.

Ein Steuerberater kann dir sagen, wann das sinnvoll ist oder nicht und wie du damit umgehen solltest. Es ist zudem auch hochindividuell für wen sich welches Modell lohnt, und was lohnen überhaupt bedeutet. Der Klassiker ist selbstverständlich der rein finanzielle Aspekt. Andere wollen aber nur "die Musik verteilen" so breit wie möglich. Die Strategien können daher auch dazu führen andere Optionen zu wählen bei der Art des Vertriebs.

Das nur generell können hier nicht immer "Regeln" greifen oder die eigene Situation, die ggf. für jemand anderen nicht gelten.
 
danke erstmal für die zahlreichen kommentare, tips und eindrücke!

ich vermute mal, es wird dann in einem Monat mit meinem 3. Album wieder stark in Richtung Selbstmarketing und Eigenvertrieb gehen, wenn nicht ein Wunder geschieht und sich dafür noch ein Label findet..

wieder deshalb, weil ich das bereits schon vor 3 Jahren mit meinen 2. Album "Hermetic Room" durchexerziert hatte, allerdings "nur" mit Verkauf über Bandcamp und noch nicht über so Dienstleister wie iMusician, Zimbalam, etc..
dafür dann sogar mit einer Vinyl-Kleinstauflage, Release Party und einem selbst programmierten Web Player des Albums, inklusive Zufallsgeneratoren und visuellen Triggern durch einzelne Rhythmusspuren..
Trotzdem ging dieses Album für mich gefühlt weit unter Wert weg (bei dem gewaltigen Aufwand, den ich da reingesteckt hatte)..

ich bin von meinem Naturell her halt aber auch eher der Tüftler- und nicht so der Verkäufer-Typ.. das ist mir dabei dann schon etwas auf die Füsse gefallen..
Wie hier bereits gesagt wurde muss man heutzutage wohl alle Qualitäten in sich vereinen, oder entsprechend qualifizierte und motivierte Menschen finden, die eigene Schwächen dann ausgleichen können..
ich werde zumindest mal schauen, dass die Aufwände nicht mehr so explodieren, weil so wiederholen möchte ich das nicht mehr..
Was mir bei vielen erfolgreichen Musikern auffällt ist, dass diese sehr zielorientiert arbeiten und sich nicht mehr 2-3 Tage ins Studio zurück ziehen zum Sound-Tüfteln.. da werden halt auf schnellstem Wege die "besten" Ergebnisse erzielt und auf den Markt geschmissen.. dagegen wehrt sich aber so viel in mir, dass ich diesen Weg nicht einschlagen kann und möchte, weil so ein wichtiger Teil des Musik-Schaffens und der Faszination dabei für mich unweigerlich ausgelöscht würde..
 
[...] Trotzdem ging dieses Album für mich gefühlt weit unter Wert weg (bei dem gewaltigen Aufwand, den ich da reingesteckt hatte).. [...]

Wenn Du es unter diesem Aspekt betrachtest, solltest Du Releases -- oder musikalische Arbeit allgemein -- komplett an den Nagel hängen, denn das, was an Energie reingesteckt wurde, um einen Tonträger an den Start zu bringen, wird nur in den allerseltensten Fällen in vollem Umfang wieder zurückkehren in Form von Geld, Ruhm oder dergleichen. Diese Erfahrung macht wahrscheinlich jeder, der irgendwo tätig wird, egal, ob als Musiker oder als Fließbandarbeiter.

Man sollte sich seines eigenen Wertes eingedenk sein und sich nach Möglichkeit nicht unter Wert verkaufen -- seinen eigenen Wert dabei zu überschätzen, ist das Risiko, das man eingeht. Wenn man also plötzlich allein auf weiter Flur steht...

Stephen
 
Wenn Du es unter diesem Aspekt betrachtest, solltest Du Releases -- oder musikalische Arbeit allgemein -- komplett an den Nagel hängen, denn das, was an Energie reingesteckt wurde, um einen Tonträger an den Start zu bringen, wird nur in den allerseltensten Fällen in vollem Umfang wieder zurückkehren in Form von Geld, Ruhm oder dergleichen. Diese Erfahrung macht wahrscheinlich jeder, der irgendwo tätig wird, egal, ob als Musiker oder als Fließbandarbeiter.
Man sollte sich seines eigenen Wertes eingedenk sein und sich nach Möglichkeit nicht unter Wert verkaufen -- seinen eigenen Wert dabei zu überschätzen, ist das Risiko, das man eingeht. Wenn man also plötzlich allein auf weiter Flur steht...

Das was du da schreibst, ist ein Widerspruch in sich: nicht unter eigenem Wert verkaufen, aber damit rechnen dass der reingesteckte Aufwand nicht zurück kehrt.
Der Vergleich mit einem Fließbandarbeiter hinkt: Er erhält für seine am Fließband verbrachte Lebenszeit Geld, das trifft auf die meisten Künstler so nicht zu..
aber man muss auch von etwas existieren können in dieser Welt und wenn man 2-3 Monate Fulltime in so ein Release rein steckt, dann wird es halt existenziell arg dünn..
nur das ich das so nicht nochmal wiederholen möchte, wollte ich damit gesagt haben..
Für mich ist Mucke machen in erster Linie Seelenheil und Leidenschaft, wen dabei dann auch der Funken überspringt zu anderen Menschen, ist das Lohn genug.
 
"…denn das, was an Energie reingesteckt wurde, um einen Tonträger an den Start zu bringen, wird nur in den allerseltensten Fällen in vollem Umfang wieder zurückkehren in Form von Geld, Ruhm oder dergleichen….(…)

Soisses. Das macht anfangs noch Spaß, bis sich irgendwann Ernüchterung breit macht.
Damals sagte mir der Obermacker meiner ersten Plattenfirma, die meine allererste LP
veröffentlichte: „Du konzentrierst Dich auf Deine Musik – wir machen den ganzen Rest“.
Fand ich prima! Leider waren die schnell pleite.

Momentan merke ich, dass mich der kaufmännische Kram tatsächlich viel zu sehr
vom Musikmachen abhält und sich der Spaß in Grenzen hält.
 
Das was du da schreibst, ist ein Widerspruch in sich: nicht unter eigenem Wert verkaufen, aber damit rechnen dass der reingesteckte Aufwand nicht zurück kehrt. [...]

Ich weiß ja nicht, wie lange Du das schon machst, aber trau einfach mal dem, was ein alter Sack hier sagt: Du nimmst alles ohne zu jammern in kauf und rechnest fest damit, niemals das zurückzubekommen, was Du investiert hast (hat Dich keiner dazu gezwungen, höchstens Deine eigene Eitelkeit und/oder Dein Sendungsbewußtsein), ohne jemals berühmt, reich und/oder sexy dabei zu werden -- alles, was am Ende reinkommt, ist ein Geschenk.

"Don't expect anything, no friends, no money, no fame, and in the end, you won't be disappointed." (Frank Zappa)

Wenn Du Dich dann doch einem Label andienst, wirst Du zwangsläufig Deine Haut unter Wert zu Markte tragen müssen, denn wenn das Label Dir das bezahlen soll, was Du Deiner persönlichen Meinung nach Wert bist, müßte das Label sofort Insolvenz anmelden -- diese Kröte mußt Du schlucken. Ist wie auf den Strich gehen: Ist einzig und allein Deine Ermessenssache und unterliegt Deinem Verhandlungsgeschick, was den Preis für das Spaßpaket angeht. Wenn Du damit leben kannst, prima. Wenn nicht, solltest Du Deine Perspektive ändern.

Zwei bis drei Monate für einen Release... wenn Du allen Ernstes noch glaubst, von Musik leben zu können, empfehle ich Dir einschlägige Threads hier im Forum, das rückt die Perspektive gerade. Ansonsten hilft nur: Aushilfsjobs beim Burgerbräter Deiner Wahl oder Callcenter.

"Wer nicht bereit ist, für seine Kunst zu hungern oder einen zweiten Job anzunehmen, hat ohnehin nichts zu sagen." (Tommi Stumpff)

Ein Fließbandarbeiter bekommt seine Lebenszeit nur unzureichend in Form ungenügender Bezahlung ersetzt -- Lebenszeit ist unbezahlbar, und die körperliche und geistige Gesundheit erst recht. Wenn das nicht unter Wert ist, weiß ich nicht, was dann.

Over and out,

Stephen
 
Trotzdem ging dieses Album für mich gefühlt weit unter Wert weg (bei dem gewaltigen Aufwand, den ich da reingesteckt hatte)..
Nach einer von mir selbst soeben aus rein demagogischen Gründen gefälschten Erhebung gilt das für 92% aller weltweit produzierten Kunst - unabhängig auch vom tatsächlichen Erfolg. Ansonsten hat @ppg360 meiner Meinung nach dazu alles gesagt, was zu sagen ist.
ich bin von meinem Naturell her halt aber auch eher der Tüftler- und nicht so der Verkäufer-Typ..
Auch in dieser Poritionierung stehst du sicher nicht alleine da. Die wenigsten Musik haben Spaß daran, sich um Vermarktung, Akquise, Marketing, Kommunikation etc. zu kümmern.
Was mir bei vielen erfolgreichen Musikern auffällt ist, dass diese sehr zielorientiert arbeiten und sich nicht mehr 2-3 Tage ins Studio zurück ziehen zum Sound-Tüfteln.. da werden halt auf schnellstem Wege die "besten" Ergebnisse erzielt und auf den Markt geschmissen.. dagegen wehrt sich aber so viel in mir, dass ich diesen Weg nicht einschlagen kann und möchte, weil so ein wichtiger Teil des Musik-Schaffens und der Faszination dabei für mich unweigerlich ausgelöscht würde..
Ersteres glaube ich sofort. Zielorientiertes Arbeiten führt natürlich mit höherer Wahrscheinlichkeit zum Erfolg. Der Rest wirkt auf mich zugegebenermaßen etwas an den Haaren herbei gezogen. Es gibt bestimmt Beispiele dafür, dass sich erfolgreiche Musiker nicht mehr Zeit nehmen, um an Sounds zu tüfteln, dass sie versuchen, auf dem schnellsten Wege etwas fertig zu stellen, dass sie schnell etwas zusammenklicken, um es dann auf den Markt zu werfen. Die Regel ist dies meiner Wahrnehmung nach nicht. Ich bin überzeugt, dass der überwiegende Teil der erfolgreichen Künstler mit Liebe und Herzblut einer lang gehegten Passion nachgeht. Dass sind auch alles keine Marketingheinis mit einem Faible für Excel-Tabellen und Stromlinienform.

Als Musiker mit geringer Wahrnehmung ist es vielleicht verlockend, dem eigenen rein künstlerisch orientierten Weg das Schreckensbild des leeren, kommerzorientierten Vermarktungstypen gegenüberzustellen. Es scheint mir fast, als würdest du hier dieser Verlockung nachgeben.Vielleicht interpretiere ich ja auch zu viel in deine Worte hinein und du meinst es anders. Der bequemen, aber aus meiner Sicht unzutreffenden Gegenüberstellung, die ich in deinem Beitrag erkannt zu haben glaube, wollte ich aber trotzdem widersprechen.
 
Ich weiß ja nicht, wie lange Du das schon machst,
ich mache das bereits über 20 jahre, bin also auch ein "alter " hase: habe bereits auf dutzenden labels releast, große festivals mitorganisiert (5000+ gäste), war mit einem früheren liveact relativ bekannt und hab in legendären clubs gespielt.. als joix jetzt 3x in japan auf tour gewesen.. was kannst du da so vorweisen? ;-)
"Don't expect anything, no friends, no money, no fame, and in the end, you won't be disappointed." (Frank Zappa)
genau mein motto! :) bin damit auch immer gut gefahren bis jetzt..
ich mache ja auch totale underground mucke, da hätte ich niemals die erwartung, dass da viel zählbares bei rum kommt..

Zwei bis drei Monate für einen Release... wenn Du allen Ernstes noch glaubst, von Musik leben zu können, empfehle ich (..)
das glaube ich nicht und habe es nie erwartet

"Wer nicht bereit ist, für seine Kunst zu hungern oder einen zweiten Job anzunehmen, hat ohnehin nichts zu sagen." (Tommi Stumpff)
kann ich so auch unterschreiben ;-) ich habe früh zwischen brotverdienst und kunst getrennt und bin da auch froh drum.. so muss ich mich nicht verbiegen bei der mucke.

Ein Fließbandarbeiter bekommt seine Lebenszeit nur unzureichend in Form ungenügender Bezahlung ersetzt -- Lebenszeit ist unbezahlbar, und die körperliche und geistige Gesundheit erst recht. Wenn das nicht unter Wert ist, weiß ich nicht, was dann.
das ist absolut korrekt, trifft aber genau genommen auf die meisten jobs zu.. aber das sprengt jetzt den rahmen dieses threads..

noch eine anmerkung zu deinem schreibstil: du kommst hier für mich ziemlich überheblich rüber, das kann aber auch täuschen wegen textueller kommunikation (mit all ihren tücken).. das nur mal so am rande..
 
Ich bin überzeugt, dass der überwiegende Teil der erfolgreichen Künstler mit Liebe und Herzblut einer lang gehegten Passion nachgeht. Dass sind auch alles keine Marketingheinis mit einem Faible für Excel-Tabellen und Stromlinienform.
Ohne diese "Marketingheinis" wird sich allerdings kein Erfolg dauerhaft einstellen können. Gehe mal davon aus, dass die meisten erfolgreichen Musiker genau solche Leute bei sich angestellt, bzw. beauftragt haben. Ein Beispiel dafür findet sich in diesem Interview mit Loco Dice: https://rp-online.de/kultur/dj-loco-dice-erzaehlt-verraet-seinen-tagesablauf_aid-33498123
Ich könnte dir jetzt noch Dutzende weitere Beispiele auflisten.
In diesem Punkt scheint mir deine Wahrnehmung etwas naiv..
 
Ohne diese "Marketingheinis" wird sich allerdings kein Erfolg dauerhaft einstellen können. Gehe mal davon aus, dass die meisten erfolgreichen Musiker genau solche Leute bei sich angestellt, bzw. beauftragt haben. (...) In diesem Punkt scheint mir deine Wahrnehmung etwas naiv..
Solltest du in meinem Beitrag eine grundsätzliche Geringschätzung von Marketingheinis erkannt haben, hätten wir uns missverstanden. Ich habe dafür (brot-)beruflich und privat viel zu viel mit Marketingheinis zu tun und bin im weitesten Sinne auch einer. Aber "Marketingheini angestellt, bzw. beauftragt haben", das ist doch etwas anderes als "Marketingheini sein", oder? Du hast deine eigene Vorgehensweise ("Tüfteln") der Vorgehensweise vieler erfolgreicher Musiker gegenübergestellt (zielorientiert arbeiten, wenig Zeit zum Tüfteln, auf schnellstem Wege). Für mich klingt darin die Gegenüberstellung des wahren Künstlers einerseits und des rein erfolgsorientierten Produkttyps (aka Marketingheini mit Studiozugang) andererseits an, die mir deutlich zu holzschnittartig ist. Dazu wollte ich zum Ausdruck bringen, dass sich deine Wahrnehmung vieler erfolgreicher Musiker offenbar nicht mit meiner deckt. Nicht mehr, nicht weniger.
 
Aber "Marketingheini angestellt, bzw. beauftragt haben", das ist doch etwas anderes als "Marketingheini sein", oder?
Aus Sicht einer Brand, also dem eigentlichen Musik-Projekt, wäre es das gleiche. Nur mit dem Unterschied das dahinter nicht ein Ein-Mann-Unternehmen (oder nur Musiker einer Band) steht, sondern mehrere Leute (Marketing-Manager, Studiotechniker, etc, etc)..
Mir ging es im eigentlichen Sinne darum aufzuzeigen, das gute musikalische Skills nicht ausreichen, um heutzutage "erfolgreich" zu sein. Wenn man nicht auch über gute Verkäufer-Qualitäten verfügt, muss man diese hinzukaufen, bzw. nachholen wenn man auf dem Markt sichtbarer werden will. That's all..
 
Am Ende ist es wohl doch - Netzwerk haben und das nutzen können oder doch eher andere Hilfe zu nehmen, also quasi PR - diese kann sehr verschieden sein von einer Agentur bis zu Freunden und selbst gemacht.

Die Wahl der Sache ist nur weiter schwer, weil - es gibt Labels die wirklich wenig tun und das einfach listen, ebenso Vertriebe. Die sehen das idR nicht als ihren Job an, für eine Musik zu "werben", was ein großer Hoffnungsbereich für Musiker ist, die eben nicht so die Extrovertierten sind.

Genau da ist vielleicht auch, weshalb die Wege und Methoden so verschieden sind und sie sich auch nicht mal widersprechen.
Wieso? Weil du ja auch auf Konzerten verkaufen kannst, viel spielen und da anbieten, es hilft zB wenig, wenn du bei Bandcamp bist, wenn da keiner hin geht, jemand muss davon was wissen und hin gehen und es gibt über das reine Wissen noch den sozialen Aspekt, der verdammt viel tut zwischen "das finde ich nett" bis "oaaar, das muss ich haben", denn das beobachte ich NOCH IMMER, dass sich Netztwerke diesbezüglich einfach mehr dafür eigenen, egal ob das im Netz oder echte Leute sind, die muss am Ende so wirken, dass man einfach mehr als nur Interesse signalisiert bekommt. Es ist also weiterhin nicht einfach.

Wenn das das eigentliche Problem ist, hilft nur auf allen Wegen irgendwas zu tun, was so möglich ist.
Ich selbst mache gar keine große "Werbung", die kann auch nach hinten los gehen und invasiven Spam mag ich so dermaßen nicht, dass ich diese Ideen auch nicht empfehlen würde, anders wäre es, wenn begeisterte Hörer sowas posten .. war aufm Konzert, das war super mit dem Joix.

Und ich war ja schon 2x da, und es WAR super! .
Das machen die nicht immer von allein, aber auch das kann man nicht so pauschal sagen wie das zusammen hängt.
Das ist eine gewisse Eigendynamik.

Das alles spielt vermutlich mehr eine Rolle als die Art der Tonträger.
 
Danke Moogulator! Ich habe es auch immer sehr genossen mit dir zu spielen und deiner Live Mucke zu lauschen! :)
Ich wollte hier auch keinem auf den Schlips treten oder so, die eingängige Frage war durchaus ernst gemeint und selbst als alter Hase tut man sich manchmal schwer, in diesen wirren Zeiten noch den klaren Durchblick zu behalten. ;-)
Mein Netzwerk in Mannheim ist zwar gut und auch stabil aber naturgemäß auch kleiner bei einer so mittelgroßen Stadt, die ein bisschen orientierungslos wirkt zur Zeit.. leider ist auch ein Club, der quasi mal mein zweites Zuhause war, in der Zwischenzeit weg gebrochen :/

Zum Thema Netzwerk, Kontakte knüpfen, Socialising und so dürfte der Artikel von Derek Sivers "Move to the big city" aus seinem Buch "Your music and people" vermutlich nicht ganz falsch liegen: https://sivers.org/city
 
Du trittst hier niemanden auf den Schlips, wir tragen ja nicht mal alle welche *G*
Ja, natürlich die Frage ist ja auch wichtig, ich würde nur sagen - aufgrund der komplexen "Drumherum" -Situation in Sachen Netzwerk, Möglichkeiten und Livegigs ist es gut, die Sache den Möglichkeiten nahe kommen zu lassen. Es würde wenig nützen zB jemand, der wenig spielt 5000 CDs zu machen oder machen zu lassen, wenn der Labelmensch eher seine oder keine Acts auch ein bisschen herumschickt und Leuten zeigt, was ggf. auch noch abhängig davon ist, ob der das selbst stützt oder nur seinen Katalog füllt und das meine ich nicht mal negativ - es ist manchmal schon viel mit an Bord zu sein, - man muss also wissen, was die Agenda ist und danach dann die Erwartungen sehen, die da sind und ob die erfüllt werden können. Wenn nicht, bringt das alles nicht viel.

Manchmal bringt zB eine Festival Tour mehr, damit man mal gehört wird und ein Video für YT zB kann mehr abfangen als ein Versuch aus Apple Music heraus "bekannt zu werden", und - ich denke viele von uns haben das Problem auch.

Daher - Mannheim ist super - dh - du spielst viel dort und hast ein paar Tonträger für die Leute, irgendwann aber wird es eng und alle haben schon - ab da gibts nur 2 Ideen - mehr Städte spielen oder die Anzahl der Tonträger klein halten, Bandcamp würde da nicht so viel helfen.

Das muss man sehr hart mit sich selbst überlegen, wie realistisch das ist und wie die Reichweite ist oder sein kann.
Das sind oft ziemlich simpel-kommerzielle Dinge von Angebot und Nachfrage. Leider ist das bei Musik nicht so anders.

Ideal machst du so viel wie auch gebraucht werden, dann hast du auch nix rumliegen aber auch nicht zu viele die noch was haben wollen und es nicht bekommen, weil zu wenig da.

Das wäre das erste, erstmal so insich die richtigen Mengen finden, nachpressen kann man ja..

Und wenn du ein paar Leute hast, die hinter die Stehen - dann ist das super, auch wenn sie den Stand machen können - während du vom Gig in den Verkaufsraum zurück kommst und so, ist immer doof, wenn man das selbst bedienen muss und - im Bereich Tanzbarkeit ist der Kaufwille idR viel kleiner als anderswo, ..

Daher - Ja, Derek - den kenn ich - seit seinem ersten Projekt - der hat gute Tipps, aber man darf eben nie vergessen, dass da immer Menschen sind, pflege deine Leute, gib ihnen was und mach dich soweit bereit denen zu dienen, ich denke was anderes geht nur schwer, .. ich vermute schwer, dass du das eh machst, aber - das noch so von meiner Seite, für mich hat Musikverkaufen viel mit Psychologie und Soziologie zu tun, es ist auch eine soziale Handlung, die der Person gar nicht so bewusst ist- bei einem Konzert wo 10 Leute ordentlich "Gas geben" ist die Motivation auch größer "hui, da geht es ja ab" bis hin zu "der scheint ja einige Fans zu haben, mal genauer hinhören" -- bis hin zu "da stehen kaum Leute, alle mit verschränkten Armen und 3 Meter von der Bühne weg.. das Eis zu brechen hilft.

Halte ich auch für viel wichtiger als diese Haltung hinter der CD und dem Vinyl und Bandcamp. Weil die müssen halt Bock haben und das geht nur mit den Leuten.

Sicher weiss das auch jeder, aber das fällt nicht vom Himmel und kommt nicht von irgendwo, denen kann man nicht nur über sozial was bringen, so wäre das auch nicht gemeint - aber in Tateinheit mit PRäsenz und guter Musik - da ist das schon was. Fehlt etwas davon, wird es sehr sehr schwer, möchte sagen - nahezu unmöglich.
 


News

Zurück
Oben