Moin Jungs,
auf die Gefahr hin, hier nochmal Altbekanntes wieder aufzuwärmen, meine Kommentare zu analoge/genitalen Flangern, Phasern und Chorussen aus meiner Praxis:
Roland PH-830 Stereo Phaser: Eigentlich der geilste Stereophaser, der je gebaut wurde. Er klingt völlig transparent und neutral und verpaßt dem Signal nicht so eine starke Eigenfärbung wie der Mutron Biphase, der aufgrund seines Resonanzverhaltens sofort rauszuhören ist. Der PH-830 kann von äußerst subtil bis ziemlich mächtig zupackend alles. Sehr schön ist, daß er extern angesteuert werden kann, was mit dem Konzept zusammenhängt, daß er mit dem System 700 vernetzt werden konnte/sollte. Im Vergleich zum Biphase etwas limitierter, da er nur einen LFO für beide Kanäle hat, was aber durch die serienmäßigen CV-Ins mehr als wettgemacht wird. Im Vergleich zum Moog 12 Stage Phaser wesentlich universeller einsetzbar, neutraler und vielseitiger. Den Moog fand ich, offen gestanden, ziemlich "underwhelming".
Mutron Biphase: Der Klassiker schlechthin. Es gibt keinen Phaser, der ihm, was Charakter und Färbung angeht, das Wasser reichen kann. Gerade auf perkussiven Sounds klingt er wirklich toll, weil eben seine Resonanz ganz eigen klingt und dem Signal eine ungewöhnliche Qualität und zusätzliche Obertöne verleiht. Zwei Modulations-LFOs mit zwei Wellenformen, die gegenphasig geschaltet werden können, serielle oder parallele Verschaltung der Phasing-Einheiten, Expression Pedal (sehr selten) und die Möglichkeit, CV-Ins nachzuhacken. Es gibt Dutzende Beispiele mit dem Biphase; ich würde mal auf das berühmte Simmons-Fill in Jarres "Orient Express" hinweisen oder diverse Platten von Michael Garrison (RIP).
Schulte Compact Phasing A: Braucht man nichts mehr zu sagen, außer: Phaedra, Rubycon, Timewind, Autobahn, Oskar Sala, John Lord, Manuel Göttsching... das Teil hat wirklich jeder gehabt in den 70ern (könnte man zumindest glauben). Typisch ist der, wie Feinstrom das so schön beschrieb, eintauchende Phasing-Effekt, der wesentlich dramatischer klingt als das ständige sinusmäßige Auf und Ab bei anderen Phasern. Das Teil ist eigentlich mono, hat aber eine ziemlich verrückte pseudo-Stereoschaltung bekommen, mit der das Signal zwischen den beiden Kanälen hin- und herläuft. Wichtig zu wissen ist, daß es drei verschiedene Inkarnationen des Gerätes gab. Die erste wurde exklusiv für TD gebaut und saß in einem Gehäuse, das einem Fricke MFB nicht unähnlich war (aber aus Metall). Die zweite Serie hatte die 2a-Platine, die deutlich anders klingt als die 2b-Platine, die ab etwa Seriennummer 11.000 eingebaut wurde.
Dynacord TAM-19: Wild, brutal, böse. Einer der gemeinsten und zupackendsten Flanger, die ich kenne. Böseste Resonanz, ausgefuchste Steuerung durch Envelope Follower, CV und LFO, gleichzeitig, mischbar... wüst! Und ordentlich Dampf in den tiefen Lagen. Für den Preis sicherlich der beste Flanger überhaupt, und ziemlich nah dran an einigen Sachen, die der Marshall Time Modulator auch kann (allerdings zum fünffachen Preis). Der TAM-21 ist auch nicht schlecht, aber ich finde, er hat nicht ganz den Biss des 19.
MXR Flanger/Doubler: Sehr hübsch klingender Flanger, der auch dieses witzige Gummibandecho durch moduliertes Tub-Delay erzeugen kann. Basiert wie die originale Elctric Mistress auf einem Reticon SAD1024, klingt aber nicht annähernd so ätherisch wie das EH-Teil, sondern sehr vakuummäßig und hohl. Schick.
Roland SBF-325: Meiner Meinung nach ein ziemlich langweiliger Flanger/Chorus, der zwar über einige Steuerungsmöglichkeiten verfügt, aber recht noisy ist und nicht übermäßig spektakulär. Ist halt cool im Rack, wenn man die anderen Teile aus dieser Serie hat. Ich mußte ihn nicht haben.
Roland SPH-323: Ähnliches gilt auch für den 323. Ein nett klingender Phaser, der mich ein bißchen an das Phasermodul im System 100m erinnert. Nicht übermäßig spektakulät, nett und brauchbar, aber kein Killer. Haben mußte ich ihn auch nicht.
Roland SDD-320 Dimension D: Der beste Chorus überhaupt. ziemlich unspektakuläres Äußeres, aber ein Effekt, der an universeller Nutzbarkeit nicht zu überbieten ist, eben, weil er so subtil klingt. Macht aus einem 200° Stereopanorama eines mit 270°

. Dieser Chorus eiert und leiert nicht.
TC 1210 Chorus/Flanger: Dem habe ich nicht viel abgewinnen können. Klingt superedel und sauber, ist aber blöde zu justieren und -- im Gegensatz zum SDD-320 -- nicht geeignet für komplexere Signale, weil er nämlich eiert. Auch der Flanger klingt jetzt nicht so, daß mir alles wegfliegen würde. Schick, edel, teuer, aber m. E. nicht wirklich spektakulär. Hängt aber sicherlich auch vom Einsatzgebiet ab.
Boss CE-1 Chorus Ensemble: Wunderschöner mono-to-stereo Chorus, der eine absolut drogenmäßige Panoramaerweiterung produziert. Toll vor allem am Rhodes, aber auch ein PPG oder ein Prophet fangen richtig schön an zu schimmern.
Roland RE-301/501/SRE-555 Chorus Echo: Der Chorus in diesen Bandechos klingt ziemlich aufdringlich und Barberpole-mäßig, das Signal wird sehr stark gefärbt und klingt leicht verstimmt... nicht wirklich toll. In geringen Dosen brauchbar (sprich: Chorus ein, Regler steht auf "null"), aber zu viel klingt, vor allem im Mix, ziemlich komisch, aber unlustig komisch.
EH Polyphase: Geiler Monophaser mit ziemlich fertigem Envelope Follower zur Phasersteuerung. Klingt sehr vokalartig und hat nichts vom Small Stone.
EH Bad Stone: Einer der blödesten Phaser, die ich je gehört habe... kein Biss, keine Eier... muß man nicht haben, glaube ich. Hat erst recht überhaupt nichts vom Small Stone.
EH Echoflanger: Der originale Echoflanger produziert diesen quecksilbrigen Sound, wie man ihn bei Jarre in "Oxygene 5" an der Farfisa hört. Der spätere Echoflanger, der dann auch als Polyflange und Polychorus verkauft wurde, klingt um einiges schärfer und aggressiver. Kein Vergleich mit der Mistress, sondern deutlich dichter und präsenter. Der Chorus klingt ziemlich aufdringlich und eckig, das Slapback-Echo kann sehr kranke Resonanzeffekte produzieren...
EH Clone Theory/Small Clone: Komische, kleine Chorusse von EH, die ziemlich kantig und verstimmt klingen. Der Small Clone geht noch, aber der große Bruder ist schon ziemlich eigen. Das muß man mögen...
Alesis Bitrman: Der Phaser im Bitrman klingt für eine Simulation sehr gut und hat fast -- Achtung, Frevel -- den Biß und die Sattheit eines guten Compact Phasing. Der Faze klingt deutlich nichtssagender, kühler und transparenter. Was kein Fehler sein muß...
So, das wäre mein Senf, den ich dazu beizutragen hätte. Vielleicht hilft´s ja weiter. Geräte, mit denen ich mich gerne selbst nochmal näher auseinandersetzen würde, sind u. a. der DeltaLab DL-2, der AMS 2.20 Tape Phasing Simulator, der Marshall Time Modulator, der Eventide FL-201 Instant Flanger und der Eventide Instant Phaser, der Dynacord SRS-56 und der Tri-Stereo Chorus von Songbird.
Stephen