ARP 2600 - Gehäuse restaurieren

Ziemlich cooles Projekt! Und ich bin schon gespannt, wie es aussieht, wenn es fertig ist!

Und was so allgemein das Restaurierungsthema betrifft, gibt es da unzählige verschiedene Perspektiven und Möglichkeiten.

Wenn es bspw ein Museumsstück werden soll, dann versucht man im Grunde gar nix neues hinzuzufügen. Bzw nur soviel, dass man es notfalls zerstörungsfrei wieder entfernen kann.

In der Denkmalpflege in der Architektur ist das auch ein ständiges Thema. Auch da entscheidet man sich oft dafür, größere Änderungen an der Originalsubstanz zuzulassen,
um eine Nutzung weiter zu ermöglichen. Denn wem nützen alte Gebäude, wenn sie niemand mehr nutzt? Denn dann ist es schwierig, überhaupt eine weitere Instandhaltung zu finanzieren.

Dennoch ist es immer ein Abwägungsprozess.

Und: Alte Dinge dürfen auch alt aussehen :xenwink:
 
Jetzt sollen die Seitenwände verklebt werden. Dazu müssen die Schnitte an den Ecken zusammengefügt werden, und zwar so, dass es keine Überlappungen gibt bzw, dass die Schnittkanten möglichst unsichtbar sein sollten.
Nun ist es aber so, dass die Ecken abgerundet sind. Die Schnitte genau an der Abrundung zu machen schien mir nicht sinnvoll, erstens könnte ich das Lineal nicht in einem korrekten Winkel halten, ausserdem war zu befürchten, dass wegen Spannung und Zugwirkung die Schnittkanten sich mit der Zeit lösen könnten, oder verschieben, dass ein Spalt sichtbar wird.

Also entschied ich mich dafür, die Schnitte auf den kürzeren Seitenwänden direkt unter der Rundung zu machen, wo ich mit dem Lineal eine gerade Auflage hatte. Zuvor ist es ratsam, an den Schnittstellen das Holz mit einem Edding schwarz einzufärben, falls mal doch ein Spalt entstehen würde. So würde man nicht sofort die helle Oberfläche sehen.
Für schwierige Stellen, wo es auf exakte Schnittführung ankam, hatte ich Ponal Express genommen. Fehler können schnell passieren, und man hat aber noch die Möglichkeit, zu korrigieren.

Also, im Voraus sollten die Enden, welche zusammengefügt werden, sich um ca 1-2cm überlappen. Cutter an Lineal ansetzen und mit einem Rutsch durchschneiden. Wenn die überstehenden Enden entfernt sind, sollten im Normalfall die Schnittkanten exakt zusammenpassen. Anschliessend mit Ponal einstreichen, mit dem Fön antrocknen und dann vorsichtig zusammenfügen.
Um zu verhindern, dass der Leim rausquoll und das Tolex beschmutzte, hatte ich die Enden vorher mit Tesa abgedeckt. Im nachhinein war das aber nicht nötig, da Ponal auf Wasserbasis ist, und man frischen Leim noch schnell mit einem feuchten Tuch abwischen kann.

Ecken.JPG

Nachdem die Ecken verklebt waren, konnte man die Schnittkanten nicht mehr erkennen, man musste wirklich schon genau hinsehen. An einer Ecke aber hatten sich die Enden ganz leicht übereinander gelegt, obwohl ich mir sicher war, dass ich die Enden korrekt zusammengefügt hatte. Meine Vermutung: Ich hatte zuviel Leim genommen, dieser hatte sich beim Trockenprozess zusammengezogen und so die Enden verschoben. Der Fehler ist aber zum Glück auf den ersten Blick nicht sichtbar, ausserdem hatte ich noch mit dem Edding vorsichtshalber die hellere Kante übermalt.

Also: Beim Zusammenfügen von Schnittenden nicht zuviel Leim nehmen, beide Seiten nur dünn, aber gleichmässig einstreichen.
Wie gesagt, ich mache das zum ersten Mal, da bleiben Fehler nicht aus.

So, um etwas Abwechslung zu haben, wollte ich mich an den Rahmen machen. Wegen der vielen Winkel war das schon erheblich aufwändiger und erforderte viel Fingerspitzengefühl.

Ich nahm vorerst die Abmessungen vor und schnitt die Teile zu. Dann gings ans Kleben. Die Stellen, wo angesetzt werden sollte, habe ich mit Bleistift markiert. Erst die Seiten mit dem Tolexkleber verklebt. Die inneren Winkel mit Ponal. Schrauben an der Leiste etwas reindrehen, damit ich sehen konnte, wo ich die Bohrungen freilegen konnte. Überstehende Enden mit der Schere abschneiden.

Dann gings an den unteren Teil bezw. Boden. Der Tolexstreifen war zwar richtig zugeschnitten, aber wohl doch ein wenig kurz. Während mein Sohn vorne den Streifen festhielt, setzte ich hinten an. Und hatte falsch angesetzt! Zwar hatte ich in gerader Linie aufgelegt, aber an den Seiten mich verschätzt. An einer Seite stand zuviel über, und an der anderen fehlte ein Stück. Da der Kleber schon recht fest war, sah ich davon ab, den Streifen wieder abzuziehen.
Ich hatte vor, die Schnitte in gleicher Linie wie die Seitenwände zu setzen, aber so setzte ich die Schnitte einen cm weiter zur Mitte hin. Das war möglich, weil von den Seiten noch genug Material überstand. Lediglich in der Ebene musste ich an der rechten Ecke ein Stück Tolex ankleben. Zum Glück hatte ich das so exakt geschnitten, dass nichts zu erkennen ist.

Hier erstes Ergebnis:

Rahmen.JPG

Am Boden hatte ich die Ecken übers Kreuz geschnitten, damit an der Seite und vorne umgeschlagen werden konnte. Hatte mich aber an der rechten Seite vertan (falsch abgeschnitten), so dass ich vone nicht umschlagen konnte und daher eine Schnittkante verblieb. Da der Leim aber noch nicht ganz getrocknet war, habe ich mit einem runden Gegenstand das Tolex ganz fest angedrückt, so dass jetzt von einer Kante kaum was zu sehen ist.
Ähnlich verfuhr ich auch mit den oberen Spitzen der Seiten Wände.

Schliesslich hatte ich es geschafft:

Seitenteil.JPGRahmenfertig.JPG

Ich muss aber sagen, die Sache beginnt mir Spass zu machen. Das wär doch was, mal nen abgerockten SH-5 oder einen Yamaha der CS-Serie neu zu beziehen :cool:

Demnächst werde ich auch noch die Konsole endlich fertigstellen. Bis die Tage dann.

LG
Alex
 
Zuletzt bearbeitet:
So, die Sache fängt langsam an, Form anzunehmen.

Inzwischen hab ich gemerkt, dass an manchen Stellen, wenn der Schnitt genau an einer Eckkante liegt, manchmal ein sichtbarer Spalt bleibt. Und mit dem Edding kann man rauhes Holz nicht immer volständig einfärben. Jetzt bin ich hingegangen und habe ein Paar Tropfen Ponal mit schwarzer Aquarellfarbe eingefärbt und dann mit einem feinen Pinsel die Zwischenräume aufgefüllt. Das funktioniert recht gut, besonders an Stellen, wo es nicht möglich ist, die Schnittkanten genau anzupassen.

Ponal schwarz.JPG

Hier mal eine Detailaufnahme:

Ecke.JPG

Dennoch, bei hellem Tageslicht sieht man trotzdem die eine oder andere Schnittkante, auch wenn sie noch so gut zusammengefügt sind. Damit kann ich aber leben, zumal ich weiss, dass beim originalen Überzug deutlich die Tolexstreifen überlappt waren.
Ausserdem, denke ich, für das erste Mal, wo ich sowas mache, ist das Ergebnis nicht schlecht. Ich habe auch an manchen Stellen kleine Fehler gemacht, aber dafür Sorge getragen, dass es nicht auffällt. Aber ich weiss jetzt, auf welche Details ich das nächste Mal aufpassen muss.

Auch habe ich vergessen, die Bohrungen vorher zu markieren, oder mir die Stellen zumindesst zu merken. Jetzt konnte ich nur mit feiner Nadel die vermuteten Stellen absuchen, bis ich die Bohrung gefunden habe.

Bohrungen.JPG

Wenn ich aber bis eine Stelle gefunden hatte, war es nachher leichter, die nachfolgenden Löcher zu finden. Dabei habe ich übrigens festgestellt, dass der Tragegriff etwa 1-2cm von der Mitte abweicht. Ob das so beabsichtigt war, k.A. Ob es vielleicht mit der Gewichtverteilung zu tun hatte? Dort musste ich lange nach einer Bohrung suchen, weil ich davon ausging, der Griff sei genau in der Mitte plaziert

Ja, und dann natürlich noch die Stellen mit Netz/Keyboard-Anschluss ausschneiden.

Am Rahmen musste ich die Schrauben noch ausrichten, damit die Frontplatte reinpasst. Ich nahm eine Unterlegscheibe mit der gleichen Stärke der Frontplatte und passte die Schrauben so an, dass sie exakt mit der Mutter abschliessen.

Ausrichtung.JPG

Anschliessend montierte ich beide Gehäuseteile zusammen. Unten und an den Seiten, war innen noch ein Streifen Karton ausgelegt, damit die Flächen nicht direkt aufeinander lagen.
Und dann noch die Gummifüsse angeschraubt.
Ich hatte die originalen Rosetten für die Schrauben mit feiner Stahlwolle poliert.

Unterseite.JPG

Das Gehäuse ist jetzt endlich fertig:

Gehäuse fertig.JPG

Hier nochmal die Elektronik von beiden Ansichten:

Elektronik.JPGvon oben.JPG

Es erfolgt der Zusammenbau. Vorerst mussten die Netz/Keyboard Anschlüsse wieder angelötet werden, was nicht gerade einfach war, da die Kabelstränge nicht viel Spielraum liessen. Besonders schwierig war das Anbringen der Befestigungsschrauben, man kam mit der Hand kaum ran. Auch hatte ich bei allen Schrauben eine Unterlegscheibe angebracht, um das Holz zu schonen.

Zusammenbau.JPG

Der ARP ist inzwischen zusammengebaut und funktioniert auch. Anfangs bekam ich einen Schreck, als sich beim Einschalten nix tat, aber zum Glück war nur das Netzkabel kaputt. (Musste das ausgerechnet jetzt sein?)
Fotos folgen noch, aber dafür brauch ich helles Tageslicht.

LG
Alex
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehr geil gemacht.
Hatte früher mal was mit Tolex probiert und wollte ein Gehäuse damit überziehen, aber das ging dann komplett in die Hose.
Die Ecken sahen aus wie Sau, der Kleber hat alles verschmiert, usw. ...
Muss man schon können und Geduld haben -Respekt.
 
Danke für den Zuspruch. Ja, es stimmt, bei solchen Dingen braucht man unendlich viel Geduld. Ich hatte auch so manche schlaflose Nacht, wo ich mir den Kopf zerbrochen hatte, wie mache ich dies und jenes. Vorallem muss man auch vorausschauend planen. Zuletzt bedarf es auch viel Fingerspitzengefühl, das ist nichts für Grobmotoriker.

Wie versprochen hier die Fotos:

arp1.JPGarp2.JPGarp3.JPGarp4.JPG

Die Ecken habe ich noch nicht befestigt, da die bestellten Polsternägel noch nicht angekommen sind. Ich habe sie erst nur mal draufgelegt, der Fotos wegen. Von 8 originalen Ecken konnte ich noch 5 davon retten, muss sie aber noch in unserer betriebsinternen Schlosserei exakt geradebiegen lassen. Wenn das klappt, überlege ich mir, dann doch wieder die Originale anzubringen.

Den Gehäusedeckel habe ich auch schon ausgebessert und grob abgeschliffen, aber den überziehe ich ein andermal, hat ja noch Zeit.

LG
Alex
 
Zuletzt bearbeitet:
Sieht wirklich super aus!
Ich hätte gedacht, dass man vielleicht sehr stark sieht, dass der Bezug neu ist und das Frontpanel alt. Aber es sieht aus, wie ein Ganzes und dass das alles schon immer so war.
Echt gut!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hätte gedacht, dass man vielleicht sehr stark sieht, dass der Bezug neu ist und das Frontpanel alt. Aber es sieht aus, wie ein Ganzes und dass das alles schon immer so war.
Daran hatte ich schon gedacht, noch bevor ich überhaupt begonnen hatte. Deshalb habe ich ein diskretes Muster rausgesucht, welches dem originalen Muster am nächsten kommt. Und zum Glück glänzt es auch nicht zu sehr. Nur die Körnung ist leicht gröber als beim Original, fällt aber keineswegs auf. Von daher kann ich dieses Muster durchaus für alte Geräte empfehlen, wenn es authentisch sein soll.

Übrigens hatte ich Mühe, die Frontplatte wieder an den Schraubengewinden einzuhaken. Ging echt schwer, es lag möglicherweise daran, dass das neue Tolex etwas dicker war als der Originalbezug, und daher weniger Spielraum vorhanden war. Mein Sohn musste das Gehäuse festhalten, während ich erst oben einhakte, anschliessend unten die Platte mit einem Spachtel vorsichtig anhob und so in die Gewinde einhaken konnte. Dabei muss man aufpassen, dass das Tolex nicht beschädigt wird, und auch darauf achten, dass keine Kabelstränge eingeklemmt werden.

Für die Befestigung des Tragegriffs muss man darauf achten, dass die Schrauben genau passende Gewinde für die Bohrungen an der Platte haben. Beim Anziehen der Schrauben zieht sich die Platte von selbst an, und somit wird alles zusammen am Gehäuse gehalten. Es darf keinesfalls passieren, dass der Griff abreisst und das Gerät zu Boden fällt, was bei schmaleren Gewinden durchaus der Fall sein kann, wenn diese durch die Bohrungen durchrutschen.

Was restaurierungsbedürftige Geräte angeht, bekommt man auch schon mal so was zu sehen:

abgerockter ARP2600.jpg

Falls einer von Euch seinem Gerät einen neuen Bezug gönnen möchte, sich aber nicht so recht dran traut, biete ich jetzt diesen Service an. Ich kenne jetzt die Technik, Arbeitschritte usw. und ausserdem benötige ich in nächster Zeit etwas zusätzliches Taschengeld. Ich habe einige Geräte in Reparatur bzw. benötigen diese einen Full Service, und das wird eine schweineteure Angelegenheit.

Ich habe auch Erfahrung, was das Aufarbeiten von Holzgehäusen betrifft (hatte vor 20 Jahren eine kurze Lehre bei einem Möbelrestaurator gemacht)

Falls also jemand Interesse hat, einfach PM.

Last not least ist dieser Thread noch nicht ganz abgeschlossen, ich werde weiterhin dokumentieren, denn es bleibt ja noch die Tastatur aufzuarbeiten (Falls ich sie jemals wiederbekomme).

Ich danke allen, welche meinen Thread mit Interesse vefolgt hatten - und sich vieleicht davon einige Anregungen nehmen konnten.

LG
Alex
 
Danke für den Zuspruch. Ja, es stimmt, bei solchen Dingen braucht man unendlich viel Geduld. Ich hatte auch so manche schlaflose Nacht, wo ich mir den Kopf zerbrochen hatte, wie mache ich dies und jenes. Vorallem muss man auch vorausschauend planen. Zuletzt bedarf es auch viel Fingerspitzengefühl, das ist nichts für Grobmotoriker.

Wie versprochen hier die Fotos:

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Die Ecken habe ich noch nicht befestigt, da die bestellten Polsternägel noch nicht angekommen sind. Ich habe sie erst nur mal draufgelegt, der Fotos wegen. Von 8 originalen Ecken konnte ich noch 5 davon retten, muss sie aber noch in unserer betriebsinternen Schlosserei exakt geradebiegen lassen. Wenn das klappt, überlege ich mir, dann doch wieder die Originale anzubringen.

Den Gehäusedeckel habe ich auch schon ausgebessert und grob abgeschliffen, aber den überziehe ich ein andermal, hat ja noch Zeit.

LG
Alex
Schaut wirklich super toll aus!
Ich verneige mich tief vor deiner Arbeit und habe größten Respekt!
 
@Modular_Clockwork (und andere, die sich damit auskennen):
Bitte, welchen Kleber hast Du für das Verkleben des Tolex benutzt?
 


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