Begriffsdefinition: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

Da Herr Anwander - und da kommen wir auf den dem Ausgangsbeitrag zugrunde liegenden Text zurück - aus "Gefühl" den Begriff Wellenform verwendet, obwohl es ihm als Fachautor eigentlich klar sein sollte, dass er quasi als Experte, Fachautor und Vorreiter fungiert das falsch ist, war es mir ein Anliegen, sein "Gefühl" mit einem freundlich formulierten Beitrag einmal infrage zu stellen. Ich vermute, dass (nach Loriot) einfach mit seinem Gefühl was nicht stimmt. Jetzt ist er aber erleuchtet. Darf ich Ihnen auch erleuchten? Nackt?

 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

SynthUser0815 schrieb:
Übrigens kennt das deutsche Universalwörterbuch weder den Begriff "Schwingungsform" noch den Begriff "Wellenform".

Was in der Natur der deutschen Sprache liegt, denn ein beliebiges, deutschsprachiges Nachschlagewerk kennt natürlich auch nicht folgendes Wörtchen:

Internetforenfachsprachenfehlerkorrekturbeauftragter *

* Jetzt sogar mit einleitendem Bonus-Anglizismus!

Für die ultrapedantischen Nörgler unter uns:
Ich rede natürlich von einem Nominalkompositum, dessen Bedeutung entweder aus sich selbst hervor geht oder aus dem Kontext (dann ist es zusätzlich sogar ein Neologismus!), in dem dieses verwendet wird.

Und da wir damit nun die logischen Stolpersteine richtig benannt und erkannt haben, nämlich den Duden und die Nominalkomposita, bleibt nur noch zu hoffen übrig, dass man langsam mal die Fünfe gerade sein lässt und nicht in jedem zweiten Posting andere Mituser völlig sinnentleert ansaugt.

Und der Vollständigkeit halber noch einmal auch in diesem Thread:

Die Schwingungsform eines Oszillators ist völlig uninteressant, denn wenn ein Geräusch keine charakteristische Änderung während eines bestimmten Zeitintervalls erfährt, dann ist dieses Geräusch nur eines: Lärm!

Wollte ich Lärm erzeugen, dann drehe ich die Sustain-Phase der Hüllkurve voll auf, drehe das Filter ganz raus und dafür den VCA auf volle Lautstärke und lege zum Schluss ein Gewicht auf die C3-Taste meiner Klaviatur und erfreue mich an einem konstanten Ton, der einer wunderschönen Oszillator-Schwingsungsform entspricht, bis mir die Ohren bluten oder ich einen Hörsturz kriege und der dadurch entstandene Tinnitus mir bis zu meinem Lebensende erhalten bleibt...
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

Diese Pferd ist Tot, bitte alle absteigen. Die Türe schließen, der letzte macht bitte den Licht aus: http://www.googlefight.com/index.php?word1=Schwingungsform&word2=Wellenform

Im ernst: es ist deutlich das "Wellenform", besonderes bei Synthesizers und in Audiobereich, sich gefestigt hat. Dann weiter zu diskutieren macht einfach kein Sinn. Die Sprache ist nun was sie ist: Natürlich, veränderlich und unlogisch! Oder sollen wir die Franzosen noch ermahnen das die den falschen Wort für z.b. Kopf benutzen (leitet sich von Topf/Krug(?) in Lateinisch ab)?
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

à propos Französisch: Eines der ersten elektronischen Instrumente hiess und heisst "Ondes Martenot". "Ondes" sind Wellen.

Die Heerscharen von analogen Synthesizern ab den späten Sechzigerjahren benutzten auch den Begriff "Waveform". "Waves" sind Wellen.

Interessant aber: "to oscillate" heisst übersetzt "(hin und her) zu schwingen". "Oscillator waveform" ist demzufolge eine "Schwingungsgenerator-Wellenform".

Im wahren Leben ist nichts schwarz oder weiss. :mrgreen:

EDIT: Vielleicht haben wir's hier ja mit einer Heisenberg'schen Unschärferelation zu tun, aber nicht mit einer Welle-/Teilchen- sondern mit einer Welle-/Schwingungs-Dualität. Vielleicht wär's drum für Schrödinger's Katze gut, mal "outside the box" zu denken. Oder besser nicht. :lollo:
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

Eine andere Universität zu Synthesizern:

Der Oszillator (VCO) erzeugt eine elektrische Schwingung, die reich an Oberwellen ist. Typische Wellenformen sind Sägezahn, Rechteck und Puls.

http://www.informatik.uni-hamburg.de/~s ... nalog.html

Und noch eine andere Uni:

In Abb. 6.4 sind typische Wellenformen aufgezeigt, die ein analoger Oszillator hervorbringen kann.

http://www.techfak.uni-bielefeld.de/ags ... ode28.html

Und Apple hat auch eine Meinung dazu:

In einem Synthesizer heißt die primäre schwingungserzeugende Komponente Oszillator. Die meisten Synthesizer-Oszillatoren erzeugen obertonreiche Wellenformen wie Sägezahn (Sawtooth), Dreieck (Triangle), Rechteck (Square) und die Impulswelle (Pulse Wave). Diese Wellenformen sind nach der Ähnlichkeit ihrer Wellenform mit den Zacken einer Säge, mit Dreiecken, Rechtecken und so weiter benannt. Näheres über die gängigsten Synthesizer-Wellenformen finden Sie unter Oszillatoren.

https://help.apple.com/logicpro/mac/9.1 ... tasks=true
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

Das Substantiv "Envelope" wird i.d.R. mit "Briefumschlag" oder "Versandhülle" verwendet. Wörtlich übersetzt muss nicht immer der richtige Begriff sein. Im Deutschen heißt es halt "Schwingungsform", denn eine Welle ist was ganz anderes als eine Schwingung (Physikunterricht, 11. Klasse). Wollte ich einfach mal hier im Expertenkreis loswerden. Synthesizer-Neulinge dürfen selbstverständlich "Wellenform" und "Basedrum" sagen.
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

Dirk Matten schrieb:
Das Substantiv "Envelope" wird i.d.R. mit "Briefumschlag" oder "Versandhülle" verwendet.

Das Argument des allgemeinen Sprachgebrauchs würde ich an Deiner Stelle zur Untermauerung Deines Standpunktes in dieser Diskussion lieber nicht einbringen. :harhar:

EDIT: Ausserdem stimmt's sowieso nicht (I'm British, I don't think you want to argue with me. :twisted: ). Wenn man sagt "somebody is pushing the envelope" meint man i.d.R. (*hüstel*) nicht das jemand im Fitnesscenter einen Briefumschlag stemmt. :lol:
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

Dirk Matten schrieb:
Im Deutschen heißt es halt "Schwingungsform", denn eine Welle ist was ganz anderes als eine Schwingung (Physikunterricht, 11. Klasse). Wollte ich einfach mal hier im Expertenkreis loswerden.

Der Kreis hier hat jetzt mehrfach darauf hingewiesen, dass es einen direkten und unmittelbaren logischen, mathematischen, musikalischen und physikalischen Zusammenhang zwischen Schwingungen und Wellen gibt.

Es ist nun einmal faktisch so, dass Welle und Schwingung im Zusammenhang mit Synthesizern synonym verwendet werden. Ich kann deine pedantische Wortklauberei echt nicht nachvollziehen, denn die Aufgabe eines Synthesizers ist es nun mal, Wellen zu erzeugen, die man hören kann und nicht elektrische Bauteile um ihrer Selbst willen schwingen zu lassen, um damit sinnlos Strom zu verbrauchen und Abwärme zu generieren.
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

Gerne noch einmal: Regelmäßig kann man lesen, dass der Oszillator als Wellenform Sinus, Dreieck etc. bietet. Sinus, Dreick etc. bezeichnet man in diesem Fall aber als Schwingung. Wenn wir soweit d'accord sind, erübrigt sich in diesem besonderen Fall auch eine weitere Betrachtung, was mit der elektrischen Schwingung im Gerät passiert oder wie sich Töne, Kl#nge, Geräusche etc. in der Luft fortpflanzen. Ich glaube, dass Heinz Funk (deutscher Synthesizerpionier und lange Zeit exklusiver Importeur der Moog Studio Serie) in seinen Veröffentlichungen (Zeitschriften, Prospekte) und Vorführungen den Begriff "Wellenform" als erster verwendete. Gerald Dellmann hat das dann als Redakteur des Fachblatts und Autor eines kleinen Leitfadens für Synthesizer übernommen, die zweite Auflage des Büchleins aber nach freundlichem Hinweis durch meinen damaligen Geschäftspartner verbessert.
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

Ich seh' da einen erheblichen Unterschied zwischen wissenschaftlich korrekter Darstellung und
umgangssprachlichem Terminus.

Im wissenschaftlichen Bereich müssen Begriffe so exakt wie möglich verwendet werden, um
die Gefahr von Ambiguitäten auf ein Minimum zu reduzieren.
Leider wird heute auf exakten Begriffsgebrauch nicht genug Wert gelegt - es gibt im
Hochschulumfeld und in Handbüchern oft grausige Entstellungen eines Sachverhalts,
die unkorrigiert stehen bleiben, weil Sprache nachlässig gebraucht wird.
Da sollte man sich zweimal fragen, ob es angemessen ist, 'Korinthenkacker' zu schreien,
wenn jemand darauf hinweist.

Beispiel: Der Volksmund verwendet 'Eigentum' und 'Besitz' oftmals synonym.
Frag' mal einen Anwalt (kein Wissenschaftler!) zu dem Thema.

Andere Sicht: Wir alle wissen, daß die Erde sich als Planet um die Sonne dreht.
Aktuelles Weltbild halt. Trotzdem reden wir von 'Sonnenaufgang' und 'Sonnenuntergang'.
Begriffe, die ganz klar ein geozentrisches Verständnis des Universums wiederspiegeln.

Zum Thema 'Wellenform' vs. 'Schwingungsform' folgt für mich daraus, daß es in erster
Linie wichtig ist, daß die an der Diskussion Beteiligten sich beide einig sind, daß sie das
Gleiche meinen. Da kann der eine doch 'Hahnenfuß' und der andere 'Butterblume' sagen,
wenn beide sich einig sind, daß sie 'Ranunculus acris' meinen. Der Streit, ob Hahnenfuß
oder Butterblume das richtige Wort ist, ist dann verbohrt und verschwendet Lebenszeit.

Für mich ergibt sich daraus, daß in Publikationen auf jeden Fall die exakten Begriffe verwendet
werden müssen. Bei Forumsverwendung ist mir das egal, wenn klar ist, daß mit 'Butterblume'
Ranunculus acris gemeint ist.
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

Ich war ja drüber gestolpert, als Florian Anwander als anerkannter Experte in Sachen Synthesizer und Elektronik hier "Wellenform" verwendete und ich mich frug, ob vielleicht Eimert/Humpert falsch liegen. Aber das ist ja schon lange geklärt, es entsprach halt seinem Sprachgefühl.

Das Ei ist hart (Loriot)

Das Ehepaar sitzt am Frühstückstisch. Der Ehemann hat sein Ei geöffnet und beginnt nach einer längeren Denkpause das Gespräch.

Er: Berta!
Sie: Ja....
Er: Das Ei ist hart!
Sie: (schweigt)
Er: Das Ei ist hart!
Sie: Ich habe es gehört...
Er: Wie lange hat das Ei denn gekocht?
Sie: Zu viel Eier sind gar nicht gesund...
Er: Ich meine, wie lange dieses Ei gekocht hat...
Sie: Du willst es doch immer viereinhalb Minuten haben...
Er: Das weiß ich...
Sie: Was fragst du denn?
Er: Weil dieses Ei nicht viereinhalb Minuten gekocht haben kann!
Sie: Ich koche es aber jeden Morgen viereinhalb Minuten!
Er: Wieso ist es dann mal zu hart und mal zu weich?
Sie: Ich weiß es nicht...ich bin kein Huhn!
Er: Ach!...Und woher weißt du, wann das Ei gut ist?
Sie: Ich nehme es nach viereinhalb Minuten heraus, mein Gott!
Er: Nach der Uhr oder wie?
Sie: Nach Gefühl...eine Hausfrau hat das im Gefühl...
Er: Im Gefühl?...Was hast du im Gefühl?
Sie: Ich habe es im Gefühl, wann das Ei weich ist...
Er: Aber es ist hart...vielleicht stimmt da mit deinem Gefühl was nicht...
Sie: Mit meinem Gefühl stimmt was nicht? Ich stehe den ganzen Tag in der Küche, mache die Wäsche, bring deine Sachen in Ordnung, mache die Wohnung gemütlich, ärgere mich mit den Kindern rum, und du sagst, mit meinem Gefühl stimmt was nicht?
Er: Jaja...jaja....jaja...wenn ein Ei nach Gefühl kocht, dann kocht es eben nur zufällig genau viereinhalb Minuten!
Sie: Es kann dir doch genau ganz egal sein, ob das Ei zufällig viereinhalb Minuten kocht...Hauptsache, es kocht viereinhalb Minuten!
Er: Ich hätte nur gern ein weiches Ei und nicht ein zufällig weiches Ei! Es ist mir egal, wie lange es kocht!
Sie: Aha! Das ist dir egal...es ist dir auch egal, ob ich viereinhalb Minuten in der Küche schufte!
Er: Nein-nein...
Sie: Aber es ist nicht egal...das Ei muss nämlich viereinhalb Minuten kochen...
Er: Das habe ich doch gesagt...
Sie: Aber eben hast du doch gesagt, es ist dir egal!
Er: Ich hätte nur gern ein weiches Ei...
Sie: Gott, was sind Männer primitiv!
Er: (düster vor sich hin) Ich bringe Sie um...morgen bringe ich sie um...
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

Die gleiche Argumente könnte auch benutzt werden um auf Englisch "oscillationform" zu sagen. Sagen man aber (typischerweise) nicht. Liegen die Engländer/US-Amerikaner auch alle falsch?

Und, ich glaube (als Studierte Ingenieursphysiker, nicht aber in Deutschland...) das derjenigen der das Wort "Schwingungsform" eingeführt hat "falsch" liegt, weil ein Schwingung (der in Vergleich zu eine Welle kein Räumliche Ausdehnung hat) kein "form" haben kann, weswegen es für vielen komisch klingt, und nicht deren Sprachgefühl entsprechend.
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

Die Form kommt ja von der Kurvenform der mathematischen Funktion mit der sie beschrieben werden kann. Amplitude und Zeit. Dazu brauchst du noch keinen "Raum". Den braucht abet die Welle in Form von Schall. Der entsteht aber erst durch die Schwingung des Membrans eines Lautsprechers, nicht in den Schaltkreisen des Oszillators.
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

Wikipedia sagt:
"Als Waveform, im Deutschen auch Wellenform, wird die grafische Darstellung eines Audio- oder anderen elektrischen Signals bezeichnet. Eine Wellenform stellt den zeitlichen Verlauf einer Schwingung grafisch dar und ermöglicht es, auch bei komplexen, sich überlagernden Schwingungen unter anderem Frequenz (bei einem Audiosignal proportional zur Tonhöhe) und Amplitude (bei einem Audiosignal proportional zur Lautstärke) abzuschätzen und zu vergleichen."
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Waveform

Also sind die auf die "Synthies" aufgemalten Symbole Wellenformen, wohingehend der Oscillator auf eine bestimmte Art und Weise schwingt, also eine Schwingungsform hat. Er kann ja nur schwingen, aber nicht wellen.

Ist das alles so schwierig???
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

Und wie schaut die Schwingungsform aus? Eine Form kann grafisch dargestellt werden, du widersprichst dir selbst. ;-)

Wie gesagt, Schulwissen: http://home.snafu.de/sicpaul/allgemin/schwing1.htm

Die Welle kann mit der gleichen Kurvenform beschrieben werden, wie die Schwingung, das ist richtig. Aber wenn du die tatsächliche räumliche Schall-Ausbreitung meinst, dann schaut das auch nicht so aus wie die 2D Linien auf deinem Synthesizer.
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

Wenn man bei dieser linguistischen Korinthenkackerei wirklich konsequent sein will, muss man lineare Hüllkurven als "Hüllgeraden" bezeichnen. :? Viel Spass. :lol:

Menschliche Sprache ist nunmal mehrdeutig und Gebräuchlichkeiten sowie Auslegungsweisen unterworfen. Sonst wären Dolmetscher und Rechtsanwälte arbeitslos. Theologen auch. :lol: Einfach mal den rein algorithmischen Google-Übersetzer bequemen und sich selbst davon überzeugen.

Wer hiermit nicht klarkommt, der sollte besser eine Programmiersprache erlernen und sich dort austoben.
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

Zwiebelfisch: Wo holen seliger denn nehmen ist

Von Bastian Sick

Waren Sie schon einmal in Trier? Dort gibt es einiges zu entdecken und zu bestaunen, vor allem für jemanden, der sich für sonderbare sprachliche Phänomene interessiert. Denn die Trierer holen sich die Freiheit, ein paar Dinge anders auszudrücken.

Für die meisten Deutschen sind "holen" und "nehmen" zwei Verben mit unterschiedlicher Bedeutung, zwischen denen es nur selten zu Verwechslungen kommt. In Trier und Umgebung kommt es sogar noch seltener zu Verwechslungen, weil das Verb "nehmen" in der dortigen Umgangssprache praktisch nicht existiert. Wo unsereins "nehmen" sagt, da sagt der Trierer "holen". Das gilt auch für Zusammensetzungen. So fragt der Trierer: "Kannst du mich mitholen?", wenn er mitgenommen werden will. Und er überholt nicht nur andere Autos, sondern auch Verantwortung. Und wenn er erfolgreich gefastet hat, kann er voller Stolz verkünden: "Ich hab zehn Kilo abgeholt!"

Im Trierer Land wird wenig genommen, dafür umso mehr geholt. Man könnte es auch Hol-land nennen, wenn der Name nicht schon vergeben wäre. Der folgende Dialog zwischen einem Krankenpfleger und einem Patienten trug sich in einem Trierer Krankenhaus zu: "Ich habe Ihnen hier Ihre Tabletten hingelegt, nehmen Sie die zur nächsten Mahlzeit ein!", sagte der Krankenpfleger. "Is gut, ich hol se dann gleich!", erwiderte der Patient. Der Krankenpfleger stutzte und erklärte, dass der Patient die Tabletten nicht zu holen brauche; denn er habe sie ihm schließlich schon mitgebracht. "Bitte nehmen Sie sie zur nächsten Mahlzeit ein!", wiederholte der Krankenpfleger. "Ja, ja, is gut, ich hol se gleich!", wiederholte seinerseits der Patient. Nachdem der Krankenpfleger noch ein weiteres Mal darauf hingewiesen hatte, dass sich die Tabletten bereits im Zimmer befänden, und der Patient ein weiteres Mal versichert hatte, dass er sie ganz gewiss gleich holen würde, gab der Krankenpfleger auf und verließ kopfschüttelnd den Raum. Er stammte aus dem Münsterland und hatte keine Ahnung von der semantischen Macht des Wortes "holen" im Lande der Trierer.

Zugegeben: Es ist ganz schön verwirrend. Wenn ein Trierer im Restaurant sagt: "Ich hol das Hühnerfrikassee", muss der ortsfremde Gast am Nebentisch annehmen, in diesem Restaurant herrsche Selbstbedienung. "Dann kann ich ja auch gleich zu McDonald's gehen", wird er denken. Und auch dort würde er sich wundern, spätestens wenn er gefragt wird, ob seine Bestellung "zum Mitholen" sei.

Als ich selbst einmal einen Herrn aus Trier nach einem gemeinsamen Restaurantbesuch fragte, ob ich ihn im Taxi mitnehmen könne, antwortete er höflich: "Lassen Sie nur, ich hol den Bus!" Ich stellte mir daraufhin vor, dass er wohl mit einem VW-Transporter gekommen sei.

Das Holen-statt-Nehmen-Phänomen ist eine Besonderheit des Moselfränkischen und daher auch im Saarland verbreitet. Es gibt Saarländer, die Französischunterricht holen, und andere, die sich an guten Taten ein Beispiel holen. Vor manchen muss man sich in Acht holen, besonders vor denen, die den Mund gern etwas zu voll holen. Ansonsten kann man im Saarland eine ganze Menge unterholen, man kann Dinge tun, die man sich seit langem vorgeholt hat, man kann Beleidigungen aussprechen und wieder zurückholen, einen Gast bei sich aufholen und für den Nachbarn ein Paket anholen. Es scheint wie ein Spiel, bei dem man ein Wort durch ein anderes ersetzen muss.

Als Ortsfremder mag man das sonderbar finden oder einfach nur zum Schmunzeln. Auf jeden Fall aber lädt es dazu ein, sich über die Bedeutung der Wörter "nehmen" und "holen" ein paar Gedanken zu machen. Denn worin besteht eigentlich der genaue Unterschied? Wer sich Milch aus dem Kühlschrank nimmt, der steht bereits direkt davor. Wer sich Milch aus dem Kühlschrank holt, der muss erst noch zum Kühlschrank gehen. Beim Nehmen, so könnte man vereinfachend festhalten, kommen die Hände zum Einsatz, beim Holen sind außerdem die Füße beteiligt. Allerdings passt diese Definition nicht immer, denn zum Luftholen benötigt man weder die Hände noch die Füße. Und wer Abschied nimmt, der lässt sogar los, statt festzuhalten.

Die Trierer und die Saarländer sind übrigens nicht die einzigen, bei denen das Verb "holen" eine erweiterte Bedeutung hat. Viele Deutsche gebrauchen das Wort "holen" anstelle von "kaufen" und sagen Sätze wie „Letzte Woche hab ich mir auch endlich einen DVD-Rekorder geholt“ oder „Mein Fernseher ist im Arsch! Ich muss mir dringend einen neuen holen!“ Für mich klingt das immer ein wenig suspekt – ich finde, es hört sich irgendwie nach Ladendiebstahl an.

Geben ist seliger denn nehmen, heißt es in der Bibel. Ob die Trierer Theologie wohl die Meinung vertritt, geben sei seliger denn holen? Jedenfalls brauchen Psychiater ihre suizidgefährdeten Patienten nur nach Trier oder nach Saarbrücken zu schicken, schon sind sie ihre Sorgen los, denn dort nimmt man sich nicht das Leben. Dort holt man es sich höchstens.

http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfis ... 62908.html
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

Tim Kleinert schrieb:
Wer hiermit nicht klarkommt, der sollte besser eine Programmiersprache erlernen und sich dort austoben.

Uh-Oh, besser nicht! ;-)

Zeitgemäße Programmieransätze der Objektorientierung setzen nämlich ganz stark darauf, dass vorhandene Logik-Konstrukte erweitert und wieder verwendet werden. Da herrscht ein gänzlich anderes Abstraktionsniveau vor:

In dieser Welt ist die Klasse "Wellenform" dann nämlich abgeleitet von der Klasse "Schwingungsform", was bedeutet, dass die Kind-Klasse "Wellenform" in jedem Fall IMMER eine Schwingungsform ist, weil sie alle Eigenschaften, Methoden und Parameter der Eltern-Klasse übernimmt und erweitert. :nihao:

Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Vererbung_ ... mierung%29
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

Trier - die Geburtsstätte der Sample & Holt-Wellenform.
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

DerGanner schrieb:
Tim Kleinert schrieb:
Wer hiermit nicht klarkommt, der sollte besser eine Programmiersprache erlernen und sich dort austoben.

Uh-Oh, besser nicht! ;-)
Weiss doch, das war auch scherzhaft gemeint. :lol: Das fing ja schon mit den illegalen opcodes auf dem C64 an, wo man nie so genau wusste, ob sie nun tatsächlich funktionieren wie sie sollten, oder überhaupt.

Wenn hier von der argumentatorischen Gegenposition nur belanglose stories ge-copy/pasted werden, ist wohl anzunehmen, dass dieser die stichhaltigen Argumente ausgegangen sind. Als ob je welche dagewesen wären. :lol: Egal, ich habe fertig und bin aus dieser bekloppten :selfhammer: Diskussion raus. Man kann meinetwegen auf der vermeintlichen Suprematie des Begriffes "Schwingungsform" beharren, wenn man nix besseres im Leben zu tun hat. Ich mache lieber Musik mit dem Zeug. Tschüss Dirk. :huhu:
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

Tim Kleinert schrieb:
Man kann meinetwegen auf der vermeintlichen Suprematie des Begriffes "Schwingungsform" beharren...

Typisch Forum. Angelesenes Halbwissen wird mit Klauen und Zähnen verteidigt.

Kurzes Beispiel gefällig? Hier ein einfacher VCO - aus so etwas kommen unsere "Schwingungen"[1] seit rund 50 Jahren. Schön einfaches Exemplar, da sollte doch jeder erklären können, *wo* hier das Rechtecksignal herkommt und *wie* es zustande kommt. Wird aber nicht passieren - denn wenn man das verstanden hätte, dann hätte man auch verstanden, warum der Begriff "Schwingung" nicht wirklich passend ist: Die Oszillatoren unserer Synths machen nämlich etwas fundamental anderes, als das, was im Physikbuch bei Schwingungen erklärt wird.




[1] wie mehrfach angewandt: der Nachrichtentechnisch passende Begriff würde hier "Signal" heißen. Es kommt auf den Inhalt an, nicht auf die Entstehungsgeschichte. Ein Signal, dessen tiefste harmonische im betrachteten Zeitbereich liegt, nennt man dann "periodisches Signal".
 

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Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

nordcore schrieb:
Kurzes Beispiel gefällig? Hier ein einfacher VCO - aus so etwas kommen unsere "Schwingungen"[1] seit rund 50 Jahren. Schön einfaches Exemplar, da sollte doch jeder erklären können, *wo* hier das Rechtecksignal herkommt und *wie* es zustande kommt. Wird aber nicht passieren - denn wenn man das verstanden hätte, dann hätte man auch verstanden, warum der Begriff "Schwingung" nicht wirklich passend ist: Die Oszillatoren unserer Synths machen nämlich etwas fundamental anderes, als das, was im Physikbuch bei Schwingungen erklärt wird.
Was ist das fundamental andere im Detail, würde mich wirklich interessieren!? Ich hab als Informatiker da auch wieder einen ganz anderen Blickwinkel drauf, ist aus mathematischer Sicht so eine Schaltung nicht einfach ein Funktionsgenerator, also eine spezifische Variante eines Signalgenerators?
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

Das Wesen von Schwingungen ist eine pendelnde Energie.
Beispiel = Kind auf Schaukel. Oben, Geschwindigkeit=Null: Potentielle Energie (Höhe im Schwerefeld der Erde,), unten=Höhe=minimal, kinetische Energie (Masse * Geschwindigkeit).

Ein schwingendes Filter, generell rückgekoppelte Systeme haben nun die gleiche mathematische Beschreibung wie solche Systeme, daher ist es nahe liegend, auch dort von Schwingungen zu reden[1]. In einem Regler versucht man diese Schwingungen allerdings grade zu vermeiden, da möchte man ja einen stabilen, geregelten Zustand. *Dort* spricht man daher von Schwingungen.


In unserem VCO fließt allerdings einfach ein der Tonhöhe proportionaler Strom (geliefert vom rechten Kollektor von Q26) in einen Kondensator (C33) und wird dort aufintegriert (U=(I t)/C). Sobald U eine Schwelle erreicht hat, wird der Kondensator sehr schnell entladen (=die Energie wird verheizt), die Spannung also einfach zurückgesetzt. Der Stromversorgung der Schaltung wird also ein konstanter Strom entnommen, es gibt kein Pendeln. (Und auch keine charakteristische DGL. )

Und ja, so ein VCO ist nicht wirklich etwas anderes als ein Funktionsgenerator.

--------------------
[1] Spule + Kondensator-Schwingkreise haben dieses Pendeln auch physikalisch. Die Grundschaltungen der Operationsverstärker wurden übrigens mal für Analogrechner erfunden, mit denen man die DGLs mechanischer Systeme ausgerechnet hat.
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

nordcore schrieb:
In unserem VCO fließt allerdings einfach ein der Tonhöhe proportionaler Strom (geliefert vom rechten Kollektor von Q26) in einen Kondensator (C33) und wird dort aufintegriert (U=(I t)/C). Sobald U eine Schwelle erreicht hat, wird der Kondensator sehr schnell entladen (=die Energie wird verheizt), die Spannung also einfach zurückgesetzt. Der Stromversorgung der Schaltung wird also ein konstanter Strom entnommen, es gibt kein Pendeln. (Und auch keine charakteristische DGL. )
Danke!
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

Ich wundere mich ja daß Herr Matten jetzt nicht darauf hinweist, daß man so eine Schaltung auf deutsch

Kippschwinger

nennt.
:floet:

:kaffee:
 
Re: Pulsbreite/Weite // Schwingungsform

Das sprichwörtliche Lesen zwischen den Zeilen wird hier zu einer ganz besonderen Herausforderung, wenn man sich mal das folgende Fullquote* anschaut:

Dirk Matten schrieb:

Mein alter Philosophie- und Lateinlehrer hat immer nachdrücklich darauf bestanden, dass ein vernünftiger und vollständiger deutscher Satz stets mindestens je

  • ein Subjekt,
  • ein Prädikat und
  • ein Objekt
enthalten muss.

*Ich bitte um Entschuldigung dafür. Hoffentlich ist es nicht zu unübersichtlich geworden.
 

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