Seitdem ich damals in "Wetten-dass" gelernt habe, dass man die Farben der Buntstifte schmecken kann, habe ich durch unzählige Drogenexperimente versucht herauszufinden, wie man zum Synästhetiker wird. Kandinsky Music Painter hatte ich 1987, als ich die Keys auf dem Kopf und von hinten nach vorne gelesen hatte, auch entdeckt. Seither sortiere ich Akkorde nach Geschmack. Der KMP hat mir auch beigebracht, dass man Tremolo mit Wellenlinien malt und Feedback mit Kreide bröselt. Ich habe eine Oktave in die Tapete radiert; der Vermieter nannte es „zeitgenössische Raumakustik“ und verlangte eine Kaution in Fis-Dur. Seitdem ist links rechts, laut ist weich. Zur Sicherheit habe ich mein Gehirn mal über Nacht in den Kühlschrank gelegt, damit das Echo frisch bleibt. Morgens war es beschlagen und sprach nur in Pantone-Nummern; 116C für Moderationsgelb, 485 für Applausrot, 320 für türkise Zwischenfragen. Ich habe Türkis aus Versehen angekaut und bin dann drei Stunden im 5/4-Takt durch die Küche gegangen, bis die Spülmaschine mir ein Polyrhythmus-Attest ausgestellt hat. Seitdem weiß ich: Man wird nicht Synästhetiker - man wird ausgequetscht, wie die Zitrone. Und wofür? Eben! Wenn man Glück hat, bleibt am Ende ein kleines Post-It auf der Zunge kleben, auf dem in zitronigem E-Dur steht: "Bitte umblättern"!