Erklärung eines Netzteils gesucht

[fanwander]

Ich habe eine Sony-Kompaktanlage bei der ich heute den Antrieb des CD-Laufwerks reinigen musste. Hat alles geklappt, ließ ich im auseinandergebauten Zustand prima testen - bloß geht die Anlage nach dem Zusammenbau (alles außer dem Deckelblech) nicht mehr an.

Normalerweise hört man nach dem Einstecken des Netzkabels zwei Relais klicken, und kann dann per Taster oder Fernbedienung das Gerät aktivieren. Wenn ich jetzt das Netzkabel einstecke fehlt dieses Relaisklicken. Das ganze sieht im Servicemanual so aus (das komplette Servicemanual liegt auf https://florian-anwander.de/sony/sony_hcd-se1.pdf):


Die eingehenden 230V gehen durch die Schaltkontakte der beiden Relais zu einem Trafo, der letztlich die Versorgungsspannung zu einem Control-Board liefern soll. Von diesem Control-Board wiederum kommt ein Schalt-Signal "Relay On", das über Transistoren die Spulen der beiden Relais betätigen soll. Jetzt frage ich mich nur: Wie in aller Welt, soll der Prozessor die beiden Relais betätigen, wenn er seine eigene Stromversorgung erst bekommt, wenn die Relais angezogen haben? Ist das eine Münchhausen-Netzteil?

Ich habe noch nichts an dem Netzteil gemessen, da das ganze ziemlich eng gepackt montiert ist. Bevor ich das auseinandernehme würde ich gerne verstehen, wie das funktionieren soll.

 

[Blaerbi]

Seite 39...

 

[fanwander]

Seite 39...

Kannst Du mir Unwissendem das im Detail erläutern? Das hängt doch auch hinter den Relais. Wie soll das Regulatorboard eine Spannung generieren, wenn es selbst keine bekommt, da die Relais noch ausgeschaltet sind.

 

[swissdoc]

Die beiden Kondensatoren C991 und C992 sollten einen Hochpass bilden und etwas Energie zur Verfügung stellen? Ein weiter Wurf. Sonst sehe ich auch nicht, wie das funktionieren sollte, die Erklärung mit dem Baron gefällt mir.

 

[wirkel]

Die beiden Kondensatoren C991 und C992 sollten einen Hochpass bilden und etwas Energie zur Verfügung stellen? Ein weiter Wurf.

Wieso nicht? Also nicht als Hochpass, sondern die Netzspannung fältt effektiv an beiden Kondensatoren und der Trafoprimärspule als Wechselstromwiderstände ab. Passend dimensioniert reicht diese Primärspannung aus für die 4V an Controllerpin 2 -> Controller gibt die Basisspannung über Pin 1. Vielleicht so?
Allerdings scheinen mir 0.01Farad sehr hoch für unipolare Hochspannungskondensatoren?
Edit: Kondensatorkapazität geklärt, s.u.

 

[VEB Synthesewerk]

Sind das wirklich Kondensatoren mit 0,01F?!

 

[wirkel]

Sind das wirklich Kondensatoren mit 0,01F?!

Es steht so geschrieben...
Edit: Laut Teileliste 0.01myF.

 

[VEB Synthesewerk]

Aber 10.000 myF bei 250V?! Das wären extrem fette Becher!

 

[wirkel]

Hab nachgesehen: Sind 0.01 myF, Teileliste Seite 64.

 

[VEB Synthesewerk]

Ok. die Liste hatte ich nicht.

 

[swissdoc]

@fanwander kann das ja nachmessen, wenn er das Netztei soweit zugänglich bekommt. Wir sind gespannt.

 

[Blaerbi]

Das sind 10 nF für Anwendung an Netzspannung. Der Schaltbildausschnitt zeigt die Hilfsversorgung und da reichen 2 x 10 nF in Reihe mit dem Trafo aus, um ausreichend Leistung im Standby zur Verfügung zu stellen.

 

[fanwander]

Danke schon mal für die Hinweise. Dass die 10nF ausreichen könnten, um mit dem Trafo T901 ausreichende Spannung für den Wandler IC991 zu erbringen, hätte ich nicht gedacht.

@fanwander kann das ja nachmessen, wenn er das Netztei soweit zugänglich bekommt. Wir sind gespannt.

Ich kann mich frühestens heute abend wieder damit beschäftigen.

 

[swissdoc]

Die beiden Kondensatoren und die Spule des Trafos bilden einen CLC-Filter. Leider habe ich nichts passendes für diese Use Case als Hilfsversorung gefunden. Hinweise erbeten.

 

[Blaerbi]

IC991 ist ein einfacher Linearregler mit extrem niedrigem Ruhestrom.