In den 90ern war ich in der Mittelstufe mit einem Teil der Musikklasse und unserem Musiklehrer in Köln in einem Theater, um einer Darbietung von Mozarts "Die Entführung aus dem Serail" zu lauschen, das wir wochenlang im Unterricht durchgenommen hatten. Musikalisch war nichts daran auszusetzen, jedoch wurde das Stück stellenweise sprachlich in die Moderne getragen und von den Darstellern vollkommen überzogen gespielt, so dass es eher eine Persiflage war. Mein Lehrer hatte auf dem Weg zurück nach Duisburg keine guten Worte dafür übrig, sprach sinngemäß von einem so großen Mist, wie er ihn im Leben selten erlebt hatte. Er war komplett enttäuscht und redete sich fast in Rage.
Hatte er damit etwa die armen Musikanten im Theater diffamiert, die ihre Noten allesamt hörbar richtig gespielt hatten? Oder den Dirigenten? Die Bühnendesigner?
Nein!
Es war das Gesamtpaket, das durch die peinliche Einflechtung von Gossensprache und angedeuteten Sexwitzchen, sowie absichtlich albern gespielter Rollen rapide an Qualität verloren hatte, wenn man denn das originale Konzept kannte.
Genauso kann so mancher Vortrag beim ESC (wenn nicht der Großteil, wie man hier oft liest) das erwartete Niveau dadurch unterschreiten, dass alles auf bunt, schrill und laut getrimmt wird. Musikalisch ist das für mich auch kaum auszuhalten, genau wie die repetitive Popmusik der letzten zehn, fünfzehn Jahre, an der sich wiederum vieles beim ESC orientiert. Da empfinde ich ebenfalls den Großteil als Mist, auch wenn Grammys dafür vergeben werden.