Eure Lieblingsmusik mit oder ohne Notenkenntnisse ?

Noten lesen ist ja nur ein kleiner Teil der Musiktheorie.
Auch wenn Notenlesen nicht das wichtigste ist, sollte man doch wenigstens Ahnung von der weiteren Harmonielehre haben.
Ich denke dass die meisten, die von sich sagen sie können keine Noten lesen, dennoch andere Teile der Musiktheorie
drauf haben. Wenn man den Rest drauf hat, ist Noten lesen wirklich nicht mehr all zu wichtig, wenn man nicht gerade
in der Situation ist als Berufsmusiker etwas vom Blatt spielen zu müssen.

Dass es Leute gibt, die ohne jeden musik-theoretischen Hintergrund irgendwann als ehemalige musikalische Stars
im Drogensumpf enden können, halte ich für ein Gerücht. Um das zu erreichen, muss man schon irgendwie Ahnung haben.

Ich für meinen Teil versuche mir gerade die Jazz-Harmonielehre drauf zu ziehen, und kann Noten nur ziemlich beschränkt lesen (im ganz einfachen Rahmen). Das funktioniert, aber wenn ich Noten vernünftig lesen könnte, ginge das viel einfacher.
 
Ich find Notenlesen und -schreiben wichtig. Is wie Handschrift. Sieht in unserer digitalen Welt auf den ersten Blick überflüssig bzw sogar umständlich aus, is aber essentieller Bestandteil unserer Kultur. Die westliche Musik wäre jedenfalls ohne Noten etwas völlig anderes. Und die digitale Welt is ne vorrübergehende Erscheinung - lang können wir's uns nicht mehr leisten so maßlos Entropie zu erzeugen. Dann wird die Notenschrift wieder eine größere Rolle zur Konservierung von Musik spielen.

Nur für den Fall, dass das irrtümlicherweise als Beurteilung von Persönlichkeiten aufgefasst wird: Ich mach zur Zeit mit 3 Leuten regelmäßig Musik. Die beiden, die ich für die größten Musiker in meinem Leben halte, können gar keine Noten lesen. Der andere is auch ein phantastischer Musiker, kann aber auch nix flüssig vom Blatt spielen.
 
Trigger schrieb:
Noten stellen ja tonhöhe und dauer da. 4,8,16,32,punktierte,usw innerhalb einem taktblock.
Eigentlich ziemlich simpel vom prinzip. Zeitleiste und die farauf gesetzten events(note +länge).
Kennt man doch als sequenzist.

Ja, eben. Ich weiss nicht was das ganze Getue soll, fast so wie im "Struwwelpeter" der Suppenkasper: "Nein meine Noten les ich nicht!"

Ich bin ja auch schwer geschädigt durch den Musikunterricht, aber als ich mich mal um ne Ausbildung als Tontechniker bewerben wollte war Notenlesen halt Pflicht. Ich hab mich dann mit ein paar Partituren (Mussorgski "Bilder einer Ausstellung") ins Freibad verzogen und in ein paar Wochen lesen gelernt. War wirklich nicht schwer, und hat sogar überraschender Weise Spaß gemacht. So richtig fit bin ich da auch nicht mehr, aber es erleichtert vieles.

Mein Tipp: CD besorgen mit passender Partitur dazu und mitlesen beim Hören. Einzelne Stimmen raushören, Passagen identifizieren, Noten rausschreiben, den Kontext ansehen. Macht richtig Spaß!

Ich vermute mal dass die eingefleischten Notenlesegegner ihre Opferrolle aus der Schulzeit hochstilisieren und ihr Trauma pflegen wollen. Anders ist es für mich nicht erklärbar, um so eine prinzipiell simple Sache so einen Tamtam zu machen ... :selfhammer:

Servus,
Alex
 
Och warum... Vielleicht schreibt man nach einem Sonnebad bessere Songs als wenn man Noten gelernt hat :school:
 
Also fassen wir zusammen, Sonnenbaden und charismatische Eigenschaften machen vielleicht bessere Musik und bessere Karrierechancen als eine fundierte musikalische Ausbildung.
 
becker_mexico schrieb:
Psychotronic schrieb:
Wie schreibst du in Noten ein Filtersweep auf?
so vielleicht?

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Spannend. :supi:
Gibt es dazu eine genaue Deklaration wie man das zu lesen hat, oder ist das eher individuell?
 
Ah... ist also der XML artige Ansatz. Man schreibt was auf und liefert ein Schema mit dazu. Macht Sinn, anders halte ich sowas auch nicht im Ansatz für realisierbar. Danke für den spannenden Einblick.
 
Psychotronic schrieb:
Wie schreibst du in Noten ein Filtersweep auf?

So:

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Ich liebe diese grafischen Scores, die sehen immer so lustig nichtssagend aus -- dabei aber ungeheuer wichtig und bedeutungsschwanger.

Ich habe selbst mal gelernt, Noten zu lesen und zu schreiben, hatte aber immer Probleme damit, vom Blatt zu spielen. Ich bin ein Mann, ich bin eingeschränkt multitasking-fähig. Auch mit dem Aufschreiben habe ich mir nie Mühe gegeben -- es gibt elektronische Aufzeichnungsmittel, da kann ich mir dann anhören, was ich gespielt habe, mein Zeug soll sowieso von keinem Orchester aufgeführt werden -- und außerdem mache ich eh nur völlig anspruchsloses Gedudels, wer sollte das schon nachspielen wollen, geschweige denn, sich anhören?

Stephen
 
ppg360 schrieb:
Ich liebe diese grafischen Scores, die sehen immer so lustig nichtssagend aus -- dabei aber ungeheuer wichtig und bedeutungsschwanger.

Hehe, sehr schön gesagt. Dieses Innencover wollte ich auch schon posten.

Ich kann Noten lesen und auch recht flüssig vom Blatt spielen, wenns jetzt nicht gerade ein Meisterstück von Liszt ist...

...ich habe jedoch große Probleme, Gespieltes selbst zu notieren. Zumindest so, daß es auch von anderen 1:1 nachgespielt werden kann.
 
ppg360 schrieb:
Ich bin ein Mann, ich bin eingeschränkt multitasking-fähig.
Gibt Anzeichen, dass Frauen das auch nicht wirklich bzw. richtig können.
Wie in der Datenverarbeitung ist es nur eine scheinbare Multitaskingfähigkeit. Für die kleinen
Zeitscheiben benötigt die Frau jedoch länger. Also im Prinzip auch fürn Arsch. Aber das nur nebenbei.

Außerdem: ist Multitasking so erstrebenswert?
Auch der Philosoph Byung-Chul Han sieht in seinem medizinphilosophischen Buch „Müdigkeitsgesellschaft“ Multitasking kritisch. Er vergleicht Multitasking mit dem Verhalten von Tieren, die, um in freier Wildbahn zu überleben, jederzeit gezwungen sind, ihre Aufmerksamkeit zu verteilen. Han kommt zu einem negativen Urteil: „Die Zeit- und Aufmerksamkeitstechnik Multitasking stellt keinen zivilisatorischen Fortschritt dar.“ Er kritisiert die Verbreitung von Multitasking, weil die kulturellen Leistungen der Menschheit, wie die Philosophie, eine „tiefe kontemplative Aufmerksamkeit“ erfordern, die mit Multitasking nicht möglich sei
Amen
 
Ich mag ihn auch nicht. Aber er hat Millionen von Fans die das ganz anders sehen. Und noch wichtiger - worums ja eigentlich ging - er ist kein Hobby oder Semiprofessioneller Musiker.
 
Also ich mag ihn. Aber ist ja auch egal eigentlich, die Geschmäcker sind halt verschieden.

Wieder zu Thema: Gundsätzlich finde ich, dass richtig gute Sänger/innen (also die, die ausschliesslich Gesang praktizieren!) noch die besten Chancen haben, fehlende musiktheoretische Hintergründe
durch ihr Gefühl zur jeweiligen Musik wett zu machen. Ich glaube mit der Stimme kann man da noch am besten und schnellsten reagieren.
Aber vieleicht fehlt mir auch einfach nur die Virtuosität, um dem mit Tasten gleich zu tun.
Trotzdem: Meiner Meinung nach brauchen Sänger (und natürlich Drummer, da ist eh Hopfen und Malz verloren *g*) noch am wenigsten musiktheoretische Hintergründe.
 
freidimensional schrieb:
Aber vieleicht fehlt mir auch einfach nur die Virtuosität, um dem mit Tasten gleich zu tun.


Was du meinst ist evtl. spieltechnik. Erst wenn du bestimmte spieltechniken ( instrumentbezogen) drauf hast und abläufe automatisiert hast,dazu sich eine tiefere harmonielehre im bewusstsein verfestigt hat ..ja dann kommt fast von alleine die virtuosität.
 
Trigger schrieb:
Klassische gitarre, wie läufts mit der tremolotechnik ? :D

Wie geht'n das auf ner Akustikgitarre?

Zolo schrieb:
http://de.wikipedia.org/wiki/Tabulatur#Moderne_Gitarrentabulatur

Auf der ASCII-Tabulator finde ich die Notenlängen aber total umständlich dargestellt, mit klassischen Noten komme ich da viel besser klar.

Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, ob die Macher meiner Lieblingsmusik Noten lesen können oder nicht. Ich wüsste nicht inwieweit das relevant ist. Mir selber ist es wichtig das zu können, daher habe ich mir Karteikärtchen zum Lernen besorgt, die ich dann beim Warten auf den Zug durchgehen kann.
 
changeling schrieb:
Trigger schrieb:
Klassische gitarre, wie läufts mit der tremolotechnik ? :D

Wie geht'n das auf ner Akustikgitarre?

Tremolo ist eine anschlagstechnik der zupfhand und nicht zu verwechseln mit dem tremolo einer egitarre.
Um die tremolotechnik einigermassen passabel und timingstabil zu beherrschen damit sich eine ampitudenmodulation entwickelt muss man davon ausgehn das man zwei jahre lang täglich 15min bewusst tremolo üben sollte .
Wenn der bewegungsablauf automatisiert ist kann man langsam das tempo steigern.
200 anschläge pro minute sind da keine seltenheit..die Schwierigkeit besteht darin sauber im metrum zubleiben und nicht in eine art galopp zu verfallen.. Da dann die amplituden modulation sich nicht entfaltet.wichtig auch: gleichmässiger anschlag,bzw lautstärke..

Such mal auf youtube nach classic guitar lessions tremolo.. ;-)
 
Trigger schrieb:
nicht zu verwechseln mit dem tremolo einer egitarre.
Das ist ein Vibrato. Versuche ich seit 14 Jahren, den Kunden zu verklickern. Das Wort "Tremolohebel" nehme ich nicht in den Mund, da es schlicht falsch ist. :school:
 
Zolo schrieb:
W
Ich behauptete das man ganz schön überascht wäre wenn man nachprüfen würde ob die Lieblingsband o.ä. Überhaupt Notenlesen kann.

Suchst Du am Ende nach Argumenten mit denen Du Dich selbst überzeugen willst, es nicht zu lernen?
So habe ich es jedenfalls "geschafft" ;-) Neben der Tatsache dass ich deshalb nichts tonal notieren kann, ärgert mich heute noch was anderes, das ich nicht frühzeitig mit Klavierunterricht begonnen hatte.
Oft ist dann die Musik im Kopf schwer umsetzbar oder eine Idee geht auf dem längeren Weg, sie umszusetzen, verloren. Schade. Jetzt habe ich wieder eine andere Ausrede: mit 64 Jahren fang ich nicht von vorne an und es ist auch schon zuviel versaut worden, alles Sachen die man erst mal VERlernen muss um was neues zu lernen.
Wenn die Frage tatsächlich mit dem Hintergedanken gestellt wurde: Hau ran, lerne es, es schadet auf keinen Fall :nihao: :engelteufel:
 
Cyborg schrieb:
Zolo schrieb:
W
Ich behauptete das man ganz schön überascht wäre wenn man nachprüfen würde ob die Lieblingsband o.ä. Überhaupt Notenlesen kann.

Suchst Du am Ende nach Argumenten mit denen Du Dich selbst überzeugen willst, es nicht zu lernen?
So habe ich es jedenfalls "geschafft" ;-) Neben der Tatsache dass ich deshalb nichts tonal notieren kann, ärgert mich heute noch was anderes, das ich nicht frühzeitig mit Klavierunterricht begonnen hatte.
Wenn die Frage tatsächlich mit dem Hintergedanken gestellt wurde: Hau ran, lerne es, es schadet auf keinen Fall :nihao: :engelteufel:

Zolo schrieb:
Ich für mich hab sogar sehr schlechte Erfahrungen gemacht.
Habe in meiner Kindheit Notenlesen lernen müssen und auch Harmonielehre gelernt.
Musikmachen ekelte mich an und war für mich stinke langweilig.

Erst als ich glücklicherweise anfang das alles wieder größtenteils zu vergessen und
das Schachbrett zu verlassen kam bei mir die Kreativität und auch der Spass...
 
Zolo schrieb:
Erst als ich glücklicherweise anfang das alles wieder größtenteils zu vergessen und
das Schachbrett zu verlassen kam bei mir die Kreativität und auch der Spass...

Das Argument kenne ich auch, hätte es gleich mit dazuschreiben sollen. ;-)Von wegen:
"Ich kenne Musikstudenten die wirklich begabt waren aber nachdem sie die ganze Theorie studieren mussten, nicht mehr frei spielen können und sind nun versauert".
Echt wahr, das habe ich auch oft erzählt (obwohl es nicht stimmte) Ok, wird sicher so Einzelschicksale geben aber im Prinzip schadet Wissen und Können nichts, im Gegenteil. Wenn jemand wirklich eine Begabung hat, verlernt man doch nicht das Fühlen der Musik. Etwas wissen heißt doch nicht, dass man davon "getrieben" wird -oder?
Ich habe z.B. die Erfahrung gemacht dass ich viel besser meine klanglichen Ideen umsetzen konnte nachdem ich begriffen hatte, wie das mit der Synthese funktioniert. Am Anfang war das zwar alles ganz spannend, wie ein Spielzeug eben auch, aber es war auch alles sehr vom Zufall abhängig. Später hatte ich, mit dem Wissen als "Unterlage" die Möglichkeit beim livespiel nach Gefühl mal hier hin, mal dorthin zu greifen und an ein paar Reglern zu drehen und.... es passierte tatsächlich das, was ich vorhergesehen hatte. So wurden die Improvisationen weniger zufällig und die Klangbilder interessanter weil man sich (wir waren zu Dritt) den "Klangball" gegenseitig zuspielen konnte
 


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