
kpt_maritim
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Hallo,
Ich habe die letzten Tage immer wieder sowas gelesen:
Ein Großteil der Schwierigkeiten, die Menschen mit Musik haben, sind eigentlich gar keine Schwierigkeiten mit Musik, sondern mit Nutzeroberflächen. Man nehme eine Akustikgitarre und betrachte Griffbrett und Saiten als Nutzeroberfläche. Ein Großteil der Zeit zum Üben an der Gitarre hat ganz wenig mit Musik zu tun, sondern nur mit dem beherrschen der Oberfläche. Viele Musiker, die als Virtuosen gefeiert werden, beherrschen eigentlich nur die Oberfläche meisterhaft, musikalisch ist das, was sie machen, eher mittelmäßig.
Bei einer Gitarre kann man die Nutzeroberfläche aber nicht vereinfachen, weil sie zugleich die Klangerzeugung ist. Bei elektronischen Musikinstrumenten fand ich schon immer großartig, dass man Nutzeroberfläche und Klangerzeugung trennen kann. Die Gestaltung des einen wird nicht durch das andere vorgegeben. Ich kann darum Instrumente bauen, die Oberflächen haben, deren Bedienung nicht mehr jahrelang geübt werden muss, um ernstzunehemende Musik zu machen. Der Minimoog war in seiner Zeit beispielsweise so genial, weil er im Verhältnis zu dem, was er kann, eine Oberfläche bietet, die relativ einfach zu erlernen ist. Wer schonmal vor dem Teil oder ähnlichen Synths gesessen hat, weiß welche Spielfreude davon ausgeht, und zwar auch dann, wenn man nicht Klavier spielen kann und die Features limitiert sind.
Leider geht der elektronische Instrumentenbau heute oft in die entgegengesetzte Richtung. Es werden aus Marketinggründen und um möglichst viele Nutzer anzusprechen möglichst viele Features eingebaut. Da die Features heute fast immer in der Software stecken, ist das auch auch ohne große Mehrkosten möglich. Nutzeroberflächen aus hochwertigen Schaltern, Potis, Hebeln und Tasten geschweige denn speziell entwickelten Bedienelementen sind dagegen teuer. Gerade wenn das Gerät in hohen Auflagen hergestellt werden soll wird dieses Verhältnis richtig krass. Wenn ich nämich X Geräte herstelle, dann teilt sich der Preis für das Schreiben der Software durch X. Wenn ich aber ein Poti mehr einbaue, dann multiplizieren sich die Kosten für das Poti mit X. Was das bedeutet, kann man sich mit ein Zahlenbeispielen leicht selbst ausrechnen.
Diese Rechnung ist vermutlich der Grund für den kläglichen Anblick, den elektronische Musikinstrumente heute oft bieten. Ein riesiger Funktionsumfang, mit doppelt und dreifach belegten Tastern, Affenkrallen, verschachtelte Menüs in winzigen Displays, oft darf man sogar nur an Potiachsstummeln drehen, weil es nicht einmal für einen Knopf gereicht hat. Andere Geräte haben verschiedene umschaltbare Modi, in denen die Nutzeroberfläche mal dies und mal das tut, aber nie beides auf einmal.
Jetzt sind wir wieder an dem Punkt, wie bei der Akustikgitarre. Bevor ich mit einem neu gekauften Gerät ernst zu nehmend Musik machen kann, muss ich wieder umständlich den Umgang mit der Nutzeroberfläche erlernen. Besonders bei Groveboxen, die auf dem Markt sind, und die ich selbst besssen habe, ist mir das aufgefallen. Leider wird dadurch wie gesagt Potential verschenkt. Die Trennung von Oberfläche und Klangerzeugung ist ein Potential elektronischer Instrumente, das heute nur ganz wenige Instrumente wirklich ausschöpfen.
Sorry für den langen und enttäuscht klingenden Beitrag, aber das musste mal raus.
Viele Grüße
Martin
Ich habe die letzten Tage immer wieder sowas gelesen:
- Nimm lieber eine DAW, die kann das auch
- Heute braucht kein Mensch mehr Hardware, jeder Computer kann das
- Kaufe dir lieber Gerät XYZ als Gerät WVU, das kann zusätzlich auch A, B, C und D zum selben Preis.
- Zu dem Preis müsste das auch noch das und das können
- usw.
Ein Großteil der Schwierigkeiten, die Menschen mit Musik haben, sind eigentlich gar keine Schwierigkeiten mit Musik, sondern mit Nutzeroberflächen. Man nehme eine Akustikgitarre und betrachte Griffbrett und Saiten als Nutzeroberfläche. Ein Großteil der Zeit zum Üben an der Gitarre hat ganz wenig mit Musik zu tun, sondern nur mit dem beherrschen der Oberfläche. Viele Musiker, die als Virtuosen gefeiert werden, beherrschen eigentlich nur die Oberfläche meisterhaft, musikalisch ist das, was sie machen, eher mittelmäßig.
Bei einer Gitarre kann man die Nutzeroberfläche aber nicht vereinfachen, weil sie zugleich die Klangerzeugung ist. Bei elektronischen Musikinstrumenten fand ich schon immer großartig, dass man Nutzeroberfläche und Klangerzeugung trennen kann. Die Gestaltung des einen wird nicht durch das andere vorgegeben. Ich kann darum Instrumente bauen, die Oberflächen haben, deren Bedienung nicht mehr jahrelang geübt werden muss, um ernstzunehemende Musik zu machen. Der Minimoog war in seiner Zeit beispielsweise so genial, weil er im Verhältnis zu dem, was er kann, eine Oberfläche bietet, die relativ einfach zu erlernen ist. Wer schonmal vor dem Teil oder ähnlichen Synths gesessen hat, weiß welche Spielfreude davon ausgeht, und zwar auch dann, wenn man nicht Klavier spielen kann und die Features limitiert sind.
Leider geht der elektronische Instrumentenbau heute oft in die entgegengesetzte Richtung. Es werden aus Marketinggründen und um möglichst viele Nutzer anzusprechen möglichst viele Features eingebaut. Da die Features heute fast immer in der Software stecken, ist das auch auch ohne große Mehrkosten möglich. Nutzeroberflächen aus hochwertigen Schaltern, Potis, Hebeln und Tasten geschweige denn speziell entwickelten Bedienelementen sind dagegen teuer. Gerade wenn das Gerät in hohen Auflagen hergestellt werden soll wird dieses Verhältnis richtig krass. Wenn ich nämich X Geräte herstelle, dann teilt sich der Preis für das Schreiben der Software durch X. Wenn ich aber ein Poti mehr einbaue, dann multiplizieren sich die Kosten für das Poti mit X. Was das bedeutet, kann man sich mit ein Zahlenbeispielen leicht selbst ausrechnen.
Diese Rechnung ist vermutlich der Grund für den kläglichen Anblick, den elektronische Musikinstrumente heute oft bieten. Ein riesiger Funktionsumfang, mit doppelt und dreifach belegten Tastern, Affenkrallen, verschachtelte Menüs in winzigen Displays, oft darf man sogar nur an Potiachsstummeln drehen, weil es nicht einmal für einen Knopf gereicht hat. Andere Geräte haben verschiedene umschaltbare Modi, in denen die Nutzeroberfläche mal dies und mal das tut, aber nie beides auf einmal.
Jetzt sind wir wieder an dem Punkt, wie bei der Akustikgitarre. Bevor ich mit einem neu gekauften Gerät ernst zu nehmend Musik machen kann, muss ich wieder umständlich den Umgang mit der Nutzeroberfläche erlernen. Besonders bei Groveboxen, die auf dem Markt sind, und die ich selbst besssen habe, ist mir das aufgefallen. Leider wird dadurch wie gesagt Potential verschenkt. Die Trennung von Oberfläche und Klangerzeugung ist ein Potential elektronischer Instrumente, das heute nur ganz wenige Instrumente wirklich ausschöpfen.
Sorry für den langen und enttäuscht klingenden Beitrag, aber das musste mal raus.
Viele Grüße
Martin
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