Filmmusik in Stereo oder Surround?

danibert

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Hallo Leute,

mal eine generelle Frage an alle, die sich mit der Produktion von Filmmusik beschäftigen.
Rein aus Interesse:

Wird denn der Soundtrack für Kinofilme (sagen wir mal schon größere Produktionen a la Hollywood) in Stereo oder in Surround produziert? Also ich spreche nur vom Soundtrack, nicht von den Geräuschen Effekten, Dialogen, da ist die Frage natürlich überflüssig.

Irgendwie scheint ja die eigentliche Hintergrundmusik immer von überall zu kommen.
Ich habe hierzu verschiedenste Aussage im Netz gefunden. Die für mich logischste war eine Produktion in (üblicherweise) stereo, die dann beim finalen Mixing - wenn also Diagole, Geräusche, etc. dazu kommen bei Bedarf den einzelnen Surround-Kanälen zugeordnet wird.

Was sagt Ihr dazu?
 
Wird denn der Soundtrack für Kinofilme (sagen wir mal schon größere Produktionen a la Hollywood) in Stereo oder in Surround produziert?

Ich würde sagen, dass dies ganz grob vom Projektziel, dem Budget, dem Aufnahmestudio (vorhandene Technik +Orchester/Band/Sänger/etc.) und den Fähigkeiten der involvierten Tontechniker abhängt.

Mittlerweile hat ja zum Beispiel schon jedes Schlagzeug für jeden Instrumentteil ein eigenes Mikro (inkl. Effekt-Bearbeitung im Kanalzug), wenn man damit noch was anstellen möchte. Den Aufwand kann man ewig so fortsetzen.

Ich denke, dass es da wirklich auf das Projekt im einzelnen und den Wünschen der Produzenten und des Regisseurs ankommt. Verallgemeinernd beantworten kann man das wohl eher nicht.
 
Das hängt ganz stark vom Film ab, bzw. wie der Regisseur den Film haben will.

In Gravity, wo die Filmmusik auch gleichzeitig die Funktion von Soundeffekten übernimmt (im All gibt es ja keinen Schall, deswegen sind viele Szenen, die visuell sehr actionreich sind, ohne eigene Soundeffekte), ist die Filmmuisik in Surround bzw. Atmos gemischt.
Aber in einem Film, in dem es hauptsächlich Dialog auf dem Center gibt, dazu ein 5.1 Stem mit Location und Athmo Sounds, wäre Musik in den Surrounds vielleicht sogar unerwünscht, weil das unter Umständen die Aufmerksamkeit vom Zentrum des Geschehens (dem Dialog auf der Leinwand) weg zieht.

Neben der Budgetfrage ist also hauptsächlich die Intention des Regisseurs der bestimmende Faktor.
 
Ok, schon mal vielen Dank für die Infos.
Noch eine ganz praktische Frage zu dem Thema:
Falls man mit dem Gedanken spielt, irgendwann mal etwas Musik in Richtung Film / Computerspiele zu machen, sollte man sich dann gleich um eine Surround-Abhöre incl. entsprechender Raumakustik umsehen? Das dürfte ja für viele Hobbyschrauber gleich mal den finanziellen Rahmen sprengen.
Oder kann man hier ruhigen Gewissens mit Stereo anfangen?

Ich lese mich gerade in das Studio Akustik Buch von Andi Friesecke ein. Hier wird ganz gut erklärt, dass für Stereo bzw. Surround eine komplett andere Studioakustik nötig ist.
Man möchte sich ja auch keine Chancen verbauen, indem man "nur" Stereo anbieten kann und ein späterer Umbau der Räumlichkeiten wäre natürlich eine finanzielle Katastrophe...
 
Wenn du ihn baust oft stereo, aber Film bedeutet heute eigentlich immer auch mind 5.1 Mix.
Hab das mal gemacht und da einfach das Material neu verteilt.

Das ist schon etwas Arbeit, je nach dem wo das ausgespielt wird, denn Kino hat einen anderen Sound und Möglichkeiten als zB. Heimkinozeug.

Und wie haesslich schon richtig sagt - das hängt davon ab, wie viel Raum man dir gibt, was gewünscht ist und für welche Zielgruppe. TV Filme sind idR noch stereo, aber ratsam ist es schon den Surroundmix vorzubehalten und es gibt viele Formate.

Wie viel Wert wer wie darauf legt ist dann abhängig vom Film und dessen Macher selbst.
du kannst "von überall" aber auch mit stereo machen. Das ist nicht das Problem.
Aber wenn du die Audiokanäle eines Kinos hast, nutzt du die auch.
 
Mein Erfahrung ist, dass den Regisseuren in Deutschland (deutscher Kinofilm, Fernsehe-Film) das Arbeiten mit Stereo-Musik mehr behagt als mit 5.1 Musik-Mischungen. Aus dem Centerspeaker kommt die Musik sowieso nicht, der ist für Sprache reserviert, und aus den Rückkanälen, kommt sie nur seltenst. Sollte die Musik tatsächlich mal aus den Rückkanälen kommen, dann kann man sie in der Filmtonmischung immer noch dahin routen. (PS: und man muss auch sehen, dass der "emotionale" Raumeindruck einer 5.1 Athmo durch 5.1 Musik verwässert werden würde)

Extrembeispiel:
Ich selbst habe mal die Orchesteraufnahmen einer Doku über ein Jugendorchester mühsam in 5.1. gemischt. Die Kamera stand in vielen Szenen mitten im Orchester und filmte einen bestimmten Musiker, und wir haben uns die Mühe gemacht "auszurechnen" welche Instrumente jetzt vor / hinter bzw links / rechts des jeweiligen Kamerastandpunktes sind und haben die entsprechenden Stellen so gemischt. Der Misch-Ingenieur beim BR war total begeistert. Dann kam der Redakteur in die Mischung und meinte, das klinge ja nicht stimmig, und die Stereomischung sei da viel konsistenter - dass unsere Mischung tatsächlich das darstellte, was man in der jeweiligen Kameraposition sieht, ist in sein Hirn nicht reingegangen. Naja, er hat es uns bezahlt, deswegen haben wir uns nicht beschwert.


Deswegen: solange Du nicht für Hollywood produzierst: mach Stereomischungen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Alles kommt aufs Budget drauf an. Wenn Surround dann werden entsprechende Spuren vorproduziert und danach in Surround gemischt. Das Mixing macht dann meistens nicht mehr der Komponist.
 
Ich kenne einige namhafte deutsche Filmkomponisten die ausschliesslich in Stereo mischen, es gibt aber sicher auch Ausnahmen, wenn der Film das erfordert. Die Komponisten geben Stems ab für die Endmischung. Hiervon würde man dann auch die Raummischung erstellen.
 
Ich schreib auch was dazu, die Filmmusikmischungen sind akuell, zum Großteil schlechter in 5.1 erstellt als es in der Hochzeit in den 90s war, ist leider so! Meist wird auch erstmal nur eine mehr als schlechte Stereoversion gemacht, die dann noch aufgeblasen oder nur erweitert wird, leider wird fast nicht mehr der Centerspeaker genutzt für eine stabile Front, auch sind die Mischungen leider zu matschig und "undurchsichtig" angelegt, echtes Orchester und Band gibts sowieso immer seltener und wenn dieses mal noch wie früher aufwendig und mit einzelenen Instrumenten ortbar abgemischt wird, kann man sich schon freuen! ;-)
Das nur im Groben und das bezieht sich nur auf den Durschschnitt, wie gesagt nicht alle aber im vergleich zu früher leider so, meist nur Husch Husch und der restliche Fokus liegt auf den Effeken! Richtige Ref. Surroundmischungen für Filmmusik sind leider sehr selten geworden und zeigen wie hoch der Level schon früher lag!
Bei weiteren Fragen, schreib ich noch mehr dazu! )
 
Also Hans Zimmer produziert grundsätzlich in 5.1 und muß bei den Soundtrack CDs immer weinen, weil Stereo so
hundsgemein die Fläche verdichtet und die Details überdeckt.
5.1 hat halt viel mehr "Leinwand" als Stereo- da kriegt man ganz schön was unter.

Hollywoodfilme (gerade Actionflix) sind so vollgestopft mit tonalen Ereignissen, das Du die zusätzliche Fläche mit 5.1 bzw. 7.1
einfach brauchst.

Falls man mit dem Gedanken spielt, irgendwann mal etwas Musik in Richtung Film / Computerspiele zu machen, sollte man sich dann gleich um eine Surround-Abhöre incl. entsprechender Raumakustik umsehen? Das dürfte ja für viele Hobbyschrauber gleich mal den finanziellen Rahmen sprengen.
Oder kann man hier ruhigen Gewissens mit Stereo anfangen?

Über sowas würde ich mir als allerletztes Gedanken machen.
Ganz vorne dran steht, das Du Dir eine musikalische Sprache zulegst, die etwas zu sagen hat und Dich von den
5000 anderen Komponisten, die das gleiche wollen wie Du, unterscheidet.

Dann solltest Du kein Problem mit Kreativität auf Knopfdruck haben, in sehr kurzer Zeit große Mengen produzieren können,
Deine Werkzeuge (Computer, Soundlibrarys, DAW, Orchestration) blind beherrschen, sehr viele unterschiedliche musikalische
Stile kennen und können, und ein Gespür dafür haben, was Dir ein Regisseur emotionell versucht über seine Szenen
zu vermitteln.

Dann kannst Du langsam über das Produktionsformat nachdenken...
 
Ach so: Und wenn Du es wirklich ernst meinst, solltest Du Dich von Privatleben, Sonnenschein, Freunde treffen und
überhaupt Freizeit verabschieden.
Das gibts dann nicht mehr.
Wenn Du einen großen Film mit Musik versorgst, arbeitest Du 8 Wochen durch mit 5h Schlaf pro Nacht.
Und mit 8 Wochen hast Du Glück; normal sind 4...
 
Auch richtig, vorallem sollte der Komponist sich auf das komponieren voll konzentrieren und dann die Mischungen und Surroundmastering wirklich anderen in die Hände geben, bringt meistens viel mehr. Natürlich kann man bei der Klanggestaltung schon Surround im Kopf haben und das so designen, aber den rest wirklich erst an anderer Stelle machen!

Naja, Hans Zimmers Soundtracks nutzten in den 80s und Anfang der 90s das "analoge" Surroundformat voll aus, waren wirklich Ref.Mischungen, der Vorteil war dann, das diese ja da im Stereosignal codiert so faktisch auch den Weg auf die CD fanden!
Soundtracks CDs wie The Rock oder Crimson Tide sind obwohl ohne Dolby Surround Kennung, extrem gut über diese Schaltung abhörbar und zeigen wie gut Dolby Surround klingen kann im Musikbereich. Interessant, er oder seine Toning. brauchten etwas dann für den Übergang in natives 5.1, hier klangen die Mischungen am Anfang sogar ziemlich schlecht, also die 5.1 DVD Version von The Rock damals war von der Musikräumlichkeit sogar schlechter als die 2 Kanalversion in Dolby Surround abgehört wie z.B auf VHS. Denn hier wurde fast nur die Front bedient ohne Center mit etwas Surroundunterstützung, das bedeutete das bei der Musk nativ eher auf Stereo bzw. Dolby Surround gesetzt wurde, welche eben so abgehört auch wirklich der Hammer ist. Erst Ende der 90s wurde das besser wie bei Projekt: Peacemaker.
Bei Thunderbirds als Beispiel, ist die Surroundversion aber der Oberhammer, also wer den Film nicht kennt und die Musik dazu, hat wirklich was verpasst, glaubt mir, absoluter Geheimtipp!! Lief sogar in SDDS im Kino, darum muß mal endlich eine Bluray kommen!!
Und wie schon geschrieben, trotzdem geht die CD an das Maximum was dieses Format transportieren kann, Hut ab vor dem Mastering aus London!!

https://de.wikipedia.org/wiki/Thunderbirds_(Film)
 
Zuletzt bearbeitet:
Auf der einen Seite wäre 5.1 oder mehr natürlich klasse für den Soundtrack. Andererseits ist man grade bei Musik ja Stereo gewöhnt, solange man nicht im Konzertsaal sitzt. Und wenn einem im Kino sowieso alles in 7.1 oder höher an Sounds um die Ohren fliegt, hört man das vielleicht gar nicht mehr großartig raus oder es ist sogar ein guter Anker, wenn der Soundtrack nur in Stereo ist.

Wird bestimmt auch immer interessanter dann bei den aufkommenen VR Erlebnissen.
 
Wird bestimmt auch immer interessanter dann bei den aufkommenen VR Erlebnissen.

OT: Die werden dann aber als Higher Order Ambisonics oder als Object Audio kommen. Seit einiger Zeit gibt's entsprechende ETSI Standards für Übertragung und "Rendering". Rendering ist das abspielen von Audio, das unabhängig von einer Lautsprecherkonfiguration produziert wurde (Object Audio zum Beispiel).
 
Die Bedeutung dieses Satzes, dürfte vielen erst beim ersten richtigen Auftrag aufgehen...
Na das ist doch mal leicht: 8 Wochen mit 5h Schlaf pro Nacht, auf 4 Wochen gekürzt bedeutet -5 Stunden Schlaf pro Nacht, ich gehe hier mal nicht von einem 8h-Arbeitnehmer- sondern 10h-Heizkisten-Tag aus. Man braucht also nur Tage mit 29h und keinen Schlaf. Kann man ja nach den 4 Wochen aufholen - ich gehe mal davon aus das das Wochenende auch gestrichen ist? :kiffa:
 


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