Führt immer mehr Technik in eine musikalische Sackgasse ?

So wie ich Neo verstanden habe, ist es nicht die Menge der Technik, die Kopfweh macht. Es ist die Tatsache, dass Bedienung Kopfweh macht.

Das gilt sicher nicht für alles, aber ich kann das in einzelnen Fällen nachvollziehen. Selbst wenn ich nun wirklich nicht zu bequem bin und auch ein einzelner Synthsound mal 2 Stunden braucht, bis ich ihn so habe, wie er sein soll, wenn die Technik irrwitzige Zusatzhürden in den Weg stellt, dann macht mich das schon muffelig. Das gilt auch für die Verwaltung von Armeen von Sounds. Zwar hilft es, regelmäßig Selektionen zu machen, wenn man mal keine Ideen hat und trotzdem was Sinnvolles tun will. Aber obwohl PlugIns ja schon im Computer hausen, haben es die Entwickler in einigen Fällen ganz und gar nicht geschafft, ein vernünftiges Organisationssystem ihrem Softsynth mit auf den Weg zu geben. Obwohl das Know How längst da ist, erfinden manche Hersteller geradezu eigensinnig etwas Neues, ohne Rücksicht auf den praxisgerechten Einsatz.

Manchmal ist es nicht nur die um-die-Ecke gebaute Bedientechnik, der kahle Look turnt manchmal dermaßen ab, dass man sich ans Instrument dranzwingen muss. Der neue Motif ist für meinen Geschmack sowas von kreuzhässlich. Wer zeichnet sowas? Einer, der sonst diese kantig-unbequemen Stühle für Arztwartezimmer malt? Kann man denn eine ansonsten prima Sequencersoftware nicht auch mit einer zusätzlichen Main Page "kurz vor Mitternacht" ausrüsten, die nur drei Knöppe auf den Monitor beamt: Record, Play und Delete? Und beim Ausschalten ohne weiteres Nachfragen vollautomatisch einfach unter Datum und Uhrzeit im Folder "Recent Ideas" abspeichert?

Bis es dieses Dreamstudio gibt, das den Gerätewizard bereits ab Werk mitliefert, muss ich wohl noch jeden Handgriff selber machen und mir mit Smart Drugs die Schmerzschwelle so hoch legen, dass ich auch nach einem 10-Stunden Arbeitstag noch immer geduldig nen Backup auf CD ziehe, noch schnell einen Soundeffekt aus dem Archiv raussuche, weil imir gerade eingefallen ist, welcher von den 20.000 es sein könnte, und vor´m Schlafengehen glaubhaft schwöre, am nächsten Morgen noch die Instrumente abzustauben, weil ich immer noch keine geeignete Reinigungskraft dafür gefunden habe. Aber egal, wichtig ist nach wie vor, dass man es der Musik nicht anhört, wie mühselig das doch alles ist. Sollen die Zuhörer doch denken, der kpr hat das leichtfüßig mal eben flott hingelegt :D
 
...ich denke, daß man sich perfekt durch anstehende käufe oder die suche nach bestimmten geräten vor dem musikmachen irgendwo drücken kann...

habe ich selbst bei mir so erlebt.

dennoch: nicht jeder musik-stil geht mit jeden gerät. es gilt dies für sich herauszufinden und sich die richtigen geräte dafür zu kaufen.

wenn man die eben nicht hat, landet man stylemäßig meist ganz woanders, was aber auch spannend sein kann.
 
ich kenne wirklich viele leute die Musik machen (wollten?). Dabei jung und alt. Die Zielsetzung am Anfang war mal elektronische Musik zu machen, sei es Synthpop oder EBM, oder Techno oder was auch immer. Bei vielen hat man den Eindruck das die Zielsetzung mittlerweile die Technik selbst ist. Es werden Samples gesammelt, Hardwaresynths gesammelt, Softwaresynths gesammelt, FX Hardware gesammelt usw. usw. . Alle diese Geräte werden maximal 14 Tage erforscht und schon gehts auf zum nächsten Teil, das unbedingt her muß. Die Musik wenn überhaupt was hörbares vorliegt, ist nur noch ein Nebenbestandteil der Technik. Schließlich hat man bei der ganzen Sammelei und archeviererei kaum noch Zeit dafür. Ich weiß natürlich das solche Leute auf keinen Fall hier im Forum sind, :twisted: aber es gibt sie und es sind nicht wenige.
Ich glaube das hat zum einen damit zu tun, das man durch die ganze Technik heute mangelnde Kreativität und mangelndes Talent herrlich verstecken kann und durch Software Sequenzer bedingt, kaum noch jemand Lust hat, auch nur ein Mindestmaß an "lernen" zu investieren.
Solange das privat als Hobby betrieben wird, sei`s drum. Leider ist aber uninteressante Musik, Kreativitätsmangel und Dilletantismus zur Kunstform mutiert, die uns jeden Tag um die Ohren gehauen wird und der man nur schlecht entkommen kann. Stichwort:"Scheiße schwimmt oben".

Hinzu kommen die Unzulänglichkeiten der Technik die oft von Ingenieuren und nicht von Musikern konzipiert wird. Und mit Unzulänglichkeiten meine ich hauptsächlich die Bedienung, bzw. das Interface eines Gerätes.

Nun bin ich ja nicht über Nacht zum Technikfeind geworden, aber ich sehe viele Entwicklungen kritischer als manche hier. Es wird wohl ein frommer Wunsch bleiben, aber ich wünschte es ginge wieder mehr um die Musik und weniger um die Technik und vor allem wieder weg vom "Computer only Systemen".

wenn man das was man hört und das was man sieht mal in kontrast stellt, könnte man fast meinen die wollen einen ver******.

Abgesehen vom katastrophalen englisch, :lol: hört sich das für mich an, wie ein Süchtiger der seinen Stoff liebt, sich aber darüber beschwert das er nicht mehr ohne kann. Aber vielleicht hast du auch recht und die wollen einen wirklich nur verarschen. (Scheiße verdammter Dreck, komme ich jetzt in den Knast weil ich verarschen ausgeschrieben habe?) ;-)
 
Neo schrieb:
Leider ist aber uninteressante Musik, Kreativitätsmangel und Dilletantismus zur Kunstform mutiert, die uns jeden Tag um die Ohren gehauen wird und der man nur schlecht entkommen kann.

Ich hab gestern, durch den Gedankenaustausch hier dazu animiert, auf dem Weg vom Fußballstadion zurück nach Augsburg mal eine Stunde die Radiostationen durchgehört. Das war ernüchternd. Ich habe tatsächlich nichts, also rein gar nichts gehört, was mich in irgendeiner Weise neugierig gemacht hätte oder mich gar mitgerissen hätte.

Die Arrangements: ohne Wagnis. Keine Solos. Wo sind die eigentlich geblieben?

Die Mischung: alles am Limit. Führt dann zuweilen dazu, dass der Refrain, anstatt einen Kick zu geben, nach unten verflauscht, weil in der leeren Strophe die Drums dermaßen am Ohr kleben.

Die kleinen gitarren- oder Keyboard hooks: alles öde.

Die Song-Ideen: Minimal. Oder kalkuliert am Rande des Plagiats, so nach dem Motto: gib dem Hörer die Hälfte von X und er fühlt sich schon wohl und kauft dann auch.
 
Ich sehe jetzt nicht unbedingt einen Zusammenhang zwischen Technik-Overkill und seichte Radio Musik fuer den Durchschnittsbuerger...
Ausser vielleicht dass sich diese Art von Musik mit mehr Technik deutlich einfacher und schneller produzieren laesst...
Aber wenn ich das Forum sehen, wie manche sich drehen und winden, ihren Kopf auch nur weit genug anzustrengen um irgend 'ne Software auf den Rechner installiert zu bekommen, sind die sicherlich die Zielgruppe fuer spezialisierte Geraete, mit moeglichst wenig Bedienelementen, bei denen man moeglichst wenig falsch machen kann...
Von daher ermoeglicht die Technik dem Musiker, der vielleich musikalisch extrem versiert ist, aber mit Technik auf dem Kriegsfuss steht, seine Musik ohne Fremde Hilfe in ein qualitativ brauchbares Format zu bringen...
 
Neo, ich denke Du hast absolut Recht mit Deinen Beobachtungen und Deiner Meinung. Allerdings finde ich, dass man das nicht verallgemeinern kann und dass das alles auf jeden unausweichlich zutrifft. Der Wunsch nach mehr handgemachter Musik ist ja auch schon länger beim Konsumenten vorhanden und dem wird auch in den Medien Rechnung getragen. Handgemachte Elektronische Musik dagegen halte ich für schwieriger vermittelbar, das setzt dann auch ein gewisses Interesse nebst Auseinandersetzung seitens des Hörers voraus - denn die allgemeine Ansicht des Publikums ist meiner Erfahrung nach: "...och, Synthiemusik, das macht doch alles der Computer...".
 
Handgemachte Musik kommt nur mit weniger elektronischen Klangerzeugern aus, der Rest der Technik ist wahrscheinlich sogar noch aufwendiger, zumindest wenn man's optimal aufbereiten will...
 
Richtig, jedoch liegt Unterschied in der Wahrnehmung beim Hörer vor allem in der Live-Darbietung, noch nicht mal in der Produktion.
 
Summa schrieb:
Ich sehe jetzt nicht unbedingt einen Zusammenhang zwischen Technik-Overkill und seichte Radio Musik fuer den Durchschnittsbuerger...

Den wollte ich auch nicht ins Blaue hinein behaupten. Es ist, wie bei manchem, sicher ein Bündel von Ursachen.

Ausser vielleicht dass sich diese Art von Musik mit mehr Technik deutlich einfacher und schneller produzieren laesst...

Damit setzt du das Ergebnis ja bereits voraus. Interessanter ist aber die Frage, ob die Technik dazu führt, dass Inhalte sekundär werden, da es vom technischen Standpunkt aus schon recht schnell "professionell" klingt. Hat also der "Technik-Overkill" einen Anteil an der Ausdünnung guter Popmusik (es gibt ja keinen Grund, anzunehmen, es müsse im Radio definitionsgemäß nur "seichte Radiomusik" laufen).
 
interessanter thread, interessanter bericht von mouse on mars.

jaja die vernetzt welt, wo man immer am netz sein muss, um sich das neuste oder ein upadte, von einem soeben als vollversion verkaufte "betaversion", zu saugen...

zu
Der Wunsch nach mehr handgemachter Musik ist ja auch schon länger beim Konsumenten
dem Wunsch wird ja heute durch die die retrorocker bands zur genüge erfüllt. Bands die im 60-70 jahre stil rock machen, ohne dj's, ohne synths, vielleicht mal eine orgel aber das wars dann...

Aber was mir da auch aufgefallen ist, dass sich die Konsumenten gerne täuschen lassen, techno = maschinenmusik, hip hop = grösstenteils handgemachte musik um nur ein beispiel zu nennen. Der Konsument merkt bei einem Film auch nicht ob da jetzt ein wirkliches orchester spielt oder nur ein hochgezüchteter orchester synth...

mit dem das der computer selber zum instrument wird hab ich selber keine Probleme, man muss einfach schauen das der computer zu einem instrument zum anlangen wird, so das es auch richtig spass macht, sprich mit controllern etc...
 
iconos schrieb:
Damit setzt du das Ergebnis ja bereits voraus. Interessanter ist aber die Frage, ob die Technik dazu führt, dass Inhalte sekundär werden, da es vom technischen Standpunkt aus schon recht schnell "professionell" klingt. Hat also der "Technik-Overkill" einen Anteil an der Ausdünnung guter Popmusik (es gibt ja keinen Grund, anzunehmen, es müsse im Radio definitionsgemäß nur "seichte Radiomusik" laufen).

Doch, es gibt etwa 82 Millionen Gruende die nichts anderes hoeren wollen ;-)
 
Das Radiogedudel ist deshalb so nichtssagend, weil die musik vor Komerziellen Anliegen durchsetzt ist sei es im Text (indem es zu 70 % ums Ficken geht) oder in den Sounds, die als amtlich durchgehen (Am besten Retro, damit man weiss was man hat).

Wenn der Produzent/Musiker beim Produzieren/Musizieren immer nur im Kopf hat wie "vermittelbar" das Ergebnis ist kann da nichts bei rumkommen, weil Die Musik dann ihren Selbstzweck verliert und nur noch eine Form ohne Inhalt ist. Das kann die Gefahr beim Studiohocken sein find ich.

Ich selber komme gerade auch ein bischen davon weg solche Modulationsorgien zu machen, weil für mich gerade nackte, monotone, "Klangwürste" fast mehr Aussage haben, als tausendfach zermodulierte Sachen. Ist natürlich kein Dogma, aber so bin ich gerade in letzter Zeit auf Lustige Sachen gekommen. Mit denen hat man kaum Programmierstress und das macht es mir leichter an die Musik zu denken und nicht an die Sounds.
 
ich finds auch immer gut zwischen soundbasteln und arrangieren zu trennen. Entweder oder. Erst "presets" selber basteln. Daraus dann ein arrangement schnitzen und danach gehts ans editieren. Während des arrangierens sollte man dann nur das notdürftigste an fx benutzen wie hall, echo, chorus, und nur dezent, weil man ja erst nach dem arrangieren an die einzelheiten geht.

Oder man verschmilzt beides: der "song"/track ist ein großer "sound" der von vorne bis hinten wie eine dicke klangwurst rausgepresst wird :twisted:
Das kann auch spaß machen! Dabei ist es aber wichtig dass man stets daran denkt "wie geht es weiter", damit das ganze sinnvoll bleibt, sonst werden es viele zusammenhanglose würstchen - ausprobieren und austoben, da kann man auch viel lernen was funktioniert und was nicht. Das resultat kann man sich zwar unter umständen nur selber anhören, aber man hat spaß.
 
Undergrind schrieb:
...
Wenn der Produzent/Musiker beim Produzieren/Musizieren immer nur im Kopf hat wie "vermittelbar" das Ergebnis ist kann da nichts bei rumkommen...

Zustimmung, aber auch das hat seinen Markt ;-)
Mit "vermittelbar" meinte ich jedoch nicht die Musik selbst, sondern die Medienpräsenz, bzw. das Interesse bei den Entscheidern und dem Mainstream der Hörer. In den 90ern war das Musikfernsehen und - radio voll von elektronischer Musik. Heute nicht mehr so und das hat mE auch seine Gründe in der abwertenden Annahme, das könne ja jeder und somit verdiene es keine Beachtung.
 
hosh schrieb:
Heute nicht mehr so und das hat mE auch seine Gründe in der abwertenden Annahme, das könne ja jeder und somit verdiene es keine Beachtung.

Ich denke das ist Quatsch. Ich denke das ist die typische Gegenbewegung/Wellenbewegung im Markt, heute dies morgen dass. Ich glaube nicht das den Musikern Unfähigkeit seitens des Publikums unterstellt wird. Die marketingleute wollen das schnelle geld machen und in elektronischer Musik sehen sie da nun gerade kein Potential.

Als Gegenbeispiel zeigen doch gerade die Medien wie einfach es ist zu typischerweise in den Medien propagierten Stars zu gehören, hautnah. Wie es geht in allen Facetten. Und ich höre nicht selten von nichtmusikern "so kann doch jeder singen". Den nichtelectro-Musikern wird doch mittlerweile unmündigkeit und musikalische Mittelmäßigkeit unterstellt. Und dieses Versagen wird dann in den Medien gut verpackt vermarktet. Aber viele verstehen das scheinbar nicht einmal.
 
Summa schrieb:
iconos schrieb:
Damit setzt du das Ergebnis ja bereits voraus. Interessanter ist aber die Frage, ob die Technik dazu führt, dass Inhalte sekundär werden, da es vom technischen Standpunkt aus schon recht schnell "professionell" klingt. Hat also der "Technik-Overkill" einen Anteil an der Ausdünnung guter Popmusik (es gibt ja keinen Grund, anzunehmen, es müsse im Radio definitionsgemäß nur "seichte Radiomusik" laufen).

Doch, es gibt etwa 82 Millionen Gruende die nichts anderes hoeren wollen ;-)

Genau, man bedenke dass sich die Privatsender durch Werbung finanzieren und daher möglichst viel "Publikum" erreichen wollen (je höher die Einschaltquote, desto mehr Geld vom Werbekunden) - für Spartenmusik und "uneingängigere" Sachen bleibt da kein Raum...
 
Wer hört denn heutzutage noch radio, abgesehen von den wenigen Sendern mit erhöhtem Närhwert kommt doch 24h immer dasselbe mit 4 wiederholungen in 3 Stunden. Da konnte man durchschalten und wenn man nen titel aus einem Sender verpasst hätte nochmal auf 3 anderen hören, die sich gespart haben ein eigenes Programm aufzustellen. Jedenfalls war das vor 5-6 Jahren noch so als ich das letzte mal selber ein radio eingeschaltet habe. Jetzt höre ich davon höchtens noch was bei ner Dönerbude und das reicht mir bis zum nächsten mal.

Fehrnsehen geht aufgrund des steigenden internetkonsums ja auch immer weiter zurück. Ich kenne so einige Leute die heute nur noch internet und ausgeliehene Videos schauen, weil fehrnsehn ungenießbar geworden ist. Vor allem wenn man kinder hat kann man Fehrnsehen mittlerweile nicht mehr verantworten.

Die Zielgruppe von Fehrnsehn und co muss einen ziemlich niedrigen IQ haben, bei dem unfug der einem da aufgetischt wird. Berichterstattung, Filme, Penetranz/Aufdringlichkeit, Geschwindigkeit, Nachmacherei etc. münden in eine Perversion wie sie schon lange abzusehen war.
 
Naja, im Auto oder so kenn ich schon Leute, die Radio hören... ...man darf die Masse der "Nebenbeihörer" nicht vergessen.

Und die Einschaltquoten sprechen eher gegen Sendungen "mit erhöhtem Nährwert", da die eben auf eine "besonders interessierte", aber eben auch kleinere Gruppe zugeschnitten sind.
 
EinTon schrieb:
Summa schrieb:
iconos schrieb:
Damit setzt du das Ergebnis ja bereits voraus. Interessanter ist aber die Frage, ob die Technik dazu führt, dass Inhalte sekundär werden, da es vom technischen Standpunkt aus schon recht schnell "professionell" klingt. Hat also der "Technik-Overkill" einen Anteil an der Ausdünnung guter Popmusik (es gibt ja keinen Grund, anzunehmen, es müsse im Radio definitionsgemäß nur "seichte Radiomusik" laufen).

Doch, es gibt etwa 82 Millionen Gruende die nichts anderes hoeren wollen ;-)

Genau, man bedenke dass sich die Privatsender durch Werbung finanzieren und daher möglichst viel "Publikum" erreichen wollen (je höher die Einschaltquote, desto mehr Geld vom Werbekunden) - für Spartenmusik und "uneingängigere" Sachen bleibt da kein Raum...


Ihr scheint davon auszugehen, dass sich Musik für eine große Zuhörerschaft und musikalische Qualität irgendwie ausschließen.

Das glaube ich nicht, und es gibt ja auch genügend Beispiele, die das widerlegen.

Möglicherweise führt das Auseinanderfallen von Komponist und Interpret, wie es derzeit, und eigentlich seit dem Erfolg von "New kids on the block" gang und gäbe ist, zu einem gewissen musikalischen Brei. Der Komponist schreibt zielgerichtet auf Umsatz, da ist nicht so viel Experimentierfreude angesagt, da geht der Blick zurück auf das Erfolgreiche, dann ist man jedenfalls mal auf der vermeintlich sicheren Seite. Und der Interpret bzw. die Interpretin hat eh nix zu melden und regelmäßig auch nichts zu sagen. Er/Sie will Erfolg. Die derzeitige Melange aus visuellem Rührstück und musikalischem Brei funktioniert wegen des visuellen Rührstücks. Sobald es vorbei ist, muss natürlich schnell ein neues visuelles Rührstück her. Das dreht sich immer schneller und irgendwann fangen alle das Kotzen an.
 
Ihr scheint davon auszugehen, dass sich Musik für eine große Zuhörerschaft und musikalische Qualität irgendwie ausschließen.

Das glaube ich nicht, und es gibt ja auch genügend Beispiele, die das widerlegen.

Ist meiner Erfahrung nach reine Gluecksache, wenn das Anspruchsvolle zufaellig auch den Nerv des Publikums trifft, z.B. im Ohr wurmt...
 
Wenn der Produzent/Musiker beim Produzieren/Musizieren immer nur im Kopf hat wie "vermittelbar" das Ergebnis ist kann da nichts bei rumkommen...

Ein wichtiger Punkt. Ich behaupte mal das es bei Musik immer schon auch ums Geschäft gegangen ist, aber zB. in den achtzigern das Business, im Verhältnis zur Musik, ausgewogener war. Heute geht es um Zielgruppen, Quoten ect. . Nimm drei schöne Mädels, gib ihnen Tanzunterricht und wenn sie tatsächlich halbwegs nen Ton treffen, um so besser. Danach laß die Mädels mit viel Medienhype begleiten, beute das ganze richtig aus und nach einem Jahr nimmst du die nächsten.

Nun kann man behaupten das wäre Mainstream und hätte auf elektronische Musik garkeinen Einfluss aber so einfach ist das nicht. Denn dadurch das sich das Business verändert hat, wird heute kaum noch interessante Musik im Radio, bzw. TV gespielt. Klar man kann suchen und wird sicher auch fündig, aber die Zeiten wo Gruppen ähnlich wie Kraftwerk oder Einstürzenden Neubauten ganz normal im Radio liefen, sind vorbei.

Dadurch das heute jeder der einen PC hat, glaubt er sei berufen Musik zu veröffentlichen, macht die Sache noch undurchsichtiger. Und wie unerschütterlich sich manche berufen fühlen, kann man schön bei DSDS sehen. (Falls man länger als 10 Minuten aushält) Und viele haben ja auch recht:" Kirmes Tekno ? Kann ich auch". Unter den Blinden ist der Einäugige eben König.

Als ich wieder anfing Musik zu machen, merkte ich bald das das feeling was ich mal hatte, nicht mehr da war. Zuviel programmieren, zuwenig Musik. Wenn man dann noch, wie ein sehr großer Teil im Homerecordingbereich, alleine vor sich hinfrickelt und wirklich alles alleine macht, muß man sich nicht wundern wenn sich alles irgendwie gleich anhört. So war meine Entscheidung mit anderen zusammen Musik zu machen, die beste die ich in dem Bereich getroffen habe. Niemand kann alles gleichgut.
Ich möchte Technik die mich unterstützt und die nicht schon nach einem Jahr überflüssig ist, weil da das nächste Superteil rauskommt, mit den Sachen die man an dem Teil immer vermißt hat. Und ich möchte das wieder eine Zeit kommt in der neue tolle Musik rauskommt von Menschen die mit Leidenschaft Musik machen und nicht weil da ein PC zuhause steht, mit dem man mal eben auf Elektro machen kann. Vielleicht bin ich zu sentimental. :dunno:
 
auf den zurzeit noch herrschenden massenmedienmonopolismus folgt auch schon bald das gegenteil, das an musik auch mehr angepasst ist. Internet &Co machens möglich. Wird ein markt zu stark verschindet er wie Rauch im Wind. Noch haben wir keinen Wind, aber der Rauch steigt schon auf. Bewegung-Gegenbewegung, gerade im Bereich der Kunst eine immer wiederkehrende Bereicherung.
 
ich höre eigentlich kein Radio, eigentlich schon lange nicht, der einzige Radiosender den ich cool fand war FM 4 von Wien, aber leider empfang ich den nicht mehr so gut...
Streaming scheisst mich irgendwie an, weiss auch nicht wieso.

Aber ich muss zugeben das ich mir im Fernsehen schon ab und zu gerne die Videoclips ansehe und jetzt meine Frage, von welcher Musik sprechen wir hier überhaupt?
Keine elektronische Musik in den Mainstrem Medien?!?

Ich sehe im Fernsehen ziemlich viel elektronisches, sogar mit Instrumenten wie der TR 808 und Voyagers, ich rede nicht von irgendwelchen Kalviersounds aus einem Synth oder gesampelten Drumsounds.

Beispiele: alle Neptunes Beats (ca 1/5 aller amerikanischen Hip Hop Songs im Fernsehen, Songs von Justin Timberlake, etc... ),
Madonna (sehr elektronisch, da hört man imho die moogs auch sauber raus), Nelly Furtado (da Produziert dieser Timbaland, der gerne mal songs aus europäischen Foren klaut...), Bloc Party (hört man ziemlich gut die englischen Club Wurzeln), dann die üblichen wie Air, Chemical Brothers, Daft Punk, Radiohead...

Also ich finde die elektronische Musik ziemlich gut vertreten und v.a. finde ich diese minimalen Hip Hop Songs von den Neptunes etc. 100 mal besser als diesen ganzen Eurodance scheiss denn wir in den 90 er hatten!!!
 
Die Medienriesen fusionieren und schrumpfen (vertrieb) dabei noch. Die audienz wird kurzzeitig erstmal größer um dann wieder kleiner zu werden (da abwechslung feht die der Mensch nunmal braucht). Die Alternativen immer größer: internet, internetradio, player für alle gelegenheiten usw. Ich finde es gut wie es ist und wird. Auch in den 90ern hat mich Radio und fehrnsehn schon mächtig angestunken, da war es nicht viel besser.
Ich kann problemlos hören was ich will und musikmachen ohne viel geld investieren zu müssen, WAS will ich mehr. Mit dem Medienhype selber Geld verdienen? Wäre ganz nett was?
 
dann hab ich wahrscheinlich immer zufällig gerade reingesehen wenn nur schnulz kam.
Timberlake, Nelly, Air, Chemical, Daft Punk und Radiohaed sind ja mittlerweile auch alle ziemlich mainstreamig geworden, sprich unanhörbar. Die alten Chemical Brothers sachen höre ich sehr gerne, immernoch, aber das neueste ist mainstream so dass man die jungs einfach nicht wiedererkennt. Da kommt schon ein wenig scooter durch... das find ich persönlich am schlimmsten. Von Air war ja das 1ste Album, mit dem sie den Durchbruch geschafft haben sehr gut, danach war dann alles gleich. Nelly und timberlake haben paar gute sounds drin, aber musikalisch/video, da schau ich mir gleich nen ordentlichen porno an, da gibts wenigstens nicht nur teaser zu sehen.
 
EinTon schrieb:
... aber *tendenziell* lässt sich eben doch glattgebügelter Mainstream leichter vermarkten, zumal im "Nebenbeihörmedium" Radio!

Volle Zustimmung!
Heute wird doch gezielt auf den Markt produziert. Da wird heute sogar mehr darauf geachtet, wie ein Künstler ausschaut und welche Ausstrahlung er hat, als ob er drei Töne spielen kann.

Musik zum bewußten Hören, ist im Radio doch eher selten geworden.
Egal um welche Musikrichtung es sich dabei handelt, Musik mit einem gewissen Anspruch, findet man höchstens mal in einer Nachtschleife.

Ich kann mich kaum erinnern, mal irgendwas von Miles Davis oder Albert Mangelsdorf zu normalemn Sendezeiten in den Medien gesehen/gehört zu haben (abgesehen von Sendungen, die kurz nach dem Todestag ausgestrahlt wurden). Gute Musik ist leider rar.
 


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