Ich habe noch eine ganze Reihe von Lego Sets von früher und bin in Facebook in eine Reihe von Gruppen eingetreten, einfach weil ich mal sehen wollte, was da so abgeht.
Gerade eben bin ich zufällig auf einen Beitrag gestoßen, wo eine Frau ihre neuesten Einkäufe präsentiert hat, 5 große Sets, die sie zu anderen stellte. Alle ungeöffnet. Irgendwann, so ihr Ziel, will sie die alle mal bauen. Kommentare von anderen zeigen: sie ist absolut nicht allein damit. Teilweise haben die große Sammlungen und dadurch gar keinen Platz mehr, die Sachen zu bauen.
Sicherlich. Solange es einem aber keine anderen Probleme z.B. finanzieller Natur bereitet, finde ich das nicht wirklich schlimm. Ich denke, es gibt gesellschaftliche Ideale, also dass man Ergebnisse liefern soll und das erfüllt man damit nicht und vielleicht gibt einem das ein schlechtes Gefühl. Aber ehrlich: wen interessiert das? Andere sitzen abends vor dem Fernseher und liefern auch nichts ab. Oder gehen in die Kneipe oder sitzen im Stadion.
Schlimm ist das nicht. Aber Sammler sollen nicht erzählen, was gut ist, oder was gut klingt, nur weil sie alles mögliche Zuhause rumstehen haben oder gar hatten . Das alleine bedeutet nicht viel und ist kompetenzüberschreitend in einem Bereich, in dem es schon schwierig ist Kompetenzen zu definieren bzw. evaluieren.
Es gibt auch einen Unterschied zwischen dem Sammeln von Synthesizern und zum Beispiel Briefmarken oder bestimmten Sammelkarten.
Mit Letzterem kannst du eben nicht mehr anfangen, als sie zu besitzen.
Bei Ersterem entsehen immer wieder Konflikte zwischen Leuten die Benutzten und Besitzen, mit Zwischenraum.
Ein Sammelwahn oder G.A.S ist ja nichts Schlimmes an sich, kann aber zwischenmenschliche Beziehungen belasten und auf persönliche Probleme hinweisen.
Ist halt die Frage, die man sich nur ehrlich selbst beantworten kann.
So eine Sammelleidenschaft ist eine Beschäftigung. Man hat etwas zu tun. Inwiefern das nur eine Ablenkung ist, um unaufhörlich eine Leere zu füllen muss sich jeder selber fragen.
Beim Sammeln ist der Weg das Ziel. Oft ist es für einen normalen Menschen nahezu unmöglich eine vollständige Sammlung zu erreichen. Und was, wenn man dem Ziel angekommen ist?
Es ist das Ende.
Sowas finden wir nicht nur bei Sammlern. Der eigentliche Prozess, um das Ziel zu erreichen, ist das eigentliche Ziel, mit der dahinterstehenden Hoffnung, dass am Ende eine fundamentale Veränderung stattgefunden hat.
Währenddessen kann man darauf setzen, dass man ja noch nicht am Ziel angekommen ist, aber wenn es vorbei ist, gibt es nicht mehr zu erreichen. Es kann nicht mehr besser werden.
Hierbei kann es passieren, dass man am Schluss noch unzufriedener ist als vorher, wenn sich nämlich herausstellt, dass ein Ziel nicht das gewünschte Ergebnis gebracht hat und man feststellt, es war nur eine Ablenkung und das eigentliche Problem lag ganz woanders. Man hat sich etwas eingebildet.
Das typische: Wenn ich X erreicht habe, bin ich endlich zufrieden.
Wenn ich einen bestimmten Synth habe, dann ist alles gut. Da habe ich mal dazugehört.
In der Synthwelt
Bei Synthesizern kann man sich Videos anschauen, vergleichen, sich überlgenen welche Geräte im Verbund wie gut wären, was besser ist, im Forum und der Kommentarsektion rumhängen, mit gleichgesinnten Unterhalten und auf Veranstaltungen treffen oder sich von Neuerscheinungen überraschen lassen, usw.
Man kann sich ja fragen, ob es das ist worum es eigentlich geht oder ob man Musik machen will bzw. musizieren will. Wo stecke ich die meiste Zeit hinein?
Vielleicht: Man mag Synthesizer in der Musik und es gefällt einem, irgendwie dabei zu sein.
Der Vorwurf, dass bestimmte Personen ja gar keine Musik machen würden, trifft ja nur, weil diese Leute den Schein aufrecht erhalten wollen oder glauben es zu müssen.
Ich denke jeder wollte mal Musik machen oder lernen Synthesizer zu spielen, aber bei nicht wenigen ist dieser Wille auf der Strecke geblieben. Denen geht es mehr um das drum herum, Neuheiten, auspacken, Reden, Unterhaltung und theoretische Überlegungen, etwas herumspielen.
Was ist dagegen zu sagen, bei allem anderen Zeug, dass ein Mensch so macht? Eigntlich doch gar nichts. Problem ist eben, dass viele denken, sie müssten so tun, als ob. Meiner Wahrnehmung nach gehört die Mehrheit dazu. Wahrscheinlich weil jedem wichtig ist, sagen zu können, er mache Musik.
Ich habe irgendwann akzeptiert, dass ich gar keine Tracks machen will. Ich wollte einfach Patches machen und performen. Eine Zeit lang saß mir das im Nacken, dass ich ja auch fertige Lieder machen muss, aber muss ich gar nicht.
Die Lust wieder damit anzufangen, kam dann von ganz alleine.
G.A.S. kann unterschiedliche Gesichter haben. Bei mir die Jagd nach einem Hirngespenst.