Sammlung Gibt es eigentlich auch Seniorenheime mit üppigen Synthesizerräumen und Proberäumen?

Wir sammeln hier (steht im ersten Beitrag) - bitte nur das hier posten…
Apropos "Einsicht in den eigenen Zustand"...

Eines Tages las mein anderer Fall in der Zeitung was vom Chor der Alzheimergesellschaft. Frage: was ist denn Alzheimer? Ich: das ist, wo man alles vergisst.

Und dann habe ich der Person genau geschildert, wie es bei ihr zu Hause aussieht: Verweigerung der Pflege, Verwahrlosung etc. mit vielen unschönen Details. Nichts aus der Literatur oder von anderen Leuten, nur aus genau diesem eigenen Haushalt. Allerdings in der neutralen Form "bei denen ist das so und so". Antwort: das ist ja schrecklich, hoffentlich kriege ich das nie. Ich wär fast hinten runtergefallen - die Person hat absolut nicht mitbekommen, dass ich ihr genau ihren Zustand und nichts anderes geschildert habe.

Es ist einfach so, dass man auch vergisst, dass man alles vergisst. Ob man dann leidet? Ich bezweifele es. Schlimmer wird es, wenn Kriegserinnerungen kommen oder Halluzinationen weil die visuelle Verarbeitung im Hirn Schaden genommen hat, das ist dann auch für die Betroffenen nicht schön (*).

Aber ich glaube nicht, dass der Demente darunter leidet, dass er nachmittags nicht weiß, was morgens war. Ich weiß ja auch nicht, was ich heute vor einem Jahr gemacht habe. Man kann sich einfach nicht alles merken. Wenn ich frage "bin ich gestern Abend gekommen oder heute Vormittag?" kommt nur ein leises "weiß ich nicht", und das wird offenbar nicht als bedenklich eingestuft. Na dann.

Das war nur am Anfang so, weil da das Gedächtnis noch länger zurück gereicht hat und man abends noch wusste, dass morgens irgendwas schief gelaufen ist, auch wenn man schon nicht mehr wusste, was. Mittlerweile bleibt da nichts länger als einen halben Tag haften, wenn überhaupt so lange. Immerhin werde ich noch erkannt, das ist ja auch schon was.

Eine Untersuchung beim Neurologen wurde damals (2017) übrigens vehement abgelehnt: "ich bin doch nicht doof, ich weiß noch wie ich heiße und wo ich wohne, ich geh doch nicht zum Irrenarzt".

(*) meine oben erwähnte Tante lag morgens manchmal total verstört im Bett, weil Horden von Jugendlichen nachts das Haus gestürmt haben, alles in Stücke gehauen und die Bewohner verprügelt, sie entkam dem nur durch Flucht in den Keller. Ich vermute da eine dunkle Erinnerung an Luftschutzbunker, aber wer weiß das schon...
 
Über meinen ursprünglichen post ist die edit hergefallen, weil ich ein loses Mundwerk habe, das ich zweimal am Tag mit Kernseife ausspülen muß.

Zur Strafe muß ich 100 mal schreiben

Ich soll mich nicht über Alzheimer lustig machen
Ich soll ...
.. äh, was soll ich?

Frei nach dem Motto:
Hast du was gesagt?
Nein, das war gestern.
 
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Apropos "Einsicht in den eigenen Zustand"...
Das große Problem ist, daß derjenige selbst nicht merkt, sondern die Umgebung plötzlich anfängt, blöd zu werden. So jedenfalls Aussagen von Patienten, die aufgrund von Problemen im Gehirn oder Medikamenten in diese Art „Twilight Zone“ hineingerutscht waren und man sie zum Glück wieder rausholen konnte (ich will hier nicht zu sehr ins Detail gehen, das würde sonst den Rahmen sprengen).

Wenn es dann in der Umgebung niemanden gibt, dem das auffällt und Maßnahmen ergreift, hat man ein Problem.

Das, was Du zum Thema Heimunterbringung schriebst ist absolut korrekt, denn über einen Klinikaufenthalt geht es oft schneller, einen Platz zu bekommen (Stichwort Entlaßproblematik), auch für eine Kurzzeitpflege. Oft, aber auch nicht immer. Wenn jemand alleine zu Hause vor sich hinwurschtelt und jegliche Hilfe ablehnt, weil keine Einsicht, wird die Dringlichkeit oft nicht wahrgenommen oder nicht vernünftig dokumentiert, je nachdem wer den Antrag schreibt, und drastische Maßnahmen wie Einweisung wegen Eigen- und Fremdgefährdung stehen am oberen Ende der Skala, das große Problem ist die Grauzone dazwischen.
 
Wie bekommt man eigentlich jemanden ins Heim? Oder wie bringt man jemanden da hin?
ein oder zwei Wochen Kurzzeitpflege ist oft ein Mittel, um dem "Aspiranten" aufzuzeigen, wie nett das in dem Heim auch sein kann.

Mein Vater war seit 72 körperlich schwerst behindert (Schlaganfall, schwerer Hemiplegiker) aber bis zum Schluss im Kopf klar. Der war immer wieder in Kurzzeitpflege, damit meine Mutter mal eine Auszeit bekommt. Als meine Mutter dann starb ist er sofort ins Heim; für einen Platz hatten sich meine Eltern aber noch beide selbst beworben. Perfekter Glücksfall.

Meine Schwiegermutter konnten wir nach einem heimischen Unfall (18 Stunden mit gebrochenem Bein im Bad gelegen...) dazu überreden, mal einfach eine Tagespflege auszuprobieren, mit dem Argument, dass sie noch nicht so lange stehen kann, um sich Essen zu kochen (dass sie garnicht zum Supermarkt an der Ecke gekommen wäre, ging nicht ins Hirn). Zu dem Zeitpunkt war ihre Demenz in dem Frühstadium, in dem sie sich nicht mehr an unsere Überredung erinnert hat, aber die Kurzzeitpflege als "hübschen Hotelaufenthalt" wahrgenommen hat. Da hat sie uns in Gegenwart der Heim-Chefin ein "da will ich hinziehen" entgegengeschmettert. Und durch einen riesigen Zufall (vier Leute vor ihr auf der Warte Liste starben) bekam sie innert zwei Wochen ein Zimmer. Vier Wochen später hätte sie das vielleicht schon nicht mehr gewollt. Auch hier: Glück gehabt.

Wir haben dann noch eine entfernte Großtante, bei der wir die einzigen Angehörigen mit Kontakt zu ihr sind/waren, und bei der es wie bei @betadecays Fall zwei lief. Dort haben wir zum Schluss so lange mit der Hausärztin geredet, bis die den Fall übers Sozialreferat und Vormundschaftsgericht in "öffentliche" Hände befördert hat. Wir selbst sind zu dem Zeitpunkt eigentlich schon auf dem Zahnfleisch dahergekrochen. Sie steht jetzt unter Vormundschaft und wir haben keinen Kontakt mehr.

In allen drei Fällen war übrigens genug Geld für einen Heimplatz da. Bei meiner Rente und meinem "Vermögen" sehe ich das nicht mehr so richtig. Wird spannend.
 
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Alzheimer ist, wenn du vergißt, daß du ein Bier getrunken hast.
Parkinson ist das, wo du dein Bier verschüttest.
MOD - Jungs und Mädchen - ich weiss -lachen sollte man über alles - aber - es gibt Leute, die gerade hier - wo doch klar über hilflose Leute gesprochen wird - kommt nicht bei allen gut an- Ich gebe es mal zu Bedenken als MOD. Klar, jeder hat ein Recht auf Diskriminierung - aber …
 
Jeder versucht halt mit dem ganzen Wahnsinn auf seine eigene Weise fertig zu werden. Ich entgegne dem mit Sarkasmus und tiefschwarzem Humor.

Oder meinst du jetzt, daß "Oberheim statt Altenheim" lustiger und harmloser ist?
 
MOD: Wenn ich sowas schreibe - immer als MOD und für Leute, die das selbst sich nicht wagen würden. Ich habe eh einen sehr weiten dunklen Humor und bin da teilweise unterirdisch. Also um mich geht es hier idR nicht. Meine persönlichen Posts sind auch keine MOD-Posts. Auf mich bezogen würde ich auch deutlich mehr kommen lassen. Nase, Bauch, alles Arsch.
 
Ich weiß im Moment nicht so recht ob ich jetzt lachen oder meinen blanken Arsch aus dem Fenster halten soll.
 
Ich weiß im Moment nicht so recht ob ich jetzt lachen oder meinen blanken Arsch aus dem Fenster halten soll.
"sag es - ich lass mir das nicht länger gefallen - ihr könnt mich alle mal am Arsch lecken"

Auch er war ein alternder Journalist - und man hatte ihn abgeschrieben.

Und heute hätte er einen Youtubekanal - und generell - wartet, bis die die mit Computern fremdeln - die nächsten Altenheimer haben auch Youtube Kanäle.
Und Altenheim und Oberheim - ist übrigens nicht diskriminierend - weil Oberheim ist gut. Die Frage darin ist ja, ob das ein Widerspruch ist - herrgott, einen Matrix 12 gegen Xpander tauschen, wenn's der Platz ist und am Rechner 6 stimmige Pop Hymnen machen wäre möglich.

Wie gesagt, es gibt Gestaltungsraum - und einiges könnte sich ändern und muss es auch, da unsere Generation ganz sicher gar nicht mehr im Heim sein wird - da das nur Leute mit sehr gutem Gehalt schaffen. Ich könnte das also nicht bei meiner Mutter schaffen, und das würde ich gern - und bei mir - echt - das wird nicht kommen. Man und wir müssen uns also was einfallen lassen, wie wir gut zusammen leben könnten und ggf. nicht als Last gelten zu müssen.
 
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Ah, ich liebe nur diese Stelle. Also nicht die im Arsch sondern diesen Film aus den 70ern. l8er! Das hier ist eh ein gute Austausch, finde ich. Da hier sehr viele die Idee gut finden. Ob es mal darüber hinaus geht, weiss ich nicht - aber Wille ist gut, umsetzen natürlich noch eine Etage höher.
 
Meine mittlerweile verstorbene Tante ging nur mit viel Hilfe ins Heim. Das Problem war, dass sie laut Psychiaterin dement, paranoid und psychotisch war. Eine interessante Kombi. Die aber bei Fehlen von Fremd- oder Eigengefährdung keine Zwangsmaßnahmen rechtfertigt. Eigentlich wollte sie sterben, weil sie mit ihrem Leben so unglücklich war, aber die Pillen vom Pflegedienst hat sie dann doch verweigert, weil sie ja nicht vergiftet werden wollte.

Und da gab es keine Alternativen zum Heim? Die Frage mag vielleicht etwas unpassend erscheinen, weil es ja nicht mein Bier ist und auch nicht meine Tante. Der Punkt, auf den ich hinausmöchte, ist aber: „Niemand wird von alleine so.“ Es ist letztendlich egal, ob es die Umstände waren oder einfach Krankheit. Ich mag eine Gesellschaft, in der man „auf die sanfte Art“ weggesperrt wird, wenn man nicht mehr passt, nicht so wirklich. Da sollte es Alternativen geben, und zwar nach Möglichkeit gute, also solche, die solche Menschen wieder zurück ins Leben holen, zumindest ein wenig.
 
Das Problem ist, dass viele das Heim nicht zahlen können, Alternative ist - zuhause nicht klar kommen. Will das ansich irgendwie nette Ding mit Synths im Heim so gar nicht stören mit diesem Grundsatzzeug - daher - ist aber klar, dass gerade vieles zerfällt. Über "Rente ist sicher" haben wir schon vor Jahren gelacht. Eher geweint. Weil - das ist unser Schicksal, die jetzt alten sind noch einigermaßen drin, einige. Der Rest nicht. Das war's - will aber nicht weiter da bohren. Es ist so, dass man ganz sicher neue Ideen brauchen wird für eine Mehrheit.
 

Just my 5 Cents after years of search for answers.


Auch damit kann man leider ziemlich Schiffbruch erleiden, weil man sich zu sehr hineinkniet und dann vielleicht stark burnoutgefährdet ist. Für eine bessere Gesellschaft muss es ganz am Anfang anfangen, nämlich bei den Kindern. Nur aus starken Kindern innerhalb eines wohlwollenden Elternhauses werden irgendwann Erwachsene, die in ihrer Mitte stehen und im Alter immer noch Freude am Leben haben können und sich auch nicht in Seniorenheime Klasse Z stecken lassen.
Auf jeden Fall kann man sehr gut dann etwas mit Liebe machen und mieses Umfeld haben. Es kann nicht klappen und die Leute können die Falschen sein, obwohl man jetzt genau da ist wo man inhaltlich sein sollte.
Ohne Frage - niemand soll hungern ohne zu frieren!
 
In meinem Fall war es so, dass zu Hause nicht mehr ging - sie hat nicht genug getrunken (und der Pflegedienst hat nicht viel Zeit, die Stellen da ein Wasser hin und hoffen, dass es getrunken wird), und die Nachbarn fanden das nächtliche Geklopfe und Geklingel auf der Suche nach der Mutter auf Dauer nur begrenzt unterhaltsam.
 
Ist das meine Verwandte? Du erwartest nicht wirklich die Beantwortung dieser Frage von mir, obwohl ich die Frau noch nie im Leben getroffen habe, oder?

Es gibt viele Konzepte inzwischen. Man muss wollen und es muss natürlich auch gehen. Aber ich mag dieses „Ins Heim abschieben“ (so fühlt sich das für mich immer an) nicht wirklich. Aus den Augen, aus dem Sinn. Ich meine das auch mehr allgemein, nicht nur an dich gerichtet.

Eine Gesellschaft, die schuftet, aber Zeit für diejenigen, die selbst mal geschuftet haben, ist oftmals nicht da. Irgendwie läuft da gefühlt zu viel falsch.
 
Ist das meine Verwandte? Du erwartest nicht wirklich die Beantwortung dieser Frage von mir, obwohl ich die Frau noch nie im Leben getroffen habe, oder?
Du hast doch gesagt, dass es was anders geben muss. Also frage ich dich.

Es gibt viele Konzepte inzwischen. Man muss wollen und es muss natürlich auch gehen.
Ja, WGs womöglich. Finde da "mal eben" einen Platz. Für jemanden, der nicht will.

Aber ich mag dieses „Ins Heim abschieben“ (so fühlt sich das für mich immer an) nicht wirklich. Aus den Augen, aus dem Sinn. Ich meine das auch mehr allgemein, nicht nur an dich gerichtet.
Das ist nett. Denn ich hätte es fast persönlich genommen.


Eine Frage an dich: hast du schon Erfahrung mit Demenz?
 
Schade; Die Dokumentation über das Projekt von Annette Frier und Eddi Hüneke ist in der Mediathek nicht mehr da, aber damals, als ich die Reihe gesehen habe, war ich echt beeindruckt und fieberte mit...
Der Name Unvergesslich - Unser Chor für Menschen mit Demenz...
Das Projekt gibt es immer noch und geht weiter... Hoffentlich bis zur Ewigkeit...https://kastanienhof-stiftung.de/pr...chen-mit-demenz-probt-weiter-im-kastanienhof/
 
Eine Frage an dich: hast du schon Erfahrung mit Demenz?

Ja, habe ich, mehr als ich mir auch nur ansatzweise gewünscht hätte in einem Leben, danke. Ich war auch mal auf einer Demenzstation und habe gesehen, wie wenig Zeit man dort für die Menschen hat und wie viel Zeit man in die Verwaltung und Administration steckt. Genau deswegen habe ich genau das geschrieben, was ich geschrieben habe.
Ich habe mit einem Mann geredet, der sich umbringen wollte, weil er sich so seinen Lebensabend nicht vorgestellt hatte. Früher erfolgreich, danach weggesperrt und niemand hat auch nur ansatzweise Interesse oder Zeit jenseits des Pflichtprogramms. Und genau deswegen stehe ich auch immer noch zu dem, was ich geschrieben habe.
 
Das Problem ist, dass viele das Heim nicht zahlen können, Alternative ist - zuhause nicht klar kommen. Will das ansich irgendwie nette Ding mit Synths im Heim so gar nicht stören mit diesem Grundsatzzeug - daher - ist aber klar, dass gerade vieles zerfällt. Über "Rente ist sicher" haben wir schon vor Jahren gelacht. Eher geweint. Weil - das ist unser Schicksal, die jetzt alten sind noch einigermaßen drin, einige. Der Rest nicht. Das war's - will aber nicht weiter da bohren. Es ist so, dass man ganz sicher neue Ideen brauchen wird für eine Mehrheit.

Na gut. Wenn das Heim nicht bezahlbar ist, aber nötig, springt der Sozialhilfeträger ein. Wenn die Person selbst nicht mehr in der Lage ist, müssen das die Angehörigen oder notfalls ein bestellter gesetzlicher Betreuer regeln. Wenn er gut, und gut vernetzt ist, geht das. Gibt solche und solche...

Und "ins Heim abschieben" ist oft eine Floskel von nicht betroffenen Menschen.

Wenn Menschen nicht mehr können, und kein soziales Netz haben welches es auffangen kann (emotional, nervlich, zeitlich, finanziell) dann kann man noch so suchen...was soll die Alternative sein?

Und - wenn Menschen sich ganz klar selbstgefährdend verhalten, oder auf Grund von beginnender oder fortgeschrittener Demenz ihr Leben nicht mehr hinbekommen, und sich nicht helfen lassen wollen, sich nicht untersuchen lassen wollen - es gibt in jeder Stadt, notfalls übergeordneter Kreis, einen sozialpsychiatrischen Dienst (hier in NRW heisst es so, andere Länder evtl. andere Bezeichnung) die sich diese Leute dann anschauen, und gucken ob per PsychKG eine psychiatrische Behandlung, eine stationäre Unterbringung, und/ oder eine gesetzliche Betreuung notwendig ist.

In akuten Fällen (ausrasten In der Öffentlichkeit durch Psychotisches Erleben o.ä.) ist das Ordnungsamt oder die Polizei zu informieren, die dann weiterhelfen.

Das kann hart sein,.vor allem wenn es geliebte Menschen trifft, aber manchmal geht es nicht anders. Das hat auch nichts mit abschieben zu tun, sondern mit selbst- und Fremdschutz.
 
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Wenn Menschen nicht mehr können, und kein soziales Netz haben welches es auffangen kann (emotional, nervlich, zeitlich, finanziell) dann kann man noch so suchen...was soll die Alternative sein?

Ich habe ja auch nicht geschrieben, dass der Einzelne jetzt die Idee und die Lösung haben soll. Aber als Gesellschaft sind wir schon dazu aufgerufen. Früher haben eben drei Generationen unter einem Dach gelebt. Die Wirtschaft hat das Konzept aufgeweicht, weil sich heute ja jeder verwirklichen und wegziehen muss. Ich sehe das durchaus kritisch.

Sicher ist natürlich auch jeder angehalten, seinen Kopf möglichst lange fit zu halten. Aber wenn ich mir die ganzen Leute vor den Glotzen ansehe, obwohl es längst erwiesen ist, dass Fernsehen auch nicht das Beste ist, was man tun kann, wenn man im höheren Alter geistig noch fit sein möchte, dann sind das vielleicht teilweise auch einfach Zerfallserscheinungen einer Gesellschaft mit „zu viel“ Wohlstand? Nur so ein Gedanke. Kann gerne diskutiert werden.
 
Um nochmal die Frage aufzugreifen, wie man alte Leute ins Heim bekommt.

Mein Vater konnte bis 78 eigenständig leben, allerdings sehr unsicher auf den Beinen. Sturz, weil „nur“ Prellungen aber mit starken Schmerzen wollte das Krankenhaus ihn entlassen. Das habe ich verweigert, weil ich überhaupt nicht in der Lage einer korrekte Betreuung war. Und es war auch unmöglich einen Menschen in der Verfassung nach Hause zu schicken. Zusätzlich war alles direkt vor dem Wochenende. Also habe ich herumtelefoniert und in knapp 2 Stunden eine Kurzzeitpflege angeleiert, das Heim war 20 Km entfernt und es war eine Abstellkammer, die in Notfällen aktiviert wird. Also da waren auch die Wasserkästen gestapelt. Hier muss man jede Kröte schlucken. In dem Moment ist alles akzeptabel. Zimmer selbst eingerichtet und zumindest waren 21 Tage über seine Pflegestufe gesichert. Und ebenso hatte ich etwas mehr Zeit für alle weiteren Schritte. Vorher war Altenheim nie ein Thema, mein Vater hatte aber Angst vor weiteren Stürzen, also hat er mich angesprochen alles in die Wege zu leiten. In den letzten 12 Monaten seines Lebens war er in einem echt tollen Heim am Rhein, auf eigenen Wunsch dann in Heimatstadt. Er war körperlich final, der Kopf war aber fitter als bei 50 Jährigen. Daher war es nicht einfach, in beiden Heimen gab es zwar viel Programm, aber bei 90% an Demenz o. Ä. Erkrankte setzt Du Dich nicht in den Stuhlkreis und singst Kinderlieder. Somit war er meistens alleine, ich jeden zweiten Tag bei ihm.

Wer wegen einer Krankheit austherapiert ist, zuhause nicht gepflegt werden kann, kommt zeitnah in ein Hospitz oder Heim. Im Fall meiner Schwiegermutter hat das Krankenhaus quasi das Ende der Therapie festgestellt, die Sachlage mit den Angehörigen besprochen und sich um die Heimumterkunft gekümmert (das Heim liegt direkt neben dem KH und ist auch das in dem mein Vater war). Im Grunde ist es nun das Warten auf Erlösung, wir gehen oft hin und die Schlafperioden werden immer länger, alles Normal in diesem Prozess.

Danke an diejenigen, die sich nun den Text angetan haben. Was ich damit darstellen möchte, das Thema Altenheim ist kein Spaß. Im Zimmer meines Vaters waren im Folgejahr 3 weitere Bewohner. Im Eingang gibt es einen Platz, in der über das Ableben von Bewohnern in stilvoller Weise erinnert wird und in den Monaten meiner Heimbesuche waren das viele Gesichter. Natürlich gibt es auch Dauergäste, aber das habe ich nicht so wahrgenommen. Der Tod und Leiden ist Tagesgeschäft. Alte Leute, die noch mit dem Rollator herumgeistern weil sie verständlicherweise raus wollen erscheinen mir extremst gebrechlich sodass „Hobbies“ außerhalb TV schauen und miteinander Quatschen fast unwahrscheinlich wirken. Pflegekräfte musst Du im Heim suchen, da ist es nicht ungewöhnlich dass eine Kraft für 20 Menschen zuständig ist.

Die freundlich-hellen Kitsch-ZDF-Serie Altenheime haben wenig mit der Realität zu tun.
 
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Und im Prospekt sehen die Bewohner des Heimes auch viel glücklicher aus als in der Realität…
 



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