Hall beim Mixen

Jan

8 Takte rulez
Früher mußte ich mir beim Mischen aufgrund recht enger hardwaremäßiger Begrenzungen (Zoom-Multieffektgerät, 01/W, An1x) keine großen Gedanken über den Hall machen. Zumal mein Musiklehrer damals meinte, der Hall sei in erster Linie dazu da, die Instrumente "in einen Raum zu stellen". Also Effektgerät ins Mischpult eingeschleift und die Spuren verschieden stark reingedreht. Allerdings fiel schon auf, daß ein Hall, der für den Gesang ganz brauchbar war, auf der Snare u.U. recht übel klang.
Nun habe ich vor einiger Zeit gelesen, daß es durchaus üblich ist, verschiedene Reverbs in ein und demselben Stück zu verwenden (so um die fünf?!). Bei mir kommt dabei allerdings tendenziell Matsch raus bzw. man hat subtil daß Gefühl, daß die Instrumente nicht im selben Raum stehen.
Wie haltet Ihr das mit dem Reverb beim Mischen?

Grüße,
Jan
 
Hall is ja ne eigene Wissenschaft (von der ich aber auch nix verstehe).
Ich bin Hobbymusiker und hab Mischen in der DAW angefangen, wo es ja quasi keine Begrenzungen gibt. Das erste mal dass ich Hall förderlich einsetzen konnte, war glaube ich nach 7 Jahren. Beim Umgang mit nem Hall is (wie immer beim Mischen) wichtig, dass man nen Überblick über die (groben) Frequenzbereiche hat, und die einzelnen Sachen einigermaßen voneinander trennt, so dass die Musik Luft zum atmen hat. Generell is zwischen 1kHz und der oberen Hörschwelle aber viel Platz und da ein Reverb in der Regel eine Einstellungen für die "Farbe" des Raums bzw einen Filter oder nen EQ hat, is es auch möglich Reverb einzusetzen ohne Matsch zu erzeugen.

Wenn man das Gefühl hat, die Sachen stehen nicht im selben Raum, hast du vermutlich einfach zu viel Hall eingesetzt. Oder sagen wir falsch: Wenn du den Hall zur Simulation der Konzerthalle einsetzen möchtest, würde ich dazu jeden Fall EINEN Hall verwenden.

Ansonsten würde ich den Hall eher als mutierten Panoramaregler betrachten: Mit dem normalen Panoramaregler verschiebst du die Spur nach links und rechts. Mit dem Hall verschiebst du den Sound nach vorn (kein Hall) oder nach hinten (viel Hall).

Manchmal setze ich Hall auch ein, um die Sounds "brilliant" klingen zu lassen, aber auch hier is immer zu bedenken, dass man das Instrument "nach hinten" schiebt, und daher bei Bedarf die Lautstärke anpassen muss.

Dass Gesang immer mit Hall ausgestattet werden muss, halte ich übrigens für einen Irrtum.
 
Also ich setze Hall fast auf jedem Track ein. Bei den Percs und beim Bass sollte man aber einen extrem kurzen Hall verwenden, da sonst der Klang zu sehr "vermatscht". (ggf. auch mal mit dem Filter auf dem Reverb ein bißchen experimentieren) Dadurch klingt es in der Regel "satter" als komplett ohne.
 
Nein, nur auf den einzelnen Tracks. Und da auch eigentlich überall mit verschiedenen Einstellungen.
 
Komplexes Thema.

Ich mache es gerne so, dass ich 6 Halls mit ähnlichen Werten einsetze.
Das Grundkonstrukt ist so, dass es jeweils Rechts, Mitte und Links für vorne und für hinten gibt.
Je nach dem, wo ein Track/Instrument auf einer virtuellen Bühne stehen soll,
und wie stark der Hallanteil sein soll drehe ich dann eben den entsprechenden Sendkanal auf.
Dabei mache ich das so, dass der Reverb bei Rechts und Links genau auf die gegenüberliegende Seite gepannt ist.
Mitte bleibt Mitte.
Hinten kürzere Predelayzeiten als vorne.
An der Stelle sei erwähnt, dass Bass und Kick (Mitte) entweder gar keinen Hall bekommen oder eine extra kurzes.
Was den Rest vom Schlagwerk angeht kommt das ganz auf den Musikstil drauf an. Da kann man nicht pauschalisieren.

Oft baue ich mir noch ein zwei Delay-Kanäle, die ich dann beliebig mit in die jeweiligen Reverbs schicke oder sogar umgekehrt.

Beispiel:

Hanclap (Links) -> Send to Delay (Rechts) | Delay Send to Reverb (Lins) = Rechter Kanal Original + Reverb vom Delay und Links nur das Delay.
Jetzt kann man bei dem Konstrikt wahlweise z.B. noch ein zweites Send zu einem Reverb Rechts aufdrehen usw usf.

Wenn man da ein einigermaßen logisches Konzept hat, fällt es beim Mischen dann leichter. Am besten man macht sich da eine Übersicht auf Papier.
Kompliziert?
 
Ich mach das so!

Versuch nicht mehrere lange Hallfahnen zu kombinieren, sondern fang mit einem ganz kurzem Raum an... Der sollte wirklich nur ganz kurz sein, und einfach eine gewisse Ambience erzeugen... da kommen fast alle Signale ein bisschen drauf, außer vielleicht BD und Bass... (Nur ganz wenig, so das man gar nicht merkt, das er da ist, man sollte nur merken, wenn man den Hall ausschaltet)

Dann nimmst du einen mittellangen Hall (zb. ein Plate Reverb), auf den du alle Signale routest, die etwas weiter hinten im (virtuellen Raum) stehen sollen.. Wieder: weniger ist mehr, es geht um Räumlichkeit, nicht ums Track in Hall ersäufen!

Und dann nimmst du noch einen langen Reverb und schickst dort alles rein, was ganz im Hintergrund ablaufen soll..

Für Effekthall würd ich noch mal was anderes/plakatives nehmen, so als Farbtupfer.

Vielleicht hilft dir das ja, es gibt da Online und auch in Fachzeitschriften besser formulierte Anleitungen wie die meine..
 
Beim Hall ist weniger (damit ist die Anzahl der unterschiedlichen Hall/-Roomvarianten gemeint) mehr!

Wenn zu viele unterschiedliche "Hallräume" im Spiel sind, klingt es oft nicht "kompakt". Man hat dann oft den Eindruck, dass jedes Instrument an einem räumlich anderen Ort spielt
 
Naja, das mag vielleicht zutreffen, wenn man es wie eine "echte" Band klingen lassen will. Ich folge da eher den Möglichkeiten, die elektronisches Musizieren so mit sich bringt und folge meinem Spieltrieb.
 
Eins steht fest, ist in einem mix nur ein Element mit Hall passt der nicht in den Mix. Also wenn Hall dann immer mehrere Elemente gleichzeitig
So meine Erfahrung
 
Das kann man ja nicht pauschalisieren. Genauso wenig, wie man die Anzahl festlegen kann.
Es kommt immer auf den Stil und die Idee an, die man verfolgt.
Klar, dazu ist dann ein Verständnis für das Thema Hall vorrausgesetzt.
Und das ist nicht einfach.

Zu dem Thema "Wieviel verschiedene Halls (Halle, Hallae, Hallata?) hängt eben von der Idee ab.

Man kann glaube ich pauschal sagen, dass mehrere Instrumente auf den selben Hall geschickt den Mix/Raum kompakter macht, mehr zusammenfügt. Eben mehr einer realen Raumsituation entsprechend.
Denn hört man Musik in einem Raum dann gibt es nur diesen einen Raum. Der Unterschied besteht dann in verschiedenen Predelays und Early Reflections. (Da kann man dann z.B: wieder zwei oder drei anlegen, wenn man das wieder Transparenter möchte)

Andererseits kann man mit bewusst eingesetzten sehr unterschiedlichen Delays (Halli, Hallöle, Haloren) ganz neue Transparenzen und "virtuelle" Räume schaffen die eine ganz andere Qualität haben.

Der Tip, erstmal mit einem Hall als Sendeffekt anzufangen ist jedenfalls goldrichtig. Dann kann man nach und nach mit weiteren Delays experimentieren. Sowohl mit Derivaten des ersten Delay als auch mit komplett unterschiedlichen.

OT:
Was ist die Mehrzahl von Hall? Delays oder?
 
Hallata gefällt mir am besten. :)

On-Topic: Also ich liebe es bei Teppichsounds mit Reverb einen riesigen Raum aufzuspannen. Würde man da auch noch die Percussions oder den Bass durchjagen, würde es einfach nur Sch***e klingen.
 
pauschal aussagen zum thema hall im mix sind prinzipiell quatsch!
das ist die einzige pauschal aussage, die zum thema hall im mix zulässig ist.

der rest ist stark genre und geschmacksabhängig.

es gibt genres da ist hall fast tabu. bei anderen ist der hall quasi stilprägend. kurzer hall auf der snare kann genauso funktionieren wie ewig langer hall.
es gibt kein richtig und falsch - hauptsache es klingt gut ;-)

in der tat kann man aber viel falsch machen beim einsatz von hall. das ohr ist hall gewöhnt. darum klingt es schnell einfach falsch. aber das hört man ja beim mischen. und so lange es sich falsch anhört, muss man halt was anders machen. da hilft imo nur erfahrung und learning bei doing. was in einem song funktionier, kann beim nächsten völlig blöd klingen. so ist das nunmal...
 
ARNTE schrieb:
es gibt kein richtig und falsch - hauptsache es klingt gut ;-)
Und das schränkt doch schon wieder die Möglichkeiten ein. Selbst beim Hall gibt es Dinge die gut funktionieren, anderes wiederum nicht. Warum also keine Tipps einholen und das Rad neu erfinden?
 
Also Hall ist für mich nur dann Hall wenn er in voller Pracht zu hören ist, ist der Stark gefiltert ist das kein Hall mehr für mich, wobei LP Filter noch nicht ganz den Hall zerstört
 
intercorni schrieb:
Und das schränkt doch schon wieder die Möglichkeiten ein. Selbst beim Hall gibt es Dinge die gut funktionieren, anderes wiederum nicht. Warum also keine Tipps einholen und das Rad neu erfinden?

klar kann man tipps einholen/abgeben. fakt ist aber, dass diese tipps nur sehr begrenzt funktionieren werden. aber als startpunkt oder anregung kann das allemal taugen. dessen sollte man sich bewusst sein. sonst kann das schneller zu frust führen als wirklich helfen.
 
Vagus schrieb:
[…]Bei mir kommt dabei allerdings tendenziell Matsch raus bzw. man hat subtil daß Gefühl, daß die Instrumente nicht im selben Raum stehen.
Wie haltet Ihr das mit dem Reverb beim Mischen?

Grüße,
Jan

Zum Thema "Matsch"
Ich lege prinzipiell einen Lowcut auf den Reverbkanal, der Mindestens bei 80, meistens aber schon bei ca 250 HZ oder noch höher.
Tut man das nicht, hat man tatsächlich schnell sehr viel Mumpf untenrum. (wenn man Mumpf möchte gilt das natürlich nicht. Ich mache es so.)
Außerdem kann Matsch auch schlicht bedeuten, dass du die Send-Regler etwas zu weit aufgedreht hast.

Zum Thema "nicht im selben Raum"
Deine Ursprüngliche Arbeitsweise mit dem Zoom war eigentlich schon ganz gut.
Denn wie gesagt, ein Raum ist eben nur eine Raumcharakteristik.
Die Hallfahne ist also weitgehend gleich. Unterschiede ergeben sich bei der Predelay-Zeit und bei den Early Reflections.
Ich würde an Deiner Stelle erstmal mit Variationen der Predelayzeit ausprobieren)
Bau dir zunächst mal einen Reverb, der dir gut gefällt. Raumgröße etc.
Dann kopierst du diesen Hall auf einen zweiten Kanal und änderst lediglich das Predelay.
Die beiden Delays sollten jetzt vom Raum-Charakter her gleich sein in der Tiefe jedoch unterschiedlich verteilt.
 


News

Zurück
Oben