Ich bin immer so ein wenig ratlos bzgl. Equalizern. Ich meine immer: wenn man die braucht, muss doch irgendetwas mit der Signalquelle schon nicht stimmen, oder nicht?
Aber was ist, wenn das, was an der Signalquelle "nicht stimmt", kein technischer Fehler ist, der der Korrektur per EQ bedarf (also ein handwerkliches Problem), sondern eine Abweichung von der klanglichen Vorstellung ist, die die Künstler im Kopf hören?
Manchmal begrübel ich eine verwandte Frage: Ist ein Equalizer Teil der Signalquelle Synthesizer oder nur eine nachgeordnete Korrekturmöglichkeit? Oder allgemeiner: Wo hört das Instrument "Synthesizer" auf, also welche Bausteine sind noch als Teil des Instruments und dessen Klangformung anzusehen?
Also erst ein Blick in die Geschichte: Spätestens seit dem umwerfenden Erfolg des Roland D-50 von 1987 gehören eingebaute Effekte wohl "zum guten Ton", in diesem Falle Hall, Echo, Chorus…und ein Equalizer.
Und Federhall und Equalizer gab es ja bereits im EMS VCS3 von 1969, Federhall und Festfilterbank waren in den frühen Moog-Modulsystemen ab 1965 zu finden.
Abseits von Modulsystemen findet man Filterbänke äußerst selten in fest aufgebauten Synthesizern, eine rühmliche Ausnahme ist die Resonator-Filterbank des Moog Polymoog von 1975 (na, wer kennt noch eine Ausnahme?).
Eingebaute Modulationseffekte wurden unter anderem mit dem Phaser des ARP Quadra von 1980 populär.
Wenn ich statt der Geschichte die Technik betrachte, gehören sowohl Equalizer mit Shelving- und Bell-Bändern als auch die "klassischen" Synthesizerfilter Tief-/Hoch- und Bandpass (und Allpass im Phaser nicht vergessen!) der Gattung "Filter" an.
Bleibt noch die künstlerisch/ästhetische Position: Da lande ich dann bei Kraftwerk und ihrem Diktum vom "Studio als Instrument"…und wiederum dem VCS3, dessen Name vollständig ausgeschrieben ja "
Voltage
Controlled
Studio" lautet (wofür hingegen die "3" steht, ist mir auf die Schnelle nicht mehr erinnerlich…wars die dritte Version?).
Was mich in der Summe dann dazu führt, dass wir hier unter Synthesizerbegeisterten zwar vom speziellen Klang eines bestimmten Synthesizers reden können, dass letztlich aber der Klang eines bestimmten Stücks mit all seinen Klangformungen entscheidend ist, dass also die gesamte Signalbearbeitungskette zum Klang eines Instruments gehört.