Klassenfahrt nach Köln S.f.E.M. , Teil II

Wie auf dem Treffen schon gesagt: Ich bin höchst interessiert und bin nicht einmal durch einen Angriff von Dritteltönen abzuschrecken. Kann an beiden Terminen.
 
bin am 3.12 gebookt in toronto und am 10.12 ebenfalls booking in new york. kann leider nicht dabei sein.

viel spass bei der studio rallye mit den segways,geiler parcour!!
 
Herr Müller weiss viel und kennt tolle Geschichten, Dirk gibt gute Stuckpunkte und Richtungen, die helfen können. Ist sozusagen ein gutes Team. Es wäre auch denkbar 2 Gruppen zu machen "Team Weiterbildung von einem oder mehreren Tagen sehr speziellen Infos" und Team "Neuland/noch nicht oder nur 1x da gewesen".
Danke, dass du dir die Mühe der Orga überhaupt machst, wollt ich noch sagen.
 
Danke, wollte halt nur nicht im Wege stehen und es sozusagen anbieten, damit wir nicht die doofen 6-7. Räder sind während die Fortgeschrittenen über neomodale Sprungprinzipien bei Einhaltung der Varianz besprechen.

Wir kommen wannimmer das ok ist für dich. Wir haben dich und Herrn Matten lieb, ist also kein Problem was DAS angeht.
Ich verneige mich nochmal. Wie gesagt, will nur verhindern störend zu sein beim lernen oder Extrawürste gebraten zu bekommen.

Sir Brat von Bratzwurst
 
Ich war gespannt, welche Thematiken jenseits dessen, was bisher behandelt wurde, erörtert werden können. Das Bisherige ist mir durchaus geläufig. Da scheint meinerseits eine Fehleinschätzung vorzuliegen, sodass ich, da offensichtlich ein großes Interesse von Forumteilnehmern an einem ersten oder weiteren Besuch besteht und die maximale Teilnehmerzahl ausgeschöpft ist, gerne meinen reservierten Platz anbiete.
 
Die Idee eines Erweiterungsprogramms kam von Herrn Müller, konnte ich mir vorher kaum vorstellen, war dann nach der Ankündigung doch gespannt, was Herr Müller nach eigener Aussage da an Ideen entwickelt hat. Die Wiederholung des Bisherigen, gerne auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit weiteren Beispielen, ist für mich nicht so interessant, daher mein Angebot. Lasse anderen Interessenten selbstverständlich gerne den Vortritt.
 
Ich wäre prinzipiell auch gerne dabei, aber ich brauch unbedingt einen Termin. Dieses Jahr wird es wohl nicht klappen. Gerne lasse ich mich aber auf die Warteliste für nä. Jahr setzen! Danke.

Außerdem denke ich, dass gerade ein Mix aus verschiedenen freaks interessante Gespräche bringt. Lernen müssen wir alle noch viel. Und sind hier nicht nur freaks unterwegs – wenn man mal die Leute auf der Straße fragen würde? Haha.
 
Das ist auf jeden Fall meine Erinnerung, auf Grund derer ich meine Beiträge hier verfasst habe. Da mag ich mich täuschen, mich als Lügner zu bezichtigen ist jedoch eine Unverschämtheit. Auf dieser Basis weiter zu kommunizieren, halt ich für überflüssig.
Audienz beendet. Abtreten.
 
Ich habe großes Interesse, das Studio noch einmal zu besuchen!
Der erste Besuch war extrem spannend und lehrreich.

Allerdings bin ich in der nächsten Zeit arg verplant, sodass ich gerne in aller Ruhe einen späteren Termin wahrnehmen würde (im nächsten Jahr), wenn möglich.

Schöne Grüße,
Bert
 
03. oder 10.12. würde mir voll und ganz passen,
habe alle internationalen Bookings abgesagt,
Toronto und New York sind mir im Dezember zu kalt.

Habe am 04. und 11. Dezember mein Radioshow´s,
würde sich gut anbieten ....

kreative Phase beendet ^^ bin wieder da :mrgreen:
 
1967_hymnen1.jpg


Da wünsche ich allen Besuchern viel Spaß beim Besuch des Elektronischen Studios. Auf meiner persönlichen Liste stünden alle 4 Regionen von Stockhausens Hymnen, eine sicherlich einmalige Gelegenheit, dieses umfangreiche Werk einmal in Ruhe mehrkanalig und unter optimalen Abhörbedingungen zu geniessen. Muss dann aber stockdunkel sein. Danach ist alles anders.


play:



play:



play:
 
Ich war schon mal da mit einer kleinen Gruppe vor etwa 4 Jahren. Hatte aber nichts mit dem Forum hier zu tun.
Da dies schon wieder länger her ist, würde ich noch mal hinfahren. Also, wenn bei einem der nächsten Termine noch ein Platz frei ist, wäre ich gerne dabei.
 
Vielleicht ist es einmal für die Besucher interessant, wie man ein richtiges Flanging mit zwei Bandmaschinen macht, bei dem der Effekt, anders als bei den Realtime-Effektgeräten auch durch den Nulldurchgang geht.



Hier ab 8:10 und Verbeugung vor Michael Rother und Conny Plank.

Auszug aus Wikipedia:

Klassisches Flanging mit Tonbandmaschinen
Der Flanger-Effekt wurde in den 1950er Jahren, noch vor dem Zeitalter der Transistoren, in Musikproduktionen eingesetzt. Bekannt wurde er vor allem durch den Musiker und Erfinder Les Paul, der mit zeitgleich laufenden Tonbandmaschinen experimentierte. Sein Vorgehen war, zwei Maschinen identische Aufnahmen abspielen zu lassen und diese zu mischen; wird dabei die Umlaufgeschwindigkeit einer Tonspule mechanisch beeinflusst, indem man mit dem Finger am Rand (Flansch, engl.: flange) diese kurzzeitig geringfügig abbremst oder beschleunigt, entstehen gegenüber der anderen Tonbandmaschine Laufzeit- und Tonhöhendifferenzen, woraus der typische Flanger-Klang resultiert. Das wechselseitige Ein- und Überholen, beziehungsweise das zeitliche Kreuzen der beiden identischen Tonsignale, ist Grundlage des klassischen Flanger-Klangs, der überwiegend als weich, luftig, nicht-metallisch beschrieben wird. Die Kammfilter-Kerben streichen hierbei über ein großes Frequenzspektrum; zum Zeitpunkt des Kreuzens sind die Klangverfärbungen besonders intensiv. Beispiele solch zeitlich kreuzender Flanger sind Itchycoo Park (1967) von den Small Faces oder Mexico (1972) von den Les Humphries Singers.

Unterschied zwischen klassischem und elektronischem Flanging
Der Klang eines Tonband-Flangers ist mit einem einfachen elektronischen Flanger nicht zu erzeugen, weil das modulierte Signal elektronischer Geräte zwangsläufig immer erst nach dem Originalsignal erklingen kann. Es kann nach dem Bremsen nicht wieder so beschleunigt werden, dass es das Orignalsignal ein-, geschweige denn überholt. Um überhaupt eine elektronische Laufzeitmodulation zu ermöglichen, beträgt die Verzögerung immer mindestens etwa 5 Millisekunden, denn je geringer die Verzögerung, desto weniger Spielraum hat die Modulation; bei null Verzögerung ist sie schließlich gar nicht mehr möglich, denn für die Beschleunigung eines gegenwärtigen Signals wäre Toninformation aus der Zukunft erforderlich. Elektronisch simulierbar ist dies nur mit zwei elektronischen Geräten (oder zwei Modulen in einem Gehäuse); dabei werden nur deren verzögerte Signale verwendet, so dass das eine das andere zeitlich kreuzen kann. Diese Methode ist, wie beim klassischen Flanging mittels zweier Tonbandmaschinen, nur in der Nachproduktion anwendbar.
 
Echte Effekte im Sinne von samplegenau sind heute faktisch nicht möglich im Computerumfeld in Echtzeit. Im Nachhinein jedoch "Offline" wäre das aber denkbar, schließlich ist das kein komplizierter Effekt. Nur mal so zum weiterspinnen.

Ob die "echten" Flanger nun aber ein Musikstück viel besser machen? Ist das ernsthaft die Aussage, dass das der Respekt ist um den es geht? Ein Besitz? Oder geht es darum diesen überhaupt zu verwenden, obwohl man es anders tun könnte? Nur eine Frage.
 
ach, ich lerne doch nun auch hier mal was .. :) ist ja schön :phat:
auf flammende herzen ist es also ein echter flanging effekt ? cool. genau diese passage fand ich immer toll. habe mir vor vielen vielen jahren
den ROLAND SBF 325 gekauft, deshalb. ... aber ich muss umdenken... ich benötige 2 bandmaschinen. ist ja doof. :roll:
 
1967_hymnen1.jpg


Leider ist dieses Bild nach wie vor im Netz falsch beschriftet.

Es kann nicht von 1967 stammen, denn da hatte Stockhausen noch nicht die langen Haare, und außerdem hat mir Volker Müller erzählt, dass er selbst die abgebildeteten Kaffeetassen eingeführt habe im Studio und er sei 1967 noch gar nicht dabei gewesen.

Das Bild wurde also wahrscheinlich 1970 oder 1971 aufgenommen.
 
Apropos Flanging: Ich habe letzten Monat in Krefeld zusammen mit Thomas Brune einen über zweistündigen Vortrag über analoge Effektgeräte gehalten, mit praktischen Demonstrationen und Klangbeispielen. Da wurde u.a. auch auf den Unterschied zwischen elektronischem Flanging und Bandmaschinen-Flanging eingegangen. Ich habe leider vergessen, das vorher hier anzukündigen, vielleicht hätte es ja den einen oder anderen interessiert.
 
Markus Berzborn schrieb:
[ http://www.pithmusic.org/wp-content/uploads/2008/12/1967_hymnen1.jpg (•BILDLINK) ]

Leider ist dieses Bild nach wie vor im Netz falsch beschriftet.

Es kann nicht von 1967 stammen, denn da hatte Stockhausen noch nicht die langen Haare, und außerdem hat mir Volker Müller erzählt, dass er selbst die abgebildeteten Kaffeetassen eingeführt habe im Studio und er sei 1967 noch gar nicht dabei gewesen.

Das Bild wurde also wahrscheinlich 1970 oder 1971 aufgenommen.

http://home.swipnet.se/sonoloco2/Rec/St ... en/10.html
 
Elektrokamerad schrieb:

Ja, da sieht man es deutlich. Zur Zeit von Hymnen trug Stockhausen noch Krawatte, auf dem Bild oben trägt er schon seine charakteristischen mexikanischen Hemden.

P.S. zum Link: Ingvar Loco Nordins ausführliche und profunde Rezensionen - nicht nur zu Stockhausen - lese ich immer sehr gerne. Ich konnte ihn mal persönlich kennenlernen in Kürten, ein wirklich angenehmer Freak.
 
Hallo Schülergemeinde.
Leider gebe ich hiermit meinen Platz für den 3.12. wieder frei.
Kann aus verschiedenen Gründen den Termin nicht mehr wahrnehmen.
Vielen Dank an Meister Damduram für sein Engagement.
Ich hoffe, bei einem Termin 2012 dabei sein zu können.

Greets
Torsten/TMA
 
10irWDR.jpg

Man beachte das Tempophon. Ist auch ein echt klasse Name.


Auch sehr gut:
Drehen wir am Radiophon
Vernehmen wir den Sendeton
Durch Tastendruck mit Blitzesschnelle...(click clack)
Erreichen wir die Kurze Welle
Nach Feineinstellung mit der Hand
Lauschen wir dem Morseband
Elektronenklänge aus dem Radioland
 
Zum Warmlaufen:


Wunderbare Terminologie.


Hier besonders schön der "variable Funktiongenerator" (Sequencer), der im Utrechter Studio entwickelt wurde, und die Klangbeispiele zum stehenden Glissando.
 
Frage: Was schlagen Sie vor, wie wir zwischen Elektronischer Musik und musikalischem Abfall unterscheiden sollen?

Stockhausen: Die meiste Elektronische Musik ist Abfall: Das steht außer Frage. Die untalentiertesten Komponisten sind in Studios aufgetaucht, weil sie keine Chance hatten, irgendwo anders zu komponieren, und so sitzen sie also in den Studios herum und sagen sich: »Nun gut, schau Dich um, versuch Dein Glück« - und da sind sie also. Denn sie glauben mehr an die Mittel als an sich selbst: sie meinen, wenn sie moderne Mittel verwenden, so würde das Ergebnis interessant sein wegen der Mittel - was ein fürchterlicher Irrtum ist.

Quelle:
Karlheinz Stockhausen, „Texte zur Musik 1970 – 1977“, Band 4
Ausschnitt aus „Frage und Antworten zu den ‚Vier Kriterien ...’“
 
War, wie so oft, sehr spannend und auch entspannt, es bildeten sich auch kleine Taskgruppen die bestimmte Interessen verfolgen konnten. Übrigens fiel die Frage zur Unterscheidung von Musikqualität und auch der, wie man rein akademische von emotional berührender Musik unterscheiden könnte auch mal. Vielleicht ist das sowas eine gute Idee für später, so können rauchende Köpfe sich entspannen, andere auch mal speziellere Fragen klären oder praktisch umsetzen und eine andere Gruppe etwas Musik hören. Gut genutzte Zeit ohne das Gefühl von "Unterricht" oder Museum" (Spinnennetze), sondern von einem lebendigen Austausch von interessierten individuellen Leuten mit sehr unterschiedlichem Wissenstand und Erfahrung, was sich idR gut ergänzt. Besser als "Fortgeschrittenen-Geheimlabor" und mehr wie ein Google Thinktank, ein Element dazu war übrigens die Weihnachtslichterkette um die "moderneren" Geräte aus der Zeit der 80/90er (Emulator II, DX7II mit Jellinghaus Programmer und jede Menge TF Module, überhaupt viel FM, die definitiv auch in einem 12-Kanal Stück ausführlichst beohrt werden konnte.
Die meisten versammelten sich um die Bandmaschinen und die alten historischen Geräte.
Mit Impulsantrieb zur Erleuchtung.

Ansonsten konnte man 12 Kanal Ton genießen und sich der Musik widmen und sehr oft endet es mit dem großen Respekt vor der doch sehr speziellen Idee die mit wirklich technisch heute sehr grundsätzlichen Form der Umsetzbarkeit beim nachvollziehen einiger weniger Schritte und ich denke auch, dass bestimmte Werke deutlich mehr herausstachen als sozusagen musikalisch hochwertiger. Ohne es dran zu schreiben.

Danke an DamDuram und Herrn Müller, für die Zeit und den Enthusiasmus.
Es wird sicher noch nächste Woche ein kleines Feedback geben, vielleicht weniger Bilder da es diese bereits ausreichend gibt. Die meisten sind dann halt eher "privat".
Es wurden übrigens auch Stücke gespielt, die komplett mit dem Synthi 100 gemacht wurden. Dieser wurde allerdings nicht man aktiv berührt von den Anwesenden. Das Synclavier stand verpackt im Hinterzimmer, "gehört nicht in unsere Abteilung" ;-)

Hausmittelung 242,B Sub D
16:04. Sektion Aussenwelt
 
Ich finde Kontakte sehr viel ansprechender, elementarer und direkter muss ich sagen. Das ist wie "Geography" für F242, irgendwie (natürlich in ganz anderem Sinne), wo mehr mitschwingt, die ganze Neuartigkeit oder Zeitlosigkeit aber ist alles Geschmackssache. Die kriegen wir nicht normiert.

fait vos jeux…


Informationsdienst für Audiophilie
Wackelsteiner Ländchen, Hauptstraße 1
alea iacta est.
 
Elektrokamerad schrieb:
Die 4. Region von Stockhausens Hymnen war schön.
Absolut, das war wieder ein Erlebnis!
Und immer wieder bin ich über die sehr hohe Klangqualität dieser alten Aufnahmen erstaunt. Trotz dem zigfachem Überspielen von Tape zu Tape damals rauscht da so gut wie nix.
 
Weil mich eine nette Dame anlässlich des Besuchs am Samstag verwundert darauf ansprach, dass "die in den 60er Jahren schon Granular-Synthese gemacht hätten", hier ein Ausschnitt aus "Die Zukunft der elektroakustischen Apparaturen in der Musik", man beachte: Abschnitt "BESCHLEUNIGUNFAPPARATUR".

---


Weiterentwicklung

Man muß bei allem, was man heute tut, immer bedenken, daß es morgen anders sein wird.
1955 realisierte ich die erste mehrkanalige Komposition (GESANG DER JÜNGLINGE für 5 Lautsprechergruppen im Kreis). Für Sendungen und die erste Schallplatte mußte ich eine Monofassung machen, ca. 6 Jahre später eine Stereo-Fassung, und jetzt, ca. 17 Jahre später, hat man mich darauf angesprochen, demnächst eine 4-kanalige Schallplatte des Werkes zu machen.
Fast alle Werke, auch instrumentale und vokale, habe ich aus funktionellen Gründen seit 1955 4-kanalig aufgenommen bzw. im Studio produziert (GRUPPEN, CARRE, KONTAKTE, MIKROPHONIE I, MIKROPHONIE II, HYMNEN, usw.). Man kann ungefähr voraussehen, daß in ca. 10 Jahren 4-kanalig und in ca. 30 Jahren 8-kanalig gesendet und gehört wird und daß das Fernsehen bis dahin dreidimensional plastisch und auf die Größe des Augenblickfeldes vergrößert wird.
Musikhören wird also dann so möglich sein, daß man - wie in der Natur im freien - eine akustische Landschaft rundherum und überall über sich hat - auch unter sich, wenn man den Sitz im Musikzimmer auf einer erhöhten Plattform in der Mitte einnimmt -, solange man 8 Lautsprecher in einer Kubusanordnung um sich herum hat. Man kann auch absehen, daß Übertragungen stattfinden, bei denen alle akustischen und optischen Informationen gleich gut übertragen werden und bei denen es keine Lautsprecher mehr gibt.

Wo werden elektroakustische Apparaturen verwendet?
1. Direktübertragung
2. Studioaufnahme und spätere Wiedergabe (Sendung, Schallplatte)
3.Nachsteuerung, Filterung bzw. Veränderung der Klangfarben, Verhallung, Schneidetechnik)
4. Elektroakustische Erzeugung bzw. tiefgreifende Transformation, Modulation des Klangmaterials und elektroakustische Zusammensetzung der Klangstrukturen.

Ich stelle jetzt die Hypothese auf, daß - selbst bei einer vollkommenen Übertragung der akustischen und optischen Wellen einer Aufführung - für die künstlerische Kommunikation wesentliche Schwingungen nicht berücksichtigt werden.
Wichtigste Bedingungen für die spezifische 'erregende', 'ergreifende', 'bewegende', 'inspirierende' Atmosphäre, die durch die Gegenwart und nur durch die Gegenwart eines intuitiv musizierenden Künstlers erzeugt wird, sind Schwingungen, die zwar beim Musizieren entstehen, die aber von anderer Natur als akustische und optische Wellen sind. Das, was man die Aura des Musikers oder einer Gruppe von Künstlern nennt, ist hier gemeint. Die Wellen, die jede Person ausstrahlt und die wir spüren, wenn eine Person im Raum ist, auch wenn wir akustisch und optisch nichts wahrnehmen können, sind im Zustand äußerster musikalischer Konzentration bei besonders medial begabten Künstlern von unerhörter Energie und Ausstrahlungskraft.
Man hat diese Schwingungen bisher völlig außer acht gelassen, obwohl instinktiv jeder irgendwie weiß, daß die Teilnahme an einer Live-Aufführung inspirierter Künstler bisher durch keine Übertragung - ob direkt oder verzögert - zu ersetzen ist. Die Tatsache, daß sich Elektronische Musik zum Beispiel, die in Tausenden von Lautsprechervorführungen mit Publikum ausprobiert wurde, von der bandgespeicherten immer mehr zur live-elektronischen Musik entwickelt, obwohl diese zunächst wieder technisch primitiver ist als die im Studio produzierte Elektronische Musik, sollte sehr zu denken geben. Es hat nicht nur etwas damit zu tun, daß man bei Live-Aufführungen die Musiker sieht und bei Tonbandvorführungen nicht. Sondern es handelt sich darum, daß die gesamte musikalische Übertragungstechnik bisher wesentlichste Schwingungen außer acht gelassen hat, die für Musik maßgeblich sind.
Ich möchte hier Forderungen aufstellen, die für eine Übertragung von Musik notwendig wären :
1. Erforschung derjenigen musikalischen Wellen, die bisher unberücksichtigt blieben mit dem Ziel, vollkommene Übertragungen aller Schwingungen zu erreichen, die beim Spielen von Musik von den Musikern ausgehen.
2. Reduzierung auf ein Mindestmaß aller zeitverschobenen Musikwiedergabe.

Das Bewußtsein, eine Direktübertragung zu hören, verändert das Hören völlig im Vergleich mit dem Bewußtsein, eine Tonbandwiedergabe zu hören.
Also möglichst Live-Übertragungen.
Nur dann sollten - in Studiotechnik hergestellte oder manipulierte - Klangmontagen wiedergegeben werden, wenn sie ganz wesentliche Erlebnisse vermitteln, die die körperlich-physischen Möglichkeiten übersteigen ( d. h. alles das, was ein Musiker direkt machen könnte). Aber auch solche Ereignisse sollten möglichst mit einer Live-Aufführung verbunden sein.
Es gibt einen ganz wesentlichen Wahrheitsgehalt von Musik, der im Hier und Jetzt besteht, sofern Musik geschaffen und nicht mechanisch reproduziert wird; immer dann also, wenn ein Musiker inspiriert musiziert und eine einmalige Qualität einer Aufführung vermittelt; wenn also ein Musiker durch 'wiedergegebene' oder auch im Moment der Aufführung erschaffene Musik Schwingungen erzeugt, die seine psychische 'Spannung', seine 'Ergriffenheit', seine intuitive Konzentration spüren lassen.
Man muß sich darüber im klaren sein, daß auch unter den begabtesten Musikern wieder nur wenige sind, die oft und anhaltend die Fähigkeit zu vollkommener Inspiriertheit haben - die also von Natur aus begnadete Medien sind (wie z. B. Mozart). Wesentlich ist aber, daß man im Erlebnis von Musik die Begegnung mit solchen starken 'Antennen' und 'Sendern' der menschlichen Gesellschaft als das entscheidende Ereignis erkennt, das über alle 'Unterhaltung', über allen virtuosen Zirkus, über alle intellektuelle Spielerei weit hinaus geht und die Künstler nicht nur als 'frühes Warnsystem' für das, was bereits da ist, aber von den meisten noch nicht erkannt wird, sondern auch als Seismographen für Zukunft und Transzendentales benutzt.
Außerordentliche Musiker sind beispielsweise zu bestimmten Zeitpunkten in der Lage gewesen, kommendes Unheil oder erschütternde Ereignisse (wie einen Tod oder glückliche Ereignisse) in der Interpretation eines Werkes, das die anwesenden Hörer schon vorher gehört hatten, deutlich anzukündigen.

Was brauchen wir?

1. EINHEITLICHE STEUERUNG DER RAUMPROJEKTION mit zunächst 8 Lautsprechern: Rotation plus kontinuierliche Veränderung der Rotationsebenen.
Dazu jederzeit anwählbar bestimmte vorgeplante Bewegungsmuster, deren Geschwindigkeit kontinuierlich regelbar ist:
Kreis-Rotation, Schleifen, Spiralen, Entfernungen in bestimmte Richtungen und Annäherungen; alternierende Bewegungen; geometrische Raumaufteilungen (dreieckige, vier-, fünf-, sechseckige usw. Konstellationen).

2. BESCHLEUNIGUNGSAPPARATUR, die es erlaubt, irgendeine gespielte Klangfolge über Mikrophon oder rein elektrisch zu speichern, periodisch zu wiederholen ( >Sequenzer< ) und als solche bis zu 100000fach zu beschleunigen (daß also z. B. eine Sequenz, die 100 Sekunden lang ist, periodisch wiederholt und 100000fach beschleunigt einen 1000-Hz- Ton gibt). Entsprechend gilt das Umgekehrte: daß man einen beliebigen Klang, den man spielt, bis zu 100000 mal langsamer spielen - spreizen - kann. Es versteht sich, daß dabei keinerlei Frequenztranspositionen stattfinden sollen und daß die Beschleunigung bzw. Verlangsamung kontinuierlich regulierbar sein muß.

3. Kontinuierlich regulierbare OPTISCHE METRONOME für jeden Spieler einer Gruppe zur gegenseitigen Synchronisation.

4. ZWEIMANNINSTRUMENTE, die auf die natürlichen Körpermaße von Spielern abgestimmt sind in der Verteilung von verschiedenen Funktionen auf Hände und Füße:

Spieler I
a) 8-Oktaven-Tastatur für polyphones Tonhöhenspiel. Die 'Oktave' (= 12 Tasten) muß auf ein beliebiges anderes Intervall eingestellt werden können.
Über der Tastatur Schalttafel für Generatoren und mehrere Eingangsquellen, für Filter, Modulatoren, Sequenzer.
b) Großes Fußpedal für Lautstärke mit ca. 60 dB Umfang.
c) Großes Fußpedal für kontinuierliches Bandfilter über den ganzen Hörbereich (mit zusätzlicher Links-Rechts-Bewegung für die Änderung der Filter-Bandbreite ).

Spieler II
a) Instrument für Raumprojektionen mit Steuergerät für Richtung und Ort des Klanges von I.
Über dem Steuergerät Schalttafel für die Wahl von vorprogrammierten Bewegungsmustern.
b) Fußpedal für die Geschwindigkeit des bewegten Klanges.
c) Fußpedal für dynamische Nachsteuerung der räumlichen Bewegung.

5. AUFFÜHRUNGSBEDINGUNGEN, bei denen diejenigen Musiker, die die räumliche Bewegung steuern, im akustischen Mittelfeld eines Saales sitzen können; das heißt also, daß in der Mitte jedes Saales Anschlüsse vom Podium und zu den Lautsprechern sowie Netzanschlüsse liegen müssen. Ferner sollten keine Balkone mehr gebaut werden und Lautsprecher rings um die Hörer in genügender Tiefe (ca. 3 bis 4 Meter unterhalb der Fläche des Publikums mit seitlichem 'Graben' bzw. überhaupt unter einer schalldurchlässigen Publikumsfläche) und in genügender Höhe (wenigstens 5 Meter oberhalb der Hörer, nach Möglichkeit jedoch in mehreren Ringen) angebracht werden.

Karlheinz Stockhausen - Texte zur Musik, 1970-1977, Band 4, Seite 432-436
 


Neueste Beiträge

News

Zurück
Oben