Kompressor, Mischpult und Saturationempfehlung. Studioplanung!

...in wirklichkeit wird es aber genau umgekehrt sein - beispiele dafür gibt es zig tausende und natürlich höre ich lieber menuhin auf eine 500.- geige als meine ex freundin auf einer stradivari

Da bin ich mittlerweile eher geneigt, obwohl ich sie nicht kenne, Deiner ExFreundin auf einer Stradivari zuzuhören...
Von Menuhin ist nicht mehr viel neues zu erwarten (klar, Exzellenz, Virtuosität, perfekter Ton, fantastischer Ausdruck und alles...),
aber beim amateurmässigen Herumkratzen auf einer Stradivari kommen eher bisher ungehörte Dinge raus,
als bei der 387ten Wiederauflage der 4 Jahreszeiten von Vivaldi...
 
Ein Wort noch zu den Klonen:

Die Funktionalität eines Kompressors- Ansprechverhalten, Zeiten, Kompressionskurven, Analyseprinzip etc. sind nur ein Teil des Ansatzes-
ein wesentlich größerer Aspekt am Klang ist die elektrische Ausführung- also wie der Kompressor elektrisch aufgebaut ist.

Das merkt man am 1176 am besten: Im Original-Urei sind die OpAmps diskret aufgebaut, sind im In und Output Übertrager verbaut, etc.
Sobald man das Ganze elektrische Innenleben auf IC-Basis hebt, wie in den meisten Klonen, kommt was völlig anderes dabei raus.
Das mag zwar von der Funktionalität her das Gleiche sein- klanglich hat das eine mit dem anderen aber nichts zu tun.

Und da rede ich nicht vom Flöhehustenfaktor, da fehlt plötzlich die Luftsäule über dem Signal, das Atmen und die Farbe.
Im im Grenzbereich klingts nicht mehr geil, sondern harsch.

Deshalb klingt z.B. ein Urei 1178 auch ganz anders; der ist im Prinzip eine Stereoversion des 1176 aber auf IC-Basis, mit elektrischer
Symmetrierung und keinen Übertragern mehr- klingt völlig anders...
Ich meine, der ist schon ok als Stereokompressor, aber hat nichts mit dem magischen Sound des 1176 zu tun.

Das erklärt auch die Fantasiepreise für die alten Ureis.

Hier werden aus meiner Sicht einige Sachen durcheinander gebracht bzw. fehlerhaft dargestellt.

Das angeführte Beispiel Urei 1176. wurde über die Zeit in zig Revisionen gebaut. Es gab welche mit Class A Ausgangsstufe, mit oder ohne Rauschoptimierung, mit Eingangsübertragern oder "bösen" ICs als Eingangsdesymetrierer usw. Alles unter dem Label Urei 1176 und für den Laien von außen nicht ersichtlich. Das ist alles sehr gut im Web dokumentiert. Was es aus meiner Sicht bzw. Definition aber nicht gab, war eine Version mit diskreten Operationsverstärkern...

Des Weiteren sind die Aussagen bezüglich der nicht vergleichbaren Qualität der Clones von solchen Siderack Legenden auch nicht zwangsläufig richtig. Es gibt gute und schlechte Clones, das hängt von dem gewählten Schaltplan, den Bauteilen und dem Erbauer ab. Ich kenne einige Leute die viel Zeit, Geld und Leidenschaft in solche Unterfangen investieren, die Ergebnisse sind entsprechend hochwertig, wobei das grundsätzliche Problem der Vergleichbarkeit im Falle des 1176 bestehen bleibt. Es gibt nicht "den" 1176 wie wir jetzt wissen. Die Originale unterscheiden sich nicht nur durch die Schaltplan Revisionen sondern auch durch die Auswahl der Bauteile über den Produktionszeitraum. (Bauteiltoleranzen von gleichen Bauteilen noch nicht einmal beachtet...)

Die genannten "Fantasiepreise" für die originalen Ureis erklären sich durch den Umstand das sie einerseits die Originale sind (Originale werden den Repliken in allen Bereichen vorgezogen) und anderseits durch die endliche Verfügbarkeit dieser Ressource bei gleichzeitiger stetig wachesender Nachfrage (befeuert durch zahlreiche Publikationen und Reviews im Web und Printbereich)
Das ist der wahre Grund für die hohen Preise der originalen 1176. Mit den verbauten Bauteilen oder der Art und Weise wie das Signal verstärkt wird hat das nichts zu tun. Die meisten Leute die diese Teile kaufen erkennen nicht einmal den Unterschied bei geöffnetem Gerät, was völlig ok ist, da sie mit dem Teil nur arbeiten wollen.

Zurück zur ürsprünglichen Fragestellung des Threadopeners. Ich glaube das analoges Equipment in unserer Zeit weiterhin einen positiven Einfluß auf das Ergebnis und die Arbeitsweise haben kann. Das ist alles eine Frage des eigenen Geschmacks und der eigenen Vorstellung wie man sein Handwerk ausüben möchte.

Mein Tip wäre, nimm einen oder mehrere Mixe aus deinen Produktionen, gehe in ein befreundetes Studio (mit gewünschter Ausstattung) für ein Tag oder Nacht und check es aus. Man kann sich heute auch sehr preiswert einmieten, um herauszufinden was einem fehlt oder nicht fehlt. Eventuell auch mal entsprechende Geräte leihen. Das ist gut angelegtes Geld, den nur durch eigenes auschecken wird man seinen Weg finden.
 


News

Zurück
Oben