Lebensdauer eines analogen Synthesizers

B

Bytes808

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Hallo zusammen,

mal eine „einfache“ Frage ?
Wie lange ist eurer Meinung nach die Lebensdauer eines analogen Vintage Synthesizers. Als Beispiel würde ich einen Minimoog, eine klassische String Maschine oder einen Polysynth a la Juno60 anbringen. Wie lange wird es eurer Meinung nach dauern bis es keinen Minimoog usw mehr geben wird, oder kann man so ein Teil bis ins Unendliche „warten und reparieren“ ? Danke für eure Einschätzung:)

Gruss

Rob
 
Das kann niemand beantworten, weil niemand weiß, wie lange es ein wirtschaftlich vertretbares Interesse an der Bereitstellung von Ersatzteilen geben wird. Grundsätzlich wird aber ein diskret aufgebauter Synth wie der ursprüngliche Minimoog länger zu erhalten sein als ein Juno 60, der von der Verfügbarkeit von ICs (integrierten Schaltkreisen) abhängt - jedenfalls soweit ich weiß und das beurteilen kann.
 
Sagen wir mal so - die Sachen können lange halten, müssen aber nicht.
Es gibt SH5's, Minimoogs und Co., die noch immer funktionieren, meist haben sie eine kleine Pflegekur hinter sich, zB werden dann Trimmer, Kondensatoren oder so getauscht - das ist auch kein Problem - das war zu einer Zeit, als es noch keine ICs gab, die nächste Generation mit Curtis und SSM kann natürlich deren Defekte haben und es gibt Prozessoren für Speicher oder Hüllkurven, deren (E)PROM kaputt gehen kann - einen Teil davon kann man heute ersetzen - einige sogar sehr gut.
wenn ein Minimoog heute gebaut wird ist das auch anders als ein klassischer - ich denke, dass das noch gut zu pflegen ist, was ggf. die eigentliche Frage ist?

Also nach so einem Service kann das nochmal 40 Jahre sein, muss nicht - aber kann.
Hingegen ein Synth mit OLED und speziellen Chips oder DSPs - könnte sogar früher aus dem Rennen fallen. Die Treiber für diese neueren Synths werden meist auch wieder eingestellt, so sie welche brauchen - sollte man beim Kauf erfragen bzw drauf achten.

Es gibt auch Synths mit speziellen Elementen wie das Display der Ensoniq Synths ..
Aber - es gab sogar Ersatz für den Xpander und das obwohl da eine Spannung von 55V anliegen muss - sehr speziell.

Schwerer ist da das Computersystem zB..
und dennoch laufen viele Matrix 12 noch heute - man kann aber deren Kontakte reinigen und so weiter..

Anders gesagt - einige ältere Synths halte ich für lange haltbar, einen Andromeda oder Prophet 12 wird man schwerer reparieren können, einen Virus B noch schwerer. Ok, der ist nicht analog aber in Teilen. Nur um das mal gegenüberzustellen.

Also diskrete Synths wie nen SH5 oder Minimoog oder so wird man noch lange gut reparieren können, aktuell sogar so Curtis-Synths wie den Pro One - sogar sehr gut.
 
Danke für die vielen Infos ! Gibt es denn auch einen Zusmamenhang mit der Häufigkeit der Benutzung ? Ich schätze mal ja...
Also werden meinen Enkelkinder die alten ich nenne sie mal Vintage synths nicht mehr so zur Verfügung stehen wie heute ..?!
 
Wieso geht denn so ein synth eig kaputt... Es werden elektrische Impulse durch die Bauteile und Komponenten geschickt und daher kommt Verschleiß zu Stande ? Ist das in etwa richtig ?
 
Solange es fähige Techniker gibt, die nicht bange sind vor unkonventionellen und/oder aufwendigen Lösungen, und Maschinen, die man zur Not schlachten kann, um Spezialbausteine zu bekommen (Yamaha CS-Serie fällt mir da spontan ein), solange kann man diese Art von Geräten am Laufen halten.

Schwieriger als die elektronische Seite dürften Werkstoffe werden -- so ein All-Plaste-Bomber in hundert Jahren, wenn die Weichmacher alle ausfällen und das Gehäuse spröde wie Glas wird oder die Weichmacher in andere Baugruppen eingedrungen sind, dürfte elektronisch fit sein, ansonsten aber Schrott.

Aber was interessiert mich heute, was in hundert Jahren sein wird?

Stephen
 
Schalter und Potis kann man eigentlich immer individuell ersetzen oder sogar nachbauen. Transistoren aber zB nicht.
ich hatte bisher öfter das Problem ein passendes Poti (insb. Schiebepoti) herzubekommen als einen Halbleiter (abgesehn von Germanium-Zeugs)
wernn Du bei Halbleitern einen Vergleichstyp einbaust versaust du das Gehäuse nicht bei nem Schalter wirds schwierig
 
Und bei welcher Temperatur bzw Luftfeuchtigkeit geht es dem synth auf Dauer so richtig gut ?
 
Danke für die vielen Infos ! Gibt es denn auch einen Zusmamenhang mit der Häufigkeit der Benutzung ? Ich schätze mal ja...
Also werden meinen Enkelkinder die alten ich nenne sie mal Vintage synths nicht mehr so zur Verfügung stehen wie heute ..?!
Nicht unbedingt, wenn du den Synth nie ausschaltest hält er auch länger, gilt auch für Computer.
Es kann also auch sein, dass sowas eher länger hält und Tastaturen oxidieren wenn sie nie gespielt werden.

Du kannst also durchaus sagen - Pflege braucht man schon, irgendwann mal. Aber die alten Teile kriegt man wieder hin.
Yamaha musste man schlachten, weil die eigene Chips hatten, schon früh. Aber so das nicht ist, geht da auch was.
 
Nicht unbedingt, wenn du den Synth nie ausschaltest hält er auch länger, gilt auch für Computer.
Es kann also auch sein, dass sowas eher länger hält und Tastaturen oxidieren wenn sie nie gespielt werden.

Du kannst also durchaus sagen - Pflege braucht man schon, irgendwann mal. Aber die alten Teile kriegt man wieder hin.
Yamaha musste man schlachten, weil die eigene Chips hatten, schon früh. Aber so das nicht ist, geht da auch was.
Heißt wenn ich meine synths jede Woche ans Laufen bringe, auch wenn es nur kurz ist, ist es besser als sie längere Zeit auszulassen.
 
Nein, nicht so, sondern möglichst wenig Einschaltzyklen, immer an, oder immer aus.
Nicht ausmachen asm Tag sondern laufen lassen, das ist gut für Rechner, Synths und Elektronik. Theoretisch halt weniger Spannungspitzen, die böses machen. Hitze ist hingegen nicht gut, bessere Netzteile können das wieder verhindern. Ist also allgemeiner Natur, dass das so ist.
 
Nein, nicht so, sondern möglichst wenig Einschaltzyklen, immer an, oder immer aus.
Nicht ausmachen asm Tag sondern laufen lassen, das ist gut für Rechner, Synths und Elektronik. Theoretisch halt weniger Spannungspitzen, die böses machen. Hitze ist hingegen nicht gut, bessere Netzteile können das wieder verhindern. Ist also allgemeiner Natur, dass das so ist.
Ok vielen Dank, das ist ein interessanter Hinweis! Leider habe ich momentan wenig Zeit und mache mein euqipment daher lediglich zwei Mal die Woche an und am jeweiligen Tag auch wieder aus.
 
Das mit Anlassen ist doch eher größtenteils im Reich der Mythen zu verorten. Das stammt zu Teil aus der Zeit von Röhrengeräten und Papierkondensatoren.

Seit etwa Anfang der 80er Jare altern elektronische Bauteile nicht nennenswert bei Nichtbenutzung. Einige wenige altern bei Benutzung (Tantal-Kondensatoren) nennenswert. Das ist aber alles nicht signifikant. Die meisten Defekte elektronischer Bauteile, die man nach 30 /40 Jahren in die Werkstatt bekommt, hätten auch schon 1 Woche nach Auslieferung aus der Fabrik auftreten können.

Der wirkliche Knackpunkt sind elektromechanische Bauteile bzw ihre Kontakte: Buchsen, interne Steckerverbindungen, Schalterkontakte in Schaltern, Tastern und Tastaturen, und Schleiferbahnen in Reglern (Fader/Potis). Diese Bauteil brauchen dringlich regelmäßige Verwendung, denn durch die Verwendung werden sie von Oxidschichten gereinigt und somit funktionsfähig gehalten.

Ein fieses Beispiel für "seltene Nutzung": Ich hatte den Pro-One von Peter Grandl / amazona da. Der hat ihn immer mit den CV/Gate-Buchsen betrieben, die auch perfekt funktionierten. Die Filter-CV-Buchse hat er offensichtlich sehr selten, wenn nicht gar nie benutzt. Ich hab da einmal ein Kabel reingesteckt -> funzt (der extCV-In geht dann statt Keytracking auf das Filter). Kabel wieder rausgezogen -> Keytracking des Filters funktioniert nicht mehr. Was war los? Der Schaltkontakt der Buchse war so korrodiert, dass das einmalige Öffnen des Schaltkontakts dazu geführt hat, dass nach dem wieder Schließen, kein Kontakt mehr gegeben war.
Auch wenn man den Synth selbst ständig nutzt, macht eine selten genutzte Buchse Schwierigkeiten. Ursache und Behebung ist harmlos, aber für den Amateur nicht einfach zu erkennen.

Und wie so oft: Software hat meist eine viel kürzere Verfallszeit als Hardware. Die meisten Standardbauteile von 1970 werden heute noch hergestellt. Versuch mal eine Software von 1997 auf einem aktuellen Rechner zum Laufen zu bringen.
 
Das mit Anlassen ist doch eher größtenteils im Reich der Mythen zu verorten. Das stammt zu Teil aus der Zeit von Röhrengeräten und Papierkondensatoren.

Seit etwa Anfang der 80er Jare altern elektronische Bauteile nicht nennenswert bei Nichtbenutzung. Einige wenige altern bei Benutzung (Tantal-Kondensatoren) nennenswert. Das ist aber alles nicht signifikant. Die meisten Defekte elektronischer Bauteile, die man nach 30 /40 Jahren in die Werkstatt bekommt, hätten auch schon 1 Woche nach Auslieferung aus der Fabrik auftreten können.

Der wirkliche Knackpunkt sind elektromechanische Bauteile bzw ihre Kontakte: Buchsen, interne Steckerverbindungen, Schalterkontakte in Schaltern, Tastern und Tastaturen, und Schleiferbahnen in Reglern (Fader/Potis). Diese Bauteil brauchen dringlich regelmäßige Verwendung, denn durch die Verwendung werden sie von Oxidschichten gereinigt und somit funktionsfähig gehalten.

Ein fieses Beispiel für "seltene Nutzung": Ich hatte den Pro-One von Peter Grandl / amazona da. Der hat ihn immer mit den CV/Gate-Buchsen betrieben, die auch perfekt funktionierten. Die Filter-CV-Buchse hat er offensichtlich sehr selten, wenn nicht gar nie benutzt. Ich hab da einmal ein Kabel reingesteckt -> funzt (der extCV-In geht dann statt Keytracking auf das Filter). Kabel wieder rausgezogen -> Keytracking des Filters funktioniert nicht mehr. Was war los? Der Schaltkontakt der Buchse war so korrodiert, dass das einmalige Öffnen des Schaltkontakts dazu geführt hat, dass nach dem wieder Schließen, kein Kontakt mehr gegeben war.
Auch wenn man den Synth selbst ständig nutzt, macht eine selten genutzte Buchse Schwierigkeiten. Ursache und Behebung ist harmlos, aber für den Amateur nicht einfach zu erkennen.

Und wie so oft: Software hat meist eine viel kürzere Verfallszeit als Hardware. Die meisten Standardbauteile von 1970 werden heute noch hergestellt. Versuch mal eine Software von 1997 auf einem aktuellen Rechner zum Laufen zu bringen.
Sehr ausführlich, lieben Dank!
 
Was ist eigentlich mit RAM Bausteinen und ähnlichem? Hab irgendwie noch im Hinterkopf, dass denen immer eine relativ kurze Lebensdauer nachgesagt wurde (ca. 8-10 Jahre)... ist da was dran? wobei ich bisher keine negativen Erfahrungen gesammelt habe...
 
Es geht ja nie alles auf einmal kaputt. Und das dolle ist, daß so alte Schinken noch reparaturfreundlich sind im Gegensatz zu heutigen Geräten oder täusche ich mich da?
 
Mein 1979er Minimoog hat nach kein Ersatzteil für die Klangerzeugung gebraucht. Lediglich das Plasik-Pitchwheel ist mechanisch im Bereich der Mittelzentrierung bereits beim Gebrauchtkauf (1983 oder so) bereits ausgenuddelt gewesen. Und das mit den Dioden-Nullzonen-Modifikation wußte ich noch nicht. Deshalb hatte ich damals ein Ribbonbender vom Liberation als Ersatzteil gekauft und seitlich in das von mir neu gebaute Buchenholzgehäuse (transparent lackiert; altes Gehäuse war ab Werk deckend dunkelbraun lackiert) eingebaut. Den 40igsten Geburtstag letzten November habe ich leider verpasst und nicht gefeiert. Das eingebaute Lintronic MIDI-Interface mit digitalem LFO ist vor vielen Jahren (20?) eingebaut worden. Aber das hat nichts ersetzt. Also insofern bisher kerngesund und langlebig.

Mein ELKA Rhapsody 610 vom 6. März 1975 ist auch noch kerngesund. Hat aber, wie einige andere in dieser Toposzillatoren-Version das Problem, dass man ihn nach einigen Stunden Dauerbetrieb mal ganz kurz für wenige Sekunden ausschalten muss, da der Toposzillator plötzlich aussetzt. nach dem Anschalten geht der sofort wieder. Ist kein Einzelfall. Sonst ohne Reparaturen aus Austauschteilen. OK, der Griff des Plastik-Tragekoffers ist wie bei fast allen anderen aus der Zeit bereits gebrochen.

Bei meinem jahrelang ungespielt gelagerten Farfisa Syntorchestra (1975-78) musste ich nur die 49 gleichen Kondensatoren der Piano-Hüllkurve austauschen und einen Oktavteiler-Chip. Ist aber mittlerweile in die Niederlanden verkauft.

Mein Prodigy (erste Serie ohne Interfacebuchsen) fehlte beim Gebrauchtkauf nur eine Schalterkappe. Ist ersetzt. Sonst nie technische Probleme.

Hingegen hatte ich bereits 1987-1995 mit meinem PPG wave 2.2 mehrmals Probleme in digitalen Teilen.

Ich kenne auch einige Waldorf WAVEs die jetzt Probleme mit dem Netzteil und den Multiplexern (CEM PD508) haben. Die gleichen Multiplexer bereiten auch bei manchen microWaves Probleme. Ersatz-Chips von dem Typ sind selten und teuer. Und durch die umschaltbare Flankensteilheit sind die auch nicht mit anderen Typen ohne hörbare Veränderungen austauschbar.
 
Was ist eigentlich mit RAM Bausteinen und ähnlichem? Hab irgendwie noch im Hinterkopf, dass denen immer eine relativ kurze Lebensdauer nachgesagt wurde (ca. 8-10 Jahre)... ist da was dran? wobei ich bisher keine negativen Erfahrungen gesammelt habe...

Frühe EPROMs haben da gerne mal Probleme mit, vor allem dann, wenn sie UV-Licht ausgesetzt wurden oder die falschen Versorgungsspannungen abbekommen haben -- Besitzer der frühen PPGs mit 2708er EPROMs erinnern sich noch mit Schrecken daran.

Selbiges läßt sich über frühe CMOS-Bausteine sagen, vor allem der 4XXX-Serie -- das ist bekannt und wird von erfahrenen Technikern in der Regel durch Austausch mit modernen Komponenten behoben.

Stephen
 


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