Ich bin seit 1993 ein Max - User, insofern war Max4Live Pflicht für mich, da die Einbindung von VST oder AU-Plugins in Max immer eine Katastrophe war. Die Live-Engine ist da viel besser und die nächsten Projekte werde ich mit Max4Live schreiben.
Gerade habe ich die "1.0"-Version eines Instrumentes in Max4Live fertiggestellt, dass eine Kirchenorgel nicht nur ersetzen soll, sondern auch Synthesizer-Klänge erlaubt. Es ist ein Surround-System mit 8 Lautsprechern in der Berger-Kirche in Düsseldorf, ich werde später noch mehr darüber berichten.
Insofern glaube ich, dass ich mit mittlerweile in Max4Live gut genug auskenne, um mir eine Meinung zu bilden:
Es ist wie Radio Erivan "Im Prinzip ja, aber...."
Grundsätzlich sind die meisten Sachen gut durchdacht und praktisch zu handhaben, aber es gibt doch einige grobe Schwachstellen:
1. Es gibt innerhalb von Max4Live kein Multi-Audio-Out. Bedeutet, dass ich innerhalb Max nicht in verschiedene Kanäle von Live routen kann. Das mag für die meisten Anwendungen nicht nötig zu sein, aber in meinem Falle war das essentiell, weil ich mit Ambisonic arbeiten wollte und das geht nunmal nur mit getrennten Audio-Outs. ich habe mir dann mit einer Art 8-channel-panner beholfen, den ich innerhalb von Max ansteuere und die 8 sends innerhalb von live steuert - ist aber wirklich um die Ecke gedacht und nicht besonders praktikabel.
2. Es ist absturzgefährdet. Es läuft einfach noch nicht sauber. Mache Abstürze passieren, wenn man den Edit-Modul aufruft, manche, wenn man ihn wieder verlässt. Je grösser das Projekt, desto schlimmer. Hat man mehr als 2gb als Samples oder ähnliche Grössenordnungen zu verwalten, geht gar nichts mehr.
3. Sysex wird nicht unterstützt. Wie will man Editoren bauen, wenn das nicht geht? Sollte eigentlich selbstverständlich sein.
4. Bestimmte Funktionen sind nicht zuende gedacht. Z.B. Die Funktion eine bestimmte Scene innerhalb Live anzuspringen geht nur bis 127. Ok, habe dann rausgefunden, dass es am nicht richtig konfigurierten zl-Objekt liegt, aber trotzdem, kann man das auch gleich richtig machen.
5. Am Schlimmsten: Die API-Steuerung von Live ist in ihrer Prozessor-Auslastung komplett unberechenbar. Hatte mir ein hübsches Tool gebaut, mit dem man auf Knopfdruck direkt alles auf einen Blick sieht: Die Folder sind geöffnet, die richtige Scene angewählt, ect ect. - doch im Abspielen des Konzerts (glücklicherweise noch vorher bemerkt) plötzliche CPU-Spitzen, die die ganze Clock zum wackeln bringt. Max4Live deaktiviert: alles ging wieder ohne diese CPU-Spitzen.
Zugegeben sind meine Live-Setups nicht gerade simpel, aber das sollte doch wenigstens berechenbar sein, wann und wie diese CPU-Last auftritt.
live-remote, live-object mit live-path sind Sachen, die man gerne benutzen mag, wenn man im Studio arbeitet, aber bei Konzerten traue ich mich noch nicht sie einzusetzen. Und das ist GERADE DAS, worfür ich max4Live am liebsten einsetzen würde, nämlich eine komplette Fernsteuerung von Live ohne einmal auf den Bildschirm schauen zu müssen.
Überhaupt ist die API-Steuerung nicht von schlechten Eltern, will sagen, nicht gerade inuitiv zu handhaben. Am besten man kann Java (ich nicht), dann gehts leichter.
6. In der API sind Funktionen nicht anwählbar. Das Öffnen von Foldern geht nur über "Trick17", das schliessen gar nicht. Das Öffnen von Fremd-Plugins kann man nicht anwählen, ebenso nicht Objekte, die sich innerhalb von Racks befinden, alles Dinge, die man für die Fernsteuerng gut gebrauchen könnte. Also auch hier nicht ganz bis zuende gedacht.
Das mag jetzt schlimm klingen, aber eigentlich bin ich sehr zuversichtlich, dass alle diese Probleme gelöst werden, wie immer bei Ableton hört man auf die User und das eine oder andere wird bestimmt schon im nächsten Update erledigt sein.
Ich bin jedenfalls sehr happy, dass es das Programm gibt und man tatsächlich des Computer immer weiter an seine Bedürfnisse anpassen kann und nicht umgekehrt.....
Schöne Grüsse
pyro