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Professor Shay ist Java Jim!
Für Webdesigner ein Graus, für viele, die sich damit nicht auseinandersetzen wollen, genau das richtige. Wobei wir wieder bei einer Diskussion hier aus dem Forum sind: kann ein Synthesizer eigentlich gut klingen, wenn die Seitenteile nicht aus dem richtige Holz gemacht wurden?Da sprichst Du letztlich diverse Dinge an, die die Stärken von Web 2.0 (oder, weil das heute kein Mensch mehr so nennt: von Social Media ab ca. MySpace ff.) sind: man muss sich formell, technisch, ästhetisch usw. keinen Kopf mehr darum machen, wie man das präsentiert, was man präsentieren will. Man kann sich theoretisch komplett auf den Inhalt konzentrieren, weil Struktur und Infrastruktur gegeben sind und als funktionierend vorausgesetzt werden können.

Deshalb gab es ja damals Katalogdienste wie z.B. Yahoo und solche Dinge wie die weiter oben von Moogli angesprochenen Webringe. Und Webseiten hatten häufig noch Linklisten zu anderen Seiten, die sich dem gleichen Thema wie die eigene Seite gewidmet hatten. Ich will nicht sagen, dass es damals kein Konkurrenzdenken gab, das wäre Unsinn. Aber die Monetarisierung stand weit weniger im Vordergrund und damit entfiel natürlich ein wichtiger Grund für eine Ellenbogenmentalität. Man hat sich gefreut, wenn man in einer Suchmaschine weit oben im Ranking gelistet war, weil man gewusst hat, dass man interessante Inhalte hatte, nicht weil man dafür Geld bekam.Ich sage das als jemand, der das Paradigma des "Classic Web" (das klingt übrigens wie ein neumodisches Marketing-Buzzword... vielleicht könnte man das zu Geld machen?) eigentlich sehr schätzt... aber es kommt noch ein großes Manko obendrauf: es fehlt halt komplett die "horizontale" Vernetzung der Akteure. Es ist eine potentiell endlos große Ansammlung von isolierten Inseln, die nichts (systematisches) miteinander verbindet. Man bräuchte, denke ich immer, so eine Art Rahmen, der alle Web-1.0-Seiten (die das wollen) umspannt, quasi wie ein besseres Telefonbuch oder Bibliothekskatalog. Die einzelnen Seiten würden wie gehabt nebeneinanderherexistieren, aber dieser Rahmen böte eine Parallelstruktur nicht unähnlich einer klassischen Web2.0-Plattform à la Facebook o.ä., innerhalb derer die bislang isolierten Seiten eine Repräsentanz in Form standardisierter Profile mit vorgegebenen Kategorien haben und sich Inhalte z.B. durch Verschlagwortung auch Seitenübergreifend ausfindig machen lassen. Das wäre nicht dasselbe wie eine Suchmaschine, auch wenn es natürlich Suchmaschinen waren, die die erfolgreiche Etablierung des von mir beschriebenen Systems möglicherweise erfolgreich verhindert haben.
Ich hatte auf meiner Webseite Bilder von Kitaro aus Japan, die mir ein Mitarbeiter seiner Plattenfirma zur Verwendung auf meiner Webseite zugesendet hatte. Und es war auch mal eine signierte CD von Kitaro in der Post, als Dankeschön für meine Arbeit. Fand ich toll. Deshalb hatte ich nicht die Webseite, aber ich habe mich gefreut.
Heute gibt es einen Kitaro-Kanal bei Facebook, wo ab und zu mal irgendein unbekannter Mitarbeiter von der Plattenfirma was einstellt, aber das ist mehr um mal ein Lebenszeichen zu senden und um Werbung für das x-te Best Of Album zu machen. Das ist langweilig, da ist kein Herzblut dabei, da wird eben ein Kanal bedient, um wieder ein wenig Absatz zu generieren.
Das ist das, was mir am Internet heute nicht mehr gefällt, diese blutleere Monetarisierung, die zum Hauptantrieb hinter der gesamten Maschine geworden ist. Und wenn ich ehrlich bin: ich habe auch gar keine große Lust, dass ich mit Aufwand wieder eine Webseite betreibe, die dann von einer KI als Quelle für zukünftige Monetarisierung von irgendwelchen Firmen dient.