musik als wettkampf

Warum gibt es diese Wettbewerbe, Auswahlverfahren usw. vor allem im Bereich der klassischen Musik?
Ganz einfach - weil es da eben in größeren Klangkörpern "feste Stellen" gibt, z.B. in einem Orchester. Wird man in einem renommierten Orchester 1. Klarinettist, bedeutet das ja nicht, dass da jeden Monat der Klarinettist ausgewechselt wird. Sondern es ist schon ein "Arbeitsvertrag" mit einer gewissen Sicherheit, wie in einer großen Firma oder Behörde.
Und ebenso wie im Wirtschafts- und im Verwaltungsleben gibt es eben bei den besonders attraktiven - sprich gut bezahlten - Stellen weit mehr Bewerber als Plätze. Insofern stehen diese "musikalischen Wettkämpfe" sogar für ein gewisses Maß an öffentlich verifizierbarer Objektivität und Fairness. Ansonsten würden diese Stellen nämlich nur aus persönlicher Bekanntschaft oder sonstigen nicht wirklich nachvollziehbaren Gründen vergeben.
 
serge schrieb:
Ich empfinde mich selbst zuerst als impotent, wenn ich mit jemandem Musik mache, den ich als musikalisch kreativer oder handwerklich geschickter wahrnehme.

Sehe ich anders, ich spiele am liebsten zusammen mit richtig guten Profis. Erstens weil ich mich da selber anstrengen muss, um mich nicht zu blamieren und dadurch auch automatisch besser werde, und zweitens, weil die mit einem Minimum an (zeitlichem) Probenaufwand auskommen.
 
DerNub schrieb:
archeology schrieb:
möchte mal wissen was euch bei musik als wettkampf so einfällt.
Dj´s
Wenn's so passiert wie auf Jamaica (Soundclashes - verschiedene Soundsystems mit den coolesten Versions & Dubplates, die gegeneinander antreten - und wo gemessen wird, wer vom Publikum den intensivsten Applaus bekommt) - dann hab ich überhaupt nix gegen wettkämpfende DJs :P
 
Musik ist miteinaner ungleich effektiver als gegeneinander.
Schön, dass tausendemillionen besser sind als ich, sonst müsste ich immer nur meinen eigenen scheiss hören :D

Und ja, ich muss hier auch noch ein video reintorpedieren... :D

 
bahnen schrieb:
ist das irgendwie eine unausgesprochene strategie, diskussionen durch mehr oder weniger passende youtube-videos zu torpedieren? sorry, ich verstehs grad nicht.

das thema ist in meinen augen interessant.
Ich empfinde die Inflation von Youtube-Links in diesem Forum ebenfalls als Unsitte, das Thema allerdings hochinteressant. Für mich als Musikpädagoge ist es sogar geradezu brisant.

Kinder suchen und brauchen (den pädagogischen Ideologien einiger "Gutmenschen" zum Trotz) den Wettbewerb - auch im Bereich der Musik. Sie möchten klare Rückmeldungen, ob sie etwas gut oder schlecht gemacht haben, ob sie besser oder schlechter sind als andere. Das ist wichtig, damit sie lernen, was sie können, wer sie sind und welche Rolle sie im Leben einnehmen können. Durch Wettbewerb bildet sich das Selbstwertgefühl erst. (Ich gebe Florian recht, dass ein Erwachsener Wettbewerb für sein Selbstwertgefühl eigentlich nicht mehr nötig haben sollte, aber bei Kindern ist das anders.)

Auf der anderen Seite hat aber gerade Musik in unserer Gesellschaft eine sozial-integrative Funktion. Im Dorf-Kirchenchor singt die Akademikerin zusammen mit der Hartz-IV-Empfängerin im Sopran und im Rahmen dieses gemeinsamen Musizierens sind alle sozialen Unterschiede zwischen den beiden aufgehoben. In der Schulband spielt der Geek, der nicht gut in Sport ist, schlechte Noten in Mathe hat und sonst immer ausgelacht wird, das coole Gitarrensolo und findet Anerkennung in seiner Peergroup.

Musik machen ist ein bisschen wie Fußballspielen. Wenn einer zuviel dribbelt und zu selten abspielt, kann er der größte Techniker sein, er wird nie ein guter Teamplayer. Zum Musizieren gehört beides: Konkurrenzkampf und Teamfähigkeit.
 
Das hast Du schön gesagt. Ich kenne ja auch beide Seiten.
Ich unterstütze z.B. gerne, wenn ich Zeit habe, örtliche Musikschaffende wie Chöre, Musikvereine, diverse Hobbymusiker usw., obwohl mir das selbst keinen tieferen Erkenntnisgewinn mehr bringt.
Eben weil ich das wichtig finde, dass vor Ort überhaupt noch Musik gemacht wird und dass sich da Leute in ihrer Freizeit bemühen, etwas zu erreichen im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Und es hat, wie von Dir richtig beobachtet, auch eine soziale Funktionskomponente.
Aber ich kann und will da nicht zu jeder Probe gehen, weil mich das auch nervt, wenn für ein einziges - für meine Begriffe nicht allzu schweres - Stück monatelang geprobt wird und die Leute auch nicht vorbereitet in die Probe kommen.
Das ist halt bei den Profis anders. Komme ich da zur ersten Probe, können alle schon das Stück. Es werden nur noch Einzelheiten der Interpretation besprochen - sollen wir es so machen oder so. Und wenn man einmal sagt: Wir machen es so, dann klappt das auch ohne weitere Nachfragen.
Das ist ein ganz anderes, effizientes Arbeiten und das macht mir einfach Spaß.
 
bahnen schrieb:
ist das irgendwie eine unausgesprochene strategie, diskussionen durch mehr oder weniger passende youtube-videos zu torpedieren? sorry, ich verstehs grad nicht.

Ein Video sagt manchmal mehr als 1000 Worte...
 


News

Zurück
Oben