Musiker vs Staat - Themen die Leute bewegen

Der einzige Rapper mit dem ich mich ganz persönlich identifizieren kann heißt DJ Fast Eddie.
Vor allem, weil er nicht dieses frauenverachtende und gewaltverherrlichende Bild transportiert das viele seiner Kollegen gerne bemühen, wenn man musikalisch nichts weiter zu bieten hat. Und auch sonst keinerlei Starallüren oder Skandale - ein durch und durch bodenständiger und vor allem sehr sympatischer Typ.
 
Interessanter Beitrag, auch wenn Rap & Hip Hop i.d.R. nicht so meins sind, haben sie schon ihre Daseinsberechtigung und auch wenn man vermutlich nicht mit allen Texten einverstanden sein kann (Annahme nach Hören einiger weniger!) so finde ich es problematisch, wenn Künstler dafür verhaftet werden, dass sie in ihren Texten Teile eines korrupten Systems kritisieren (laut Bericht ist es ja nicht aus der Luft gegriffen, was kritisiert wird). Das sollte nicht sein, über die Wahl der Worte und Aussagen ließe sich aber vermutlich streiten.

Ich befürchte aber, dass es irgendwann bei uns auch soweit sein wird, dass solche Rechte (Kunstfreiheit) auch noch beschnitten werden, sollte es noch unruhiger werden, gesamtgesellschaftlich betrachtet.
 
Ich denke, dass unsere Sachen ganz anders diskutiert werden, daher finde ich diesen Ansatz in diesem Bericht gut.
Er zeigt ja auch, dass die spanischen Musiker auch nicht harmlos sind bezüglich der Texte. Und als wir jung waren haben wir auch mit Dingen und Texten und Symbolen gespielt.

Dem gegenüber würde ich unsere Diskussionkultur über Öffentliches setzen und wie das so geht. Dafür gibt es auch sowas wie das Forum hier. Ich finde, dass wir da durchaus aufpassen sollten und ggf. sogar die die wir sonst mögen vielleicht nicht immer die richtigen Antworten geben und wir uns offen halten und weit genug sind - aber uns auch weiter entwicklen. Das Bessere _ was mag das mal werden?

Hochpolitisch bzw gesellschaftlich - von der musikalischen Seite aus kriegen wir natürlich die Themen die pressieren zurück.
Und so kaputt es auch klingt - dort waren es spanische Leute in Spanien, hier sind es oft auch Zugezogene, die ggf. andere zusätzliche Sorgen haben und die kommen natürlich vor, so wie die Ur-Suppe aus der schwarzen Szene kommt. Ist quasi die DNA. Fresh ist, dass das nicht angesprochen wurde - aber bietet sich sicher auch an. Dh wurde es schon - aber nicht auf D übertragen - und dennoch gab es genug, die sich NICHT äußern wollten. Ein heißes Thema also.

Ich weiss, irgendjemand wird Danger Dan zitieren, aber… darüber hinaus…
gibt es viele Themen in der Musik.
 
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Musik ist nur der Kanal. Wäre es nicht HipHop, wäre es Metal oder irgendeine andere Musik.

Das internet mit seinen sozialen Medien, ist hierbei der Katalysator, der Brandbeschleuniger.

Es heizt die Sprache an, die Fans und motiviert die Künstler ihre Sprache so zu gebrauchen,
um Aufmerksamkeit zu erlangen, die man sonst anders nicht bekäme.

Wir haben auch unsere Echogewinner.

Was soll ich dazu sagen. Ich finds gut, wie ein Teil der Gesellschaft, ohne es zu wissen, aus eigenem
Antrieb heraus, dem Großteil der Gesellschaft den Spiegel vorhält:

"Seht hin! Das habt IHR aus unserer Gesellschaft gemacht"

Bewusst, wird es einigen. Konsequent sind die Wenigsten.
 
Die Jungs sagen selbst, dass ihre Musik nichts ändert - denke, dass das nur dann eine Bedeutung hat, wenn zB. ein Vorfall war und jemand sehr stark im Fokus dessen ist. Dieser Mensch kann Aktivist sein oder auch nicht - in dem Falls kann das auch werden - aber Musik ist eher ein Spiegel - das finde ich sehr passend - es zeigt und reflektiert. Ich glaube kaum, dass Musiker es schaffen können zB aus echten Faschisten Demokraten zu machen, umgekehrt vermutlich auch nicht. Aber der Spiegel kann zeigen, dass man mehr da oder dort gerade verweilt.

Das Thema wie wir über Meinung, Freiheit und Tabus reden ist aber schon wichtig und welche diese sind. Früher gab es gefühlt andere Tabus als heute.
Und andere Sensibilitäten.

Was ist, wenn das Kind im Frieden mit der Waffe spielt, Krieg.. ist es dann Krieg? Ermahne ich hier Leute zu einer Mindestfreundlichkeit, ist das wie Waffen wegnehmen und Holz in die Hand geben? Wobei mit Holz kann man auch Waffe spielen - ist doch klar.
Machen wir hier echte Reflektion? Machen unsere Musiker wirklich das? Oder ist das harte Leben für die die unten sind und natürlich die Migranten und für den Rest gibts Max Giesinger? Also so Betroffenheitspop für uns werdende Studenten und Abiturienten, wo die Welt lieb und heil ist?

Oder so wie Filme im TV sind, diese deutschen Produktionen? Ist ja auch "Kunst", viel Till Schweiger und Schweighöfer, so Liebesgeschichten und Provinzkram und so.

Die Jungs in der Doku finden diese Majestätsbeleidigungs-Klausel geht nicht, sie pochen an die Wand.
Aber wenn ich den Text höre, da gibts auch klare echte Killer-Argumente. Das gibts ja auch hier. Ist eine sterbende Filmfigur, die kein Glück hat ok oder muss das Happy End sein? Kann ein Text offen und kaputt sein und gewalttätig? Auch gegen veraltete Gesetze zB oder - wie die sagen - Scheiß Leben, keine Kohle …
Die haben eine MPC und einen einfachen Controller - wir hier haben alle mehr, wenn ich mir die schönen Gearfotos anschaue. Sind ja eher die Papa-Generation, oder? Ich weiss nicht - gibts hier junge Menschen überhaupt? In einem Forum? Die sind doch bei TikTok oder im Leben drin? Vielleicht haben die jetzt lieber Zeit mit ihrem Zeug, anstatt mit uns über Transistoren zu reden? Ich weiss es nicht.

Bisschen selbstkritisch. Aber wieso auch nicht.
 
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"Seht hin! Das habt IHR aus unserer Gesellschaft gemacht"
Ich würde aber behaupten wollen "Das haben wie ALLE aus unserer Gesellschaft gemacht" ist richtiger, auch wenn viele ohnmächtiger sind ale einige wenige. DIe Anzahl der weniger mächtigen ist aber deutlich höher und da liegt der Vorteil der Demokratie, die Leute müssten diese Vorteil nur endlich wieder geballt zu nutzen wissen und bei Ungerechtigkeiten wieder auf die Straße gehen, dass es kracht, aber bitte ohne irgendwelche radikalen Nebentöne.
 
Wer unten ist, hat nicht so viel zu verlieren. Wer keinen Synthpark hat geht halt eher mal radikaler ans Werk?

Dem würde ich nicht widersprechen wollen. Gilt vielleicht für einige, die aus der "Not" eben versuchen, anders Aufmerksamkeit zu erzeugen, sei es auch mit Texten, die vielleicht ihre Berechtigung haben aber trotzdem (oder auch ganz bewusst) eine Grenze überschreiten.

Eine wichtige Frage ist doch aber auch, warum denn diese Grenze überschritten werden muss, um noch Aufmerksamkeit zu erzeugen. Will damit sagen, wenn die berechtigte Kritik textuell so gestalten, dass sie eben bis an die Grenze herangehen, aber nicht drüber, kommen die dann überhaupt irgendwo damit an? Und wenn nein, warum nicht? Und was sagt das über unsere Gesellschaft oder die Menschheit an sich aus? Und falls doch, warum dann überhaupt die Überschreitung? Damit es schneller geht und mehr Ohren zuhören?

Fragen über Fragen, vielleicht sollten wir den von mir geschätzen Richard David Precht ins Forum einladen? ;-)
 
Es gibt wohl mehr Leute die über Material reden als die die Kapital in Frage stellen, oder? Gibts eigentlich noch neue Antikapitalisten oder sowas?
Die meisten sind doch voll drin - in meiner Jugend wurde das massiv in Frage gestellt, sogar einfach auch mal ausgehebelt und versucht anders zu leben - war zwar auch nur ein Planspiel innerhalb dessen aber es war anders als heute.

"Die Mächtigen" hatten richtig Angst vor dieser Szene, Strauß tobte. Freiheit statt Sozialismus wirkte wie eine Lachnummer.
Oder kümmert man sich da mehr ums Überleben selbst? Dann wäre das entweder wirklich härter oder mehr Ego? Was ist die Wahrheit dabei?

Aber zurück zur Kunst - wie wir damit umgehen ist eigentlich schon wichtig und dennoch kenn ich wenig, wo Kunst was ändert, so ein Beuys oder so wurde zwar viel besprochen und Leute kritisierten ihn auch damals - aber er war aktiv. Damals fanden viele manches unmöglich - haben wir heute solche Leute? Also eine neue Version - keine Wiederauflage - sowas ist ja unspannend. Weiss da jemand was? Ich mein nicht unbedingt J.Meese oder so. Aber Künstler, die aktuell richtig den Nagel treffen oder gerade nicht ganz richtig, weil Kritik gabs wie gesagt an den damaligen Künstlern auch.

Sind wir als Künstler eigentlich überhaupt relevant oder nur Spiegel? Also reine Metaebene? Scheint mir so. Dann müssten wir doch eigentlich alles dürfen? Das ist ja eine wirklich kleine Sache und auf uns hört eh keiner.
 
Die Leute bauen auch scheiße, wenn sie sozial gefestigt sind und einen Job haben. Wenn man Gruppendynamik fördert, muss man sich nicht wundern, wenn es radikal wird.

Ob nun Mobbing in der Schule, verbale Eskapaden bei Rappern, Anticovid Demos oder oder oder

Normale Menschen denken nicht so tief, dass sie sich ihren Entscheidungen bewusst sind, sondern sie sind Teil der Herde, die sich bewegt.

Die meisten Dinge passieren nicht ohne Grund, sondern entsprechen wirtschafts- oder Machtinteressen.

Natürlich kann ein Politiker auf "Schärfste verurteilen", aber im grunde machen radikale Bewegungen es der politik leichter
 
ist was dran, bei einem Teil der Politik und auch einem Teil der Menschen, aber ich denke es gibt immer auch die, die eben doch tief denken.
Beim Thema Spanien ist es vielleicht auch eine Art Machtangst - denn wenn man jetzt kritisieren dürfte wäre das ein bisschen Kontrollverlust. Ich kann das nicht genau einschätzen, da ich die Bedeutung König in Spanien dazu genauer kennen müsste und sollte.

In Thailand gibt es sowas auch, ist sogar noch deutlicher. Aber ich meine das nicht abstrakt, ich denke dass die Jungs hier auch einfach sich nicht so gut fühlen in dem Leben und ein bisschen doch - und sie wollen das reflektieren - wie weit man gehen kann ist auch aktuell im anderen Thread über Politikwechsel zu sehen -da kann man aneinander vorbei laufen - und falsche Ebenen aufmachen, die andere nicht mitbekommen oder nicht verstehen oder nicht drin haben möchten oder als Kontrolle oder Steuerung sehen..

Die Leute wollen ….
ja, was.?

ich denke es kommt sehr stark drauf an wo die her kommen. Ich weiss nicht wie frei man wirklich in Spanien ist - ich denke, dass wir hier ziemlich frei in Meinungen sind - was wir aber auch lernen ist, wo Grenzen sind und was man sagen KANN und was man nicht sagen sollte, weil es einfach verletzt aber es ist legitim oder eben nicht mehr.

Das ist auch hier nicht ganz fremd, oder? Ich meine - wir sprechen doch öfter in den Medien davon und hier auch. Wir haben keineswegs die gleiche Meinung, nicht einmal wenn wir aus einer ähnlichen sozialen Schicht kommen und ähnliche Musik mögen. Also haben wir dann ein Gepräch oder sowas - was ich mag im Bericht ist, dass einfach nur diese Ansicht geschildert wird - nicht bewertet - einfach nur dargelegt. Das fehlt uns auch ein bisschen. Erstmal darlegen, zeigen und dann auch entscheiden oder auch sagen - das können wir nicht als Regel machen, das wäre albern. Wir in D sind bei diesen Regeln auf einer sprachlichen Ebene rel. weit gegangen. Denke es wird sich ausgleichen über die Zeit - während wir hier im Forum recht entspannt nachdenken können.

Mal sehen, was noch für Ansichten hier dazu kommen.
 
Was soll ich dazu sagen. Ich finds gut, wie ein Teil der Gesellschaft, ohne es zu wissen, aus eigenem
Antrieb heraus, dem Großteil der Gesellschaft den Spiegel vorhält:

"Seht hin! Das habt IHR aus unserer Gesellschaft gemacht".
Das ist ja meist nicht so.
Die Texte sollen provozieren, um stärkere Präsenz in den Medien zu bekommen.
Diese ganz Gangsta Kacke in "Meim Block" kann ich nicht ab, die pissen sich doch in die Hose, wenn die wirklich mal solchen Leuten begegnen.
Es ist nunmal unglaubwürdig, wenn man mit 30 noch bei Mutti wohnt und brav den Müll runterbringt, aber sich im Video vor nem fetten Mietwagen fotografieren läßt.
Und Kunst hin oder her, es gibt Dinge, die man eben öffentlich nicht sagen sollte.
 
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mir gefällt das auch nicht.

War Punk auch so? in jungen Jahren hab ich auch ein bischen Punk gehört, ich weiß bei englischen Bands nicht worüber die gesungen haben, fand die Musik wichtiger, und daß es irgendwie Anti Establishment war. Crass fand ich cool, und die waren schon "Crass" auch mit ihren Texten, aber ins Detail bin ich nie gegangen.
Punk und HipHop vergleichen - auch mal interessant.

haben die auch so Texte gemacht sinngemäß "ich schieß dich ab, ich häng dich auf"? Ich glaube nicht.

Es gibt einen Unterschied zwischen "Was ihr da oben macht find ich scheiße, ihr fahrt unser Land zugrunde, ihr seid Schuld an der hohen Arbeitslosigkeit" und "ich bin sauer, ich nehm mir ne Knarre, ich schieß euch alle ab."
Das ist der Unterschied zwischen Kritik und Gewaltaufruf oder indirekter Gewaltaufruf, also Hochschaukeln der eh schon frustrierten Stimmung. Letzteres find ich gar nicht gut.

Die kommen mir vor wie Schauspieler in einer Rolle. Sobald das mit Knarren, Gewalt, Geld, fetten Schlitten, Überfällen etc. losgeht bin ich raus, damit kann ich nichts anfangen.
 
Diese ganz Gangsta Kacke in "Meim Block" kann ich nicht ab, die pissen sich doch vin die Hose, wenn die wirklich mal solchen Leuten begegnen.

Jo, was man sehr in diversen INterviews erleben kann :D

Ich meinte auch nicht die bewusste Provokation, sondern das Unbewusste, was diese Kinder erst
in diese Position brachte. Sie reden ja nicht so, weil sie sich bewusst dazu entschieden haben
und auch nicht jedes arme Kind wird verhaltensauffällig, das kann auch mal Reiche treffen.

Da gehört mehr dazu und hat vielmehr mit unserer Gesellschaft und der Umgang untereinander zu tun
und auch die Veränderungen der letzten Jahrzehnte in vielerlei Hinsicht.
 
Wie sind denn die Texte von den Dead Kennedys? Auch die habe ich mir nie wirklich angesehen, ich gehe davon aus daß auch diese immer Anti Establishment waren, aber nie Gewalt verherrlichend.

Punk und HipHop haben durchaus Parallelen wenn es darum geht von unten von der Staße nach oben auf die Politik zu schimpfen. Ich bin der Meinung daß Punkbands sich selber aber nie als gewalttätig in Szene gesetzt haben.
 
Da gehört mehr dazu und hat vielmehr mit unserer Gesellschaft und der Umgang untereinander zu tun
und auch die Veränderungen der letzten Jahrzehnte in vielerlei Hinsicht.
ja das stimmt.
Das wird auch nicht mehr besser, im Gegenteil.
Da müsste politisch schon ein Wunder geschehen, aber eher gibt es einen Krieg.
 
Die oft übertrieben heuchlerische political correctness braucht ihr Ventil, diese findet sie u.a. Im Hip Hop.

Ebenso ist dieser Gossenkram auch oft nur inszeniert. Viele Akademikerkids wollen sich mal pubertär austoben und enden nicht an der Nadel sondern spießig im Nadelstreifenanzug selbst als Akademiker.
 
warum sollte es mit der kunst anders sein als in anderen bereichen?

wenn jemand sexistischen scheißdreck labert, oder gegen isreal hetzt, oder witze über selbstmord bei depressionen macht, dann muss mir das inhaltlich nicht gefallen - aber es ist sein fucking recht das zu tun, und dieses recht muss verteidigt werden.

und was grenzübertretungen angeht: die herren könige und präsidenten sollen sich erst mal selbst ans gesetz halten bevor sie ihre kritiker mundtot machen wollen.
 
Artikel 1 des Grundgesetzes lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Diesem übergeordneten Rechtsgut muss sich meiner Meinung nach auch die ansonsten sicher sehr schützenswerte Freiheit der Kunst unterordnen. In vielen Rap-Texten (und auch z.B. im Rechts-Rock) wird m.E. die Würde des Menschen ganz massiv angetastet und trotzdem wird von Seiten der Justiz so gut wie nie eingegriffen. Aus meiner Sicht ist das oft auch falsch verstandene „Toleranz“. Der tatsächlichen Brandstiftung geht fast immer geistige Brandstiftung voraus. Ich habe kein Verständnis dafür, wenn Hass oder Abwertung im Bezug auf Frauen, Homosexuelle, Juden, Ausländer oder dergleichen unter dem Deckmantel der „Kunst“ verbreitet werden.
 
mir gefällt das auch nicht.

War Punk auch so? in jungen Jahren hab ich auch ein bischen Punk gehört, ich weiß bei englischen Bands nicht worüber die gesungen haben, fand die Musik wichtiger, und daß es irgendwie Anti Establishment war. Crass fand ich cool, und die waren schon "Crass" auch mit ihren Texten, aber ins Detail bin ich nie gegangen.
Punk und HipHop vergleichen - auch mal interessant.

haben die auch so Texte gemacht sinngemäß "ich schieß dich ab, ich häng dich auf"? Ich glaube nicht.

Es gibt einen Unterschied zwischen "Was ihr da oben macht find ich scheiße, ihr fahrt unser Land zugrunde, ihr seid Schuld an der hohen Arbeitslosigkeit" und "ich bin sauer, ich nehm mir ne Knarre, ich schieß euch alle ab."
Das ist der Unterschied zwischen Kritik und Gewaltaufruf oder indirekter Gewaltaufruf, also Hochschaukeln der eh schon frustrierten Stimmung. Letzteres find ich gar nicht gut.

Die kommen mir vor wie Schauspieler in einer Rolle. Sobald das mit Knarren, Gewalt, Geld, fetten Schlitten, Überfällen etc. losgeht bin ich raus, damit kann ich nichts anfangen.
In den 90ern war ich selbst als Punk unterwegs. Wir waren die freundlichen Punks, ich kann mich nicht an Ausschreitungen (gegen Menschen) in meinem Kreis erinnern. Mülltonnen und Wände waren aber okay :xenwink:
Im Deutschpunk waren da sehr viele Texte zum Thema Gewalt unterwegs. Das war einerseits der idealisierte Straßenkampf (z.B. "Zwischen Bullenhelm und Nasenbein passt immer noch ein Pflasterstein", weiß nicht, wer das alles verwendet hatte. Kam in einigen Songs vor, meine ich) oder gegen den Totfeind Nazi, hier mal mehr oder weniger ernsthaft (z.B. "Lasst die Glatzen platzen" bei Hass).
Wie gesagt, ich war eine Weile mit dabei. Gewalt war bei uns kein Thema. Aber das war das behütete Münsterland. Wir waren oft im Ruhrpott unterwegs, aber auch da hat man meist keinen Stress bekommen, wenn man keinen gesucht hat. In anderen Ecken sah das anders aus, aber das waren Ecken, in denen Gewalt eh ein Thema war.
Insofern würde ich für (Deutsch-)Punk der 90er sagen, dass Gewalt ein großes Thema war. Es ging aber (aus meiner Erinnerung) nicht um Aufrufe zum Mord oder Totschlag, sondern immer um einen idealisierten Kampf gegen die Feindbilder wie Staat oder Nazis. War es authentisch? Nein, nicht komplett, würde ich sagen. Einige Leute, die diese Musik geschrieben/gespielt hatten werden sicher die eine oder andere Straßenschlacht mitgenommen haben. Aber sicher nicht alle, und es wären auch nicht alle dazu bereit gewesen. Aber es hat dieses Lebensgefühl "Punks gegen den Rest der Welt" (oder besser "Der Rest der Welt gegen die Punks") wiedergespiegelt.
 
wenn es doch wenigstens echt wäre ...
Von den Idioten gibt es, egal wie viele es sind, immer genauso viele zuviel. Dann lieber unecht, leider gibt es einige verwirrte Geister, die das für bare Münze nehmen und in die Tat umsetzen. Für Gewalt gibt es IMHO genau zwei zulässige Gründe: (Selbst-)Verteidigung und Verteidigung der Demokratie. (EDIT: Und beide Themen für sich sind schon komplex und schwierig genug!)

Aber da ich deinen Hintergrund/Engagement ein wenig kenne, nehme ich an, du meinst auch gar nicht die Gewalt an sich. Wollte es trotzdem geschrieben haben, da es jemand auch missdeuten könnte.
 
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Artikel 1 des Grundgesetzes lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Diesem übergeordneten Rechtsgut muss sich meiner Meinung nach auch die ansonsten sicher sehr schützenswerte Freiheit der Kunst unterordnen. In vielen Rap-Texten (und auch z.B. im Rechts-Rock) wird m.E. die Würde des Menschen ganz massiv angetastet und trotzdem wird von Seiten der Justiz so gut wie nie eingegriffen. Aus meiner Sicht ist das oft auch falsch verstandene „Toleranz“. Der tatsächlichen Brandstiftung geht fast immer geistige Brandstiftung voraus. Ich habe kein Verständnis dafür, wenn Hass oder Abwertung im Bezug auf Frauen, Homosexuelle, Juden, Ausländer oder dergleichen unter dem Deckmantel der „Kunst“ verbreitet werden.
Kann ich nur unterstreichen. Ich denke eine textuelle Auseinandersetzung mit dem Ziel der Kritik ist und sollte erlaubt sein, man darf auch bis zu einer bestimmten Grenze gehen, wenn es den entsprechenden Anlass oder Gründe dafür gibt (als Beispiel Danger Dan), aber diese Grenze sollte sehr genau geprüft werden und man sollte damit nicht allzu leichtfetrtig umgehen und sie in die eine oder andere Richtung mit dem Wort verschieben. Letztlich muss man sich vor Augen halten, dass so manches Wort des Einen der Ursprung sein kann für die Tat eines Anderen, da kann man sich nicht auf Kunstfreiheit alleine berufen.
 
Müsste sich die Kunst unterordnen, hat die Satire verloren.

Ich mag Satire, insofern pfeiff ich auf die Würde nach GG
 
Wo ist der Unterschied zwischen solchen veröffentlichten Rap
und Ansprachen auf einer Demo wie es Attila pflegt?

Ein 4/4 Takt entschuldet?
 
Wo ist der Unterschied zwischen solchen veröffentlichten Rap
und Ansprachen auf einer Demo wie es Attila pflegt?

Es gibt ihn nicht, bin ich voll bei dir. Beides sind Brandstifter, die mitten in der Gesellschaft aus niederer Motivation alles dafür tun, die Verlierer in der Gesellschaft zu manipulieren und radikalisieren.

Eine freie, demokratische Gesellschaft muss vieles ertragen können, aber nicht alles.
 


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