aber: trotzdem gleich ne Frage zu der G H D Abfolge: wieso ist da ausgerechnet das H die Dominante? Wieso nicht ein anderer Ton? Woran liegt das? Woher weiß ich das?
Also die Dominante ist der ganze G-Akkord (G-H-D), das H ist der Leitton weil er der einzige Ton bzw. Note ist, die auf dem Weg zurück zur Tonika (C-E-G) einen Halbtonschritt zum
Grundton macht. Der Halbtonschritt ist ja das, was dieses zufriedenstellende Gefühl von Auflösung auslöst. Nun könntest du natürlich fragen, warum das nicht auch von D-F-A auf C-E-G geht, schließlich löst sich da das F zum E hin auf und ist ebenfalls ein Halbtonschritt. Aber da löst sich eben nichts zum Grundton auf, sondern nur woandershin, hat also eher einen schwächeren Effekt, so wie ein Sus-Akkord.
Die Sache mit dem Grundton ist die: Woher unterscheidet man eine Tonleiter mit dem gleichen Tonmaterial? C-Dur und A-Moll sind absolut identisch, sie beinhalten beide nur weisse Tasten. Der Unterschied liegt im Grundton:
Beginnt dein Stück mit einem A-Moll Akkord und/oder spielen die Bass/Begleitmelodien tiefer hauptsächlich auf dem A, wird dein Stück einen anderen Klangcharakter haben als wenn der erste Akkord ein C-Dur Akkord ist und der Bass meistens ebenfalls ein C spielt.
Dadurch dass man zu Beginn des Stücks (und immer wieder zwischendrin ebenso) die "Basis" des Stückes klarmacht für den Hörer, indem man auf dem Grundton der Tonart beginnt und auch die Begleitung hauptsächlich dort spielen lässt bzw. im Verlaufe des Stücks immer wieder dorthin zurückkehrt, etabliert man den Klangcharakter und somit auch die Erwartungshaltung des Hörers. Du kennst bestimmt die Kirchentonleitern, und falls nicht: Das sind 7 Tonleitern, die genau wie C-Dur alle nur auf den weissen Tasten spielen. Der einzige Unterschied liegt darin, wo der Grundton liegt, also wo das Stück "startet".
Spiel einfach Mal nur mit der linken Hand den Grundton E als Bass (du darfst den zwischendurch auch verlassen aber immer wieder zurückkehren) und mit der rechten Hand irgendetwas, einfach eine improvisierte Melodie - nur auf den weissen Tasten - und dann wiederhole das Experiment mit sagen wir einem A als Grundton. Du wirst merken, dass beide Improvisationen sich vom Gefühl völlig unterschieden, weil ein anderer Grundton gewählt wurde, obwohl du auf den völlig gleichen Tasten spielst. Und weil dieser Grundton so wichtig ist, ist die Auflösung dahin am stärksten: Denn das ist die Erwartung, die der Hörer hat.
Wie krieg ich das raus? Mathematik?
Jep! Du kannst wie gesagt jede Tonart in ihre 7 Stufen unterteilen: In C-Dur -> (Stufe I) C-Dur (Stufe 2) D-Moll (Stufe 3) E-Moll (Stufe 4) F-Dur (Stufe 5) G-Dur (Stufe 6) A-Moll (Stufe 7) H-Vermindert-Moll.
Wenn du dir die Intervalle der Akkorde anschaust, also wann ein Dur- und wann ein Mollakkord auftaucht, dann siehst du den "Bauplan" den alle Dur-Tonarten gemeinsam haben.
Egal ob C-Dur, D-Dur, G-Dur oder sonstwelche Dur Tonart du spielst, sie alle haben die gleiche Abfolge an Dur- und Mollakkorden. Das sorgt dafür, dass die Intervalle immer gleich sind, die "Proportionen", das Verhältnis zwischen den Noten und Akkorden. Dadurch wird es in jeder Dur-Tonart immer an der gleichen Stelle (Stufe) die Dominante geben, die sich am besten zurück zur Tonika (Stufe 1) und dessen Grundton auflöst.
Wenn du Moll-Tonarten spielst gilt das nicht mehr, da diese anders aufgebaut sind. A-Moll zum Beispiel beginnt gleich mit einem Moll-Akkord, wodurch sich logischerweise alles anders aufbaut und Stufe 5 sich eben nicht mehr so schön zurück zur Stufe 1 führen lässt. Deshalb der Trick mit der Erhöhung der siebten Stufe. Und Kirchentonleitern klingen ebenfalls anders, die sind alle individuell aufgebaut da sie alle auf einer anderen Note starten und nicht den gleichen Aufbau haben, daher gelten dort auch andere "Akkord-Regeln" die sich als "gutklingend" herausgestellt haben. Die sollen dich erstmal nicht interessieren weil das viel Input ist, aber nur damit du weißt, warum Dur Tonarten immer so klingen und du dich auf das Stufensystem dort verlassen kannst: Weil der Aufbau immer gleich ist und die Intervalle ausschlaggebend für den Auflöseeffekt sind.
In diese Abfolgen und Stufen steig ich grad erst ein, ist mir alles zu .... puh. Also was Stufen angeht. .. sorry, keine Ahnung, Ich bin bisher immer nach dem Gehör gegangen, aber das ist mühsam, wenn man zwar was im Ohr hat , es aber nicht spielen kann, weil man sich mit Regeln versucht zu erklären, wie man da hinkommt.
Wenn du irgendwann verstehst wie es funktioniert, wird es dir helfen zu verstehen warum Dinge klingen wie sie klingen, du wirst besser neue Ideen merken und entwickeln können (da du die Sprache dafür verstehst, Musiktheorie bzw. Noten und Harmonielehre zu beherrschen ist nichts anderes als ein Kommunikationsmittel zwischen dir und der Musik, ein Übersetzer, der dafür sorgt, dass du die Informationen tiefer verwerten und abspeichern kannst). Es geht gar nicht darum die ganze Physik dahinter zu verstehen, sondern die Mechaniken und eben die Sprache.
Ich schätze ohne Klavierunterricht komm ich hier nicht so recht weiter. Das alleinige Üben der Tonleitern reicht einfach nicht aus.
Klavierunterricht hat mit Musiktheorie/Harmonielehre, Tonleitern und so weiter nur bedingt zu tun. Das lernst du da zwar zwangsweise auch, aber beim Klavierunterricht geht es ja beispielweise primär um das Spielen selbst und die Technik, nicht darum, alle Tonarten zu verstehen oder gar zu lernen wie du selber komponierst und welche Abfolgen schön klingen, auch wenn du das natürlich beim lernen von Stücken mitbekommst. Kommt sicher auch drauf an, welche Schwerpunkte du dir setzt und wie dein Lehrer so ist, aber notwendig ist es für ein tiefes Verständnis von Harmonielehre/Musiketheorie definitiv nicht.
Ich würde dir dieser Buch hier empfehlen, damit hab ich damals als blutiger Anfänger gelernt mit absolut 0 Vorwissen, es hat einen schönen Aufbau, führt einen gut heran und hat mich meiner Meinung nach als ich damit durch war ziemlich gut unterrichtet:
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