Musizieren vs. Musikproduktion

Zur Zeit (es hat andere Zeiten gegeben und es kann durchaus auch wieder anders werden) sitze ich am Laptop und bastel Musik zusammen. Das hat für mich mehr mit Bildhauerei zu tun als mit dem Spielen eines Instruments. Es geht nicht um den Moment, nicht um einen Flow, nicht um Kommunikation mit Mitmusikern sondern um Tracks, die mit jeder Beschäftigung mit ihnen ein Stück weiter fertig werden sollen. Es ist Arbeit.

Weiß nicht, wie lange ich jetzt Pause gemacht habe (ab und an ziellos mit Software oder Geräten rumspielen, zählt für mich als Pause), doch kann man die Zeit in Jahren messen. Seit weniger als zwei Monaten bin ich wieder fast täglich mit einem konkreten Ziel am werkeln. Was dabei herauskommt, ist noch längst nicht befriedigend, aber es wird besser.

Das ist das zweite Ding neben der Arbeitsweise ... ich muss üben und versuche, systematisch besser zu werden. Anderes würde mich nicht motivieren. Würde ich ein Instrument spielen wollen, würde ich täglich Geläufigkeitsübungen durchgehen. Jetzt mit der DAW ist das ähnlich.
 
Ich musiziere meist, entweder im Bandkontext rein mit EPiano/Moog, im Zweierkontext mit Synths, Grooveboxen, Looper etc, oder auch zu Hause mal mit meiner Frau und/oder Freunden in sämtlichen Varianten mit jeder Menge Spaß...aufgenommen wird selten was, und wirklich "produziert" noch weniger. Vor zehn Jahren oder so hatte ich da noch was mehr Ambitionen, habe aber gemerkt dass mir das einfach unheimlich viel Zeit geklaut und vom wesentlichen abgehalten hat. Da war dann immer so ein leeres Gefühl oder so ein innerer Druck, wenn lange kein "vernünftiger" Song dabei rum kam, aber irgendwann hab ich gemerkt dass mir das reine ergebnislose Spielen viel mehr Spaß macht und mehr bringt als alles andere, und dass ich eigentlich gar nichts brauche was "vorzeigbar" ist oder wofür ich irgendwie Anerkennung einheimsen will...ich brauche nur...Musik 🥳
 
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Es wird über ITB vs. Analog diskutiert und es geht an der ein oder anderen Stelle hart gegeneinander. Dabei wird m. E. übersehen, dass die einen oft über die "Musikproduktion" alleine für sich zuhause sprechen und die anderen oft über Live-Auftritte, Musizieren mit anderen Musikern usw.
Wow, das ist echt mal ein gutes Thema, das mich hier auch beschäftigt! Dass diese beiden Gruppen - auch wenn sie sich vielleicht überschneiden - doch verschiedene Interessen haben, ist ja wohl naheliegend.

Also ich mache so Musik:

1) Spielen zu Hause - da stehen ein Kawai MP8 und ein DX7S übereinander und ich spiele spontan, was mir Spaß macht. Manchmal bluesig, rockig, jazzig (auf niedrigem Niveau), und da wird auch nie was aufgenommen.

2) Spielen in der Band - da hab ich ein Stagepiano, eine einmanualige Orgel und einen Synth im Rack. Ganz konventionelle Blues und Rock-Covers. Das fordert mir am meisten Disziplin ab, auch wenn wir kaum Auftreten und nicht ständig was neues einstudieren - und es macht einen Heidenspaß :)

3) Sound-Nerding: Bis 2010 habe ich vor allem Klänge auf dem DX7 gemacht, oft ohne Anwendbarkeit z.B. für die Band. Dann kam Pure Data dazu, da sind viele Projekte entstanden, Lautsprecher, Lesleys, auch eine PM-Flöte hab ich modelliert. Analoge Wellenformen nachgebaut, mit vorne- hinten- Wahrnehmung experimentiert u.a. Bisher fast ohne Auftritte.

Diese drei Formen exisitieren munter parallel und machen meistens Spaß ;-) - darum geht's mir.
 
oh toll, ein "was macht ihr eigentlich so" thread.

Eine schöne Melodie, ein überraschender Akkord-Wechsel, solche Dinge haben für mich einen unendlich höheren Stellenwert als die Frage nach dem besten Kompressor-Plugin oder so.

vorsicht, diese beiden dinge können durchaus auch sehr stark zusammenhängen.

Wer genug Geld hat, kann sich Geld Instrumente kaufen, und Musik produzieren haha

audio produktion bekommt man ohne geld problemlos hin, viel schwierigier wird es ohne erfahrung, bildung, intelligenz, zeit, spass, motivation, you name it.

geld braucht man nur um sich sinnlose zusatztools zu kaufen und dann fotos davon im forum hochzuladen oder sich darum zu streiten welches gerät besser ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bier ist sehr gute Hardware (ein Bier-Plugin möchte ich wirklich nicht haben, da bleibe ich eisern bei der HW :)), verändert aber die Selbstwahrnehmung gewaltig. Ich habe mehr als einmal bei "es ist Samstag Abend, nix los, ich könnte mir eigentlich zwei/drei Biere genehmigen und etwas rumdudeln" - Sessions den ultimativen Track aufgenommen. Am nächsten Tag hörte sich das dann ganz anders an und ging unter schrägem Grinsen in die Tonne. In mehreren Versuchsreihen mit diversen Kellerbieren und gut gelagerten Single Malts getestet, wird mit anderer HW nicht besser :).
Aber gewaltig Spaß macht es schon, wenn nicht das Ergebnis, sondern Bier&Jam wichtig sind.
 
ich "musiziere", das heisst für mich "Musik-machen".
Also Instrument in die Hand nehmen, oder sich an die Tasten setzen, spielen.
Hier im Forum wird "Musik-machen" zu "Tracks bauen" umfunktioniert. (begrifflich)
Versteh ich nicht.

lustigerweise hat sich bei mir jetzt aber was ergeben wo sich der Begriff "produzieren" komplett umfunktioniert.
Ich produziere "Patches" im PC.
In ner Synth-workstation wäre es das erstellen eines "Presets".
Da man im PC heute ganz andere Tools zur Hand hat, ist es fast schon zu einem "ich bau mir meine eigenen Instrumente im PC" geworden.

In die Tasten hauen, und an den patches rumprogrammieren, verfeinern, wechselt sich da ständig ab.
Ziel ist es, extrem ausdrucksstark spielbare "Patches" (Instrumente) zu bekommen.
Macht mich seit einiger Zeit mehr an als wie mit Hardware rumzumachen, da es wesentlich ergiebiger ist für mich.
Viel direkter spielbar, viel besserer haptischer Zugriff beim spielen. Aber auch beim aufsetzen der Patches.
(entgegen dem Gebetsmühlenartig gepredigten "Haptik = DAS pro Argument" bzgl. Hardware)
( Die Patches sind auch klanglich besser als wie bei digital HW ! )

Mit DAW konnte ich mich leider nie anfreunden. Hin und wieder kurz was versuchen.
Aber es erzeugt nen Druck. Und ich möchte mich einfach beim spielen entspannen.
Zudem hat sich mein Tastenspiel so entwickelt dass ich gerne ohne festes Tempo spiele. Sehr frei.
Songs hab ich früher im Bandkontext gemacht.
Ist einfach etwas völlig anderes in der Band. Dort lebt das !
Dort ists kein "aus dem kopf heraus" produzieren, dass was entsteht.
Sondern wir haben Songs einfach aus dem nichts hingejammt. Die Jamms dann später weiter verfeinert
Dort ist dein Spiel eine Antwort auf das spiel der anderen...........es lebt, es entsteht organisch.
Es ist keine aus dem kopf zusammengeschubste Musik.

umgekehrt, allein, solo, Songs in der DAW rein durch schnelles einspielen zu erstellen erfordert ein enormes Können in verschiedene Richtungen.
Das fehlt mir.
Mit der Maus rumschubsen ist nicht mehr meins. Hatte so ne Phase von ca. 2001 - ca. 2007
 
Am nächsten Tag hörte sich das dann ganz anders an ...
das "phänomen" kenne ich auch von früher.

was zählt ist der moment. oder (von Friedrich Rückert) wohl gereimt:

Frage nicht, was das Geschick
morgen will beschließen;
unser ist der Augenblick,
lass uns den genießen!


zitat der mutter eines jugendfreundes: "Ich kann auch ohne Alkohol lustig sein."
 
ich "musiziere", das heisst für mich "Musik-machen".
Also Instrument in die Hand nehmen, oder sich an die Tasten setzen, spielen.
Hier im Forum wird "Musik-machen" zu "Tracks bauen" umfunktioniert. (begrifflich)
Versteh ich nicht.

Ich habe Orgel gelernt. Orgelspielen ist für mich Musikmachen/Musizieren.
Dann kam der Mini auf einer Godwin. Musikmachen/Musizieren.
Das nächste war ein VFX-SD, also eine Workstation. War das cool: kein altes 4-Spur-Tonbandgerät mehr, sondern Musikmachen/Musizieren im Gerät speichern und abrufen können.
Tja, und mit Midi, DAWs und Plugins wanderte das Ganze in den Rechner. Für mich immer noch Musikmachen/Musizieren.

Ich drücke immer noch Tasten, und irgendeine Tonleiter oder ein Akkord wird hörbar. Aus meiner Sicht haben sich nur die Instrumente bzw. die Art/Physik der Schallerzeugung geändert. Zugegeben: ich habe ein sehr weites Verständnis von "Musik machen" - und wenn ein Kind mit Holzlöffeln auf Topfdeckeln herumdrischt.

Tracks bauen: was habe ich mich geärgert, wenn ich auf dem Tonbandgerät auf zwei Spuren Bass und Akkord eingespielt habe, mich aber regelmäßig bei Takt 36 im Solo verhauen habe. Wieder von vorne...
Noch elender war es, wann man mit der Band ein Demo-Tape einspielen wollte, es klappt und groovt und rollt endlich alles perfekt, und dann verspielt sich der Schlagzeuger. Wieder von vorne...
Daher genieße ich den Luxus einer DAW: die Spur insgesamt behalten, und nur die zwei Takte, die Mist sind, korrigieren oder überspielen.
Ansonsten spiele ich alles per Hand ein. Eine Klaviatur, aber mehrere Instrumente. Einzige Ausnahme: wenn ich die perfekten 8 Takte Drums habe und die später im Stück nochmal brauche, dann schiebe ich auch Klötzchen. :cool:

Musizieren und Aufnehmen allein in der DAW sind natürlich etwas anderes, als ein Jam mit der Band. Das eine ist eher ein innerer Monolog, das andere eher eine Diskussion.

@siebenachtel ist das so vielleicht etwas besser nachvollziehbar? Wenns nur um die Begrifflichkeit geht: "Tracks bauen" hört sich einfach viel cooler an, als "Musizieren und aufnehmen" - ist für mich aber grundsätzlich dasselbe.
 
... ich mittlerweile so:
Kühlschrank auf, Bier rausholen, Youtube anwerfen, Stück auswählen, zuhören, Bass schnappen, mitspielen - dabei viel Bier in mich rein.
Ansonsten: Kiste Bier leer spielen mit Band im Proberaum.

Wow, super! Meine Variante ist etwas braver: Fernseher an, ein Programm finden das mich vom Gefühl her anspricht, irgendwas an Piano und Synth dazu spielen.

Leute, das ist einer der besten Threads ever. Hier gehts um Spaß, nicht ums Recht behalten ;-)!
 
ich "musiziere", das heisst für mich "Musik-machen".
Also Instrument in die Hand nehmen, oder sich an die Tasten setzen, spielen.
Hier im Forum wird "Musik-machen" zu "Tracks bauen" umfunktioniert. (begrifflich)
Versteh ich nicht.

mein eindruck ist das genaue gegenteil.

und ich finde es eigentlich eher erstaunlich, dass in einem synthesizerforum offenbar sehr viele leute überwiegend gitarre oder tuba spielen, mit ihren kindern live musizieren oder sich unter dem vorwand des "musikmachens" (welche partnerin könnte da nein sagen?) mit kumpels zum saufen treffen, während im "sequencer" unterforum des sequencerforums eigentlich immer nur die selben 8 leute etwas posten.
 
ich "musiziere", das heisst für mich "Musik-machen".
Also Instrument in die Hand nehmen, oder sich an die Tasten setzen, spielen.
Hier im Forum wird "Musik-machen" zu "Tracks bauen" umfunktioniert. (begrifflich)
Versteh ich nicht.

Ich bestreite nicht, dass es auch etwas sehr musikalisches sein kann, Tracks in einer DAW zu komponieren. Aber ein Instrument live zu spielen, sei es alleine oder mit anderen, ist einfach ein sehr unmittelbares, auch emotionales Erlebnis.

"Synthesizer" sagt ja erst mal nichts darüber aus, wie der Synth gesteuert wird. Das kann, muss aber nicht vom Sequenzer kommen. Es muss nicht mal von einer Tastatur kommen, wie z.B. das AKAI EWI zeigt, oder manuell gespielte E-Drums.
 
siebenachtel hat aber zunächst einmal "ITB musik machen" einfach in "tracks bauen" umdefiniert.

"ITB musik machen" beinhaltet auch, eine big band im studio aufzunehmen und das dann hinterher computerbasiert zu mischen.

von volksmnusik bis blackmetal wird die meisten musik immer noch im studio genauso händisch eingespielt wie auf der bühne.
musizieren ist als kein widerspruch zum produzieren einer aufnahme, sondern häufig voraussetzung dazu.

leute wie mike oldfield machen das alles selbst und auch die meisten technoten haben eine keyboard controller, auf dem auch mal improvisiert und ausprobiert wird.

ein widerspruch zu beidem ist höchstens der anspruch damit unter drogeneinfluss völlig unreflektiert und unkontrolliert seine freizeit zu gestalten.

wobei natürlich die dazu notwendige harte arbeit in einer big band zu spielen gerne auch gleichzeitig spass machen darf. auch das ist kein widerspruch. :)
 
Was ist eigentlich mit den Leuten, die direkt die Midi Noten einzeichnen, also so wie früher Noten auf ein Notenblatt? Das fällt dann eher in die Kategorie Komposition oder?
 
Kommt drauf an ... ich zeichne Noten ein, aber bei der Musik, die ich momentan anstrebe, fällt es mir schwer, das dann "komponieren" zu nennen.
 
kommt wahrscheinlich darauf an, ob mit dem Pianoroll- oder Noteneditor. Ersteres wäre dann Sequencing (fürs Fußvolk) und letzeres die hohe Schule der Komposition. :mrgreen:
Noten per Pionoroll sind weniger Wert als Noten der klassischen Art? Auf die Erklärung wäre ich mal gespannt 😂

Nachtrag: Was ich so gelesen habe wird bei unserer Art von Musik auch nicht von Komposition geredet, das ist wirklich mehr der Klassischen Musik zugeordnet.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
siebenachtel hat aber zunächst einmal "ITB musik machen" einfach in "tracks bauen" umdefiniert.
nein sorry, das stimmt so überhauopt nicht !

ich sage, ich empfinde es so, dass andere hier das so verstehen.
oder genauer gesagt: den Begriff ,-Musik machen-, so "verwenden" ...."hier im Forum".

und es geht dabei um den Begriff "Musik machen", nicht um "ITB Musik machen" !
was soll der scheiss ?


..........einem doppelt falsch Sachen in den Mund legen.

Dass sich das alles heute stark verwässert hat ist mir klar.
Auf nem Elektrron Octatrack "rumzumachen" läuft z.bsp. für mich unter "Musik machen".
Mir gehts letztendlich um nen Umkehrschluss.......
dass man es dann fast so hinstellt als wärs gar kein "Musik-machen" mehr wenn kein vorzeigbares Endresultat (auf Tonträger/ als file) rauskommt. Dort liegt mein Punkt den ich machen wollte.* ;-)
Danke, ich bin raus

*edit: sehe grad, ich hatte ne Antwort geschrieben, wurde aber gestört, und habs dann nie abgeschickt
 
"Musik machen" ist für mich erstmal nur "lets make some noise". Ob da etwas dauerhafte Vorzeigbares bei herauskommt, ist in meinem Verständnis dafür unerheblich.
Wenn die Kollegen mit "echten" Instrumenten sich zu einer Keller-Session-mit-Bier treffen würden, ohne irgendetwas aufzunehmen, wäre das Musik machen.
Die Definition "wenn kein Endresultat dabei herauskommt" wäre mir viel zu eng gefasst. Und das hätte dann auch mit ITB nichts mehr zu tun: bei einer Jamsession kommt oft genug auch nichts Vorzeigbares heraus.
 


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