Re: Nord Stage 2, was haltet Ihr von den Synthese-Möglichkei
Wie gut funktioniert das Verbiegen der Samples? Kann man z.B. einen Solo-Geigen-Sound ohne Vibrato laden und dann mit der Vibrato-Funktion ein realistisches Vibrato über Modwheel oder Aftertouch erzeugen?
Das geht. Intensitätsmaximum und Geschwindigkeit des Vibratos sind zudem auch per Sound einstellbar, nur muss man dafür ins Edit-Menü. Handkehrum bin ich mir jetzt garnicht sicher wie das in diesem Szenario (monophoner Solo-Klang) ist punkto Legato-Mode und Sample-Restart. Wenn ich Deine musikalische Absicht richtig verstehe, müsste das Sample beim Legato-Spiel nicht nochmals von vorn getriggert werden, für eine schöne melodische Legato-Spielweise. (Oder?) Interessantes Szenario, da hab' ich garnicht dran gedacht, werde ich ausprobieren. (Muss das Gerät aber zuerst wieder ins Studio hieven und aufbauen, ist immer noch im Case von den Gigs.)
Reicht die einfache Amp-Hüllkurve aus, um gesamplete Pads, Streichersounds etc. auf die Erfordernisse des jeweiligen Songs anzupassen?
Ich kann nur für mich sprechen, und ja, für mich reicht es. Vergiss nicht dass man am Ende die Sample-Option immer noch quasi als "Joker" zur Verfügung hat. D.h. alles was die Synthese-Engine nicht hergibt, kann man immerhin samplen wenn man etwas bestimmtes unbedingt braucht. Es hat in der Tat in der mitgelieferten Sample-Library Multisamples von typischen warmen fluffigen Pads, sogar schön breit in Stereo (d.h. man muss nicht mal einen Chorus hierfür investieren), und sie klingen wirklich gut über den ganzen Tastaturumfang. Momentan für dezente warme Pad-Layers mein Favorit -wirklich gut. Es hat auch diverse Multisamples diverser Analogklassiger, viele davon auch mit mitgesampleter Attack-Phase (die lässt sich aber auch genau wie beim NordWave mittels der "Skip Sample Attack"-Funktion in der Osc-Section überspringen wenn man will). So kann man die fehlende ADSR-Struktur der Envelopes recht gut kompensieren.
Irgendwie habe ich bei dem ganzen wieder mal den Eindruck, dass man da sich sehr viel Gedanken gemacht hat, wie man mit möglichst wenig Bedienelementen möglichst viel abdecken kann. Typisch Clavia wieder mal -die verstehen einfach etwas von Synth-Design.
Wie würdest Du den Klang der Synthesizer-Sektion im Vergleich zum Nord Lead (2) beschreiben, sofern man die klassischen VA-Funktionen benutzt (statt Samples und Wavetables) - mal abgesehen davon, dass die Möglichkeiten natürlich begrenzter sind?
Es ist halt schon leider eine lange Zeit her dass ich einen NL2 hatte. Aber wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, würde ich sie als einwenig satter und fleischiger bezeichnen. Sehr nahe oder gar identisch zum Nord Wave, und der klingt im Vergleich zu den Leads im Grundsound (rohe Wellenformen) für mein Empfinden einfach einwenig "dicker". Gerade klassische Analogsounds klingen einwenig satter und haben einwenig weniger "nordische Kühle", auch wenn sie denselben nüchternen druckvollen typischen Clavia-Grundsound haben (den ich pers. sehr mag). Wenn Du den Wave kennst oder mal angespielt hast, kannst Du Dir ein recht gutes Bild machen. Aber eben -das ist meine subjektive Einschätzung.
Nebenbei: Der LFO geht bis 523Hz, und kann neben Osc Shape auch Filter Frequenz modulieren. Damit sind inharmonische FM-Sounds möglich.
Nachtrag: Ich wollte einfach noch erwähnen, dass der Stage2 im Vergleich zum Vorgängermodell in allen Bereichen ein deutlich spürbarer Schritt nach vorne ist punkto Klang. Das Master-Reverb klingt deutlich besser (und hat mehr Modi). Die Orgelsektion ist die komplette Engine der Nord C2-Combo-Orgel inkl. überarbeiteter Leslie, und klingt derart dass ich am liebsten ein paar Orgel-Lektionen nehmen und ein klassisches Jazz-Orgeltrio gründen würde. Die überarbeiteten Amp-Simulationen sind auch viel besser, der vorgeschaltete virtuelle Röhren-Preamp hat viel mehr Gain und lässt sich herrlich in eine wirklich
gut klingende Hi-Gain-Verzerrung fahren. Mein Favorit ist das Fender Twin Reverb Model. Wenn ich da Rhodes drüberspiele bekomme ich wirklich ein Flashback aus der Zeit, als ich in der Tat ein MarkI 88 und einen alten Twin Reverb an Gigs schleifte. Es ist wirklich sehr nah dran. Nur erheblich rückenschonender. :)