Cyborg
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siebenachtel schrieb:dreist war vorgestern, da sind wir schon längst drüber weg.........
.....und täte mich jetzt gar nicht wundern wenn deine von dir beschriebene "band" alles absolventen einer Kunstschule waren......
das ganze hat nen Namen:
menschenverblödung !
Ich erkläre mir das mit einer durchaus menschlichen Schwäche, der Faulheit. Angefangen hatte das irgendwie zu den Zeiten als "Punk" nach Deutschland kam. Damals fiel mir zum ersten Mal überdeutlich auf, wie schnell solche Bewegungen aufgegriffen, zum Trend erklärt und kommerzialisiert werden. Ich kann schlecht schätzen, wie viele "echte Punks" es gab, die gewaltige Mehrheit die sicher irgendwo kurz vor 100% lag, kauften sich ihre Punk-Outfits bei C&A, in den Versandhäusern oder Boutiquen. Die braven Bankangestellten im seriösen "Schwarzen" oder im Boss-Anzug wechselten in der Freizeit ihre Uniform, hängten sich Gucci-Rasierklingen um den Hals und schminkten sich ne Stunde bevor sie dann ein paar Stunden Freizeitpunks waren. Zu der Musik muss ich nichts sagen, sie war vor allem rauh. Die Aufnahmetechnik spielte keine Rolle, Platten wurden nicht mehr nur im Edelstudio aufgenommen sondern auch schon mal mit einem Diktiergerät. Auch schräge Töne und sonstige musikalische Patzer gehörten quasi dazu. Damals griffen plötzlich viele zu Instrumenten und fingen an Musik zu machen sobald sie 2 bis 3 Akkorde ungefähr(!) beherrschten. Was ich da an Leuten erlebt habe, auf Bühnen und im Laden.... das hatte schon was. Fürs (Instrumenten)Geschäft war es nicht sonderlich gut weil es zunächst "peinlich" war, mit gutem Equipment aufzutreten, es wurde also Schrott benutzt, nur laut musste es sein und "rotten" musste es aussehen. Ein Bekannter (einer den ich zu den echten Punks zähle) hatte damals ein ziemlich neues Auto geerbt und war froh darüber weil seines kaputt war. Selbst er (sehr selbstbewusst) hatte Sorge, dass er sein Image mit der Karre beschädigen würde und kippte dann ein paar Dosen Wandfarbe über den Wagen.. So ging das dann. Auf jeden Fall war, was die Musik anging "üben" schon damals eher verpönt, immerhin machte man Texte.
Nach und nach machte sich Elektronik breit. Roland hatte damals schon sehr früh erkannt, dass ein wichtiger Teil der zukünftigen Kundschaft nicht auf Bühnen stehen würde sondern die Gerätschaften ins Wohnzimmer stellen würden. Dementsprechend wurde auch beworben (hatte diesbezüglich einige Gespräche mit dem damaligen Sales-Manager von Roland Deutschland) Ganz so schnell ging es aber nicht, die Kundschaft die Synthesizer kaufte teilte sich zunächst in 2 Lager. Die einen benutzten Synthesizer um den Sound aufzumotzen oder aktuelle Hits besser nachspielen zu können, es gab aber auch eine große Zahl von Leuten die wirklich Spaß an der Klangsynthese hatten. Letzten kam es zu Gute, dass damals kein Monat ohne gleich mehrere Neuerscheinungen verging. Aufbruchstimmung. Langsam griff dann die Geschichte mit den "Wohnzimmergeräten", einen richtigen Schub gab es als Polyphone Synthesizer auch für unter 2000DM zu haben waren und vor allem als es nichtflüchtige Speicher gab. Ganz schnell gab es Kunden die großen Wert auf "unkaputtbare" Presets legten und tatsächlich wurde beim Vergleich der Geräte auch beachtet, dass sie möglichst schon DEMOSONGS (unkaputtbar und möglichst viele) boten. Das unterstützte das Geschäft mit den Personal Keyboards, die Klangerzeugung wurde nebensächlich. So stellte man sich die Geräte ins Wohnzimmer und führte sie jedem vor, der zu Besuch kam. Natürlich kam dann immer die Aufforderung "lass doch mal was hören" Das war dann der Punkt an dem der Hausherr anfing das Gerät zu erklären dass er selbst nicht wirklich kannte. Weil es so "unendliche" Möglichkeiten gibt, wurde nichts konkretes vorgeführt sondern mehr oder weniger direkt kam man zu den Demosongs. Davon wurden dann 1 oder 2 abgespielt und dann setzte man sich an den Kaffeetisch oder startete die Diaschau vom letzten Urlaub.
Solche Schilderungen hörte ich nicht selten von leuten die bei uns Synthesizerkurse belegten, es wurde einigen zu dumm, dass da eine Kiste rumstand die sie nicht wirklich bedienen konnten.

Mit dem Einzug von "Techno" wurde die Musik immer simpler. Wiedererkennbare Melodien wurden selten, Rhythmus wurde gegen stupiden Beat ausgetauscht und aus Klang wurde mehr und mehr getakteter Bumms. Die wenigen Melodiebögen oder einfachen Akkordfolgen bekanntgewordener Stücke wurden (werden) tausendfach kopiert, schließlich wurde das alles immer uniformer. Das geht soweit, das "Tracks" (von Musikstücken, Liedern usw spricht keiner mehr) kritisiert werden weil nicht der "richtige Bass" verwendet oder die Rate der Beats pro Minute "falsch" ist. Fast-Musik für eine Fast-Food und Ex und Hopp Gesellschaft.
Alles wird schnelllebiger und vor allem ist eines die oberste Maxime: Keine Mühe machen, sobald es schwierig wird, weg damit es muss was neues her. Diese Haltung findet man dann auch in den Beziehungen der Menschen wieder. Bloß keine Bindungen eingehen, keine Mühe machen wenn es mal Probleme gibt, Ex und Hopp.
In großen Teilen der Elektronik_Szene hört man heute nur noch "experimentelles" und die Erklärungen dazu sind aufwändiger als das meist eher zufällige Geräuschchaos das fast immer irgendwie von einem Sequencer oder Computer getaktet wird. Meistens sind die Erklärungen auch spannender als die "Musik" Nachdem man sich dann von Akkorden und Melodien ganz verabschiedet hat, folgt der nächste Schritt: Klänge.
Da wird derweil oft auch ziemlich zufällig an irgendwelchen Parametern herumgeschraubt weil: bei den gerne verwendeten Software-Synths ist die Bedienung umständlich. Effektgeräte/Plugins werden wichtiger als die Klangerzeuger selbst und wenn man auch das udn auch die Aufnahmetechnik nicht beherrscht oder das alles viel zu anstrengend ist, macht man eben "Noize" (oder so)
Kurzum, man kann (IMO) garnicht so schlecht und uninspiriert sein, als das es dafür keine Schublade gäbe in die man sich legen kann.
Diese "Improvisation" da gestern im Webradio war eine Frechheit, nichts weiter. Wo Leute so völlig gefühllos nebeneinander her Krach machen...... Mir schien als hätten die nicht mal die gleichen Drogen genommen
(Ich bin selbst kein großartiger Musiker und schon gar kein "Keyboarder" aber habe einen bestimmten Anspruch an mich selbst. Mein Problem: Ich habe eine Schamgrenze und würde nicht jeden klanglichen Dünnschiss als Kunst anbieten)