Mal ein paar kleine Anmerkungen Elektronikschrott Verordnung:
1.) Ein Synthesizer landet in der gleichen Kategorie wie ein HIFI Gerät. Egal ob Billigheimer DVD Nudler oder Synthesizer - es wird von einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von glaub ich 2 Jahren ausgegangen. Es wird davon ausgegangen, dass die Geräte also im Schnitt nach zwei Jahren auf dem Müll landen. Folglich müssen wir für jedes verkaufte Gerät Geld insolvenzsicher eine Entsorgungsabgabe anlegen, damit für die entstehenden Entsorgungskosten aufgekommen werden kann, selbst wenn die Firma schon erloschen ist.
Dabei ist es bei der bisherigen Regelung völlig unerheblich, dass Instrumente wie zum Beispiel ein Minimoog aus 1971 vermutlich nie auf dem Schrott landen werden - ein Aldi DVD Spieler aber bereits nach einem Jahr und ein Mc Donalds Elektronik-Gimmick wahrscheinlich nach drei Wochen.
2.) Jedes neue Gerät muss zunächst angemeldet werden. Die Anmeldung kostet unabhängig von der zu erwartenden Auflage immer den gleichen Betrag - ich bezahle also für den Spectralis genauso viel Geld bei der Anmeldung wie Sony, die einen neuen Diskman auf den Markt schmeissen.
3.) Zunächst war geplant, dass jedes Jahr eine Meldung der in Verkehr gebrachten Geräte erfolgen soll. Mittlerweile muss diese Meldung monatlich erfolgen. Ein zusätzlicher bürokratischer Mehraufwand, der kleinen Firmen natürlich prozentual mehr abverlangt, als grossen Firmen.
4.) Bei Nichbeachtung/ Erfüllung werden auf der einen Seite hohe Strafen angekündigt - auf der anderen Seite muss man sicherlich ein Genius sein, um die Vorschriften und Regeln ansatzweise zu verstehen, die auf der EAR Stiftungsseite verbreitet werden.
Meiner Meinung nach wäre es wesentlich ehrlicher, wenn man den florierenden Markt mit den billigen Elektronikschrott Exporten in die dritte Welt unterbinden würde, diese Wegschmeiss Elektronik Kacke a la Mc Donalds unterbinden würde und die Warengruppen in die tatsächlichen Nutzungsdauern unterteilen würde. Wer schmeisst den Synthesizer bitte in den Müll? Warum zahlt Sony für die Anmeldung eines Gerätes genausoviel wie Colin Fraser??
Aber es kommt noch eine ganz andere Frage auf. Erzeugt die ROHS Verordnung vielleicht sogar mehr Elektronikschrott? Das hört sich zunächst verwegen an. Aber vergleicht man die rein mechanische Qualität der Lötverbindungen bei bleifreien Verbindungen mit den bleihaltigen, fragt man sich schon, ob das jemand ernst meinen kann. Aber vielleicht geht es ja auch nur um die Erhöhung von Umsätzen. Interessant in dem Zusammenhang ist nämlich schon, dass es Sonderregeln für Militär und Medezintechnik gibt. Militär und Medizintechnik darf nach wie vor verbleit gelötet werden. Ist ja klar - die brauchen ja sichere Verbindungen. Wir Verbraucher sollen ja eher viel Konsum erzeugen, damit das ganze System auch weiterhin funktioniert.
Und noch ein ganz anderer Gedanke scheint mir angebracht. Welche Stoffe sind verboten - und welche ebenso giftigen Zusatzstoffe werden nun als Ersatz eingesetzt? Es ist ja nun mal nicht so, dass man sich dann als Industrieunternehmen darum kümmert, bei der Erfordernis eines Ersatzmaterials ein Umweltgutachten für jeden der möglichen Ersatzstoffe zu erstellen, sondern verwendet wird, was erlaubt ist bzw. in der Verordnung nicht drin steht. Hauptsache, man kann das Teil weiterhin billig produzieren.
Plastik hat beim Elektronikschrott übrigens Vorteile gegenüber einem Metallgehäuse - es ist nämlich leichter und verringert so die Recyclingkosten, die man als Hersteller abdrücken muss. Das Gewicht des Spectralis entscheidet also über die Höhe der Entsorgungskosten - nicht aber die wesentlich höhere Recyclingquote. Die wird erst irgendwann in der Zukunft mit herangezogen. Deswegen sind die heutigen Elektronikgeräte auch meist so schön leicht