Stress (körperlich/geistig) in der Musikproduktion? Wie geht ihr damit um?

GeoTeknique

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Hallo in die Runde,

Ich eröffne mal ein Thema, dass vielleicht nicht so alltäglich auf dem Schirm eines (Hobby)Musikers ist. Es geht um Stress, körperlicher oder geistiger Art beim musikalischen Schaffensprozess, während, davor und danach.

Vor einem 3/4 Jahr hab ich mir mit der Produktion von elektronischer Musik ein neues Hobby gesucht und kann mich da als Mensch und Wesen voll und ganz austoben und meine Gefühle und Ideen auch nach außen tragen, was ich vorher nicht konnte. Unabhängig der persönlichen Sinnhaftigkeit der Musikproduktion hatte ich mich auch dafür entschieden, da ich annahm, das das ein recht stress-freies Hobby ist. Danach habe ich gesucht und meinem vorherigen Hobby, der Angelei, immer mehr den Rücken gekehrt, weil ich da gemerkt habe, das mich die Angelei unter Stress setzt. Im Studium hab ich ab 1 Dutzend Stress-bedingten Krankenhausaufenthalten (Magenprobleme) aufgehört zu zählen. Meine Akte im Krankenhaus ist richtig dick, aber eigentlich habe ich nichts. Außer vllt. mentalen Stress.

Es führte soweit, dass fast das Studium daran gescheitert wär. Nun stehe ich kurz vor erfoglreichem Abschluss und stürzte mich in die musikalische Welt und merke wieder, dass ich körperlich darauf reagiere - im negativen Sinne. Essstörungen, Schlafstörungen, Vernachlässiguung sozialer Kontakte sind die wichtigsten Stichworte. Vor allem die Essstörungenmachen mir zu schaffen, was vllt einigen auch in dem ein oder anderen Video schon aufgefallen ist. Die Schaffung des letzten Tracks (hier noch nicht veröffentlicht) überforderte mich körperlich ein wenig, was bis heute nachwirkt. Und auch wo ich diesen Text schreibe reagiere ich körperlich mit Stresssymptomen. Die Körpertemtperratur sinkt und die Schweißproduktion steigt.

Nun mal die Frage sind euch solche Geschichten bekannt und was kann man da am besten gegen machen?

Vielen Dank für eure Zeit.
 
Ab wann ist es denn stressig, vorher, beim Anfangen, beim Jammen, beim Ausarbeiten/Arrangieren?
Ich bin auch in einigen dieser Phasen mal hier und da unter Druck, aber Magenprobleme werden da nicht draus. Eher ein dicker Kopf.

Ansonsten, Hopfen beruhigt die Nerven :party:
 
Also Magenprobleme bereitet mir die Musikproduktion nicht. Viel mehr schlaflose Nächte und eben die besagten Essstörungen als Resultat von Appetitlosigkeit trotz Hunger. Das führt dann zu körperlichem Stress. Im Moment des Schaffens ist es garnicht so schlimm. Die unangenehmste Phase ist die nach Fertigstellung.

Alkohol nehme ich nur zu medizinischen Zwecken zu mir ;-) Nein im Ernst, ich bin strikter Anti-Alki seit meiner Jugendzeit.
 
Wie heißt es so schön: „Die Senkung der Ansprüche an sich selbst und an andere ist ser erste Weg aus der Depression“. Passt hier ggf. auch - man muss mit den eigenen Tracks nicht die Welt retten... Wenn es mal nicht fliesst - Geräte ausschalten und was anderes machen. Mit der Brechstange wird das nichts. Etwas weniger Leistungsdruck, bitte... ;-)
 
Mich stresst ungemein das sich Verzetteln bei der Musik. Hier ein track, da ein neuer, nix wird so richtig fertig, schon hat man wieder ne neue Idee.

Gerade habe ich festgestellt, dass ich eine vor anderthalb Wochen woanders aufgenommene Vocalspur schlicht und einfach verschlampt habe.
War zwar nur als Demo-Vocal gedacht, aber is mal wieder so ein richtig schöner Abfuck, der mich für heute Abend frustriert auf der Couch enden ließ.
 
Der wahrgenommene Leistungsdruck ist irgenwo ja auch eine Folge der persönlichen Erlebnisse und Wahrnehmungen.
Also rein objektiv hab ich keinerlei Grund für Stress. Ich bin frei wie ich freier kaum sein könnte. Meine persönlichen musikalischen Ansprüche hab ich für mich selbst noch garnicht definiert, ich tobe mich hier immernoch mit der Technik als Solche aus. Hab also kein Zwang irgendwas machen zu müssen oder so.
Aber es ist schon richtig, dass ich in manchen Punkten etwas perfektionistisch bin und wenn mir was nicht gelingt ich dann auch nicht locker lasse, bis ich es gebacken bekomme. Sonst wär ich nie durch's Studium gekommen.

Technisch kann ich derzeit noch nicht alles umsetzen was ich im Kopf hab. Aber das ist bestimmt auch nicht der Grund für den Stress. Die Ursache lässt sich aber durchaus benennen: Ich geriet im Rahmen dess Studiums an einen Dozenten in einem Nebenfach (Mathe) der fast alls durchfallen lies, über Jahre, so auch mich. Bis dann der Dekan und der Prüfungsausschuss 5 Jahre später dann die Reißleine gezogen haben und eine geschriebene Klausur (200 Leute, 180 davon durchgefallen) komplett annuliert wurde + ein neuer Dozent. Dann war der gordische Knoten geplatzt, aber der Schaden auf meiner Seite unumkehrbar. Und das zieht sich jetzt über verschiedene Lebensbereiche durch. Die Erfahrung zeigt, dass recht viele Studenten derartige Stress-Symptome haben, vllt. nicht in der extremen Form wie bei mir, aber vom Grundsatz her kommen viele mit dem Druck nicht klar und versagen, obwohl sie geistig sehr wohl im Stande wären dem Leistungsdruck gerecht zu werden. ich selbst werde evtl. mit einer 2,0 abschließen, was zu Beginn des Studiums mir quasi utopisch erschien. Aber wnen man mir den Raum zur Entfaltung meiner Stärlken gibt, kann ich den auch ausfüllen und kranke nicht an einer geistigen Überforderung.
 
Das leere Gefühl, nachdem ich manchmal 6-8 Stunden einen Track zu Ende gebracht habe, also nach der Endphase kenne ich sehr gut. Da bin ich einfach nur noch matt.
Ich kann das dann aber ganz gut ablegen, weil ich aus Erfahrung weiß, daß ich mich die nächsten Tage über das Resultat freuen werde. Ich schließe das auch immer mit einem Upload auf Soundcloud ab.
Was machst du mit einem fertigen Stück?
 
Stress? So lange ich Musik machen kann die mir gefällt, mich an kein Raster halten muss - eher nicht. Aktuell arbeite ich mich in 'ne neue DAW ein, versuche meinen Workflow wieder zu finden. Setze mich immer mal wieder an 'nen kleinen Track, sobald ich Zeit finde, teste aus welche Funktionen ich brauch' um später aufwendigere Sachen umsetzen zu können.
 
Normalerweise verfahre ich wie gewohnt, und lade es bei Soundcloud und Youtube als Produktionsvideo hoch. In diesem Fall wollt ich mir aber noch etwas Zeit damit lassen. Eigentlich ist es ja schon hochgeladen, nur nicht verlinkt. Aber das soll auch nicht das Thema sein.

Die Frage ich ich mir stelle: stehe ich damit hier grundsätzlich alleine dar? Und vor allem, was kann helfen ein deratiges Stressempfinden zu dämpfen? Ich hatte mit meinm Dozenten mal ein ausführliches Stress-Gespräch in der er mir erzählte, das wenn er Stress hat, er sich ans Klavir setzt. Und ich muss sagen, wenn ich am Synthesizer sitze ich ein Großteil der Probleme und Zwänge einfach vergesse und die Stunden nur so wegrennen. Also ganz Unrecht hat er wohl nicht.
 
Ja, Angeln kann richtig stessig sein, besonders wenn ich Herbst dann dutzende Leute an der Stelle einfinden, wo man das ganze JHahr schon über angelt und es dann räumliche Platzprobleme gibt, die dann im Extremfall auch mal körperlich ausgetragen werden. Da geht es ziemlich rauh zu. :) Hätte ich vorher auch nicht gedacht.
 
Naja, es sind beides Hobbies, bei denen man sich nicht viel bewegt. Da könnte der Hund begraben liegen..
 
Musikmachen ist für mich die reine Flucht aus der Realität in der ich das erlebte oder erdachte in Musik umsetze.
Das geniale am Musikmachen ist, daß niemand einem sagen kann wie man das zu tun hat. Es ist Künstlerische Freiheit die man
da genießt wenn man es als Hobby tut und keine Autragsarbeiten erledigt. Ein Tip von mir als : eine EP oder ein Album niemals
vorher ankündigen bevor alles unter Dach und Fach ist. So etwas kann zu Stresssituationen führen wenn man dann nicht zu Potte kommt.
 
Der wahrgenommene Leistungsdruck ist irgenwo ja auch eine Folge der persönlichen Erlebnisse und Wahrnehmungen.

Also völlig ironifrei: Wenn dich Stressymptome so belasten, dass selbst eine Freizeittätigkeit davon beeinträchtigt wird, würde ich mir mal Gedanken über therapeutische Unterstützung machen. Essstörungen und Schlafstörungen wegen des Musikmachens: Das kanns ja auch nicht sein.
 
Da geht es ziemlich rauh zu.

Uiuiui, da wird wohl auch der eine oder andere mal unauffällig zu Fischfutter verarbeitet.:) Ne ,Spaß beiseite, ich hätte auch nie gedacht daß Angeln
streßig ist. Ich kenne jemanden der aus Polen kommt und dort alleine an einsamen Seen angelt und nächtigt. Er meint daß es nichts entspannenderes gibt.
Deshalb war ich eben total überrascht, als du schriebst daß angeln stressig sei.
Ich weiß ja nicht an was für überfüllten Seen du angelst, aber da würde ich mir an deiner Stelle andere Plätze suchen oder ein anderes Hobby...
 
Naja, da sind dann aber keine Fische :) Die haben jahreszeitliche Wanderungen wie die Vögel und treffen sich anbestimmten Orten zu bestimmten Zeiten ein. Klar - an einem schönen ruhigen See in einer lauen Sommernacht Aale zu angeln - es gibt kaum was Entspannteres. Aber es gibt eben auch die andere Seite des Hobbys. Und wie es aussieht gibt es auch in der Musikproduktion mehrere Seiten, die ich so im Vorfeld nicht auf dem Schirm hatte.
 
Also völlig ironifrei: Wenn dich Stressymptome so belasten, dass selbst eine Freizeittätigkeit davon beeinträchtigt wird, würde ich mir mal Gedanken über therapeutische Unterstützung machen. Essstörungen und Schlafstörungen wegen des Musikmachens: Das kanns ja auch nicht sein.
Dem kann ich mich nur voll und ganz anschließen. So hart das jetzt ist: Du, @GeoTeknique, hast ein ganz anderes Problem als Dein Hobby - egal ob das Angeln oder Musik ist.
 
Spiegelt aber auch mein unruhiges Wesen wieder. Ich komme nie zur Ruhe.
ich sehe auch eher hier dein Problem, da solltest du vielleicht mal mit deinem Arzt sprechen.
Wenn dich Angeln und Musikmachen schon stressen, was ja doch eher ruhige Freizeitbeschäftigungen sind, dann liegt das sicher nicht an dem Hobby an sich.
Habe letztes Jahr nach 50 Jahren das Motorradfahren komplett aufgegeben, weil es mich total stresst.
Der immer dichtere Verkehr und die verstärkt rücksichtslosen Verkehrsteilnehmer, machen ein entspanntes Cruisen unmöglich, die haben alle keine Zeit mehr.
 
Musik als reines Hobby kann über den Frust sein Ziel nicht (oder sehr mühsam/langatmig) zu erreichen in Stress münden. Das wird vielleicht noch verstärkt wenn man überlegt wieviel Geld man in das Hobby steckt und was das Ergebnis ist. Jenachdem welche zeitlichen Ressourcen man dafür aufbringen kann/möchte, sollte man sich als Hilfe realistische Ziele setzen. Vermutlich kommen viele mal an diesen Punkt.
 
Vlt sind nicht Angeln oder Musikmachen die Stressfaktoren, sondern dein Stresskontingent ist durch andere Dinge schon gefüllt?

Wenn hier keine krankhafte Störung vorliegt, schau doch mal was dich so im Alltag stresst
und wie du das abschalten oder gegenwirken kannst.

Mich beispielsweise stresst im allgemeinen die Informationsflut und wohl ein Hang dazu
davon abhängig zu werden... So Sachen wie Aktualisierung klicken oder "Neue Nachrichten" kenn ich nur zu gut :D
Für mich persönlich ist es eine Lösung Internet generell auf dem SMartphone abzuschalten ( oder normales bzw gar kein Handy) und allgemein
deutlich weniger Internetkonsum.

Gibt auch andere Dinge die stressen können oder die Regeneration behindern.
Wie sieht´s mit der Ernährung aus? Sportlicher Ausgleich? Drogen?
 
Was sind denn realistische Ziele?

Muss jeder für sich selbst definieren... Man kann auch Teilziele, Meilensteine überlegen, die man ereichen möchte und auch kann. Lerne einen Synthesizer besser kennen, die Shortcuts der DAW, bastel sinnvolle Vorlagen mit Routings um Zeit zu sparen, experimentieren mit FX-Einstellungen, lerne besser das Tasten-Spielen....

Ohne Druck, aber mit etwas was man sich konkret vornimmt verhindert man eine Ziellosigkeit, die auch wieder zu Frust führen kann.
 
Essstörungen, Schlafstörungen, Vernachlässiguung sozialer Kontakte
Vielleicht würde Dich auch ein gelegentliches, unverkrampftes Musizieren und Jammen mit Gleichgesinnten
etwas entspannen.
wenn ich am Synthesizer sitze ich ein Großteil der Probleme und Zwänge einfach vergesse
Das Erlebnis über das Ergebnis zu stellen kann sehr befreiend sein.


Wichtig wäre, herauszufinden, was genau Dich stresst und diese
Stressauslöser zu minimieren oder zu meiden.
Wenn Du aber denkst, dass die Ursache des Stress`
nicht in der auslösenden Tätigkeit liegt,
empfehle ich Dir, einen fachkundigen Arzt zu befragen.
 
Naja, da sind dann aber keine Fische :) Die haben jahreszeitliche Wanderungen wie die Vögel und treffen sich anbestimmten Orten zu bestimmten Zeiten ein. Klar - an einem schönen ruhigen See in einer lauen Sommernacht Aale zu angeln - es gibt kaum was Entspannteres. Aber es gibt eben auch die andere Seite des Hobbys. Und wie es aussieht gibt es auch in der Musikproduktion mehrere Seiten, die ich so im Vorfeld nicht auf dem Schirm hatte.
wenn du das als Hobby machst, dann musst du erstmal nichts -nichts fertigbekommen, nichts besonders gut machen, usw., eigentlich kannst du da ganz entspannt für dich herumspielen.
Aber vielleicht machst du dir selber einfach zu viel Druck oder schleppst das vom Job mit und kommst einfach nicht zur Ruhe.
Manche haben schon leichten Burn Out und merken es nicht. Kannst ja mal hier ne Stunde Gongs und Klangschalen spielen, danach bist du sowas von entspannt ...
 
Mein primäres Ziel im musikalischen Sinne ist es Musik zu basteln, die mir gefällt, wohin die Reise da geht, kann ich überhaupt noch nicht absehen auch weil ich nicht weiß wieviel Zeit ich demnächst noch in das Hobby investieren kann.
Das unruhige Wesen, das habe ich seit dem Kindesalter - auch in Kombination mit den Essstörungen. Also das ist irgendwo auch eine Veranlagung und gabs schon lange vor den Stressmomenten die sich erst im Studium ergeben haben. Ebenso ist mir klar, dass ich schon von Hörerseite einen Musikgeschmack habe, der nicht viele in meinem Umfeld anspricht. Von daher wäre es für mich nicht so dramatisch, wenn ich nicht den Geschmack der Anderen treffe.


Vielleicht würde Dich auch ein gelegentliches, unverkrampftes Musizieren und Jammen mit Gleichgesinnten
etwas entspannen.
Den ersten Schritt habe ich getan, leider hat mir Corona da einen strich durch die Rechnung gemacht. Aber der Ansatz kann denke ich auf jeden Fall helfen.

Stress im Job - derzeit sitze ich zu Hause und warte auf meinen Verteidigungstermin. Sogesehen ist derzeit eine für mich eigentlich eher Stressfreie Zeit. Das Studium ist ja quasi durch.
 


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