Tangerine Dream vs Klaus Schulze

Wer hat die stärkste Diskografie?

  • Tangerine Dream

  • Klaus Schulze

  • unentschieden


Die Ergebnisse sind erst nach der Abstimmung sichtbar.
KS und TD hatten gute und schlechte Zeiten. Nach meinem Geschmack sogar eine Zeit lang gleichzeitig:
So mag ich bei KS vor allen Dingen seine 1975-1979er Werke und auch bei TD 1975-1979 (aber ohne "Stratosphere" und "Cyclon") und dann bei KS Trancefer und Audentity und bei TD die Tangram bis White Eagle.

Die neueren Alben von KS sind wieder besser geworden. Aber mit TD ist es für mich seit dem Weggang von Johannes Schmölling nur bergab gegangen.

Aber ihre Musik ist für mich nicht ähnlich oder gar wirklich gegeneinander vergleichbar. Ich mag die Stimmungen die KS auch in seinen abstrakteren Stücken oder Passagen hinbekommt. So was wie "Velvet Voyager" (1. Track von "Mirage") ist super. Hingegen hat TD so gute kraftvolle, treibende Sequenzen und auch manchmal wirklich gute passende E-Gitarren in den von mir am meisten gehörten Stücken. Auf meinem guten alten iPod classic 160 GB im Schlafzimmer liegt übrigens KS bei den Anzahl der Wiedergaben ganz klar vorne: "Nowhere - No Here" stehet bei über 800 (seit Mai 2008). TD schafft es mit "Coldwater Canyon" nur knapp über 80. Also nach Anzahl der Wiedergaben siegt bei mir KS haushoch. Aber das war vor 35 Jahren noch umgekehrt.
 
Tja... Also...

Das erste Stück, das ich von KS gehört habe, war Bayreuth Return von Timewind. Ich gleich in den Plattenladen (die älteren unter uns wissen noch, was das ist - für die jüngeren: das war damals so eine Art Offline-Streaming-Portal :opa:) und was von dem geholt - das war Mirage. Für mich bis heute ein Meisterwerk. Dann Timewind, Picture Music (auch sehr gut - war übrigens die Hintergrundmusik zu Horst Sterns "Bemerkungen über die Spinne"). X habe ich lange nicht mehr gehört, müsste ich mal wieder tun - vielleicht ist sie besser, als ich sie in Erinnerung habe. Dune & Trancefer waren nicht so mein Ding. Nach langer Zeit dann Kontinuum - die hat schon was. The Dark Side of the Moog hat fantastische Stellen, ist mir insgesamt aber zu durchwachsen.

Gleichzeitig TD kennen gelernt: zuerst wohl Ricochet, dann Phaedra, Rubycon, Encore etc. - das war alles revolutionär. Zeit/Atem waren nie mein Ding, vielleicht käme ich heute besser damit klar. Cyclone durchwachsen (der Gesang ist so unnötig wie ein Kropf) Force Majeur gefiel mir schon nicht mehr, bei Tangram hab ich aufgehört. Hab sie dann letztes Jahr auf dem WGT gesehen - und war begeistert! Das war mein zweites Mal, das erste Mal war 1978. Also 40 Jahre früher. Mal sehen, ob ich 2060 wieder hingehe ;-)

Nein, einen davon favorisieren kann ich nicht.
 
Darf ich die "Schulze-Schickert Session" in meine persönliche Wertung mit einbeziehen, oder fällt die weg, weil erst vor einigen Jahren veröffentlicht?
 
ApfelBirne_teaser.jpg

sehe ich genau so. Beatles oder Stones?
 
X habe ich lange nicht mehr gehört, müsste ich mal wieder tun
Also, wenn man mich fragt (tut eh keiner :mrgreen:), dann lohnt das nicht. Mochte die X überhaupt nicht.
Eigentlich sowieso nur Timewind und Mirage, ansonsten hat mich Schulze meistens schnell gelangweilt.

TD wiederum gehört zu meinen Favoriten, allerdings auch "nur" von Phaedra bis White Eagle. Die Alben finde ich alle gut, mit Ausnahme der Cyclone.
Hyperborea und Le Parc fand/finde ich nicht gut, und danach ohgottohgottohgott.
Quantum Gate war die erste die sich wieder nicht schlecht anhörte, aber das ist eine ganz andere Geschichte.
 
Also, wenn man mich fragt (tut eh keiner :mrgreen:), dann lohnt das nicht. Mochte die X überhaupt nicht.

Ich befürchte das ja auch. Ich glaube nämlich, mit der ging es los, dass ich KS nicht mehr so recht mochte (na ja, Body Love war auch schon nicht sooo der Brüller für mich). Allerdings hab ich die X nur als Vinyl, und ob der alte Holzmichel... Plattenspieler es überhaupt noch tut?

La vie électronique Vol. 15 mit den Cellostücken ist übrigens noch sehr schön. Und wie ich grade sehe, habe ich auch Moodawn auf CD, die hab ich mir ja wohl nicht ohne Grund nochmal als CD geholt! Offenbar nur länger nicht mehr gehört.

TD wiederum gehört zu meinen Favoriten, allerdings auch "nur" von Phaedra bis White Eagle. Die Alben finde ich alle gut, mit Ausnahme der Cyclone.

Bei Cyclone mag ich den härteren Sound (ein leichter Einfluss der Punk-Ära?) recht gerne, nur der Gesang ist unsäglich. Aber ich glaube, Edgar hat das Experiment auch bereut.
 
Mit Punk hatte TD nichts am Hut und die einzige Gemeinschaftlichkeit zwischen TD und den Sex Pistols war das gemeinschaftliche Label Virgin. Cyclone ist gar nicht so viel anders als die vorherigen Alben, nur das Jolliffe unbedingt singen wollte und seine Stimme nicht wirklich die Schönste ist.
 
Mit Punk hatte TD nichts am Hut und die einzige Gemeinschaftlichkeit zwischen TD und den Sex Pistols war das gemeinschaftliche Label Virgin. Cyclone ist gar nicht so viel anders als die vorherigen Alben, nur das Jolliffe unbedingt singen wollte und seine Stimme nicht wirklich die Schönste ist.

:) Der nächste kommt jetzt wegen des Gesangs mit Hans Hartz-Einflüßen ;-)
 
Gesang ist auch in Schulzes Frühzeit ein "interessantes" Thema: Da gab es neben dem hinlänglich bekannten Arthur Brown und dem nicht ganz so bekannten Michael Garvens ("Angry Young Boys", ab 3:14, von der 1984er "Megatone" unter Schulzes Pseudonym "Richard Wahnfried") noch den österreichischen Maler Ernst Fuchs, der auf der "Aphrica" (1984) von Schulze & Bloss so Einiges zum Besten gibt. Des Verlegers Meinung über dies letztere Album findet sich hier.
 
Mit Punk hatte TD nichts am Hut

Das ist mir auch klar - mir ist nur aufgefallen, das die Cyclone den für mich härtesten Sound hat. Auch ohne den Gesang. Immerhin wurden da auch "echte" Drums eingesetzt, das gab es in den Jahren davor ja wohl eher nicht.
 
Echte Drums bei TD vor "Cyclone" wurden z.B. auf "Electronic Meditation", "Alpha Centauri", "Atem", "Green Desert" und "Ricochet" eingesetzt.
 
Echte Drums bei TD vor "Cyclone" wurden z.B. auf "Electronic Meditation", "Alpha Centauri", "Atem", "Green Desert" und "Ricochet" eingesetzt.

Weshalb ich ja sagte "eher nicht" - ich bezog mich dabei (ohne es explizit zu sagen) auf die direkten Vorgänger Phaedra/Rubycon/Encore (das mit Ricochet war mir tatsächlich nicht klar - Dank für den Hinweis). "Fly and collision of Comas Sola" ist ohne Drums schwer vorzustellen.
 
Da bin ich schon eher auf der ignoranten Seite angesiedelt, oder um es etwas positiver darzustellen, ein Purist. Ich brauch eher keine Gitarre, Gesang und/oder Real Drums in der elektronischen Musik wie ich sie verstehe.
Aus dem Grund hatte ich auch einen holprigen Zugang zu Schulze. Als ich in der Blüte meines JMJ-Fandoms war und jede CD kaufte (Teenie-Zeit), meinte mal einer zu mir, wenn mir elektronische Musik gefalle dann würde mir KS auch gefallen. Habe mir dann in einem der damals noch spärlich gesäten Mediamärkte die DigIt gekauft. Schon beim Hören auf der Heimfahrt gedacht, mäh... Das war mir größtenteils zu konkret. Das hatte nichts von dem spacigen Oxygen oder Equinox. Und mit der Poland-Kassette von TD konnte das auch nicht mithalten.
Die 70er von Schulze hab ich dann erst im letzten Jahrzehnt entdeckt. Und das find ich insgesamt einfach ansprechender als TD.
 
Da bin ich schon eher auf der ignoranten Seite angesiedelt, oder um es etwas positiver darzustellen, ein Purist. Ich brauch eher keine Gitarre, Gesang und/oder Real Drums in der elektronischen Musik wie ich sie verstehe.
Aus dem Grund hatte ich auch einen holprigen Zugang zu Schulze. Als ich in der Blüte meines JMJ-Fandoms war und jede CD kaufte (Teenie-Zeit), meinte mal einer zu mir, wenn mir elektronische Musik gefalle dann würde mir KS auch gefallen. Habe mir dann in einem der damals noch spärlich gesäten Mediamärkte die DigIt gekauft. Schon beim Hören auf der Heimfahrt gedacht, mäh... Das war mir größtenteils zu konkret. Das hatte nichts von dem spacigen Oxygen oder Equinox. Und mit der Poland-Kassette von TD konnte das auch nicht mithalten.
Die 70er von Schulze hab ich dann erst im letzten Jahrzehnt entdeckt. Und das find ich insgesamt einfach ansprechender als TD.

Jarre finde ich nur in kleine Mengen gut, da er gerne zu leicht-käse Melodien tendiert, oder wenn nicht käse dann poppiger...leichter im gewicht...happy vibes (muß man mögen...obwohl ich kenne nur Oxygen & Equinox).

Gleiche Problem hat manchmal Mike Oldfield, deswegen ist mein lieblingswerk von ihm sein Killing Fields Soundtrack, alles andere als pop. Solche Vibes suche ich. Mein top 3 synth-heavy instrumental Albums die 70'er sind ähnlich dunkel, hypnotisch und avant-garde, und für mich deswegen mehr spacey...mehr (sehr!) kosmisch:

1. Musik von Harmonia
2. Rubycon/Phaedra (kann die nicht trennen haha)
3. Cyborg

Hab neulich Tomita entdeckt, er ist etwas näher Jarre was Stimmung angeht, aber ein Tick mehr skurril und schräg, das macht es interessanter. Wendy/Walter Carlos ist ähnlich.

Vangelis ist auch ein Kandidat, er hat bei weitem nicht nur Blade Runner anzubieten, aber wie die anderen ist ebenso ab 80'er mit extra Käse zu genießen. Wobei sein 70'er Mucke hat viel avant-Rock dabei.

Von der Krautrock Szene, der Cosmik Jokers Album ist ganz gut mit räumige kosmische Ambiente neben Gitarre/Drums.

Alles Geschmacksache natürlich :nihao:
 
Jarre finde ich nur in kleine Mengen gut, da er gerne zu leicht-käse Melodien tendiert, oder wenn nicht käse dann poppiger
Gebe dir vollkommen Recht! Wirklich gut fand ich eigentlich immer nur Oxygen und Equinox, und da auch nicht alles. Das ich dem Herren Jahrelang die Treue hielt war wohl ein typisches Suchtverhalten: Mit jeder Neuerscheinung habe ich auf den ersten Oxygene-Kick gehofft. Ich hab dann schlussendlich bei dieser "Images" Compilation gemerkt, dass das nix bringt. Wobei mich da "Moon Machine" wieder positiv überrascht hat und auf der China natürlich "Arpeggiator". Die Erkenntnis hat mich dann auch grundsätzlich vom Fandom befreit. Jarre gehört für mich jetzt schon lange in das Lager gefälliger Synthpop wie TD.

Ich habe unlängst nochmal mein Plattenregal gecheckt: rein quantitativ gewinnt da Schulze! Von TD hab ich nur die Phaedra. Poland hätte ich gerne noch als Vinyl ...
 
Wieder Zwei, die man eigentlich nicht vergleichen kann

wieso wieder? natürlich kann man die vergleichen, die haben viele Ähnlichkeiten:

- instrumentalischer Rock Musik mit viel elektronische/Synth-Elemente, mal experimental, mal pop, mal dazwischen. Mal doch etwas Gesang aber dann von Gäste.
- seit 70'er bis Gegenwart mit unzählige vielseitige Platten tätig
- bei Film Soundtracks auch öfters aktiv gewesen.
- beide Multi-instrumentalisten.

Vangelis vs Freddie Mercury...na die kann man nicht vergleichen :nihao:



Gebe dir vollkommen Recht! Wirklich gut fand ich eigentlich immer nur Oxygen und Equinox, und da auch nicht alles. Das ich dem Herren Jahrelang die Treue hielt war wohl ein typisches Suchtverhalten: Mit jeder Neuerscheinung habe ich auf den ersten Oxygene-Kick gehofft. Ich hab dann schlussendlich bei dieser "Images" Compilation gemerkt, dass das nix bringt. Wobei mich da "Moon Machine" wieder positiv überrascht hat und auf der China natürlich "Arpeggiator". Die Erkenntnis hat mich dann auch grundsätzlich vom Fandom befreit. Jarre gehört für mich jetzt schon lange in das Lager gefälliger Synthpop wie TD.

"vom Fandom befreit" ist schön gesagt. Hatte ich früher mit der Grunge Szene, man fühlte sich treu der ein oder andere Band, bis man irgendwann merkte es gibt gute und nicht-so-gute Songs, egal welche Band.

obwohl...Sonic Youth vs Einstürzende Neubauten...na das wäre auch was :opa:


Ich habe unlängst nochmal mein Plattenregal gecheckt: rein quantitativ gewinnt da Schulze! Von TD hab ich nur die Phaedra. Poland hätte ich gerne noch als Vinyl ...

Wenn dir Phaedra gefällt, muß du unbedingt Rubycon kennen. Das sind Geschwister, wie Dark Side of the Moon/Wish You Were Here.


hmm...Pink Floyd vs ?? glaube da gibt's wirklich kein Vergleich.
 
Wenn dir Phaedra gefällt, muß du unbedingt Rubycon kennen. Das sind Geschwister, wie Dark Side of the Moon/Wish You Were Here.

Seltsam... mit der Dark Side bin ich nie so 100% warm geworden, mit Wish You Were Here schon. Letztere hab ich dann später auch auf CD gekauft (in Vinyl hab ich eh beide), bei der Dark Side war mir das zu schade fürs Geld. Aber bei Geschwistern mag man ja die eine vielleicht auch mehr als den anderen... ;-)
 
Seltsam... mit der Dark Side bin ich nie so 100% warm geworden, mit Wish You Were Here schon. Letztere hab ich dann später auch auf CD gekauft (in Vinyl hab ich eh beide), bei der Dark Side war mir das zu schade fürs Geld. Aber bei Geschwistern mag man ja die eine vielleicht auch mehr als den anderen... ;-)

o-oh das mag wohl stimmen, nur man sagt's nicht laut haha

Bei Wish You Were Here hab ich auch ein eher Minderheitsmeinung: ich finde nämlich Shine On part 2 besser als part 1: viel mehr los: funk, synth und für mein geschmack Gilmour's feinste Solo. Hab die Platte ebenso auf Vinyl, die Synths klingen massiv! Vor allem auf Welcome to the Machine.

Wegen diesen Floyd Album habe ich überhaupt nach 70'er Synthmusik gesucht, zum Glück mit Klaus, TD und andere gut fündig geworden!
 
Bei Klaus Schulze nervt mich immer sein Solo Rumgedudel total, das kann ich nicht ertragen.
Finde die Intros meistens sehr gut, auch die Sequencer usw. aber dann....
Vielleicht auch einfach immer die falschen Platten rausgesucht, die haben mich dann leider eher abgeschreckt in seinem Werk weiterzuforschen.
Von den Platten die ich mir dann doch noch angehört hab, fand ich die Cyborg ganz nett.
 
Haha, hab gerade ‚Sebastian im Traum‘ als Song bei Spotify gesucht und bin auf wirklich abstruses Zeug gestossen...
Aber jetzt hab ich den von KS!

Vielleicht neige ich ja dazu, immer die Platten von Künstlern am besten zu finden, die eigentlich gar nicht deren typische Markenzeichen sind. Meine erste KS war Cyborg und ich fand sie einfach nur abgefahren, damals (mit 14... ^^)
Meine zweite von ihm war seltsamerweise DigIt und die liebe ich heute noch und höre sie mir regelmässig an.
So, wie Oldfields Crisis. Ist ja wahrscheinlich auch nicht SEIN Destillat...

Wahrscheinlich ist zu experimentell auf längere Sicht nicht meins.

Noch jemand hier, der DigIt mag? (Oder ist das jetzt, als hätte ich gesagt, ich finde die Spastelruther Katzen gut?)
 
DigIt ist für mich die Platte, die einen deutlichen Wendepunkt in Schulzes Schaffen darstellt, klanglich wie musikalisch: Die Art von Klangfarben, die er verwendet, paßt ganz und gar nicht zu seinem doch eher hemdsärmelig-unpräzisen Spiel, und die Klarheit der Farben bringt seine kompositorischen wie spielerischen Defizite erschreckend zum Vorschein. DigIt war für mich immer eine an Langweile und Stumpfsinn kaum zu überbietende Platte, und das hat sich seither nicht großartig geändert mit allen darauf folgenden Alben.

Der weiter oben ins Feld geführte Vergleich zwischen Picture Music und Phaedra -- weil beide 1974 erschienen -- zeigt deutlich die musikalische, klangliche und inhaltliche Diskrepanz zwischen Schulze und TD: Während Schulze sich auf ein paar Zufallsmuster aus dem ARP Odyssey und ein wenig Improvisation darüber zufrieden gibt, hier und da ein bißchen orgelt oder den EMS zwitschern läßt, scheinbar völlig willkürlich das Tempo anzieht -- oder krautrockig herumtrommelt --, verpaßt er für mein Empfinden komplett den Zielbahnhof -- und bleibt dabei klanglich wie musikalisch sehr eindimensional. Die Platte ist sehr schnell durchhört (im Sinne von durchschaut) und kann später durch ihre eher hemdsärmeligen Tricksereien nicht mehr wirklich überraschen und ist allenfalls nett, in ihren unnötigen Brüchen eher störend und nicht wirklich befriedigend. Dieses Album zeigt auf erschreckende Weise, wie wenig damals nötig war, um sich als bahnbrechend zu etablieren: Man mußte nicht besonders gut sein, man mußte nur der Erste sein, der sowas machte, das reichte dann schon.

Phaedra hingegen ist eine Platte, die -- gerade im Titelstück -- eine Stimmung erzeugt, die ich immer wieder faszinierend finde: Ich weiß genau, welche Instrumente wie eingesetzt werden, und dennoch verknüpft sich das Ganze in einer Art und Weise, daß ich immer noch nicht durchhört habe, wie die das eigentlich gemacht haben. Hält man dann noch im Hinterkopf, daß das Titelstück im Grunde nur ein Mitschnitt einer Probe und einer VCO-Stimmsession war, dann hat diese Comedy of Errors für mich sehr viel Magie eingefangen. Den anderen Titeln merkt man an, daß TD an einem Scheitelpunkt ihrer Arbeit angekommen waren: Es wird noch mellotronig georgelt wie auf Atem, es wird schon mit Sequenzermustern experimentiert, es gibt noch Stücke, die sich um einen Flötenloop drehen, die Richtung ist noch nicht klar, es ist nur klar, daß nichts mehr so sein wird wie zuvor. Selbiges merkt man Froeses etwa zeitgleich produziertem Album Aqua an.

Fazit 1: Beide Alben sind für mich wichtig, aber TD haben hier für mich eindeutig mehr Substanz am Knochen, die auch noch nach mehr als 45 Jahren immer noch etwas abwirft (und bereits davor hatten sie es ebenfalls, man vergleiche das eher biedere Cyborg mit Zeit oder Atem). Schulze hat für mich erst ab Moondawn und Body Love gut funktioniert -- die Timewind ist toll, weil ich immer noch nicht durchschaut habe, wie er diese Sequenzerarbeit verrichtet hat, aber das Album an sich leidet an einer doch eher lausigen Produktionsqualität und klingt auf Dauer schmerzhaft, weil die Mitten so überpräsent sind, untenrum alles fehlt und obenrum der EMS nervt. Nach der doch ziemlich breitgetretenen Mirage, die sich irgendwann zu Tode klingelt, kommt nur noch das größenwahnsinnige X-Album, das für mich wie ein Vorgriff auf Platten der 1980er im Popsektor klingt, welche alle unter dem Einfluß eines weißen kolumbianischen Pulvers entstanden sind.

Fazit 2: Ich fand Schulze zeitlich eher kacke als TD. Ab der obengenannten DigIt konnte ich mit Schulze nichts mehr anfangen, und Alben wie Inter*Face hört man nicht nur den Mangel an Einfällen, sondern auch Schulzes persönliches Dilemma an -- solche Alben macht man nur im Vollrausch, der jegliche künstlerische Selbstkritik von vorneherein ausschaltet. TD haben -- mit Einschränkungen -- bei mir bis 1984 durchgehalten, aber spätestens nach dem Weggang von Schmoelling und der damit verbundenen deutlichen Veränderungen der klanglichen und kompositorischen Palette, habe ich jegliches Interesse an Froeses Kapelle verloren, weil ich mich musikalisch wie klanglich einfach nur noch verarscht gefühlt habe. Das war weder die Musik, die ich hören wollte, noch die Musik, die ich selbst gerne hätte machen wollen.

Fazit 3: Schulze war für mich 1988 zum ersten Mal bewußt befreiend in seinem Ansatz -- dieses Abfahren und Sich-Gehenlassen kannte ich bis dato nicht als Bestandteil des Musikmachens. Das war sehr punkig in seiner Befreiungswirkung. TD waren da viel steifer und kopfiger -- und mir nicht annähernd so sympathisch wie der Abfahrer Schulze. Die Grenzen dieser Abfahrerei habe ich dann schnell am eigenen Leib erleben müssen und gemerkt, daß es auf Dauer kein musikalisch tragfähiges Konzept ist. Schulze hat das nie gemerkt, und als er dann einen auf ernsthaften Komponisten machte, ging das für ihn gründlich in die Hose, das war doch eine eher peinliche Lachnummer. Vor diesem Hintergrund haben -- vor allem klanglich und atmosphärisch -- TD für mich die längere Nachwirkung, vermutlich, weil dort mehr Substanz vorhanden war und die Chemie der drei Bandmitglieder eben eine ganz eigene Klangfarbensprache mit sich brachte.

Dieser Vergleich ist natürlich unfair dem Einzelkämpfer Schulze gegenüber, aber andererseits haben auch Kollaborationen bei Schulze keine entscheidenden neue Impulse gegeben, egal, ob es Arthur Brown, Rainer Bloss, Michael Shrieve, Steve Jolliffe oder die Technotypen wie Snap oder Namlook waren -- daß Schulzes Hemdchen mittlerweile ziemlich fadenscheinig geworden war, konnten auch die nicht vertuschen. Schulze war da irgendwie ein altes Fred Perry Hemd, das völlig abgetragen war, aber trotzdem immer noch ein Fred Perry Hemd -- da bringt der Name mehr als das Hemd.

Stephen
 
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