Was die Klangerzeugung angeht, ist es mir eigentlich auch egal, ob Hard- oder Software. Für mich hat das in erster Linie mit der (Arbeits-) Spielweise zu tun. Als reiner Hobbymusiker mach ich nur Live generierte Musik. Das auch relativ spontan ohne viel Vorbereitung. Dazu braucht es für mich einige Konstanten in der Bedienung, die blind funktionieren müssen. Daher mag ich sehr gerne mit Hardware arbeiten. Um es kompakt zu halten, entstand so über die Jahre eine Art Groovebox auf 2x104 HE Eurorack Basis im praktischen Koffer. Da sind viele multifunktionale und digitale Module drin, wie ein 8stimmiger OXI Coral oder eine Bitbox Micro und einige schön live tweakbare Effekte. Keystep zur Eingabe, Hermod als Sequenzer. Vieles läuft über Midi. Also nicht gerade der „klassische“ Modulargedanke. Die Möglichkeiten sind dafür schier endlos und dennoch in einem konstanten und nicht völlig beliebigen Rahmen, in dem ich mich verlieren würde. Alles ist in einem ziemich direkten Zugriff und wächst immer mehr mit mir zusammen. Verändern tue ich das System kaum noch, Die Kabel haben in den Jahren weitgehend ihre Verbindung gefunden.
Ergänzt wird das System noch von einer TR6s, die ich neben ihrer Vielseitigkeit auch wegen ihrer direkten Bedienbarkeit im Livebetrieb schätze (alleine die Fader und Step Loop sinds schon wert) und einem iPad mit Audio Interface. Letzteres dient zum Mixing mit Vorhören, Klangoptimierung (EQ, Kompression mit Sidechaining usw.) aber auch bedarfsweise extremer Klangmanipulation oder zusätzlichen virtuellen Instrumenten. Zudem kann man alles gleich noch mehrspurig mitschneiden. All das passt in einen großen Rucksack und kann auch mit einer mobilen Powerstation betrieben werden.
Letztlich habe ich mir vorgenommen, Hardware nur noch zu kaufen, wenn die Klangerzeugung damit einmalig ist und nicht mittels Plugin machbar ist (was aber immer seltener der Fall ist) oder (und das ist der wesentlich häufigere Fall) das Bedienkonzept was hergibt, sei es live gut zu bedienen oder einfach sehr inspirierend ist und zum Experimentieren einlädt. Ich halte das für sehr bereichernd. Am Rechner habe ich das Erlebnis nur bedingt bzw. verliert es sich schnell in Beliebigkeit. Aber das ist ganz persönlich so. Eine Auftragsarbeit oder komplette Songs würde ich wohl auch eher am Rechner machen… alleine schon wegen der Speicherbarkeit. Mach ich aber eben nicht.
Fazit: Hardware für mich wegen der Inspiration und Bedienung, selten nur wegen des Klangs.
Eränzung:
Ach ja, ich habe dennoch über die Jahre eine ordentliche Menge Hardware hier angesammelt. Nur mache ich mittlerweile fast nur auswärts Musik und daher nutzt sie mir nicht mehr so viel. Da stehen ein Andromeda A6, Prophet Rev2, Minifreak, Octatrack, Model Cycles, Moog Werkstatt und Mavis, Dreadbox Typhon, Roland SE-02, SH-4d, S-1, SP 404, OP-1, OP-Z, Blofeld u.a.
Einen Blofeld würde ich mir heute z.B. nicht mehr kaufen, da er live nicht gut bedienbar ist und letztlich digital ersetzbar ist. Selbst ein Moog Model-D ist als iPad Plugin schon so gut, dass es den Preis für Hardware rein für den Klang mir nicht wert wäre (mir, andere sehen das zu recht auch anders). Sammlerwert und ehrfürchtige Verneigung vor der echten Hardware eh mal ausgenommen…
