Wann geben die analogen Synthis den Geist auf ...

Tom

......
Mal eine etwas ketzerisches Frage (Sorge), an die Leute die sich mit Elektrotechnik auskennen:

Kann man abschätzen wann die "alten" analogen Synthis (aus den 70er und 80er) aus technischer Sicht den Geist aufgeben?
Oder etwas präziser, wann ist damit zu rechnen das die Bauteile reihenweise ausfallen,
so dass eine Reperatur nicht mehr möglich bzw. nicht mehr zu bezahlen ist?

Ich könnte mir vorstellen das ein Jupiter 8 oder MKS-80 aus den 80er aufgrund der Komplexität irgendwann nicht mehr reparabel ist.
Dagegen ein Oberheim SEM oder Minimoog (70er) evtl. noch lange oder ewig repariert werden kann, da die Bauteile simpler sind!?

Aber eigentlich interessiert es mich im Allgemeinen wann eine DEADLINE zu erwarten ist!
 
es gibt keine deadline. wenn die teile regelmäßig gewartet werden überleben sie dich. ;-) es gibt fast alle ersatzteile noch irgendwo zu kaufen.
ist wie beim auto. macht man nichts dran, halten sie 8-10 jahre vllt aber kümmert man sich, kann man es ewig fahren.
 
mal gucken, wann der erste den Maya-Kalender ins Spiel bringt.
 
Das kann man nicht genau sagen. Für fast alle Bauteile in 30 Jahre alten Synths ist die erwartete Lebenszeit im Prinzip überschritten. Das gilt insbesondere für mechanische Bauteile. Allerdings ist so eine "erwartete Lebenszeit" nur ein geschätzter Wert, der von einer angenommenen Benutzung ausgeht. Ein gutes Beispiel ist hier das allseits beliebte Re-Cappen. Dies kommt aus der Mischpult-Restaurierungsszene und macht dort sinn, da Profipulte normalerweise nie ausgeschaltet werden, und die Elkos typischerweise wirklich ausgelutscht sind. Synths sind zwar ggf in Jahren gleich alt, haben aber ganz sicher nicht die gleiche Gesamtbetriebszeit. Vermutlich liegt die selbst bei einem professionell genutzten Synth bei etwa einem Zehntel eines durchlaufenden Mischpults.

Für Chips gelten dann noch andere Rahmenbedingung, zB wie der synth gelagert wurde: In der Garage -> Batteriesäuren fressen sich an den Chipbeinchen in den Chip hinein und killen den Chip schon nach ein oder zwei Jahren. Ein bei gleichmäßiger Temperatur trocken gelagerter Synth, kann nach 50 Jahren arbeiten, als ob nichts wäre.
 
Sobald es weiter passionnierte Leute gibt die Schemas Lesen und reparieren können.
Sobald man weiter noch die Bauteile findet, durch entweder clonen oder ausschlachten andere.
Und sobald der Musiker noch danach fragt, und regelmässig auch die Kisten anschmeisst.
Ist alles möglich ...
 
RetroSound schrieb:
es gibt keine deadline. wenn die teile regelmäßig gewartet werden überleben sie dich. ;-) es gibt fast alle ersatzteile noch irgendwo zu kaufen.
ist wie beim auto. macht man nichts dran, halten sie 8-10 jahre vllt aber kümmert man sich, kann man es ewig fahren.

da ich nun auch 3 etwas ältere schätzchen habe, würde mich interessieren was man unter regelmässiger wartung versteht.
alle wieviel jahre sollte man das machen ?
 
florian_anwander schrieb:
da Profipulte normalerweise nie ausgeschaltet werden, und
Kurzes Off-Töpicleinchen:
hat das bei Pulten eine besondere Bewandtnis oder ist das ähnlich wie das Nichtauschalten
eines alten Modularsystem (Z.B. wegen Stimmstabilität)?
 
XeroX schrieb:
alle wieviel jahre sollte man das machen ?
Ich glaub das mit der Wartung bezog sich auf die Autos. Bei Synths musst Du nichts "warten" (höchstens auf den Hit).
 
florian_anwander schrieb:
!.. Ein bei gleichmäßiger Temperatur trocken gelagerter Synth, kann nach 50 Jahren arbeiten, als ob nichts wäre.

Ja das kann er natürlich, aber die frage könnte dann auch sein wie lange noch ...
Weil nach der langen Lagerung und dem nicht benützen sind oft die Chemischen Kondos total ausgetrocknet, und dieses stört die Strom Alimentation. Die älteren CEM und SSM chips sind z.B. nicht immer von Überspannungen geschützt.

Ist also schwer möglich das dann nach einige Zeit eine nach den anderen den Geist aufgeben.
Das kann auch sehr schnell teueur werden ...
 
ich glaube es kommt darauf an ob die Industrie auch noch in der Zukunft die benötigten Bauteile liefern kann. Ich sehe ja eher den Trend zu SMD. Ich könnte mir gut vortellen das man eines Tages gar keine normalen 5 % Tolleranz Kohlewiderstände kaufen kann, weil auf den PCB der Zukunft einfach nur noch 1 Chip steckt. Schon heute hat man grösste Schwierigkeiten passende Ersatzpotentiometer zu finden die passen, entweder haperts an der Snap In Halterung oder sonst an etwas und gerade die potentiometer und schalter sind das was bei den alten kisten als erstes den Geist aufgibt...
 
DrFreq schrieb:
ich glaube es kommt darauf an ob die Industrie auch noch in der Zukunft die benötigten Bauteile liefern kann.
Das mit den elektromechanischen Bauteilen wird vermutlich tatsächlich das größte Problem darstellen.
 
Zotterl schrieb:
hat das bei Pulten eine besondere Bewandtnis oder ist das ähnlich wie das Nichtauschalten
eines alten Modularsystem (Z.B. wegen Stimmstabilität)?
ich gestehe, ich weiss es nicht. Ich würde sagen, der Hauptgrund war, weil viel zu oft die Sicherung beim Einschalten fliegt. Oder es hängt damit zusammen, dass man den Bauteilen die Temperaturwechsel ersparen möchte (in einem großen alten Pult wird es richtig warm) - zumindest zu Zeiten, als das noch Röhren verwendet wurden, war ein gewisses "warmlaufen" auf alle Fälle nötig, und man konnte sich das ersparen, wenn die Pulte durchliefen.
 
darsho schrieb:
mal gucken, wann der erste den Maya-Kalender ins Spiel bringt.

Das war jetzt so mein Gedanke...

Analoge Synthesiser gehen kaputt, wenn

- der Blitz einschlägt;

- Idioten Bier, Cola und Aschenbecher drüberkippen;

- nukleare Gefechtsköpfe in einem Umkreis von 500 Metern explodieren;

- Kernkraftwerke außer Kontrolle geraten;

- Trent Reznor sie mit auf die Bühne schlürt;

- massive Sonnenfleckenaktivitäten das Erdmagnetfeld durcheinander bringen;

- Edmund Stoiber Bundespräsident wird;

- solare Masseausbrüche Partikelstürme zur Erde schicken und man dabei gerade in der Nase bohrt;

- der Papst im Kettenhemd tanzt;

- oder man glaubt, die Dinger halten ewig, deswegen kümmert man sich auch nicht drum, sie instandzusetzen/-halten.

Trösten wir uns also mit der Erkenntnis, daß alles ein Ende hat -- nur die Wurst hat zwei.

Stephen
 
florian_anwander schrieb:
XeroX schrieb:
alle wieviel jahre sollte man das machen ?
Ich glaub das mit der Wartung bezog sich auf die Autos. Bei Synths musst Du nichts "warten" (höchstens auf den Hit).

Naja, gelegentlich mal Durchchecken richtet keinen Schaden an. Ich wechsel ja auch nicht erst das Öl, wenn´s vorne komisch klappert.

Stephen
 
ppg360 schrieb:
darsho schrieb:
mal gucken, wann der erste den Maya-Kalender ins Spiel bringt.

Das war jetzt so mein Gedanke...

Analoge Synthesiser gehen kaputt, wenn...

Ergänzend (für die Älteren unter uns)

Digitale Synthesizer gehen kaputt wenn man
"mit ihnen per LKW über die Transitstrecke von und nach Berlin fährt"

(aus einem Interview mit Phil Collins, bezüglich PPG-Wave)
 
ppg360 schrieb:
- Edmund Stoiber Bundespräsident wird;

Frau Stoiber wäre dann die erste First Lady die öffentlich "Muschi" genannt wird.

Ähm hello, ähm i (äh)'m ähm edmund an that's ähm my Muschi
 
Wäre es eigentlich zumindest tendenziell richtig zu sagen: je digitaler, desto geringer die Lebenszeit?

Ich meine, ein Clavia NM G2 wird weitgehend unbrauchbar, wenn die Editor-Software nicht mehr kompatibel zum jeweiligen OS ist. Ein Kronos ist unbrauchbar, wenn das Display ausfällt und sich nicht mehr ersetzen lässt. Selbst ein Prophet '08, obgleich das Display weit weniger Informationen transportiert, funktioniert nicht mehr vernünftig, wenn ich das Display nicht mehr ablesen kann. Da ist dann z. B. ein Nordlead überlegen. Hält der aber länger oder weniger lange als der inzwischen schon viel ältere Juno 106? Wie schlägt sich im Vergleich dazu der Juno 6? Und was ist mit einem Minimoog aus den 70ern?
 
Das mit der Editor-Software und speziellen Chips ist so eine Sache. Mir hat sich nach über 15 Jahren ein 386er verabschiedet, weil sich die Umhüllung eines Bauteils (Northbridge, glaube ich) zusammengezogen hatte und einen Riss im Chip verursacht hatte. Ich denke, bei machen Spezialbausteinen kann man - so diese ausfallen - das Gerät leider oft direkt abschreiben. Mal sehen, was die Zukunft für die heutigen Synthies bereithält.
 
Es gibt für viele Synths heute teilweise Umbauten oder simple Wechselaktionen, die sie noch deutlich länger leben lassen, immer mehr kann wirklich grundsätzlich ausgetauscht werden. Wir können durchaus mit dem ein oder anderen alt werten. Mit Glück.
 
SynthUser0815 schrieb:
Wäre es eigentlich zumindest tendenziell richtig zu sagen: je digitaler, desto geringer die Lebenszeit?

Hmmmmjanö so allgemein nicht wirklich. Der DX7 dürfte die meisten Synths überleben.
 
SynthUser0815 schrieb:
[...] Und was ist mit einem Minimoog aus den 70ern?

Der Mini Moog ist einer der solidesten Synthesiser, die je gebaut wurden. Aus der Not heraus hat Onkel Bob seinerzeit Military Surplus Parts verwendet, was mit ein Grund ist, warum die Schalter und Potis eines Minis auch nach über 30 Jahren noch funktionieren -- es sei denn, es wurde massiv Gewalt am Objekt ausgeübt. Aber selbst, wenn Du einen Mini die Kellertreppe runterschmeißt, ist die Wahrscheinlichkeit, daß er -- trotz abgebrochener Tasten und Knöppe -- noch spielbar ist, sehr groß. Mach das mal mit einem 2600 oder einem Odyssey... frag mal Bernd Kistenmacher nach dem 2600, der von UPS an ihn ausgeliefert wurde.

Auch, wenn da mal Elektronisches kaputtgeht, ist in der Regel alles reparabel. Kritisch sind beim Mini nur z. B. diese Fairchild-UA-Transistoren und vielleicht die TO97(?)-Transistoren aus dem Filter (Radio Shack Surplus). Findige Techniker, die ihr Handwerk verstehen und ein bißchen oldskool sind, wissen in der Regel aber immer Rat und kennen diverse Hintertürchen.

Was den DX-7 angeht: Der 1er hat nunmal diese blöde Mylar-Folientastermimik, das ist langfristig die Achillesferse. Die Yamaha-Tastaturen aus jener Zeit haben auch den Ruf, irgendwann den Weichmacher auszuschwitzen und unspielbar zu werden. Gottseidank gibt es genügend 7er, um aus mehreren defekten einen funktionsfähigen zu stricken. Da ist der DX-1 natürlich die bessere Wahl, was die HArdware angeht (oder der DX-5) ;-).

Spezial-ICs (Curtis, SSM, firmeneigene Entwicklungen wie die Yamaha-LSI-ICs aus der CS-Serie oder Roland-interne Designs, EPROMs, CA3080) sind bei der zweiten Generation analoger Mono- und Polysynthesiser sicherlich eine Sollbruchstelle. Das ist so, als ob Du einen NSU Ro80 oder einen Citroen DS23 fährst: Du weißt, wo die Schwachstellen sind und achtest darauf, daß jene immer gut gewartet werden, weil Du weißt, was passiert, wenn Du es nicht tust; der Fahrfreude tut das keinen Abbruch.

Laß mal einen Jupiter-8 jahrelang unbenutzt in der Ecke stehen -- und wundere Dich dann auch noch über merkwürdige Zeichen im Display beim Einschalten oder nach und nach ausfallende Bedienelemente...

Stephen

PS: Prima Beispiel mit dem PPG...
 
es ist ja bekannt dass alte 70 ger spielkonsolen ic s reihenweise hops gingen.... mich wundert wie stabil mein ms10 ist.... der hat s irgenwie in sich,

mein juppy6 fing langsam an rumzuspinnen... juno 106 superstabil wie alle roland teile aus der zeit! korg poly6 horror!! ich denke man sollte irgendwann so nach 30-40 jahren

synth lebenszeit anfangen netzteil elkos auszutauschen. macht irgendwie sinn, binn auch sehr beruhigt dass es juno ersatzstimmen gibt...
 
Genauso könnte man sich fragen: wann werde ich sterben?
Ist völlig unterschiedlich. Ich habe ja sehr viele Vintage Geräte und habe damit kaum Probleme. Das sind dann aber meistens nur kratzende Potis oder mal ein Tatstenkontakt, also eher mechanische Macken, die auch schnell behoben sind. Bei den etwas neueren Kisten ist es dann auch gerne mal eine Speicherbatterie oder eine Displayfolie, ansonsten hab ich wenig Ärger.
 
eigentlich begann die angstmacherei mit sterbenden vintage synths ja erst mit dem legendären Artikel in der Keyboards von vor gut 10 Jahren... :mrgreen:
vorher hat das kaum jemanden interessiert. irgendwie hängt das noch bis heute nach und nicht nur in diesem forum. :selfhammer:
 
Das ist die gleiche Panikmache wie man sie von Versicherungsverkäufern gewohnt ist.

Laut deren Aussage hätte meine Hütte schon von mehrern Orkanen, Tornados, Schnarkeninvasionen und Erdbeben platt gemacht sein müssen, gut das ich im Haus einen Fluxkompensator habe :lol:
 
ja damit biste auf der sicheren seite. :lol:
ich nutze als metronom immer meinen geigerzähler. deshalb klingt es oft so schräg :mrgreen:
 
Wann geben die analogen Synthis den Geist
Beim Auto haben wir akzeptiert, dass es nach wenigen Jahrzehnten den Geist aufgibt.
Bzw. in Oldtimer VIEL investieren muß...

Oder gehört dieser Vergleich in den "Apfel vs. Birnen-Thread"?
 

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