Warum sollte es zwischen Tonart und Tempo einen Zusammenhang geben ?
Es entsteht dann ein Zusammenhang, wenn man seine Tracks schon so produzieren will, dass man das Rauf- und Runterpitchen, das im Rahmen eines DJ-Mixes passiert, schon beim Schreiben der Tracks antizipiert.
Es ist doch so (siehe Post #3 in diesem Thread):
Wenn ich eine Reihe von Tracks habe, die alle im selben Tempo *und* der selben Tonart sind (sagen wir A-Moll, 120bpm), dann fügen die sich im Rahmen eines Mixes ohne Probleme einigermaßen harmonisch zusammen. Wenn ich jetzt aber einen Track darunter habe, der ebenfalls A-Moll ist, aber 127bpm, und ich ihn zur Tempoangleichung einfach runterpitche (also Tempo + Tonhöhe ändere à la Plattenspieler), sodass er bei 120bpm landet, dann ist die Tonart natürlich nicht mehr A-Moll, sondern Ab- oder G#-Moll. Er würde also ziemlich dissonant zu den anderen Tracks sein, wenn die alle in A-Moll sind.
Da kann man jetzt auf verschiedene Weise mit umgehen.
Man kann sich klarmachen, dass die Technik heutzutage weiter ist, und man, wenn man digital DJ-mixt, auch Tempo und Tonhöhe unabhängig voneinander ändern kann, also z.B. auf 120bpm runtergehen, aber in A-Moll bleiben (gute stretching-Algorithmen vorausgesetzt, oder wenigstens schlechte Ohren beim Hörer).
Man kann auch komplett auf solche Denkweise verzichten, sich entspannen, und dem Gehör vertrauen, und vielleicht auch mal schauen, ob nicht -- gerade in rhythmusorientierter Musik -- diese harmonischen Probleme in der Theorie nicht vielleicht übergroß erscheinen, in der Praxis aber kaum auftauchen.
Man kann aber auch tatsächlich (darauf willst du
@Ste4lth glaubich hinaus) gucken, ob man sich nicht vielleicht auf eine Standard-Tonart und ein Standard-Tempo festlegt, um dann mögliche Abweichungen, die man vielleicht doch mal machen will, in kontrolliertem Rahmen zu halten. Ich finde sowas grausig -- formatierte, generische Musik gibt es schon genug, wozu dann freiwillig solche Scheuklappen und Korsette -- aber du kannst es durchziehen. Du sprichst es ja schon an:
Also das ich den Track beispielsweise für eine Melodie auf C-Dur auf 125 BPM stelle und bei einer Melodie auf E-Dur auf 126 BPM. Gibt es da Richtwerte?
Nur musst du halt richtig rechnen. Das ganz nüchterne Kalkül dahinter nennt sich gleichstufig-12tönige Stimmung, von der wir mal annehmen, dass du mit ihr arbeitest (wenn nicht, wüsstest du es).
In diesem speziellen Stimmungssystem gelten folgende Zusammenhänge:
Der Weg von einem Ton zum selben Ton eine Oktave höher ist definiert als Verdopplung seiner Frequenz. Vom a auf 55Hz kommen wir zum nächsthöheren a auf 110Hz, usw. Dazu passend gibt es eine logarithmische Darstellung -- dass nämlich jede Oktave, egal wieviel Hertz sie umspannt, auch als "1200 cents" definiert ist. Jeder der 12 Halbtöne wiederum ist in dieser Sichtweise *gleichgroß*, nämlich 1200 / 12 = 100cents.
Formel:
ln(f1 / f2) / ln(2) * 1200 = Größe des Frequenzverhältnisses in cents.
Wir können statt Frequenzen auch Tempowerte einsetzten, z.B. 120 und 127, und erfahren dann, welchem Intervall dies entspräche. Nämlich 98 cents, also fast ein Halbton.
Oder, ohne Logarithmen: Ein Sprung um einen Halbton, etwa von g# nach a, entspricht (als Faktor, mit dem wir f1 malnehmen, um f2 zu erhalten) der einfachen 12ten Wurzel von 2. "Einfach", weil wir nur von einem Halbton reden, "12", weil wir von 12 gleichen Unterteilungen ausgehen, und "2", weil wir als Oktave die Frequenzverdopplung verstehen.
Die 12te Wurzel von 2 ist 1,059...
Daraus ergibt sich, dass ein Track, der auf 120bpm läuft, um den Faktor ~1,06 schneller laufen müsste, wenn er einen Halbton höher tönen soll. Gehen wir z.B. von A-Moll aus, ergäbe das...
120 bpm --> A-Moll
127,2 bpm --> Bb-Moll
134,8 bpm --> B-Moll
usw.
So hättest du eine Tabelle mit Entprechungen zwischen BPM und Tonart (Achtung: bezogen natürlich nur auf ein spezielles Referenz-Paar). Das wäre das, was du bräuchtest, wenn du wirklich so korrekt zu Werke gehen wolltest, wie es den Anschein hat.
Nicht empfohlen, aber möglich.