Ich kenne im weiteren Freundes- / Bekanntenkreis so einige Freiberufler jeglicher Coleur und wundere mich immer, wie erwachsene Menschen so "naiv" / kurzsichtig rechnen / denken / handeln können - dabei sind einige hoch gebildet. In guten Zeiten etwas für schlechte Zeiten beiseite legen, die Grundlagen des erwachsenen, denkenden, selbstbestimmten Handels, mit gesundem Menschenverstand und Weitsicht - eine Eigenschaft, die offensichtlich nicht nur die sog. Gen. X & Z verlernt hat. Raus hauen was geht, Leben wie die Made im Speck und uuuups, auf einmal läufts nicht mehr, ist dein Sound / deine Kunst / deine Dienstleistung / ... nicht mehr angesagt, steht das Alter vor der Tür, welch Überraschung. Ich krieg dann immer Plaque, wenns ihnen ja soooo schlecht geht und bitte gerne die Anderen dafür aufkommen sollen. Nö.
Present Bias
Menschen gewichten kurzfristige Belohnungen stärker als langfristige Sicherheit. Das heißt: Geld jetzt für Konsum auszugeben fühlt sich psychologisch „realer“ an als das abstrakte Ziel, in 30 Jahren abgesichert zu sein.
Optimismus-Bias
Viele überschätzen ihre künftigen Einnahmen und unterschätzen Risiken. „Es läuft ja gut, also wird’s schon so bleiben.“ Dieser Bias führt dazu, dass Rücklagen aufgeschoben oder gar nicht gebildet werden.
Verfügbarkeitsheuristik
Man orientiert sich an dem, was man unmittelbar erlebt: Solange im Umfeld niemand drastisch scheitert, erscheint Altersarmut unwahrscheinlich. Erst wenn jemand im Bekanntenkreis pleitegeht, setzt Nachdenken ein (meistens wird das aber auch wieder verdrängt; "Er ist ja nicht ich").
Selbstwertschutz und kognitive Dissonanz
Wer sich als erfolgreich, kreativ oder „frei“ erlebt, verdrängt unpassende Gedanken wie „Ich könnte im Alter arm sein“. Das würde am Selbstbild kratzen. Also werden unbequeme Wahrheiten wegrationalisiert.
Planungsfehlschluss
Menschen unterschätzen systematisch, wie lange Projekte dauern und wie teuer sie werden. Gilt auch für die Lebensplanung: „Ich fange bald an zu sparen, wenn die Einnahmen stabiler sind.“
Status-Quo-Bias
Man muss sein Verhalten nicht ändern, solange es so ist, wie es ist (und jetzt läuft es ja).
Illusion der Kontrolle
Besonders Kreative oder Selbstständige glauben, sie hätten ihr Schicksal stärker im Griff: „Ich bin gut – ich finde immer Arbeit.“ Diese Überschätzung senkt die Motivation zur Vorsorge.
Könnten ziemlich viele Leute von betroffen sein (nur ich nicht).