wie an ein label kommen

Monokit schrieb:
Vernünftige Alternative für die MI wären Onlineangebote, wie z.b. iTunes...mit mehr Rechten für die Künstler.

Was ist denn bei Itunes grundsatzlich anders als bei CD-Angeboten? Du würdest doch nicht bei itunes landen, wenn für Apple keine Aussichten bestehen, da was dran zu verdienen

Vernünftige Alternative zu bisherigen Künstler Lizenz Modellen bieten die CreativeCommons Lizenzregeln: http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/deed-music


Ich zitiere mal:

"The owner of this music retains his or her copyright but allows you to:

* download, copy, file-share, trade, distribute, and publicly perform (e.g. webcast) it.

Under the following conditions:

- Noncommercial. You may not sell copies of this music or make any other commercial use of this music.

- No Derivative Works. You may not sample or remix this music. You may not alter, transform, or build upon this music (this includes synching the music to a moving image).


- Attribution. You must give the original author credit."


Wie willst Du denn nach diesen Regeln sicherstellen, dass alle Downloader +Filesharer die Aufforderung, dem Originalautor seinen "Credit" zu zahlen,
auch befolgen werden? Angenommen, ich würde zB Moogulators CD "Gedankenrauschen" ins P2P-Netz stellen und in einer hinzugefügten "Read-this"-Textdatei darauf hinweisen, dass diejenigen, die sich die CD downloaden nach den"CreativeCommons"-Regeln dazu verpflichtet sind, 10€ auf Mics Konto zu überweisen - wieviele Downloader würden das wohl tatsächlich tun??? :twisted:
 
Wieso unterstellst du mir das ich 'immaterielle' Leistungen nicht vergüten möchte, nur weil ich auf den Unterschied zwischen Information und Ware
Hinweise?

Für CD-Rohlinge werden GEMA-Abgaben gezahlt die im wesentlichen an wirtschaflich erfolgreiche Rechteinhaber (nur GEMA-Mitglieder) ausgeschüttet werden.

Tommy kann den Semtex übrigens nur bauen, weil das Moog-Filterpatent abgelaufen ist, gälten dafür die gleichen Regeln wie für Musik (Noten statt Schaltplan) dann dürfte er das ohne eine Lizenz von Herrn Moog erst in 25 Jahren.
 
Fetz schrieb:
Wieso unterstellst du mir das ich 'immaterielle' Leistungen nicht vergüten möchte, nur weil ich auf den Unterschied zwischen Information und Ware
Hinweise?

Ganz einfach: wenn Du eine CD 1x kaufst und sie dann deinen 10 Freunden kopierst, haben deine Freunde die Musik "kostenlos", die immaterielle Leistung der Musikproduktion wird also von ihnen NICHT vergütet.

Und was eine Musik-CD teuer macht, sind die Produktionskosten und nicht die Presskosten!

Für CD-Rohlinge werden GEMA-Abgaben gezahlt die im wesentlichen an wirtschaftlich erfolgreiche Rechteinhaber (nur GEMA-Mitglieder) ausgeschüttet werden.

das erfasst aber nicht die Filesharer, sofern die das gezogene nicht brennen, die Gebühr müsste wohl auch sehr viel höher sein, um den durch Kopieren/Filesharing entstandenen Schaden auszugleichen...
 
Moogulator schrieb:
bist du dir da sicher?..
das kommt auf bekanntheitsgrad und szene an..
ohne tv wären boygroups und andere von oben -aktionen sicher schon bald vorbei.. aber bei richtiger musik? ;-)

Das hab ich vom lieben Derek (u. a. Keyboarder von Nena) aus dem KB-Forum, und er sprach von richtigen Livekonzerten mit kompletter Liveband (Keyboards, Drums, Gitarren, Vocals...), nicht von TV-Shows.
 
Fetz schrieb:
Aber das die derzeitige Struktur Unsinn ist liegt auf der Hand: wenn ich ein paar Lostweb-Tracks auf CD-brenne, dann bekommt Dieter Bohlen Geld dafür.

Über diese Tatsache rege ich mich seit Jahren auf...

Der - ich nenne ihn mal - "Gesamt-Pauschaltopf" der Gema wird zum sehr großen Teil an Komponisten ausgeschüttet, deren Musik daran den wenigsten Anteil hat. Dieses System stinkt gewaltig.

Fetz schrieb:
Viele gute, kreative Sachen dürfen nicht veröffentlicht werden, weil ein Clearing praktisch nicht möglich ist. Es reicht ja, dass die Verwertungsrechteinhaber (nicht Urheber!) kein Interesse haben.

Das hat aber eher mit dem Persönlichkeitsrecht zu tun, es sei denn du meinst Sampling (Die Stimme des Urhebers zählt idR mehr als die seines Verlages, wenn der Urheber zustimmt, kann normalerweise der Verlag das nicht verbieten). Dass man im Falle des Samplings als Inhaber des Leistungsschutzrechtes einer Verwendung zustimmen muss, finde ich allerdings auch in Ordnung.

Ungeachtet dessen finde ich es aber fragwürdig, wenn Du Information mit Musikwerken gleichsetzt (wenn ich dich richtig verstanden habe).
 
hosh schrieb:
Fetz schrieb:
Aber das die derzeitige Struktur Unsinn ist liegt auf der Hand: wenn ich ein paar Lostweb-Tracks auf CD-brenne, dann bekommt Dieter Bohlen Geld dafür.

Über diese Tatsache rege ich mich seit Jahren auf...

Der - ich nenne ihn mal - "Gesamt-Pauschaltopf" der Gema wird zum sehr großen Teil an Komponisten ausgeschüttet, deren Musik daran den wenigsten Anteil hat. Dieses System stinkt gewaltig.

Achso, wenn der Musiker bei der GEMA ist.

Die Frage wäre aber, ob das bei einer "Kulturflatrate" dann unbedingt anders wäre, denn da kämen ja auch die Einnahmen erstmal in einen Pauschaltopf und müssten dann (dem Erfolg der Künstler entsprechend) ausgeschüttet werden...
 
EinTon schrieb:
Die Frage wäre aber, ob das bei einer "Kulturflatrate" dann unbedingt anders wäre, denn da kämen ja auch die Einnahmen erstmal in einen Pauschaltopf und müssten dann (dem Erfolg der Künstler entsprechend) ausgeschüttet werden...

Sehr richtig, deswegen finde ich dieses Modell auch nicht unbedingt fair. Dieses ganze Verbandswesen, egal ob Gema oder IFPI, hat in der Musikwelt in der Form wie es jetzt ist, schon fast mafiösen Charakter. Nur weil sich da jeder sein Stück vom Kuchen sichern will, kann es derzeit kaum einen vernünftigen Ausweg aus dem Dilemma geben. Die Kontrolle will halt keiner verlieren (anscheinend haben sie es noch nicht bemerkt, dass das längst passiert)...

Wusstest Du übrigens, dass IFPI gegen die Höhe der Gemaabgaben bei der Tonträgerherstellung geklagt hat? Somit kann der Author doppelt dafür bezahlen, dass die Verkäufe rückläufig sind. Zum einen werden weniger Tonträger hergestellt und dann verringert sich auch noch die Ausschüttung pro Platte (Gema, nicht Lizenzen). Cool oder? Da wundert es mich kaum, dass immer mehr gecovert wird, denn Kreativität ist immer weniger wert.

apropos "je nach erfolg der künstler" und Pauschaltopf: wenn du nicht einen mindestumsatz bei der gema hast (und der ist nicht zu niedrig), bekommst du davon schon mal gar nix ab...

edit: okay ich bin schon wieder OT, aber dieses Thema reizt mich sehr und sollte jeden schaffenden Musiker interessieren. Sorry wenn ich mich über Gebühr hier ins Zeug lege ;-)
 
EinTon schrieb:
Wie willst Du denn nach diesen Regeln sicherstellen, dass alle Downloader +Filesharer die Aufforderung, dem Originalautor seinen "Credit" zu zahlen,
auch befolgen werden?

Genauso wie bei "normalen" CDs bzw. P2P Netzen. Gar nicht.

Aber es funktioniert, wie man z.b. bei http://www.magnatune.com sieht.
 
EinTon schrieb:
Achso, wenn der Musiker bei der GEMA ist.


Einen hab ich noch... ;-)

Ich möchte dir jetzt nicht zu nahe treten, aber bin mir grad nicht sicher ob du den Satz von "Fetz" richtig verstanden hast...Ich denke er will sagen, dass auf jeden verkauften Rohling eine Gemaabgabe zu zahlen ist, die in den Gesamttopf fließt...dieser Topf wird unter den dicksten Fischen bei der Gema (die den meisten Umsatz haben, ich glaube Bohlen ist da schon ein ganz gutes Beispiel...) aufgeteilt und ausgezahlt.
 
Das große Mißverständnis ist einfach, das die MI denkt, jede getauschte MP3 Datei wäre einer ihrer Verkäufe gewesen. Dem ist aber einfach nicht so. Viele Leute laden sich MP3´s einfach runter, weil Ihnen die CD Preise zu hoch sind, oder sie einfach mal in das Album einer Band reinhören möchten, weil sie z.b. noch nie davon gehört haben, oder ein Album schon mal immer haben wollten, es im Laden aber schon seit langem nicht mehr zu kaufen gibt.

IMHO sollte die MI aufhören rumzuheulen und P2P User zu jagen und statt dessen Ihre dicken Archive öffnen, das ganze Zeuchs in MP3´s umwandeln und zu vernünftigen Preisen OHNE DRM anbieten auf vernünftigen Online Angeboten, und mit vernünftiger Bandbreite. Von den Kosten vernünftig wären z.b. 10 - 40 Cent für einzelne Songs. Oder 5 Euro für komplette Alben. Warum so wenig? Ganz einfach, die Kosten haben diese Alben schon damals locker eingespielt, also kann man sie jetzt kostengünstiger abgeben. Wenn´s günstiger ist, wird auch mehr gekauft. Das es funktioniert, sieht man bei iTunes. Für die neuen Sachen kann man dann ja weiterhin noch 99 Cent nehmen.
Alternativ, statt Download bietet man den Kunden an sich eine Audio-CD (oder mehrere) zusammenzustellen mit seinen Lieblingssongs, die einem dann auf Knopfdruck nach Hause geschickt wird. Wieso ist darauf bisher noch niemand gekommen?
Oder warum nicht ein Abo, wie Napster es versucht, 15Euro im Monat, soviel runterladen wie man will...und man bekommt zusätzlich jeden Monat ein Magazin mit Voll-Audio CD, in der die Redaktion eine Auswahl aus den besten Stücken vorstellt.
 
Monokit schrieb:
EinTon schrieb:
Wie willst Du denn nach diesen Regeln sicherstellen, dass alle Downloader +Filesharer die Aufforderung, dem Originalautor seinen "Credit" zu zahlen,
auch befolgen werden?

Genauso wie bei "normalen" CDs bzw. P2P Netzen. Gar nicht.

Aber es funktioniert, wie man z.b. bei http://www.magnatune.com sieht.

Bei magnatune musst Du mindestens 5€ für ein Album zahlen, und auch die sind wahrscheinlich nicht damit damit einverstanden, dass das Album nach Download kostenlos im p2p-Netz anbietest (auch wenn die Dateien nicht DRM-geschützt sind).

Vgl. auch mal folgenden älteren Link bzgl. Emusic und filesharing.

Emusic (wo ich selber übrigens ein Abo für habe) hatte damals eine vertriebsinterne Flatrate, dh man konnte gegen Abogebühr von emusic soviel mp3s runterladen wie man wollte.


Aber:

http://www.tecchannel.de/news/themen/business/406835/
 
EinTon schrieb:
Monokit schrieb:
EinTon schrieb:
Wie willst Du denn nach diesen Regeln sicherstellen, dass alle Downloader +Filesharer die Aufforderung, dem Originalautor seinen "Credit" zu zahlen,
auch befolgen werden?

Genauso wie bei "normalen" CDs bzw. P2P Netzen. Gar nicht.

Aber es funktioniert, wie man z.b. bei http://www.magnatune.com sieht.

Bei magnatune musst Du mindestens 5€ für ein Album zahlen, und auch die sind wahrscheinlich nicht damit damit einverstanden, dass das Album nach Download kostenlos im p2p-Netz anbietest (auch wenn die Dateien nicht DRM-geschützt sind).

Natürlich sind sie nicht damit einverstanden. Aber Magnatune zwingt dich ja nicht dazu ein Album zu kaufen, du kannst auch einfach das ganze per Stream anhören, wann immer du willst. DSL natürlich vorausgesetzt.
 
Monokit schrieb:
Das große Mißverständnis ist einfach, das die MI denkt, jede getauschte MP3 Datei wäre einer ihrer Verkäufe gewesen.


Das habe ich auch nicht gesagt, ich selber habe mir auch schon oft Sachen gezogen, um das Album mal "demomäßig" kennenzulernen (zB so einiges von Tangerine Dream und Klaus Schulze ;-) ) , vieles (darunter alles von TD +KS)verschwand alsbald wieder von meiner Festplatte, einiges habe ich danach aber auch gekauft.

Ich würde aber auch nicht die umgekehrte Logik aufziehen, und behaupten, durch Kopieren/Filesharen würden überhaupt keine Verluste entstehen - auch wenn Du davon ausgehst. das nur jeder zehnte Download einen ansonsten getätigten CD-Verkauf darstellt, ist das immer noch ziemlich viel.
Und es gibt schon viele Leute, die gar nichts mehr gekauftes, sondern nur noch gebranntes im CD-Schrank stehen haben.
 
hosh schrieb:
Sehr richtig, deswegen finde ich dieses Modell auch nicht unbedingt fair. Dieses ganze Verbandswesen, egal ob Gema oder IFPI, hat in der Musikwelt in der Form wie es jetzt ist, schon fast mafiösen Charakter. Nur weil sich da jeder sein Stück vom Kuchen sichern will, kann es derzeit kaum einen vernünftigen Ausweg aus dem Dilemma geben. Die Kontrolle will halt keiner verlieren (anscheinend haben sie es noch nicht bemerkt, dass das längst passiert)...

Wusstest Du übrigens, dass IFPI gegen die Höhe der Gemaabgaben bei der Tonträgerherstellung geklagt hat? Somit kann der Author doppelt dafür bezahlen, dass die Verkäufe rückläufig sind. Zum einen werden weniger Tonträger hergestellt und dann verringert sich auch noch die Ausschüttung pro Platte (Gema, nicht Lizenzen). Cool oder? Da wundert es mich kaum, dass immer mehr gecovert wird, denn Kreativität ist immer weniger wert.

apropos "je nach erfolg der künstler" und Pauschaltopf: wenn du nicht einen mindestumsatz bei der gema hast (und der ist nicht zu niedrig), bekommst du davon schon mal gar nix ab...

OK, das mag alles stimmen!
Wie würdest Du das System zB reformieren wollen, damit es für den Künstler gerechter abgeht?

Ich muss sagen, dass ich mich mit der GEMA und deren Strukturen bislang noch nicht so auseinandergesetzt habe, (auch weil ich bislang noch nicht vorhatte, mich bei einem Label zu bewerben) mir persönlich ging es in dem Thread erstmal um eine Kritik an der (hier ja auch von einigen geforderten) allgemeinen Kulturflatrate.
 
EinTon schrieb:
Wie würdest Du das System zB reformieren wollen, damit es für den Künstler gerechter abgeht?

Naja, was heißt gerecht...Ich habe nur meine Meinung zu dem Thema, aber leider habe ich auch kein Patentrezept. Schön wär`s...

Die Musikindustrie bescheißt sowieso seit Jahren ihre Produzenten und Künstler im kalkulierbaren Rahmen, gerecht war das imho noch nie. Obwohl ich seit mittlerweile 12 jahren meinen Lebensunterhalt mit Musik bestreite und mein Kühlschrank auch immer leerer wird, habe ich wenig Mitleid mit den Majors. Die derzeitige Entwicklung ist ein bisschen die Quittung für die in großen Teilen üble Ausbeuterei der Künstler. Und die mp3 Entwicklung und Filesharing kann man verpennt haben, aber mit dem CD Kopierschutz haben sie den größten Fehler begangen und das war vorhersehbar.

Und noch was zu Filesharing, es ist imho zu einfach, die Schuld NUR dort zu suchen, aber: warum redet eigentlich niemand mal über die Schuld der Internetprovider, die dem ganzen p2p-Treiben ja nicht nur zusehen, sondern auch noch dafür werben? Ich sag nur "Jetzt Filme und Musik blitzschnell downloaden mit Xy..." Die zahlen wohl doch zuviel Steuern, um sie zur Rechenschaft ziehen zu können.

Filesharing entbehrt übrigens nicht einer gewissen Ironie, wie ich finde, denn es bestraft sich in vielen Bereichen selbst: Geklaute Musik (Coverversionen, Sampling etc.), die häufig mit geklauter Software produziert wurde, wird per Filesharing frei verfügbar gemacht. Da schließt sich doch der Kreis... ;-)
 
hosh schrieb:
[...] aber: warum redet eigentlich niemand mal über die Schuld der Internetprovider, die dem ganzen p2p-Treiben ja nicht nur zusehen, sondern auch noch dafür werben? Ich sag nur "Jetzt Filme und Musik blitzschnell downloaden mit Xy..." Die zahlen wohl doch zuviel Steuern, um sie zur Rechenschaft ziehen zu können.[...]

Das war auch das Ergebnis einer Diskussion zwischen ein paar Kollegen und mir. Wofür braucht man eigentlich einen Internet-Zugang mit 16Mbit Downstream ? Letztlich kamen wir zum Schluss das dies nur bei Sharing-Diensten wirklich etwas bringt. Denn ob spiegel.de dann noch schneller geladen ist, merkt in diesen Zeitrahmen sowieso keiner. Soll keiner behaupten man könnte mit P2P-Sharing-Clients kein Geld verdienen. :)

Btw, finde ich die Diskussion zwischen Fetz und EinTon sehr interessant, da ich zu dem Punkt noch keine Meinung habe.
 
Es ist schwer, an faire Labels zu kommen. Entweder bekommt man einen Exklusivertrag vorgelegt, der einen beinahe lebenslang bindet und fast nichts einbringt, oder das Label gibt sich nur als solches aus und lebt von den finanziellen Beiträgen der Künstler.
Bei den rückläufigen Stückzahlen im Verkauf physikalischer CDs ist das Pressen eines Albums ohne garantierte Absatzchancen für viele Labels einfach zu kostspielig. Geld für Promotion gibt´s eh keins.

Probier es mal bei www.magnatune.com - die scheinen faire Konditionen zu bieten.

Ansonsten versuche ich selbst gerade ein On-Demand-Label mit Download-Shop ins Leben zu rufen...
Äh... wo kann man Deine Musik hören?

Grüße,
abogner
 
abogner schrieb:
Es ist schwer, an faire Labels zu kommen. Entweder bekommt man einen Exklusivertrag vorgelegt, der einen beinahe lebenslang bindet und fast nichts einbringt, oder das Label gibt sich nur als solches aus und lebt von den finanziellen Beiträgen der Künstler.

Was man oft grade bei Einsteigern, die noch nichts veröffentlicht haben, beobachten kann, ist so eine Art Ehrfurcht vor den Labels.
IdR sind es erstmal nur Vertrags*angebote*, die man bekommt und dann natürlich auch verhandeln *kann*. Wenn das nicht möglich ist, sollte man wirklich das Label hinterfragen.
Kenne viele Leute, die nach dem ersten Angebot dann enttäuscht sind und die Ohren hängen lassen, klar das demotiviert halt erstmal. Vor allem wenn das Label einem eher auf die Kumpel-Tour kommt.
Wenn man aber ein wenig nachbohrt und auch selbst Grenzen setzt, kann man sehr oft noch bessere Bedingungen rausholen, als man denkt. Ein wenig Verständnis für die Labels (was Laufzeiten und Exklusivität usw. angeht) vorausgesetzt, geht das alles auch auf die nette Art.
Ist zwar grad am Anfang blöd, aber ein Anwalt für Medienrecht kann auch eine große Hilfe sein. Das hat auch nichts mit Vertrauen oder Misstrauen zu tun. Das ist, sobald es um das Veröffentlichen geht, eben ein Geschäftsvertrag. Da sind viele Leute zu unterwürfig und signalisieren dem Label damit irgendwo auch: "Mir mir kann man`s machen". Zumindest sollte man den vertrag prüfen lassen und unklare Punkte abfragen, wenn man es nicht selbst kann.
Das alles gilt eher für etwas etabliertere Labels mit Stückzahlen ab ca. 1500 aufwärts. Bei den ganz kleinen muss man halt auch sehen, welch finanzieller Aufwand bei Pressung und Promotion alleine schon ansteht Dieses Risiko trägt das Label zu 100 %. Grad Vinyls rechnen sich erst ab einer gewissen Stückzahl, sonst zahlt das Label drauf.

Aber es stimmt, schwerer ist es schon geworden. Es gibt halt viel mehr elektronische Musiker, als auch viel mehr Labels und VÖs als früher, und das bei insgesamt weniger Abverkäufen. Der alte Spruch "Konkurrenz belebt das Geschäft" ist da schon fast zynisch...
 
hosh schrieb:
Was man oft grade bei Einsteigern, die noch nichts veröffentlicht haben, beobachten kann, ist so eine Art Ehrfurcht vor den Labels.
.

Ehrfurcht ist sicherlich völlig fehl am Platz. Ging mir aber bei meinem ersten Vertrag genau so. Bis heute habe ich von diesem Label (ZYX) keine Abrechnung erhalten. Unser Produzent hieß mit Nachnamen "Wucherpfennig". Nomen est omen? Schon Zappa hat das Musikbusiness mit der kurzen Aussage beschrieben, daß dort Künstler von Betrügern ausgenommen werden. Das ist schön komprimiert und bringt die Sache genau auf den Punkt.
Was nicht heißen soll, daß es keine Labels gibt, die wirklich etwas für ihre Künstler oder die Kunst tun wollen und die keinesfalls als Betrüger anzusehen sind. Leider ist es nicht so leicht, diese von anderen zu unterscheiden. (Und leider ist Engagement immer noch kein Garant für finanziellen Erfolg; die Branche ist einfach zu kaputt, speziell in Deutschland, dem Land von "Geiz ist Geil".)
Ein fachkundiger Anwalt, der den Bandübernahmevertrag oder Künstlervertrag kompetent bewerten kann, ist hier sicher eine Hilfe.
Als Künstler lebt man ja gerne in einer Welt, die mit Papierkram und Juristerei wenig am Hut hat und eher idealistisch bis verträumt ist. Was sich oft in einem Minimal-Lebensunterhalt widerspiegelt.
Auch die engagierten unter den kleinen Labels haben in den letzten Jahren leider oft mit erheblichen Umsatzeinbußen zu kämpfen, teiweise noch deutlicher als die Majors. Z.B. erzählte mir der Chef eines kleinen, renomierten und in der Fachpresse vielfach gelobten Labels, daß er noch vor wenigen Jahren bei seinen bekannteren Künstlern Auflagen von 13.000 CDs umsetzen konnte und heute auf 300 Stück (!!!) abgerutscht ist. Da wird das Geschäft zum Hobby.

Noch was zum Thema Gema: Derzeit plane ich (bin kein Gema Mitglied) den Release einer CD, an der eine Sängerin (die Gema Mitglied ist) zu 50% beteiligt ist. Eigentlich wollte ich 500 CDs pressen lassen (optimistisch wie ich bin). Das Presswerk benötigt eine Gema-Freistellung.
Bei meinem Gespräch mit der Gema wurde mir dann mitgeteilt, daß 50% der Gebühren, die alleine für das Pressen (noch unverkaufter CDs) zu entrichten sind, an die Sängerin ausgezahlt würden - nach Abzug von 15% Bearbeitungsgebühr. Die anderen 50% (meine Hälfte sozusagen) würde in einen Topf fließen, aus dem am Ende des Jahres die 1000 "besten" Gema-Künstler bedient werden. Ist "modernes Raubrittertum" hier die passende Bezeichnung?
Das Pressen der CD hätte insgesamt ca. 700 EUR gekostet - zzgl. ca. 550.-EUR Gema-Gebühren.
 
Schönes Beispiel! Die Gema verteilt die Gelder, die rechtlich eigentlich Nicht-Gema Mitgliedern zustehen, an ihre "Elite". Für mein Empfinden (undwahrscheinlich auch für jeden klar denkenden Menschen) müsste in so einem Fall die Gebühr für das Pressen von Tonträgern direkt halbiert werden. Realität ist aber: Du musst "Zwangsmitglied" werden, wenn du das Geld nicht verschenken willst. Übrigens ebenso bei der GVL, da werden auch regelmäßig Gelder von Nicht-Mitgliedern "umverteilt", allerdings dort in die eigene Tasche.

Naja und zum Vertrag noch was: Die alte Weisheit, dass man am Anfang immer draufzahlt, erweist sich oft als sehr wahr. Nur weil man das ganze nicht ernst genug nimmt und sich nichts kaputt machen möchte. Ging mir am Anfang selbst auch so, nur da konnte man das noch in der Folge kompensieren, was heute nicht mehr ganz so easy ist. Deshalb ist Rat einholen und sich informieren da schwer angeraten.

Edit: Man kann übrigens auch im Ausland pressen lassen, wo teilweise viel weniger Abgaben anfallen.
 
hosh schrieb:
Du musst "Zwangsmitglied" werden, wenn du das Geld nicht verschenken willst. Übrigens ebenso bei der GVL, da werden auch regelmäßig Gelder von Nicht-Mitgliedern "umverteilt", allerdings dort in die eigene Tasche.

So ist es. Leider müßte ich als "Zwangsmitglied" dann auch für alle meine kostenlosen Downloads und sogar für die 45-sec. Prelisten-files Gema-Gebühren bezahlen, diese monatlich abrechnen, der Gema Zuang zu meinen Serverstatistiken einräumen - und bekäme die Gebühren (mit etwas Glück) später wieder zurück (abzgl. 15% Bearbeitungsgebühr). Zudem hätte ich u.U. schlechte Karten, wenn ich meine Musik für Werbung/Film verkaufen will - dort ist man nämlich wenig erfreut darüber, Gema-Abgaben zahlen zu müssen.

Im keyboards-forum lief vor zwei Monaten ein interessanter thread zu diesem Thema, in dem die gängigen und auch von der Gema vertretenen Annahmen auf den Koopf gestellt wurden:
Dort behauptete jemand, Musik an Sender verkauft und anschließend zusammen mit der Gema die Gebühren gerichtlich eingefordert zu haben. Es lag anscheinend ein Vertrag zwischen Künstler und Sender vor, in dem der Künstler die Verwertungsrechte an die Sender abgetreten hatte. Die Sender wollten nun keine zusätzlichen Gema-Gebühren bezahlen und, kaum zu glauben, gewannen in erster Instanz ... und die Gema zog sich aus dem Prozeß zurück und verzichtete auf eine Revision. Der betreffende Musiker behauptete weiterhin, seitdem Werke ohne Gema-Abgabenpflicht zu verkaufen und gleichwohl noch Gema-Mitglied zu sein.
Tja, vor Gericht kann sich eine gängige Praxis und vorgebliche Rechtslage scheinbar doch ganz anders darstellen. Aber wer hat schon Interesse daran, einen Prozeß mit unsicherem Ausgang zu riskieren.
 
abogner schrieb:
So ist es. Leider müßte ich als "Zwangsmitglied" dann auch für alle meine kostenlosen Downloads und sogar für die 45-sec. Prelisten-files Gema-Gebühren bezahlen, diese monatlich abrechnen, der Gema Zuang zu meinen Serverstatistiken einräumen - und bekäme die Gebühren (mit etwas Glück) später wieder zurück (abzgl. 15% Bearbeitungsgebühr). Zudem hätte ich u.U. schlechte Karten, wenn ich meine Musik für Werbung/Film verkaufen will - dort ist man nämlich wenig erfreut darüber, Gema-Abgaben zahlen zu müssen.

Ist das heute so? Als ich Mitglied wurde, gab es digitale Verwertungsrechte noch nicht und ich habe bis heute die Zusatzvereinbarung dazu nicht unterschrieben. Kann man also heute digitale Rechte nicht ausnehmen? Das wäre mal wieder ein weiterer typischer Gema-Knebel... Bzgl. Film/Werbung: Gibt auch Leute, die deshalb diese Sachen über Pseudonyme abwickeln oder Ehefrau/Freundin...
 
hosh schrieb:

Das ist so. (Wurde mir jedenfalls am Telephon so erklärt.)

Ist auch alles online. Zu den Demo-files z.B. hier:
http://www.gema.de/kunden/industrie/int ... ings.shtml

Es stellt sich natürlich die Frage, ob die Gema sich wirklich die Mühe macht, im Internet nach ihren Künstlern zu suchen, um abzuchecken, ob diese auf ihrer Homepage unangemeldete prelisten-files anbieten. Vor allem bei den umsatzmäßig unbedeutenden Künstlern, die möglicherweise von Sozialhilfe leben und kaum ihren Gema-Beitrag bezahlen können, lohnt sich wahrscheinlich keine Abmahnung und schon gar kein Gerichtsverfahren.

Leider ist die Abteilung Industrie der Gema praktisch während der gesamten Geschäftszeit besetzt und telephonisch nicht erreichbar, so daß ich einige Detailfragen nicht klären konnte. Eine Antwort auf email-Anfragen bleibt oft ebenfalls aus. Der aktuelle Wissensstand reicht mir aus, um weitere Bemühungen erst einmal auf Eis zu legen.
Eine Gema-Mitgliedschaft macht meiner Meinung nach nur Sinn, wenn man sich umsatzmäßig schon ein gutes Stück nach oben gearbeitet hat, sich einer entsprechende Promotion seitens des Labels sicher sein kann oder häufig Konzerte gibt, im Radio gespielt wird etc.

Der Trick, seine Musik an der Gema vorbei unter einem nicht registrierten Pseudonym zu verkaufen, zeigt eigentlich nur, wie falsch ein System ist, wenn es dem Künstler nur einen betrügerischen Weg offenläßt, damit er überhaupt noch nennenswerte Einnahmen hat.

Für alle Newcomer sind die Gema-Vorgaben ein ärgerliches Hindernis und gehen an dem eigentlichen Anliegen einer Interessenvertretung der Künstler weit vorbei.
 
hugo.33.im_toaster schrieb:

tut mir leid, aber wenn ich die antworten so lese, ist diese einfach die einzig wirklich wahre. bist du wirklich gut, kriegst du was du willst, dafür lege ich meine hand ins feuer. und klar, "gut sein" ist etwas subjektives, aber so ist das nunmal.
 


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