Wieso berührt einen die Musik jüngerer Generationen (meistens) nicht?

Sunwave

Sunwave

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Ein Phänomen welches man immer wieder bei sich und anderen beobachten kann.

Was hat es damit auf sich?
Es ist ja nicht so als würde die Musik von Jahr zu Jahr schlechter werden.

Vielleicht ergibt sich hier eine spannende Diskussion.
 
Meine Theorie: die musikalische Prägung erfolgt in den Jahren 14 - 25 (grob geschätzt, so war es bei mir). Was ich in der Zeit gehört habe, begleitet mich bis heute, selbst wenn ich auch im Alter von 50 immer noch neue Dinge höre. Die Musik ist allerdings nicht auf das Alter der Musiker bezogen, sondern auf das was sie machen. Als Kind der 80s stehen bei mir z. B. Bands wie Joy Division, Chameleons, The Sound, frühe Simple Minds etc. hoch im Kurs. Wenn neue Bands Elemente davon verwenden oder sich an der Richtung orientieren interessiert mich das und berührt mich auch, aber anders als die Originale weil ich in einem anderen Lebensabschnitt bin. Das Original beamt mich gedanklich/gefühlt in die Zeit zurück, die neuen Bands nicht. Vielleicht koppele ich neue Bands in 20 Jahren dann an diesen Lebensabschnitt, wer weiß.

Mit modernen EDM/Pop-Zeugs - will ich aber nun nicht abwerten - habe ich nichts am Hut, hätte das aber auch nicht in den 80s wenn es das schon gegeben hätte.
 
Ich bin generell nicht mehr ganz so leicht zu beeindrucken was Musik betrifft, mit der Zeit steigen die Ansprüche. Um das mit der @Rends genannten Jugendliebe zu vergleichen, war ich früher doch eher leicht entflammbar und praktisch ständig verliebt, will ich heute auch noch gute Gespräche führen ;-) Warm, willig und anschmiegsam reicht einfach nicht mehr :wegrenn:
 
Ein Phänomen welches man immer wieder bei sich und anderen beobachten kann.

Was hat es damit auf sich?
Es ist ja nicht so als würde die Musik von Jahr zu Jahr schlechter werden.

Finde ich persönlich garnicht. In den 80ern musikalisch sozialisiert finde ich fast alles jenseits von Mute und Rough Trade aus der damaligen Zeit grauenvoll. Vor allem dieser fiese Italo-Pop und ähnliche Krankheiten.

Ich habe aus jeder Zeit/Dekade ein paar MusikerInnen, die mich berühren und sehr viele die im besten Fall belangslos, im schlimmsten Fall nervig sind. Bis zum heutigen Tag.

Aber ich beobachte in der Tat auch eine gewisse Nostalgie, die bei allen rund um die 50 eintritt was die Musik ihrer Jugend betrifft, ähnlich
Erstes Fahrrad, erste Jugendliebe, erste Musik.
Irgendwie war man gefühlsmäßg noch ganz anders gepolt in der Jugend.

Aber es gibt auch heute noch Musik, die mich stark anfasst und emotional berührt, und zwar nicht nur von alten Knochen wie Nick Cave :)
 
Ich hatte zwar so gut wie keine (damals) aktuelle Musik gehört, eher was 20-40 Jahre davor so rauskam, ist aber bis heute noch was ganz Besonderes und irgendwie auch so eine Art Meßlatte.

Das mit dem Hormonkram, Sozialisierung usw. macht schon Sinn.
 
Also ich schwelge ja gern mal in alten Erinnerungen, aber wenns um die tägliche Mucke geht, die ich zu Hause, auf Arbeit, im Auto höre, dann nur aktuelle Genres.
Ich kann mir aber unrer dem Begriff "Jüngerer Generationen" nicht viel vorstellen. Ich weiß nicht wer meine Lieblingsmusik macht und ich weiß auch nicht wie alt die Leute sind, die das hören. Mir auch echt egel.
 
Das mit dem Hormonkram, Sozialisierung usw. macht schon Sinn.
Aber das lässt sich überwinden, wenn man neugierig genug ist und sich mit sehr viel unterschiedlicher Musik - bis hin zu den Klassik-, Moderne und Ethno-Sachen - beschäftigt. Sich praktisch de-programmiert. Allerdings kann man danach vielleicht die alte Musik nicht mehr ganz so unvoreingenommen genießen, speziell wenn man zudem noch so ein paar Videos gesehen hat, in denen der Nachbau gezeigt wird.
 
  • Daumen hoch
M.i.a.u.: Cee
Ich spiele manchmal das Intro von Kool & The Gangs "Cherish" . Mit dem berüchtigten DX7-Epiano-Klang.
Das muss ich wohl mal einer in den 80ern sozialisierten Dame vorspielen, hehe :cool:

Dazu fällt wohl vielen Leuten ein, mit wem sie damals rumgeknutscht haben. Oder zumindest: Gerne rumgeknutschzt hätten....
 
Das meiste, was auf der Bravo Hits (bei welcher Nummer ist die mittlerweile eigentlich?) lief, fand ich auch vor 30 Jahren schon furchtbar. Der Mainstream in den 90ern waren eh in ganz weiten Teilen ziemlich gruselig.
 
Gehe davon aus das es an der Prägung mit der Musik liegt mit der man aufgewachsen ist. Mit Sicherheit kann ich das nicht sagen, gehe aber davon aus.
 
Ein Phänomen welches man immer wieder bei sich und anderen beobachten kann.

Was hat es damit auf sich?
Es ist ja nicht so als würde die Musik von Jahr zu Jahr schlechter werden.

Vielleicht ergibt sich hier eine spannende Diskussion.

Es wird zwangsläufig wieder auf Geschmacksfragen und Ich-spiele-jetzt-mal-die-beleidigte-Leberwurst hinauslaufen, weil irgendwer meint, über irgendein Statement nicht nachdenken zu wollen, weil es ihm wieder mal so oder so nicht in den Kram paßt.

(Scheiß-) Musik hat es schon immer gegeben, die die Doofen und Anspruchslosen immer schon toll gefunden haben, weil sie so nett das Hintergrundrauschen verdeckt und einem nicht allzu viel an intellektuellen Höchstleistungen abverlangt -- da ist es egal, ob es die Monkees, Boney M, Modern Talking, Marusha oder Lady Gaga oder irgend so ein Stotteronkel aus prekären Verhältnissen war oder ist (wenn ich mal so die letzten Jahrzehnte grob zusammenfassen darf). Das ist einfach eine Sache der sozialen Prägung -- wer innerhalb seiner Gruppe akzeptiert werden will, wird sich nicht durch Abweichen von den dort vorgegebenen Rezeptionsmustern unbeliebt machen im Sinne von hältst Dich wohl für was Besseres, was? Ah, der junge Herr hört King Crimson... Chris Roberts ist ihm wohl nicht anspruchsvoll genug, was?

Der andere Faktor ist, daß es immer Produktionen gibt, die sich ganz klar auf den Vermarktungsgedanken stützen und den Kindern, die in einer Welt voller Überfluß leben, etwas verkaufen wollen, was dem eigenen sozialen Status zuarbeitet im Sinne von wer das hört, gehört dazu und ist cool -- ist also im Prinzip derselbe Mechanismus wie oben beschrieben. Wenn diese Kinder -- und da wiederhole ich mich aus anderen Threads -- keine erzogenen Hörer sind, die sich einen breiten Erfahrungshorizont erhören durften und -- basierend auf diesem Horizont -- für sich selbst entscheiden durften, was für sie gute und was schlechte Musik ist, dann ist es kein Wunder, daß es eine auf stumpfen Konsum ausgerichtete Hörerkultur gibt. Jetzt kommt eine Generation Eltern an den Start, die sich selbst schon wahllos aus allen möglichen Töpfen bedienen konnten, weil ja alles im Überfluß vorhanden war.

Da geht es nicht um gut oder schlecht, sondern um Kaufen oder Nichtkaufen, Dazugehören oder Nichtdazugehören. Da geht es einfach um eine Generationenfrage -- da durfte man sich früher noch dem Lager Stones oder Beatles, Led Zeppelin oder Deep Purple, Sven Väth oder Westbam, Depeche Mode oder Front 242 zurechnen und sich darüber definieren. Heute ist das alles nivelliert, damit es sich leichter vermarkten und leichter durch neue, gleichartige Produkte ersetzen läßt.

Unter'm Strich bleibt es nur Genörgel von alten Säcken, die es nicht zulassen wollen, daß ihre heißgeliebte Musik mit ihnen langsam, aber sicher auf dem Sterbelager dahinsiecht und durch Minderwertigeres (subjektiv gesprochen) ersetzt wird.

Ist nicht schön, ist aber der Lauf der Dinge.

Stephen
 
Bei mir ist es nicht so, dass ich die aktuelle Musik nicht mag. Ich finde da immer noch Perlen drunter. Bei mir ist es so, dass ich bestimmte Musikstyle nicht mag. Ich kann mit Rap/Hiphop nix anfangen. War in den 80ern aber auch nicht anders. Dieses Gospelartige W. Houston Geschreie fand ich schon immer schlimm (oder alles wo DX7 E Piano vorkommt ), oder Schlager oder oder
 
Das hat sicherlich mit der Prägephase unserer Jugend zu tun. Ich vermute mal, dass zukünftige Generationen genauso wenig Begeisterung, für die Musik ihrer Kinder, übrig haben werden, wie wir jetzt gegenüber unseren.
 
Was ich beobachte:

Nicht wenige Menschen werden im Alter konservativ, im schlimmsten Fall sogar erzkonservativ.

War man in der Jugend oder Zivildienstzeit noch progressiv und neugierig bzw offen für Neues stumpft man im Alter etwas ab und verschliesst sich, wird träge und verfällt in Gewohnheitsmuster, was dann auch einen "altmodischen" Musikgeschmack bedingt.
Hamsterrad Alltag begünstigt diese Stagnation.
Ab einem gewissen Alter hat man auch mehr Vergangenheit als einem noch an Zukunft bevorsteht, den hat man mal die 50 überschritten ist es sehr unwahrscheinlich das man 100 wird.
Vergangenheit wird zum Lebenselexier in Form von Nostalgie und glücklich sind jene die ein ausgefülltes Leben leben konnten und aus denErinnerungen zehren.

Früher hab ich jene und jene Bücher gelesen, früher hab ich das und das gemacht.
Früher, früher, früher.

Wie oft hört bzw liest man das hier im Forum.

Open Mind ist hier das Zauberwort, das sollte man sich bewahren wenn man auch im Alter noch kraftvoll zubeissen möchte. Freundlichkeit ist auch eine Antriebsfeder, Positv durchs Leben gehn.. aufgeschlossen bleiben, Achtsam, Empathisch.. dann bleibt man auch geistig jung und kann dann auch "junge Musik" evtl besser verstehen.


Was mein "Musikverhalten" betrifft:
Ich hab genug mit meiner eigenen Musik zu tun, und der Ausgleich dazu ist die Stille im Wald bzw Outdoor.
Ich interessiere mich kaum für FremdMusik mehr, ob aktuell oder von früher... ich mache schlicht und ergreifend meine eigene Musik.




Saludos
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Also ich höre ja meist Musik über Soundcloud und da entdecke ich eigentlich immer mal was das mir zusagt. Ich weiß weiß nur nicht wie alt die Ersteller der Musik sind, also wenn sie nicht gerade von sich ein Profilbild reinstellen. Aber da weiß man ja auch nicht ob das den momentanen Lebensstatus darstellt. Ist ein wenig schwierig da nun zu sagen wie alt einer ist. Aber solange mir die Musik zusagt ist das ja auch nicht wirklich wichtig - finde ich zumindest.
 
Meine Eltern hatten ein großes Schallplattenregal und auch noch Tonbänder - und die Sachen, die ich mir da rausgesucht hatte haben heute noch eine besondere Stellung.
Auch Kassetten, die Kumpels in die Schule mitbrachten oder CDs, die immer liefen.


Aber das lässt sich überwinden, wenn man neugierig genug ist und sich mit sehr viel unterschiedlicher Musik - bis hin zu den Klassik-, Moderne und Ethno-Sachen - beschäftigt. Sich praktisch de-programmiert. Allerdings kann man danach vielleicht die alte Musik nicht mehr ganz so unvoreingenommen genießen, speziell wenn man zudem noch so ein paar Videos gesehen hat, in denen der Nachbau gezeigt wird.
Jo, das kenn ich auch.
 
Das meiste, was auf der Bravo Hits (bei welcher Nummer ist die mittlerweile eigentlich?) lief, fand ich auch vor 30 Jahren schon furchtbar. Der Mainstream in den 90ern waren eh in ganz weiten Teilen ziemlich gruselig.

Mainstream ist IMMER gruselig -- wir denken an Gruppen, die sich das bewußt zu Nutze gemacht hat, z. B. Middle Of The Road und Chirpy, Chirpy, Cheep, Cheep.

Bei mir ist es nicht so, dass ich die aktuelle Musik nicht mag. Ich finde da immer noch Perlen drunter. Bei mir ist es so, dass ich bestimmte Musikstyle nicht mag. Ich kann mit Rap/Hiphop nix anfangen. War in den 80ern aber auch nicht anders. Dieses Gospelartige W. Houston Geschreie fand ich schon immer schlimm (oder alles wo DX7 E Piano vorkommt ), oder Schlager oder oder

Ja, da ist was dran -- ein Schulfreund von mir kam 1990 von einem einjährigen Aufenthalt als Austauschschüler in den USA zurück und meinte bei einer Fete, er habe da etwas entdeckt, was das Beste sei seit der Erfindung von geschnitten Brot. Er dudelte mir daraufhin Beastie Boys in seinem Autoradio vor und war enttäuscht, als ich ihm sagte, daß ich diesen ganzen B-Boy-Kram in den frühen 1980ern schon doof gefunden habe und mit einer modernisierten Variante -- und dann auch noch von Weißbroten, die afroamerikanische Musikkultur für sich gekapert hatten -- nichts anfangen könne. Mag ich einfach nicht.

Wenn ich Howard Stern zum Thema Country Music umzitieren darf (aus Private Parts): Ich habe einen Schulabschluß, habe noch nie mit Drogen gedealt, bin nicht in Queens oder Watts aufgewachsen, mein Mutter war keine Crackhure und mein Vater ist nicht bei einem Drive-By Shooting über den Haufen geballert worden -- ich kann mit diesem Gedudel also nichts anfangen.

Stephen
 
Ich denke jedenfalls: Das Phännomen gibt es, und es hat wohl genau mit den genannten Prägungen im Jugenalter zu tun. Ich bin z.B. mit klassischer Musik aufgewachsen und mit 14 an die frühen Beatles geraten. Parallel lief im Radio die typische 80er Mucke, auf die ich heute sehr nostalgisch reagiere.

Was "gut" oder "schlecht" ist, ist eine andere Sache. Rick Astley fand ich schon 1987 echt mies und heute auch noch. Auch wenn der Kerl ein echt sypathischer Typ sein soll.
 
Eine Theorie/Aspekt habe ich noch und zwar die der "Inspiriationsfolge".
Am Anfang als Teenager ist natürlich alles noch frisch.
Dann kommt später die Musik von Personen aus der eigenen Generation, die hatte dieselben Inspirationen wie man selber, auch das findet man noch gut und irgendwie frisch.
Dann kommt die nächste Generation, eine welche durch die eigene und vorherige Generationen inspiriert wurde. Weil man aber mittlerweile alles schon zur genüge kennt ist das langweilig für einen, es kommt nicht an die Urväter an.
 
[...] neugierig [...]

Wie sollst Du neugierig werden, wenn Du zu einem dumpf konsumierenden Schaf erzogen werden sollst, das bloß nicht ahnen darf, daß es jenseits des Tellerrandes eine bunte Welt zu entdecken gibt?

Das würde ja bedeuten, daß man seine eigenen Umstände hinterfragen und womöglich sogar ändern muß, weil man durch Denken (schädlich!) zu der Erkenntnis gekommen ist, daß es doch noch mehr im Leben geben muß und daß das, was einem tagtäglich vorgesetzt wird, nicht alles sein kann.

An diesen Punkt kommen heute die wenigsten -- wollen die auch gar nicht hin, in der Herde ist es sicherer und bequemer.

Stephen
 
.. An diesen Punkt kommen heute die wenigsten -- wollen die auch gar nicht hin, in der Herde ist es sicherer und bequemer.
Ich glaube es hat etwas mit der Heranführung an Neues, Unerwartendes zu tun. Wenn du nicht damit aufwächst das es auch was anderes als den Mainstream gibt, dann wirst du es vermutlich nie kennenlernen. Das ist halt so und ne Abhilfe dagegen kann nur das Umfeld sein in dem man sich bewegt - einen anderen Weg sehe ich da nicht.
 
Ohne "The Prodigy" hätte ich mit der Musik wohl komplett abgeschlossen. Die Jungs haben mich durch die 90er gebracht und auch die haben es auf die Bravo Hits geschafft. ;-)
Haha, Prodigy fand ich in der Schule auch geil, kann ich leider überhaupt nicht mehr hören, habs immer mal wieder versucht^^
 


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