Deutsche Texte in der Musik

Wieso wusste man irgendwie , dass Du Kraftwerk ins Spiel bringst? Ich finde die Texte schon gut, meine aber mal gelesen zu haben, dass Sprache/Text hier primär von der Band als weiteres „instrumentales“ Element gesehen wurde.

Auch auf die Gefahr der Wiederholung, bei englischen Texten kann man das Gehirn ausschalten, manchmal versteht man mangels Kenntnisse etwas auch nicht und somit ist der Gesang eher eine Form eines Instruments. Arg Plakatives aus der Peinlichkeits/Phrasen-Box fällt einem aber schon auffinde ich.

Es wäre schon arm im Land der Denker und Dichter nichts auf die Reihe zu bekommen. Da gibt es m. E. so viele gute Beispiele, da muss man einfach mal neben Schlager, “Gangsta“-Rap etc. ein wenig suchen.

Übrigens gibt es ganz viele unterschiedliche Ansätze mit deutschen Texten zu arbeiten, da muss man nur mal Lindenberg/Spliff mit Element of Crime, Tocotronic, Blumfeld, Kante oder junge Bands wie Messer etc. vergleichen. Gerade auch New Wave artige Gitarren-Musik passt mit deutschen Texten, muss nicht immer nur „technisch“ daherkommen. Gibt ganz viel zu entdecken ;-)
 
Es gibt auch Musik mit Deutschen Texten, die man nicht gleich versteht zB.:



Ich mag und besitze zB einige Alben von Element of Crime, Goldenen Zitronen , Die Sterne, DAF, Malaria! , die ersten beiden Ideal LPs uvm... kann aber verstehen, dass viele NDW-"Hits" und Pop-Techno (Blümchen & Co) nicht gerade einen guten Eindruck hinterlassen haben. *hahaha* Von Format-Schlager-Mucke ganz zu schweigen.

Aber heute zB wieder die "Alles ist Gut" LP am Plattenspieler laufen gehabt, ich wüsste nicht was zB an diesem Text peinlich sein soll. (??)

 
Im englischen Bereich, gerade bei Pop ist es ja eigentlich ganz schlimm mit "Baby, Baby, Baby ... Ooooh yeah" (Pop-Tourette habe ich das getauft). Das ist im Deutschen (noch) etwas weniger.
Es ist aber auch schwierig, ein Album mit Text zu füllen, besonders wenn die Zielgruppe nicht homogen ist. Da liegt Liebe, Sex, Tod auf der Hand. Da kann fast jeder was mit anfangen. Ein Pop-Song über die Excel-Summenfunktion und ihre Bedeutung in der Buchhaltung würde jetzt wohl sehr viel weniger Leute erreichen. Und ein ganzes Album zu dem Thema würde wahrscheinlich auch Excel-Fans abschrecken.
 
Wieso wusste man irgendwie , dass Du Kraftwerk ins Spiel bringst? Ich finde die Texte schon gut, meine aber mal gelesen zu haben, dass Sprache/Text hier primär von der Band als weiteres „instrumentales“ Element gesehen wurde.

Gerade die Texte von Kraftwerk sind für mich kein Aushängeschild für gute deutsche Texte. Ich mag Kraftwerk wirklich sehr, aber sowohl die lyrische Qualität als auch die Stimmgewaltigkeit des Herrn Hütter sind für mich nicht der ausschließliche Grund, weswegen ich ein paar der Alben immer wieder hören kann.

Ein guter Freund aus Los Angeles ist auch großer Kraftwerk-Fan, hört aber bevorzugt die deutschen Texte, obwohl er diese nicht versteht. Das tut er aus dem gleichen Grund wie ich: auf Englisch klingt Kraftwerk nicht besser. "Die Mensch-Maschine" kannte ich zunächst in Form von "The Man-Machine" und insbesondere die Gesangspassagen ohne Vocoder fand ich von der Aussprache her zum Fremdschämen.
 
Wenn ich im Penny bin läuft oft deutschsprachige Musik neueren Datums. Ist eigentlich ok. Jedenfalls besser, als das immer gleiche alte Amizeugs und Phil Colins. Ob es bald wieder eine neue NDW gibt? Sportfreund Stiller fand ich schlimm. Einmal hören reicht. Aber die mochten irgendwie alle. Warum eigentlich?
 
Amuesant finde ich ja, dass ich von einigen Leuten, die nicht gut Englisch koennen, oft gehoert habe, dass sie lieber deutsche Musik hoeren, weil sie "hoeren moechten, was die singen."

Schoen zu sehen dass es hier auch einige gibt, die froh sind, wenn sie es nicht sogleich verstehen.
 
Meine Eltern haben bei jedem Popsong, der mir gefallen hat, gefragt: "Was singt er denn?".
Das war älteren Leuten wohl extrem wichtig - mir eher die Melodie/Groove/Drive, etc.
Auch Fragen wie:" Wieso hören die engl. Musik, da verstehen doch die meisten gar nicht, wovon der/die singt?"
In der Pop/Rockmusik, die ich gehört habe, war der Text aber oft nix Besonderers... zumindest nicht immer die Hauptsache!
anders als bei Liedermachern, wo es eher auf dennText ankommt.

"Und was singt Marc Bolan nun?!?"
Er singt hier: "Ich kann keine Befriedigung finden - alles was ich will ist 'leichtes Vorgehen'!" (easy action), oder ähnliches....
Bowies "Jean Genie" zu übersetzen, für jmd. der gerade mal das 2. Jahr Englischunterricht hatte, "was a pain in the ass"!
Mann, war mir sowas peinlich... mann, war/ist mir Wurscht, was die singen!!1eins!1!
Ich habe meine Eltern lieb, u.a. weil ich nie Stairway to Heaven übersetzen musste.
 
Ich auch. Da kam zu den doofen Texten auch noch diese schwachsinnig klingende Stimme dazu.
Ist aber auch faszinierend. Der kann nicht singen. Die Texte sind von der Sorte "Reim dich, oder ich fress dich", musikalisch ist auch nix zu holen. Und trotzdem hat die Band Erfolg. 🤷‍♂️
 
Kaltes klares Wasser!

Deutsche Texte gehen schon gut, finde ich - muss halt irgendwie mit der Musik zusammenpassen, wie bei anderen Sprachen/Textzeug generell. Etwas (selbst-)Distanz ist aber schon für mich persönlich vielleicht ein Faktor. Bands wie Kettcar oder die neuen Neubauten (leider nicht mehr 10 Meter groß und furchtbar wichtig) oder der alte Sido sind mir zu nah (an sich selbst) dran, das sind aber Oasis und Sleaford Mods auch. Ideal, Trio, und so gehen für mich immer

Zwei absolute Faves wollte ich noch teilen:



 
Ist natürlich auch immer eine Sache des eigenen Zugangs. Sarkasmus, Ironie etc. haben bei mir fast immer gewonnen. Andere können damit gar nichts anfangen.
 
Ich liebe Musik mit Sprache und bevorzuge es zu verstehen, was ich da höre. Dass die Deutsche Sprache nicht besonders gut klingt, liegt in ihrer Natur. Zu viele Worte und schräge Laute. Wenn man sie nicht versteht, neigt man dazu sie nicht zu mögen.

Momentan ist in Mode die Sprache zu verunglimpfen. Es werden keine ganzen Sätze mehr gesprochen und die Grammatik wird vernachlässigt. Wenn das im Sinne vom Dialekt passiert, ist es ok, aber wenn man damit versucht zu tricksen, dass es sich besser reimt oder mathematisch ins Schema passt, geht die Magie verloren und das Ergebnis kann nur Mist werden. Im Rap ist das sowieso häufig der Fall, da dort überwiegend Leute unterwegs sind, die ohne Autokorrektur keinen richtigen Satz hinbekommen, aber auch im Pop oder Poprock nimmt es immer mehr zu. So wie sie singen, so redet keiner und wenn keiner so redet, sollte auch keiner so singen. Dazu noch die allgegenwärtige Belanglosigkeit und schon hat man ein Scheißlied gemacht.

Es gibt aber auch sehr viele Musiker, die mit der Sprache sehr gut umgehen können und wunderschöne Werke verfasst und musikalisch umgesetzt haben. Der Mensch von Grönemeyer ist eines der schönsten Lieder der Welt. Das Ende von Alin Coen ist sehr rührend. Transparent von Dota ist auch ein Werk mit literarischem Wert. Element of Crime sind textlich die Oberliga, weil sie sich mit einer Leichtigkeit ausdrücken, aber sehr tief greifen. Rainald Grebe ist auch so einer.

Im Pop/Rock Bereich gibt es auch gute Songwriter. 2Raumwohnung haben ein paar schöne Sachen, Wir sind Helden sind auch nicht ohne, die Ärzte hatten schon immer gute Texte, doch sie waren nie besonders gut darin die Deutsche Sprache gut klingen zu lassen. Wem das oft gelungen ist, sind Seeed. In diesem Song klingt Deutsch sogar besser als Englisch. Wenn man sich auf Andreas Bourani einlässt, muss man zugeben, dass ihm auch ein Meisterwerk gelungen ist. Als Rap noch gut war, haben Blumentopf einen der besten Rapsongs gemacht. Usw usf.

Ich bin froh, dass ich es geschafft habe mich zu überwinden und auf die deutschsprachige Musik eingelassen habe. Es gibt sehr viel Schönes, wenn man einmal den Dreck zur Seite geschoben hat.
 
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Ich denke, dass es Leute gibt, die ihre Sprache (egal welcher Nationalität) in die Musik passend reinkriegen, und welche die das nicht können. Ob Kinderzimmer Productions oder Olli Schulz ist dann nur noch stilistische Variation.
 
meiner Meinung nach entscheidet der Vortrag der Person und die damit verbundene Glaubwürdigkeit erheblich darüber ob man etwas peinlich empfindet oder nicht. Seed z.B. weiter oben als leuchtendes Beispiel erwähnt empfinde ich als durch und durch "cringe" (wie die Jugend heute sagt). "ohohoh, hübsches ding, ich versteck mein´ehering..", wenn das wolle petry singen würde...bei udo lindenberg wärs schon wieder cool..naja. hier noch ein Beispiel vom Sophie Hunger..stellt euch mal vor Helene Fischer singt das, geht garnicht, fremdschämen pur…

 
Wenn ich Musik mit Deutschen Texten höre finde ich das manchmal peinlich und blöd. Liegt das an den Texten an sich, oder weil man als Muttersprachler alles versteht? Würde es weniger peinlich sein, wenn die Musik anders gespielt werden würde, oder wenn anders gesungen werden würde (Rammstein? *hüstel).
Ich finde gute Deutsche Texte, wo man so durch die Musik getragen wird, wirklich gut (Die Sterne). Aber manchmal ist man eben peinlich berührt, ob der Belanglosigkeit oder Intimität die vermittelt wird. Liebe, Herzschmerz und Dinge die die Welt erklären sind auf Englisch immer cool, wenn nicht gar interessant. Das liegt sicher auch daran, dass die Metrik da anders funktioniert.
Finde das auch sehr schwierig.

Bei fremdsprachigen Texten kann ICH mich einfach auf die Musik konzentrieren, da kann der Text noch so dämlich sein, der springt mir dann einfach nicht so sehr "ins Ohr" - selbst wenn ich eigentlich weiß, wie bescheuert er ist (z.B. Manowar und sehr sehr sehr viel anderer Metalkram). Ich kann den Song dann wegen der Musik und der lautmalerischen Qualität des Textes dann trotzdem goutieren.
Bei deutschen Texten muss halt beides stimmen. Wobei bei Songs mit guten Texten (= Texten, die ich gut finde) dann halt auch ein toller Text eine mittelmäßige Komposition retten kann. So was wie Tocotronic würde ich mir vermutlich auf englisch nicht anhören - die Qualität der Texte ist da halt schon höher als der Gehalt der Musik.

Allerdings ist ja aktuell gerade deutschsprachige Mainstreammusik sehr angesagt, seien es jetzt die Mark Forsters, Leas und Wincent Weiss' auf der einen, viele Deutschrapper auf der anderen und die Amigos, Feuerschwänze und D'Artagnans in der Mitte - kann ich alles selbst beim besten Willen nicht ertragen - sowohl musikalisch als auch textlich absolut banal... aber da die alle doch ziemlich erfolgreich sind, muss es wohl nicht an der deutschen Sprache sondern an uns "Banausen" liegen, wenn es uns nicht gefällt (:.

Der Mensch von Grönemeyer ist eines der schönsten Lieder der Welt.
Jo, den Grönemeyer in Richtung Betroffenheitslyrik zu schieben ist eben auch nur die halbe Wahrheit. Gerade auf den Alben Bleibt alles anders und Mensch haben die Texte auch durch ihre Uneindeutigkeit eine ziemlich hohe Qualität.
 
meiner Meinung nach entscheidet der Vortrag der Person und die damit verbundene Glaubwürdigkeit erheblich darüber ob man etwas peinlich empfindet oder nicht. Seed z.B. weiter oben als leuchtendes Beispiel erwähnt empfinde ich als durch und durch "cringe" (wie die Jugend heute sagt). "ohohoh, hübsches ding, ich versteck mein´ehering..", wenn das wolle petry singen würde...bei udo lindenberg wärs schon wieder cool..naja. hier noch ein Beispiel vom Sophie Hunger..stellt euch mal vor Helene Fischer singt das, geht garnicht.


Keine Ahnung was cringe genau heißt, aber ja, Seeed haben nicht nur gute Songs. Ding ist auch nicht mein Ding.

Beim obigen Beispiel ging es mir nur um den Klang der Sprache, nicht den Inhalt, wobei "What you see is what you get" inhatlich schon ziemlich cool ist. Seeed sind halt Männer, die tanzen können und Gutelaunemusik machen. Muss man nicht mögen, aber sollte schon zugeben, dass sie darin gut sind. Dickes B ist ein Klassiker, Riddim Nr. 1 und Waterpumpe perfekte Schönwettermusik. Wobei Peter Fox auch anders kann. "Schwarz zu blau" finde ich cool.

Was es Udo angeht.. Seine alten Sachen, als er noch den Mund aufkriegen konnte, sind überwiegend gut, aber dass er jetzt ein Lied mit Apache und Autotune gemacht hat, ist schon sehr peinlich. Auch Grönemeyer war sich für so einen modernen Tiefflug nicht zu schade, aber er kann zumindest noch singen und textlich ist er auf einem anderen Niveau. Sie haben sogar gemeinsam ein Lied mit Sido. Schlimm, schlimm..
 
mal sagen: über geschmack lässt sich schwer streiten.

und deutsche dichtung (lyrik) und poptexte sind schon zwei paar schuhe.
wobei für mich gute popmusiktexte auch ohne musik auskommen.

was im allgemeinen als "neuer deutscher schlager" bezeichnet wird, ist mmn. häufig trivial - sowohl die musik, als auch die texte.
zwar nicht mehr die Jack White-textqualität, aber nicht weit davon entfernt.

anders sieht es bei "neuer deutscher musik" aus:
stellvertretend soll einfach mal Hamburg, ausrichter des schlager rave, stehen:
Udo Lindenbergs umgang mit der deutschen sprache war neu, kam bei jugendlichen aber an. meine eltern und großeltern hassten ihn.

danach förderte punk die großartigen texte von Abwärts oder später Palais Schaumburg und Geisterfahrer zu tage.
wer folgte ist bekannt.

die hier sogenannte "betroffenheitslyrik" der Hamburger Schule ist für mich mit das beste, was der deutschsprachigen popmusik passieren konnte.
Jochen Distelmeyers texte (der ersten drei Blumfeld-alben) lege ich hier allen ans herz.
und wer meinte: rap auf deutsch geht gar nicht (dachte auch ich damals) wurde durch die texte der Absoluten Beginner, Fischmob oder Drei Sterne Deluxe eines besseren belehrt.

im selben atemzuge können auch andere künstler:innen aus Deutschland und Österreich genannt werden.

 
Zuletzt bearbeitet:
die hier sogenannte "betroffenheitslyrik" der Hamburger Schule ist für mich mit das beste, was der deutschsprachigen popmusik passieren konnte.
Geschmackssache. Für mich weitgehend zu humorbefreit.

und wer meinte: rap auf deutsch geht gar nicht (dachte auch ich damals) wurde durch die texte der Absoluten Beginner, Fischmob oder Drei Sterne Deluxe eines besseren belehrt.
Fischmob fand ich tatsächlich recht erfrischend damals.

im selben atemzuge können auch andere künstler:innen aus Deutschland und Österreich genannt werden.
Mal ab von Hamburger Schule: Ich mags ja auch gerne auf österreichisch (Auswahl nicht repräsentativ): :mrgreen:





Und beim Thema (bekanntere) Schlagertexte ist der Ösi auch eher im oberen Niveaubereich mitgeschwommen:

 
die hier sogenannte "betroffenheitslyrik" der Hamburger Schule ist für mich mit das beste, was der deutschsprachigen popmusik passieren konnte.
Betroffenheitslyrik hätte ich jetzt gar nicht mit der Hamburger Schule in Verbindung gebracht... wird das üblicherweise in dem Kontext gesehen?
Ich hatte den Begriff Betroffenheitslyrik bisher immer mit Künstlern wie Heinz-Rudolf Kunze in Verbindung gebracht mit seinen sehr theatralischen Sprachduktus (wobei ich zugegenermaßen nur sehr wenig von ihm kenne).
Bei Tocotronic zeigte man sich ja höchstens mal betroffen über die Zeitverfluggeschwindigkeit... (: (aber selbst das war nicht das lyrische ich sondern dessen Gegenüber).
 
Wenn ich Musik mit Deutschen Texten höre finde ich das manchmal peinlich und blöd. Liegt das an den Texten an sich, oder weil man als Muttersprachler alles versteht?


es liegt daran, dass es deine muttersprache ist.

mir ist in den neunzigern schon aufgefallen dass es lieder gibt, die man als pop einordnet und gut findet wenn man sie auf englisch hört auf englisch hört, aber wenn man das gleiche auf deutsch hört dann ist es plötzlich schlager und man lehnt es innerlich ab.
 


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