Ich will dir deinen günstigen Noppenschaum nicht madig reden, aber Noppenschaum ist eigentlich nur in den seltensten Fällen zu empfehlen. Das Einzige was dir Noppenschaum bringt ist die Absenkung einer spezifischen Frequenz und die Vermeidung von offensichtlichen Flatterechos. Mit Akustik hat das leider sehr wenig zu tun, auch wenn man den berühmten Noppenschaum in diversen Studios auf Videos und Bildern sieht. Noppenschaum wird einfach häufig dazu verwendet einen Raum tod zu dämmen. Daher würde ich von Noppenschaum im Studio definitiv abraten. Wenn ein Raum mit Noppenschaum behandelt wurde, dann klingt er schon gedämmt d.h. man kann dann zum Beispiel in die Hände klatschen und es hallt, klirrt und flattert nicht mehr so wie vorher. Das ist natürlich meist angenehmer als vorher. Das Problem dabei ist, dass der Schall dann einfach in einer spezifischen Frequenzen sehr stark gedämmt wurde, in der spezifischen Frequenz in welcher der Noppenschaum seine Dämmwirkung hat. Alle anderen Frequenzen wurde aber nicht gedämmt. Das Resultat wird sein, dass du die Frequenzen, bei denen der Noppenschaum wirkt, in deinem Mix sehr stark anheben wirst, weil die ja in deinem Raum stark gedämmt wurden und von dir weniger laut wahrgenommen werden. Wenn du dann deinen Mix auf einem anderen Monitoring in einem anderen Raum anhörst, werden genau diese Frequenzen hervorstechen, weil du sie ja lauter gemischt hast. Aus diesem Grund ist es nicht ratsam einfach Noppenschaum an die Wände zu kleben.
Hier ein paar Anmerkungen:
1. Entscheidend für die Dämmung von Schallwellen ist der sogenannte Längenbezogene Strömungswiederstand des Dämmmaterials. Beim Dämmen von Schall wird Bewegungsenergie in Wärmeenergie umgewandelt. Der Schall trifft auf das Material, dringt in das Material ein und wird dadurch verlangsamt. Durch dieses Abbremsen verliert er an Energie bzw. seine Bewegunsenergie wird in Wärmeenergie umgewandelt.
2. Für die Dämmung von mittleren Frequenzen nimmt man ein Material das sehr breitbandig wirkt. Der Längenbezogene Strömungswiderstand sollte dafür zwischen 10-15 kPa*s/m² sein. Ideal dafür ist Basotect, ein Melaminschaumstoff, der sehr Breitbandig wirkt. Alternativ kann man auch Steinwolle nehmen z.B. Rockwool Termarock 50. Der Vorteil von Basotect gegenüber Steinwolle ist, dass es nicht zu Faserflug führt. Basotect ist aber sehr teuer. Steinwolle extrem günstig, vermutlich noch günstiger als dein Noppenschaum. Du kannst Steinwolle auch in Stoff einpacken, dann hast du auch keinen Faserflug mehr. 10cm Dicke ist ein gutes Richtmass. Es gibt auch viele andere Materialien, die einen Längenbezogenen Strömungswiederstand von ca. 15 kPa*s/m² haben. Diese Materialien sind aber im Gegensatz zu deinem Noppenschaum (ausser er hat zufälligerweise einen Längenbezogenen Strömungswiederstand von 15 kPa*s/m², was du wohl nicht rausfinden wirst) viel breitbandiger wirksam d.h. sie dämmen dir nicht nur eine spezifische Frequenz. Mit solchen Breitbandabsorbern dämmt man die Erstreflexionen rund um deine Monitore, linke Wand, rechte Wand und Decke. Wie man die Dinger aufhängt siehst du hier:
3. Für die Dämmung von Bässen nimmt man ein Material das eher für tiefe Frequenzen wirksam ist. Der Längenbezogene Strömungswiderstand sollte dafür ca. 6 kPa*s/m² sein. Ideal ist zum Beispiel Rockwool Sonorock, ebenfalls ein sehr günstiges Material, das man ohne Probleme in Plastikfolie einpacken kann. Im Falle von Bassfallen ist mehr meistens besser. Wenn du kannst, dann solltest du alle deine Raumecken, insbesondere die vorderen Ecken, wo deine Monitore stehen, raumhoch mit solchen Bassfallen ausstatten. Ein Raum hat 12 Ecken, nicht nur 4. Die Ecken behandelt man deshalb, weil dort die so genannten Raummoden in den meisten Räumen am stärksten wirken und dort deshalb am effektivsten bekämpft werden können.
Die meisten Bassfallen, die verkauft werden und aus Schaumstoff bestehen, sind viel zu dicht und ungeeignet. Die hier zum Beispiel:
https://www.thomann.de/de/auralex_acoust ... coal_4.htm
Der Konsument wird leider meist verar***** und abgezockt, weil sich die meisten Leute nicht zutrauen, sich in das Thema zu vertiefen. Raumakustik ist keine Hexerei und mit ein wenig Aufwand kommt man extrem weit. Es ist nicht unbedingt teuer und auch nicht schwierig. Es ist aufjedenfall günstiger als ein polyphoner Analogsynth und einfacher als FM Synthese
Hier ist ein Link zu einem Forum, in welchem sich zahlreiche Leute tummeln, die ihre Studios erfolgreich selbst behandelt haben.
http://recording.de/Community/Forum/Rec ... index.html
Du kannst dir dort ja mal die oberen threads "Basic Akustik FAQ" und "REW Workshop" und "Bassbehandlung mit porösen Absorbern" durchlesen. Danach solltest du das Wichtigste wissen und kannst einen Thread mit Skizze, Raumbemassung und Fotos posten, falls dir die Sache ernst ist. Geld für Noppenschaum auszugeben, der dir leider wenig bringen wird und die Sache vielleicht noch schlimmer macht als vorher, lohnt sich aufjedenfall meiner Meinung nach nicht.