Das was ich mit Detroit verbinde, bewegt sich für mich irgendwie auch immer zwischen Techno und House bis hin zu 303 Acid Einflüssen und noch vielen anderen Styles, je nach Jahr, Track und Künstler.
Wenn man sich zB frühe Sachen von Juan Atkins anhört, dann hört man da durchaus auch Kraftwerk, Synth Pop und andere Einflüsse.
Oder Kevin Saunderson mit treibendem Techno teilweise mit 303 Acid Sounds.
Da war schon recht unterschiedliches Zeug mit dabei und zwar so unterschiedlich, daß man hier schon einige künftige Spielarten des Techno, Elektro, House, etc erkennen konnte.
Ich denke gerade beim Detroit Techno war noch gar nicht so viel festgelegt, wie das später mit all den spezialisierten Subgenres der Fall war.
Ich denke, daß neben den ausübenden Künstlern und dem die Künstler beeinflussenden musikalischen Kontext (Was haben die in Kindheit/Jugend gehört) auch das verfügbare Equipment eine große Rolle gespielt hat.
Das verfügbare Studio Equipment der Zeit hatte mMn einen nicht unerheblichen Einfluß auf diese Musik.
Das war eine Zeit, als Synthesizer nichts Neues mehr waren, aber auch nicht mehr ausschließlich für einige wenige gut Betuchte verfügbar waren.
Neue innovative und vor allem kostengünstige Geräte waren am Markt verfügbar, dazu kamen dann noch Teile wie der ATARI mit Notator und Cubase der den Grundstein für die heutigen Computer basierten DAWs legte.
Daher ist es sicherlich recht hilfreich, wenn man sich Gedanken drüber macht, welche technischen Möglichkeiten die damals überhaupt hatten.
Heutzutage haben wir dank moderner DAWs, VST Plugins und anderen Spielereien, einem riesigen Angebot an immer billiger werdenden Hardware Synths technische Möglichkeiten, die weit über das hinaus gehen, was damals so machbar war.
Wenn man sich in der Nutzung der heutigen Möglichkeiten soweit auf ein Maß einschränkt, wie es damals gegeben war, hat man schonmal einen ersten Schritt getan um dem Klangideal näher zu kommen.
Beispiel Sampling:
Es wurde zB bei einigen Tracks mit gesampleten Loops gearbeitet.
Die Sampler hatten damals alle recht kleine Speicher und so musst recht sparsam damit umgegangen werden.
Wichtig ist, die Loops waren meist so kurz, wie der Samplespeicher knapp war.
Man hat gern und oft diese Loops von irgendwelchen Platten gezogen - Streicher Chord Progressionen, (E)-Piano- und Orgel Riffs und was weiß ich noch.
Vocal Phrasen hat man auch mal gesampled, aber nicht so exzessiv, wie bsw beim Chicago House. In den meisten Fällen eher so kurze repetitive one shots.
Oder für Riser Effekte hat man die Looplänge eines Loops von bspw 1/4 auf 1/8, 1/16 verkürzt.
Halt all so Kleinigkeiten auf die man achten kann, wenn man im Stil der jeweiligen Zeit produzieren will - mal ganz allgemein gesprochen.
Und dann gabs da auch wieder Tracks, die keine gesampleten Vinyl Loops nutzen und schon eher in die Richtung gehen, was man dann später so unter Techno versteht.
Aber es bleibt schwierig da konkrete Tips zu geben, weil die Tracks damals doch recht unterschiedlich waren.
Außerdem spielte sicher auch jede Menge kreativer Diletantismus eine Rolle.
Ich sehe daß evtl auch etwas offener als die meisten, die mit Detroit Techno einfach nur harten treibenden Techno verbinden.
Ok, kann man machen - muß man aber nicht.
Ich denke damals war die Vielfalt recht groß und richtungsweisend für viele spätere Stile.
Bei deinen beiden Tracks würde ich jetzt nicht sofort an Detroit Techno denken, aber - wenn man drüber nachdenkt - zumindest an etwas, was an Teile davon anknüpft.