die Beatles in ihrer frühen Phase

das folgende Musikvideo geht viele Jahrzehnte zurück. In eine Zeit, wo Musiker noch live aufgenommen wurden im TV. Das ist heute kaum mehr vorstellbar.

Der Aufwand ist immens. Als Hobby-Tontechniker muss ich einfach nur den Hut ziehen. Dass das alles klappt, dass das alles live funktioniert. Da sind grosse Racks mit Dynamikprozessoren involviert gewesen. Und nicht nur ein, sondern mehrere Tontechniker. Die sich gut vorbereitet hatten, die über viel Erfahrung verfügt hatten aus vorherigen Live-Aufnahmen im Fernsehen. Nur so kann eine fehlerfreie Produktion stattfinden. Und das war in den 60er Jahren.

Der Ton war mono, aber das ist kein Argument. Um diesen Ton rüberzubringen in einer Live-Situation, das ist alles andere als einfach.

Das einfach nur zum technischen Aspekt.

Bemerkenswert ist auch, wie diese Gruppe ihr Handwerk bestens verstanden hat, trotz ihres jungen Alters. Beim letzten Lied achte man auf George Harrison, der mal mit der Harmonie singt, und dann auch nicht. Das ist alles perfekt abgestimmt und eingeübt.

Ein anderer bemerkenswerter Aspekt ist, dass man damals im Fernsehen viel Zeit eingeräumt hat für nicht so populäre Lieder. Die ersten drei Lieder sind ja nicht so "ziehend". Die letzten zwei, vor allem "Yesterday", sind bzw. waren natürlich Zugpferde für den Verkauf von Schallplatten.

Zu "Yesterday" ist besonders noch zu bemerken, dass da ein Playback hinzugefügt wurde. Das hatte ohne jeglicher Störung stattgefunden. Wieder ein Beispiel, wie Technik vor vielen Jahrzehnten perfekt funktioniert hat. Das war alles andere als einfach, aber diese Tontechniker haben das damals einfach in völliger Perfektion hingekriegt.

Wie gesagt, das ist alles andere als einfach. Da waren Künstler am Werk, nicht nur die Beatles.

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Nach etwa 60 Jahren erscheint das ziemlich fremd. So was gibt es heute einfach nicht mehr. Das ist einfach nur eine Feststellung. Ich will das nicht werten oder beurteilen.

Ob man die Beatles mag oder nicht, ist irrelevant. Man kann auf jeden Fall viel lernen aus diesem kurzen Konzert.

Und nur zum Schluss, ist es nicht bemerkenswert, wie der Anfang mit einer Parodie von zwei Komödianten begonnen, und das Ende mit Tänzerinnen beschlossen wurde? Das sind Sachen, die wir heute definitiv nicht mehr sehen werden im TV.

Dieser Schlusstanz ist eine Vorausnahme von der New Wave Tanzform, die 20-30 Jahre später die Tanzflächen kurzweilig beherrscht hat. Aber dieser Tanz ist schon viel älter. Älter als wir uns erinnern. Ist es nicht bemerkenswert, dass so viele Frauen und Männer diesen Tanz kennen. Von irgendwo her?

Damals war Geld noch fern davon, ein Problem zu sein. Was sich in diesen aufwendigen Produktionen der früheren Jahre abzeichnet.

 
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Dass "I Feel Fine" und "Ticket To Ride" nun "keine Hits" gewesen seien, die viele Schallplatten verkauft hätten, kann man nun nicht so ohne Weiteres behaupten ;-) ... In Wirklichkeit wurde "Yesterday" nicht auf Single veröffentlicht, weil man Angst hatte, das "Rock-n-Roll-Image" zu verlieren.

So richtig Respekt vor den Beatles als Liveband bekommt man aber erst, wenn man die Bootlegs aus dem Star Club hört, die zu Weihnachten 1962 aufgenommen wurden. Das rockt derart hart ... so hat man sie später im Fernsehen und auf den großen Live-Bühnen nie erleben können. Songs von Chuck Berry, Ray Charles, Little Richard. Aber auch damals schon wird das kontrastiert mit Songs aus Musicals und bezauberndem dreistimmigem Gesang sowie den ersten Eigenkompositionen.
 
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Das Stage-Design hat dann eine gewisse Kombo aus DüDo inspiriert: Kraftwerk.
Diese Tänze kennt man ja aus dem "Starlight Casino" bei Raumpatrouille.
 
Das Beatles Konzert ist Mega. Das gefällt mir. Help ist mein Fav Song. Ich hoffe daß es den als 7inch gibt, dann kauf ich mir die, sollte das noch erschwinglich sein.

Live klingt der Song viel besser als z.B. diese Studioversion finde ich. Diese Version klingt zu sauber und es fehlt "druck". Auch wurde ne andere Snare verwendet die lasch ziemlich daher kommt.
 
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Live klingt der Song viel besser als z.B. diese Studioversion finde ich. Diese Version klingt zu sauber und es fehlt "druck". Auch wurde ne andere Snare verwendet die lasch ziemlich daher kommt.
Das mit dem Snare-Sound sehe ich anders. Genau diese knallenden, eher "dünnen", aber lauten Snares sind für diese Musik genau richtig. Ringo war einer der ersten Drummer, die durchsetzten, dass Drums einzeln mikrophoniert wurden. Vorher nahm man das ganze Kit mit einem einzigen Großmembranmikrophon ab. Dann kam zuerst das Bass-Drum-Mikro dazu, später das für die Snare von oben - weshalb dieser knallige Sound entsteht.

Auf Vinyl ist die Platte überall erhältlich:

Besser wäre aber die Mono-Version von 2014, die Du auf Discogs bestimmt finden kannst. Wird aber teuer:
 
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interessant das mit dem einzelnen Mikrophonieren des Schlagzeugs, und dass R. Starkey damit etwas zu tun hatte. Man lernt wirklich nie aus. Immer wieder was Neues zu entdecken.

Aber es war die Epoche, wo Mikrophonierung zu einer hohen Kunst erhoben wurde.
 
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interessant das mit dem einzelnen Mikrophonieren des Schlagzeugs, und dass R. Starkey damit etwas zu tun hatte. Man lernt wirklich nie aus. Immer wieder was Neues zu entdecken.

Aber es war die Epoche, wo Mikrophonierung zu einer hohen Kunst erhoben wurde.
Es war natürlich auch mit das Verdienst des Produzenten George Martin, der aufgeschlossen dafür war, mit der Tontechnik zu experimentieren, und der verantwortlichen Toningenieure, die sich darauf einließen. Die trugen damals noch Labor-Kittel und waren so etwas wie "Beamte" des quasi "Staatsbetriebs" EMI.
 
Dass "I Feel Fine" und "Ticket To Ride" nun "keine Hits" gewesen seien, die viele Schallplatten verkauft hätten, kann man nun nicht so ohne Weiteres behaupten ;-) ... In Wirklichkeit wurde "Yesterday" nicht auf Single veröffentlicht, weil man Angst hatte, das "Rock-n-Roll-Image" zu verlieren.

So richtig Respekt vor den Beatles als Liveband bekommt man aber erst, wenn man die Bootlegs aus dem Star Club hört, die zu Weihnachten 1962 aufgenommen wurden. Das rockt derart hart ... so hat man sie später im Fernsehen und auf den großen Live-Bühnen nie erleben können. Songs von Chuck Berry, Ray Charles, Little Richard. Aber auch damals schon wird das kontrastiert mit Songs aus Musicals und bezauberndem dreistimmigem Gesang sowie den ersten Eigenkompositionen.
das stimmt natürlich was Du sagts. Aber die beiden erwähnten Stücke sind doch recht schräg. Nicht so wirkliche Knaller. Für mich, und für viele andere, natürlich schon. Aber aus kommerzieller Sicht schon fragwürdig. Dass diese Stücke sich gut verkauft hatten, ist bemerkenswert.

"I'm Down" ist dann aber schon sehr extravagant, das war ja nur eine B-Seite. Und auch nicht wirklich ein Knaller. Für mich, und für viele andere, wiederum, natürlich schon. Aber dass sowas am Fernsehen gesendet wurde! Das ist doch so besonders.

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Die Liveaufnahmen aus den frühen Zeiten sind, wie Du sagst, überwältigend. Das ist Rock'n'Roll, den die Vorbilder in dieser Intensität kaum spielten. Vermutlich hatten die Vorbilder diesen harten Sound auch gespielt, ist aber nicht bekannt.
 
Es war natürlich auch mit das Verdienst des Produzenten George Martin, der aufgeschlossen dafür war, mit der Tontechnik zu experimentieren, und der verantwortlichen Toningenieure, die sich darauf einließen. Die trugen damals noch Labor-Kittel und waren so etwas wie "Beamte" des quasi "Staatsbetriebs" EMI.
ja, das ist auch etwas, was man sich heute kaum mehr vorstellen kann. Tontechniker mit Weisskitteln und Kravatte. Wissenschaftler. Ingenieure. Die auch etwas wussten über ihr Handwerk. Sehr gut wussten, was sie machen. Die auch Equipment entsprechend modifizieren konnten. Jede Tonbandmaschine wurde standardmässig von Studiotechnikern erstmal eingemessen, dasselbe mit der Konsole. Das nahm Wochen in Anspruch.

Unvorstellbar heute. Ist ja auch nicht mehr notwendig in diesem Masse. Die Studiostandards wurden seitdem erarbeitet, und man muss nicht mehr bei Adam und Eva anfangen.

Was Mikrophone betrifft, hat sich jedoch nichts geändert.
 
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das stimmt natürlich was Du sagts. Aber die beiden erwähnten Stücke sind doch recht schräg. Nicht so wirkliche Knaller. Für mich, und für viele andere, natürlich schon. Aber aus kommerzieller Sicht schon fragwürdig. Dass diese Stücke sich gut verkauft hatten, ist bemerkenswert.
Sie klangen in den Studio-Aufnahmen dann eben doch sehr viel bemerkenswerter als live. Die Beatles haben als gute Liveband angefangen - vor ihrer Karriere - aber später waren sie vor allem die innovativen Schallplatten-Künstler. "I Feel Fine" war der erste Song, der mit dem Feedback einer verzerrten E-Gitarre anfing. Das genügte damals schon. Es ist aber auch sonst ein klasse Song. "Ticket To Ride" wurde von mehreren Musikhistorikern (und John Lennon selbst) als "erster Heavy-Metal-Song" bezeichnet. Aus heutiger Sicht kaum vorstellbar, historisch aber korrekt.

"I'm Down" ist dann aber schon sehr extravagant, das war ja nur eine B-Seite.
Und ein regelmäßiger Live-Song der Band. Klassischer Blues-12-Bar-Rocker. Damals ein Standard, den alle sofort verstanden.

Und auch nicht wirklich ein Knaller.
Damals eben schon.

Die Liveaufnahmen aus den frühen Zeiten sind, wie Du sagst, überwältigend. Das ist Rock'n'Roll, den die Vorbilder in dieser Intensität kaum spielten. Vermutlich hatten die Vorbilder diesen harten Sound auch gespielt, ist aber nicht bekannt.
Die Beatles zeichneten sich dadurch aus, dass sie die Musik der afro-amerikanischen Vorbilder mit einem härteren, treibenderen und geringfügig schnelleren Beat nachspielten. Das allein hätte aber nicht gereicht. Hinzu kam der Harmonie-Gesang und die Vorliebe für melodische Musik, die aus ihrem anglo-irischen Erbe kam. Sowohl Paul, George als auch John und Ringo hatten (unter anderem) irische Vorfahren (wie die meisten Menschen in Liverpool) und eine starke Verwurzelung in der dortigen Folk-Musik.
 
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Ein Schlagzeug zu mikrofonieren ist in der Tat nicht einfach.

Ich habe einige Zeit gebraucht bis ich einigermaßen verwertbare Resultate erzielt habe
Offtopic:

Die Methodik dazu hat sich entwickelt von einem einzigen (Großmembran-)Raummikro zu einem Overhead plus Bassdrum zu einem Overhead plus Bass plus Snare zu Stereo-Overhead plus Bass plus Snare zu Stereo-Overhead plus Bass plus Snare plus aller Einzel-Toms zu Stereo-Overhead plus Bass plus Snare plus aller Einzel-Toms plus aller Becken einzeln ... zu zusätzlicher Abnahme der Unterseiten der Trommeln, zusätzlicher Raummikros usw.
 
vielen Dank @Horn, das ist vorzüglich beschrieben von Dir. Der Feedback-Effekt zu Beginn von "I Feel Fine" ist schon sehr speziell. Lennon sagte mal, er sei der erste gewesen, der diesen Effekt auf Platte gebracht hat. Könnte stimmen.

Das ist es aber gerade, was mich erstaunt. Dass solche Musik damals in die Hitparade gelangt ist. Nicht nur die Musik ist schräg. Auch die Texte. In dieser Zeit war Frank Sinatra Mode, Liebeslieder. Schmalz und Zuckerguss.

Den letzten Abschnitt Deines Kommentars ist besonders zu würdigen. Sehr gut erkannt und beschrieben. Auch ein Lehrstück für mich, da ich das nicht so eloquent beschreiben hätte können. Vielen Dank für Dein Wissen und Erfahrung, und Deine Bereitschaft, dies uns mittzuteilen.
 
in der Tat, Schlagzeug abnehmen ist eine Kunst. Ich habe es meist bei Stufe zwei oder drei gelassen. Mono Overhead mit Kick und Snare. Mehr Mikrophone hatte ich meist gar nicht zur Verfügung. Heute ist das anders. Da kann man für wenig Geld ein Kit kaufen inklusive Halterungen. Kabel sind auch sehr billig im Vergleich zu früher. Mischpulte, Interfaces, alles sehr erschwinglich heute.

Gute Zeiten für Musikproduktion, technisch gesehen.
 
Das ist es aber gerade, was mich erstaunt. Dass solche Musik damals in die Hitparade gelangt ist. Nicht nur die Musik ist schräg. Auch die Texte. In dieser Zeit war Frank Sinatra Mode, Liebeslieder. Schmalz und Zuckerguss.
Oh nein. Die 60er-Jahre waren mit Abstand das kreativste Jahrzehnt der jüngeren Musikgeschichte. Die sogenannte "ernste" Musik überschlägt sich geradezu in dieser Zeit. Brittens "War Requiem", Ligetis "Atmospheres", die dann in Kubricks "Space Oddyssey 2001" auftauchen, Velvet Underground, "Tommy" von The Who ... man könnte eine unendliche Liste führen mit Jacques Loussier und Ekspeption und all den anderen. Die 60er-Jahre waren aus meiner persönlichen Retrospektive das musikalisch produktivste Jahrzehnt seit dem zweiten Weltkrieg.

Den letzten Abschnitt Deines Kommentars ist besonders zu würdigen. Sehr gut erkannt und beschrieben. Auch ein Lehrstück für mich, da ich das nicht so eloquent beschreiben hätte können. Vielen Dank für Dein Wissen und Erfahrung, und Deine Bereitschaft, dies uns mittzuteilen.
Vielen Dank für die Blumen, vielen Dank, wie lieb von Dir ... :) ...
 
"Ticket to Ride" hat diesen unmöglichen Beat, den kaum ein Drummer über zwei Minuten halten kann. Ob das als Metal qualifiziert kann ich nicht sagen. Aber der Song ist schräg genug.
 
Oh nein. Die 60er-Jahre waren mit Abstand das kreativste Jahrzehnt der jüngeren Musikgeschichte. Die sogenannte "ernste" Musik überschlägt sich geradezu in dieser Zeit. Brittens "War Requiem", Ligetis "Atmospheres", die dann in Kubricks "Space Oddyssey 2001" auftauchen, Velvet Underground, "Tommy" von The Who ... man könnte eine unendliche Liste führen mit Jacques Loussier und Ekspeption und all den anderen. Die 60er-Jahre waren aus meiner persönlichen Retrospektive das musikalisch produktivste Jahrzehnt seit dem zweiten Weltkrieg.


Vielen Dank für die Blumen, vielen Dank, wie lieb von Dir ... :) ...
Benjamin Britten und Györgi Ligeti sind zwar Namen, die mir irgendwo bekannt sind. Velvet Underground und The Who natürlich auch. Jaques Loussier und Ekseption nicht. Vielleicht ist es so, wie Du es sagst. Und dass meine Idee von Schmalz und Zuckerguss nicht auf die 60er Jahre zutrifft, oder nicht nur.
 
ich hätte eher gedacht, die 70er?
die synths waren auf dem vormarsch, die musikstile wurden mehr: rock, punk, disco usw.
In einem Synthesizer-Forum wird man die 70er für bedeutender halten. Das mag aus der Perspektive rein-elektronischer Musik auch stimmen. Wenn man es aber globaler sieht, dann waren die 60er wesentlich innovativer - inklusive übrigens der ersten Anfänge elektronischer Musik.

Vor allem sind die 60er-Jahre künstlerisch spannender, weil es eine Zeit des Aufbruchs und der Zuversicht in die Möglichkeiten der Zukunft war, während die 70er eher ein depressives Jahrzehnt waren. "No Future For You."
 
mir waren die 60er noch zu rock&roll und rockabilly lastig.
pink floyd, yes, black sabbath usw......in den 70er, da empfand ich mehr experimentierfreude.
 
das hat tatsächlich etwas. Im Filmbereich gab es in den 70er Jahren viele depressive Werke aus Frankreich und den USA. Derweil in den 60er Jahren es nur so von Ideen und Humor gesprüht hat.
 

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