Drum Tuning

Viele machen es automatisch, andere fragen sich wieso ihr Zeugs immer so schief klingt...
Viele machen es gar nicht und denken nicht mal dran, sich zu fragen, warum trotzdem noch nie jemand sich beschwert hat, dass da irgendwas schiefklänge.
 
Wiederum andere fragen sich, wie die abendländische Musiktradition überhaupt 3000 Jahre überdauern konnte, ohne dass sie ihre 808-Kick centgenau auf den Rest des Instrumentariums abstimmt hätte.
 
Viele machen es automatisch, andere fragen sich wieso ihr Zeugs immer so schief klingt...
Viele machen es gar nicht und denken nicht mal dran, sich zu fragen, warum trotzdem noch nie jemand was an den Ergebnissen auszusetzen gehabt hat.

dann kann:

1. das positive resultat ein zufall sein
2. das positive ergebnis auf intuition beruhen
3. darauf hinweisen dass man selber und sein publikum keine ahnung oder ein alternatives verständnis für ästhetik hat


fakt ist das jeder schlagzeuger / schlagewerker sich mit dem thema beschäftigen muss wenn er das handwerk seriös erlernt bzw. es auch keine novum ist das rock und pop schlagzeuger seit jeher ihre instrumente ganz bewusst tunen.

ebenso in anderen kulturen - dort dann halt gemäss dem lokalen harmonsichen empfinden entsprechend - z.b. gamelan musik nur um irgendwas zu nennen... diese ist evtl. sogar eine hybrid zwischen perkussiv und tonal, und zwar im sinne von beides zugleich innerhalb der isntrumente - zumindest für meine westliche perspektive.

mfg
 
Wiederum andere fragen sich, wie die abendländische Musiktradition überhaupt 3000 Jahre überdauern konnte, ohne dass sie ihre 808-Kick centgenau auf den Rest des Instrumentariums abstimmt hätte.

auch da muss man sagen dass das sehr wohl gemacht wurde / wird.

entweder am gerät selber an den trimpotis oder so wie in den allermeisten produktionen - auch früher - üblich über den umweg in den sampler.

;-)
 
@ihr beiden:
völlig d'accord. Man kann ja seine Drums auch gar nicht nicht stimmen. Irgendeine Relation zum Rest der Instrumente kommt ja immer raus, und wenn's noch so eine schiefe ist.

Die spannende Frage ist halt nach dem Wie.

2. das positive ergebnis auf intuition beruhen

Ich würde vermuten: in denjenigen positiven Ergebnissen, die aus einer Zeit stammen, bevor man den Luxus unserer technischen Hilfsmittel von heute hatte (siehe Video oben), liegt vor allem deine Option 2 vor: das gute Ergebnis ist Effekt von Intuition, Handwerk, Gehör etc. Und: Diejenigen, die dafür zuständig waren konnten es zum einen besser als ihre Nachfahren heute, haben es zum anderen aber vermutlich deutlich weniger nötig gefunden, soviel drüber zu reden. Da scheinen sich mir die Verhältnisse etwas verschoben zu haben. Heute scheint es, relativ, deutlich mehr Leute zu geben, die über das Drumsstimmen *reden* (Videos machen und anschauen, Analyzer kaufen und draufgucken, Messwerte erheben und diskutieren...) -- aber ob dabei tatsächlich auch ein höherer Anteil an Musik rauskommt, die wegen dieser Maßnahmen qualitativ besser ist, das wäre mal spannend rauszufinden.

Dass auch in (elektro)akustischer Musik das Tom- und Kickdrumstimmen zentral (und nicht: egal) ist, ist auch klar. Aber da würde mich dann mal wirklich die Empirie interessieren (wirklich offene Frage, habe dazu keine These). Hat vielleicht jemand einen Studenten in Musik oder Tontechnik, der sich für eine BA-Arbeit ein, zweihundert Aufnahmen ästhetisch wertvoller Musik der letzten 50 Jahre vornehmen vornehmen kann, James Brown, Ramones, Throbbing Gristle, und untersuchen, in welcher harmonischen Beziehung z.B. die Kickdrum zum Rest der Musik steht? Also was z.B. passiert mit deren Stimmung, wenn man auf einem Album oder Liveaufnahme einen Song in F-Moll mit einem Song in E-Moll vergleicht? Wird da entsprechend mitgestimmt? Nimmt man die Dissonanz einfach hin? Wird sie vielleicht produktiv als Stilmittel weiterverarbeitet?

Und: Viele Wege führen nach Rom... Hat die Kickdrum vielleicht überhaupt keinen wahrnehmbaren tonalen Charakter? Ich erinnere z.B. Dutzende von Alben aus dem früh-90er-»NewSchool«-Hardcore, wo die Kick immer klang wie eine Schreibmaschine... In meinen eigenen Sachen verwende ich auch einigen Aufwand auf den Kickdrum-Sound, aber oft entscheide ich mich für einen Sound, der nur ein kurzes ›Zap‹ durchs halbe Frequenzspektrum ist (a la 606/808 ohne nennenswertes Decay, und damit ohne wahrnehmbare Tonhöhe), und das eigentliche Bassfundament wird von einem (im Spektrum noch darunterliegenden) tatsächlichen Bass gemacht. Also genau das Gegenteil von dieser Miami-Ästhetik, und überhaupt wohl von allen Ansätzen, in denen die Kick für dieses Fundament alleinverantwortlich ist. Da macht das dann tatsächlich Sinn, sich intensiver mit der Tonhöhe der Kick zu befassen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ihr beiden:
völlig d'accord. Man kann ja seine Drums auch gar nicht nicht stimmen. Irgendeine Relation zum Rest der Instrumente kommt ja immer raus, und wenn's noch so eine schiefe ist.

Die spannende Frage ist halt nach dem Wie.

2. das positive ergebnis auf intuition beruhen

Ich würde vermuten: in denjenigen positiven Ergebnissen, die aus einer Zeit stammen, bevor man den Luxus unserer technischen Hilfsmittel von heute hatte (siehe Video oben), liegt vor allem deine Option 2 vor: das gute Ergebnis ist Effekt von Intuition, Handwerk, Gehör etc. Und: Diejenigen, die dafür zuständig waren konnten es zum einen besser als ihre Nachfahren heute, haben es zum anderen aber vermutlich deutlich weniger nötig gefunden, soviel drüber zu reden. Da scheinen sich mir die Verhältnisse etwas verschoben zu haben. Heute scheint es, relativ, deutlich mehr Leute zu geben, die über das Drumsstimmen *reden* (Videos machen und anschauen, Analyzer kaufen und draufgucken, Messwerte erheben und diskutieren...) -- aber ob dabei tatsächlich auch ein höherer Anteil an Musik rauskommt, die wegen dieser Maßnahmen qualitativ besser ist, das wäre mal spannend rauszufinden.

Dass auch in (elektro)akustischer Musik das Tom- und Kickdrumstimmen zentral (und nicht: egal) ist, ist auch klar. Aber da würde mich dann mal wirklich die Empirie interessieren (wirklich offene Frage, habe dazu keine These). Hat vielleicht jemand einen Studenten in Musik oder Tontechnik, der sich für eine BA-Arbeit ein, zweihundert Aufnahmen ästhetisch wertvoller Musik der letzten 50 Jahre vornehmen vornehmen kann, James Brown, Ramones, Throbbing Gristle, und untersuchen, in welcher harmonischen Beziehung z.B. die Kickdrum zum Rest der Musik steht? Also was z.B. passiert mit deren Stimmung, wenn man auf einem Album oder Liveaufnahme einen Song in F-Moll mit einem Song in E-Moll vergleicht? Wird da entsprechend mitgestimmt? Nimmt man die Dissonanz einfach hin? Wird sie vielleicht produktiv als Stilmittel weiterverarbeitet?

Und: Viele Wege führen nach Rom... Hat die Kickdrum vielleicht überhaupt keinen wahrnehmbaren tonalen Charakter? Ich erinnere z.B. Dutzende von Alben aus dem früh-90er-»NewSchool«-Hardcore, wo die Kick immer klang wie eine Schreibmaschine... In meinen eigenen Sachen verwende ich auch einigen Aufwand auf den Kickdrum-Sound, aber oft entscheide ich mich für einen Sound, der nur ein kurzes ›Zap‹ durchs halbe Frequenzspektrum ist (a la 606/808 ohne nennenswertes Decay, und damit ohne wahrnehmbare Tonhöhe), und das eigentliche Bassfundament wird von einem (im Spektrum noch darunterliegenden) tatsächlichen Bass gemacht. Also genau das Gegenteil von dieser Miami-Ästhetik, und überhaupt wohl von allen Ansätzen, in denen die Kick für dieses Fundament alleinverantwortlich ist. Da macht das dann tatsächlich Sinn, sich intensiver mit der Tonhöhe der Kick zu befassen.

dem mag ich auch durchaus zustimmen und finde die überlegungen richtig.

lediglich dass eine 606 oder 808 kick sozusagen atonal ist muss ich bestreiten - grade die 808 mit ihrem recht dominanten sound ist diesbezüglich recht empfindlich.

es mag bei vielen tracks nicht extrem relevant ob eine kick nun auf diesen oder jenen ton der zum song passt gestimmt wird - es gibt ja mehrere möglichkleiten.
aber es gibt tunings die eben auch gar nicht passen und oft kann es wunder bewirken wenn man bei einem track dann eben doch nochmal mit der tonhöhe besagter klänge experimentiert.
das kann sich dann der ganze tenor eines songs ändern nur weil man die kick ein paar halbtöne rauf oder runter pitcht.

mfg
 
Rauschen enthält alle Frequenzanteile, Kicks vom Synth entstehen meist durch Pitch (z.B. selbstresonierende Filterfrequenz) Modulation, von daher verschiebt sich die Tonhöhe im Verlauf des Sounds, bzw. deckt einen großen Frequenzbereich ab, fast wie ein Impuls. Ich neige aber dazu tonal spielbare Geräuschsamples zu stimmen, viele perkussive Sounds sind tonal spielbar und sollten entsprechend gestimmt sein.
Andererseits kann so ein schräges Sample an der richtige Stelle dem Track den nötigen Gänsehautfaktor verleihen.:freddy:
Ansonsten neige ich dazu meinem Gefühl zu vertrauen, wenns "weh tut" liegt meist irgend ein Sound zu weit daneben :wuerg:
 
Wiederum andere fragen sich, wie die abendländische Musiktradition überhaupt 3000 Jahre überdauern konnte, ohne dass sie ihre 808-Kick centgenau auf den Rest des Instrumentariums abstimmt hätte.

Ja, die 3000 Jahre Techno History ist schon spannend ^^. Ich denke mal es gibt zwei Gründe: 1. Dummheit und Ignoranz (Darauf hab ich jetzt keine Lust einzugehen). 2. Der Typ im dem Video mit den ganzen teuren Maschinen deutet es ja an: Wenn man so vorgeht, dass man die Kickdrum nur als "Wumms" betrachtet, der einmal in die Magengrupe fährt, ohne, dass er lange ausklingt, dann erspart man sich das alles. Dan übernimmt einfach der Bass diese Rolle. Und das ist ja auch völlig ok. Wenn die Kickdrum aber lange ausklingt, dann wirkt sie wie ein Bass. Und wenn man dann nicht stimmen tut oder kann, dann hat man quasi einen verstimmten Basston im Stück.
 
Viele machen es automatisch, andere fragen sich wieso ihr Zeugs immer so schief klingt...
In dem Zusammenhang möchte ich an den D'n'B der 90er erinnern. Der "wahllos" zusammengesampled wurde, ohne Rücksicht auf Stimmungen und Tonarten.
Trotzdem hat er funktioniert und war dazu noch 100mal spannender als heutige Sachen. :)

Ich weiß das Video zielt auf Club Musik. Wie gut das die mich nicht interessiert....
 
mit einem Little Labs VOG (und vermutlich jedem anderen Resonanzfilter) kann man die 808 BD etwas stimmen...

die BD spielt ja eigentlich keinen festen Ton, sondern einen stufenlosen "Sweep", aber es sticht doch ein "Ton" besonders raus (bzw. ist erkennbar) - und welche "Resonanzfrequent" das ist kann man etwas mit Filtern verschieben
 
Der Deutsche perfektioniert halt gerne seine Marschmusik.

Sorry, Klischee. Drumtuning war z.B. Prince besonders wichtig. Sicherlich gibt es Stilistiken wo auch ein gewisser "Trashfaktor" den Sound ausmacht und Drumtuning da ausser Acht gelassen wird, aber Teutsch ist das nun wirklich nicht.
 
Sorry, Klischee. Drumtuning war z.B. Prince besonders wichtig. Sicherlich gibt es Stilistiken wo auch ein gewisser "Trashfaktor" den Sound ausmacht und Drumtuning da ausser Acht gelassen wird, aber Teutsch ist das nun wirklich nicht.

Ich meinte damit auch eher, dass es hier vornehmlich immer um Kickdrums geht - ist halt 'n Techno-Forum ;-)

Das Drum Tuning sinnvoll ist, würde ich nie in Zweifel ziehen. Ein paar Stunden am Schlagzeug hab ich auch mal gehabt.
 
Sorry, Klischee. Drumtuning war z.B. Prince besonders wichtig. Sicherlich gibt es Stilistiken wo auch ein gewisser "Trashfaktor" den Sound ausmacht und Drumtuning da ausser Acht gelassen wird, aber Teutsch ist das nun wirklich nicht.

Ich meinte damit auch eher, dass es hier vornehmlich immer um Kickdrums geht - ist halt 'n Techno-Forum ;-)

Das Drum Tuning sinnvoll ist, würde ich nie in Zweifel ziehen. Ein paar Stunden am Schlagzeug hab ich auch mal gehabt.

Ich mach' aber gar kein Techno :huhu:
 
Ich frach jetzt nur mal ganz dumm (u.a. weil ich mich wunder über die Aussagen, dass das zur Songstimmung passende Drumtuning ja so wichtig sein soll): Wie ist denn das in einem Bandkontext mit Naturinstrumenten: Konzertsituation, diverse Songs in unterschiedlichen Stimmungen hintereinander weg - ick hab da noch nie einen Drummer gesehen/gehört, der vor jedem Song seine Drums inidividuell gestimmt hätte :selfhammer:
Mein Fazit: ausser bei lang ausklingenden Booooooomm´s der 808 und ähnlichen Drumsounds völlig überbewertet.

Nur weils mit der aktuellen Technik so einfach geht, muß man es ja nicht pauschal als heiligen Gral verkaufen...oder so
 
Ich frach jetzt nur mal ganz dumm (u.a. weil ich mich wunder über die Aussagen, dass das zur Songstimmung passende Drumtuning ja so wichtig sein soll): Wie ist denn das in einem Bandkontext mit Naturinstrumenten: Konzertsituation, diverse Songs in unterschiedlichen Stimmungen hintereinander weg - ick hab da noch nie einen Drummer gesehen/gehört, der vor jedem Song seine Drums inidividuell gestimmt hätte :selfhammer:


Unser Ex-Drummer hat zumindest sein Drummset vor jedem Gig und jeder Probe gestimmt, manchmal auch währenddessen...da gings aber mehr um die Stimmung der BD und einzelnen Toms zueinander...

Ansonsten denke ich, dass es Songs gibt bei denen das wichtig ist, und welche bei denen es weniger wichtig ist. Oft sind Drums auch
einfach zu kurz, als dass der tonale Anteil da großartig ins Gewicht fallen würde.
 
Ich bin ja so aus der "Katzendarm"-Fraktion, und meine Drummer haben zwar auch immer ihr Kit in sich gestimmt und der eine oder andere hat sich mal ne größere/kleinere Snare (Größe=Tonhöhe natürlich) zugelegt damit es besser zum Sound passt, aber ansonsten...

Wobei es bei Blut&Gedärme&Geschrei-Deathmetal waaaaaaaahrscheinlich eh egal war, ob die Toms jetzt ne D-Moll-Terz spielen aber die Kick dabei auf C-Dur liegt... als Basser durfte ich mir eh oft anhören man hätte mich ja nur gehört wenn ich AUFHÖRE zu spielen... so viel zum Publikum :P

Ich denke, Kollege @freidimensional ist da schon nicht ganz falsch mit seinen Vermutungen... elektronische Musik baut oft einfach viel mehr auf den einzelnen Drum-Hits auf und die sind auch noch so produziert und gemischt dass man idealerweise JEDEN EINZELNEN SCHLAG hört, während es im Bandkontext meistens eher so ist, dass man je nach Song das gesamte Kit so mixt, dass es sich einbettet aber fast nie so dass man da einzelne Schläge, geschweige denn Tonhöhen raushören könnte.

Und, und da mich jetzt bitte nicht kreuzigen, aber:
(echte) Drums sind eh zum Großteil "nur Krach". Toms und Kick haben zwar mit etwas Mühe/gutem Gehör raushörbare Tonhöhen in Form von dominanten Fundamental-Frequenzen, aber das ist ja idR eher der Part der ausklingt, und das geht meist eben unter im restlichen Krach... Cymbals brauchen wir gar nicht drüber reden ^^

Diesen "ausklingenden" Part würde man meine ich über die Resonanzfelle (=Unterseite bei Toms, "Rückseite"/zum PUblikum gewandtes Fell bei einer Kickdrum) tunen wenn man so veranlagt wäre? Nicht ganz sicher gerade.
 
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