Dudelsack

ASJ

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Eine vielleicht etwas sonderbare Frage, aber wie kann man einen Dudelsack-Sound mit einem Synth nachbauen?

Als Wellenform würde mir da am ehesten Sägezahn einfallen, aber der andere Rest (Filter, ein oder mehr Oszillatoren und wie die einstellen, diesen leicht jammernden Sound, etc) erschließt sich mir nicht ganz. Vielleicht hat jemand mit besserem musikalischem Gehör Tipps für mich, wie ich das Ganze zufriedenstellend bewerkstelligen kann.
 
Ich habe letztes Jahr mit meinem KORG Trident einen recht coolen Dudelsacksound hinbekommen. Der Trick war, den internen Flanger zu nutzen, aber als starren Effekt, so dass es noch mal wie ein Filter klang. Als Wellenform hatte ich Sägezahn genommen.
 
Ein Dudelsack ist ein Rohrblattinstrument (wie eine Oboe). Also als Wellenform: schmale Pulswelle.

Ein Dudelsack braucht keinen VCA-envelope -> VCA ständig auf Durchgang.

Einen hohen Wiedererkennungswert ("Aha, Dudelsack!") haben Aspekte die eigentlich Schwächen von Instrument bzw Spieler sind: Die Bordunrohre sind typischerweise nicht ganz sauber gestimmt. Und schlechte Spieler erhöhen nicht den Armdruck, wenn sie Luft holen, mit der Folge dass die Tonhöhe wegsackt (pun intended). -> Also VCOs nicht sauber stimmen, und abund zu einen kurzen Bend nach unten hinzufügen, alternativ einen PItch-Envelope.

Tüpfelchen aufs iiih: läßt man alle Löcher der Spielpfeife alle offen, so erklingt der höchst mögliche Ton. Das passiert nun recht häufig ungewollt beim Wechsel der SpielFinger. Im Prinzip ist wäre also für die Melodiestimme ein mono-Synth mit Lowest Note Priority interessant, man klemmt oben eine Taste fest und spielt dann darunter die eigentliche Melodie. Zu den (eigentlich unerwünschten) Rutschern nach oben wird es dann auch beim Keyboardspiel immer wieder kommen.
 
Kann auch sein, dass ich eine schmale Pulswelle genommen habe. Ich hatte davon ein Foto gemacht. Muss ich mal auf der externen Platte nachforschen, wie das genau war. Das Resultat war echt nicht verkehrt.
 
Interessant! Danke Florian für die ausführliche beschreibung. Probier ich gleich mal am Brute aus :)
 
ASJ schrieb:
Eine vielleicht etwas sonderbare Frage, aber wie kann man einen Dudelsack-Sound mit einem Synth nachbauen? [...]

Warum?

Was hat der arme Synthesiser Dir denn getan?

Stephen
 
Dudelsack ist sehr schwierig mit Synthesiser. Etwas vom schwierigsten.

Für den Grundklang reicht vermutlich eine Filterbank nicht aus, das müssen wohl mehrere parallelgeschaltete resonianzfähige Filter sein, also ähnlich wie bei Sprachsynthese.

Um das Spiel zu imitieren, das hat ja Florian schon angedeutet, bedarf es sehr geschickter Modulationen der Tonhöhe. Einen VCO verstimmen reicht da natürlich nicht, da braucht es eine mikrotonale Skala, und vieles lässt sich nicht automatisieren; die Hand am Pitchwheel ist gefragt, die mit sehr viel Übung und Geschick die typischen Tonhöhenänderungen vor allem zu Beginn und am Schluss des Tones nachmacht; nahezu unmöglich.

Also ich habe noch nie im Leben einen glaubhaft synthetisierten Dudelsack gehört, weder mit subtraktiver Synthese, noch mit FM. Nicht mal mit Sampling wo man ja etwas tricksen kann. Ich habe mich lange gefragt, wie Dead Can Dance ihre Schalmeien "gemacht" hatten auf dem Album "Aion" oder "The Serpent's Egg". Probiert und probiert, aber keine Chance. Ich bin zum Schluss gekommen, dass sie echte Schalmeien gespielt hatten, ganz einfach. Weiss es aber bis heute nicht genau.
 
Phil999 schrieb:
Ich habe mich lange gefragt, wie Dead Can Dance ihre Schalmeien "gemacht" hatten auf dem Album "Aion" oder "The Serpent's Egg". Probiert und probiert, aber keine Chance. Ich bin zum Schluss gekommen, dass sie echte Schalmeien gespielt hatten, ganz einfach. Weiss es aber bis heute nicht genau.

Hmm, das hab ich mich auch imme rgefragt... sinds nicht vllt doch Samples?
 
Danke an Florian für die ausführliche Erklärung und danke auch für die anderen Beiträge! Dachte mir schon, dass es sehr schwierig bzw unmachbar wird. Werde jedenfalls versuchen, die Tips umzusetzen.

Falls du es mit dem Microbrute irgendwie schaffst Sven, dann gib mir kurz Bescheid, denn nach der Erklärung von Florian hab ich auch sofort an den Brute gedacht ;-)
 
Hab am Brute jetzt eine reine Pulswelle aber mit etwa PulsWidth (ca auf 10h), Highpassfilter, Cutoff auf ca 11h und Brutefactor auf ebenfalls 11h gestellt und den Spieltip von Florian beherzigt. Mit Drums und Sequencen gejammt - das könnte wirklich als Dudelsacksound durchgehen (derzeit aber eher in den hohen Oktaven). Wenn ich mehr Zeit habe, versuche ich etwas Feintuning.
 
Ich frage mich, in wie weit man mit einem monophonen Synthesizer (Microbrute) ein Instrument imitieren kann dass vierstimmig ist?
Drei gegeneinander verstimmte Dauertöne und einer Melodie.

Vielleicht sollte die Melodie typisch Schottisch sein, damit man auf anhieb an einen Dudelsack denkt.......?
 
sospro schrieb:
Ich frage mich, in wie weit man mit einem monophonen Synthesizer (Microbrute) ein Instrument imitieren kann dass vierstimmig ist?
Drei gegeneinander verstimmte Dauertöne und einer Melodie.

Yep, das ist wahr. Ich werd mal den Dark Energy an den Brute hängen und schauen, ob da noch mehr geht. Ist dann zwar auch nur zweistimmig aber vielleicht kann man ein bisserl mit Effektgeräten tricksen...probieren geht über studieren und wenns einfach wäre, wärs ja langweilig :selfhammer:
 
SvenSyn schrieb:
Phil999 schrieb:
Ich habe mich lange gefragt, wie Dead Can Dance ihre Schalmeien "gemacht" hatten auf dem Album "Aion" oder "The Serpent's Egg". Probiert und probiert, aber keine Chance. Ich bin zum Schluss gekommen, dass sie echte Schalmeien gespielt hatten, ganz einfach. Weiss es aber bis heute nicht genau.

Hmm, das hab ich mich auch imme rgefragt... sinds nicht vllt doch Samples?
das ist gut möglich. Wenn ich mir das überlege sogar wahrscheinlich, denn es fehlen die typischen Ungenauigkeiten. Bin selber einfach noch nie an eine passende Sackpfeifenlibrary gelangt. Habe heute ein Album gekauft, mein erstes überhaupt auf Bandcamp, da sind vermutlich auch Samples verwendet worden. Werde den Musiker fragen, wie er die Pipes gemacht hat. Gutes Album übrigens, etwas eigenartig zwar, aber hat mir trotzdem gut gefallen.

https://caberman.bandcamp.com

Die Soundbytes Sachen kenne ich, doch ich konnte die nie realistisch genug spielen mit einem Windcontroller. Trotz ausgiebigem Mapping für Tonhöhe, Lautstärke, und Filter. Bin halt verwöhnt von den Samplemodeling Sachen. Ich finde eben nicht, dass man den VCA, also die Lautstärke, gleich halten soll. Die ändert sich auch stetig bei einem mittelalterlichen Rohrblattinstrument. OK, die Drone beim Dudelsack ist praktisch immer gleich laut. Aber Drones sind nicht das Problem, die sind ja relativ einfach (mit Samples; mit Synthesisern natürlich schwieriger). Was mich interessiert ist die Hauptstimme (Chanter heisst das glaube ich). Die ist schwierig hinzukriegen.
 
Evtl. passt das ja auch hier rein ; ich habe gerade keine Lust den Thread hier aus dem Forum zu suchen.
Deshlab kurz als Info:

Es ging um das VsT Sequetron, glaube ich, der User TonE hatte es seinerzeit gepostet.
Es scheint bei den Presets etwas dabei zu sein was in die "Richtung" synthetischer Dudelsack geht ; mir gefällt es zunächst.

Ab 0:50 geht es los.


Auf meine damalige Frage bekam ich von TonE zwar eine PM geschickt, aber ohne konkrete Hinweise zum selber Patchen.

Hier noch einmal meine Frage speziell zu dem im Youtube zu hörenden "jammer" Lead-Sound.

Wie komme ich vom Sound her in diese Richtung ; oder aber reichen 2 Osc´s vom Little Phatty ?
Als Wellenform 2x Saw wobei der 2. de-tuned ist ?
Meine Ergebnisse sind nicht zufriedenstellend :heul:

ab 0:30 auch sehr schön
 
Ich hätte die Idee gehabt, dieses Jammern durch eine leichte Modulation per LFO des Pitch zu erreichen. Leider habe ich keinen LFO zur Verfügung den ich in einem gewissen Bereich und in einer eher langsamen Geschwindigkeit schwingen lassen kann....geht mit dem Zeug nicht, dass ich hab...vielleicht kann mans in einer SW besser einstellen....
 
Ich hab in den frühen 90ern mal einen coolen Dudelsacksound mit dem schönen Namen "Digital Scotsman" auf dem JD-800 erstellt.
Da kam's mir hauptsächlich auf die von Florian bereits erwähnten spielerischen Dinger an (geht super beim JD-800: zwei Tones auf Drone gestellt, tiefste Taste spielt nur diese beiden Tones), das klappt sehr gut, obwohl es sonst nicht übertrieben nach Dudelsack klingt.

OT: Wie definiert der Engländer das Wort "Gentleman"?
Ein Gentleman ist ein Mann, der Dudelsack spielen kann. Es aber nicht tut.

Schöne Grüße,
Bert
 


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