Kastelruther Spatzen - Skandal ?

psicolor schrieb:
1) die Kastelruther Spatzen machen keine Volksmusik
Übrigens: das was heutzutage als ach so echte "Volksmusik" hochgehalten wird, ist letztlich eine völlige künstliche Adaption einer speziellen dreistimmigen Liedform aus dem Salzburger Land. Diese ziemlich harmlose aber melodisch hübsche Liedform wurde von Wastl Fanderl fanatisch geliebt. Er wurde beim damals neuen Bayerischen Rundfunk (wir reden von den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts!) "Sachverständiger" für Volksmusik. Dadurch wurde alles andere an existenter Volksmusik quasi von den Medien negiert. Da besagter Herr Fanderl auch der Herausgeber der ersten und für Jahrzehnte einzigen Sammlung von Volksliedern war, unterlag diese dem gleichen Geschmacks-Filter dieses Menschen.
Effekt ist, dass heutzutage kaum jemand weiss, was für eine Musik vor 1900 in Süddeutschland, Östereich oder Tirol wirklich gemacht wurde. Die sogenannte "echte Volksmusik" ist also genauso ein Kunstprodukt wie die Kastelruther Volksverdummung.

Ich empfehle "Wastl Fanderl und die Erfindung der „echten“ Volksmusik" in http://www.muh.by/ausgaben/ Ausgabe 5
 
florian_anwander schrieb:
...Die sogenannte "echte Volksmusik" ist also genauso ein Kunstprodukt wie die Kastelruther Volksverdummung...
Mußte unwillkürlich an Tangomusik denken: da gibts die harmlose europäische Schnarch-Adaption,
die sehr publikumwirksam ist. Und dann gibts den original Tango Argentino, der sich mitunter
für manche Ohren avantgardistisch anhören kann.

Lost in Translation, wie immer.
 
micromoog schrieb:
die Piermont(?)-Kirsche wird nicht von Frau Adriani in Frankreich begutachtet sondern kommt aus Oberkirch-Nußbach und dem Weinbauort Durbach in der badischen Ortenau...usw.

claudia bertani sucht auf der ganzen welt die besten kirschen aus.

 
psicolor schrieb:
In der volkstümlichen Musik funktioniert einiges anders. Sound und Musik sind da eher Nebensache. Wichtig is das Lächeln, die Frisur, die Kleidung, die Gesten usw. Es geht darum Leute glücklich zu machen ohne sich um die Musik zu kümmern. Ja, vielleicht is das die richtige Formulierung: Es geht um eine Unbekümmertheit, die die Musik vermitteln soll. Sogesehen is der volksdümmliche Schlager vielleicht sogar die Essenz der gesamten Musik.

Und die entscheidenden Sachen wie das Grinsegesicht und die Gestik sind ja dann in der Regel doch Live und nicht Hollywood.

Nenenene, so einfach geht das nicht:
1. Simmons Drums und jeder Break durch einen Roll ala Dave Lombardo auf die nächste Textzeile hinweisend zum aufwecken.
2. Tonfolgen die sofort nach der Abfolge von 2 Tönen jeden debilen und senilen Vollhonk sofort die Tonfolge vervollständigen lassen.
3. Texte die sofort nach der Abfolge von 2 Wörtern jeden debilen und senilen Vollhonk sofort die Wortfolge vervollständigen lassen.

Das mußt Du erst mal hinkriegen, da kannste jahrelang deinen Jazz-Skalen hoch und runterspielen, das wird nix, Du mußt Dir erst den IQ erniedrigen lassen...

PS: …am Strand der Balearen werden wir uns wiedersehen….
…am Strand der Balearen xxxxxxxxxxxxxxxxxx….
 
Ja ich weis, das is nicht so easy.
Hier meine kläglichen Versuche

play:


florian_anwander schrieb:
Effekt ist, dass heutzutage kaum jemand weiss, was für eine Musik vor 1900 in Süddeutschland, Östereich oder Tirol wirklich gemacht wurde.
Kucke gerne Fernsehn, und seh dabei immer wieder Sendungen, wo traditionelle alpenländische Musik gemacht wird. "Unter unserem Himmel" und "Klingendes Österreich" kann ich beides sehr empfehlen! Is immer ein bischen wie Urlaub. Und da sind hin und wieder auch ungewöhnlichere Liedformen mit dabei.

Zotterl schrieb:
Mußte unwillkürlich an Tangomusik denken: da gibts die harmlose europäische Schnarch-Adaption,
die sehr publikumwirksam ist. Und dann gibts den original Tango Argentino, der sich mitunter für manche Ohren avantgardistisch anhören kann.

Ich kenn ja nur die zwei Tangos, die jeder kennt und jeder spielt. Finde aber beide absolut nicht zum Schnarchen sondern furchtbar spannend und errrrodddisch!
 
…das sollen Simmons-Breaks sein? Kläglich!
Text noch viel zu abwechslungsreich und auch die Melodie, wer soll denn da mitsingen???

Und Supersaw benutzt, das ist ja jetzt mal wirklich zu progressiv, Du Zappa Du wählst bestimmt auch erstStimme CSU und zweit Grün oder?
 
bei "Sie roch ganz exquisit, Je t'aime" bin ich ausgestiegen. Sorry.

dann lieber Rammstein :

 
Xpander-Kumpel schrieb:
Text noch viel zu abwechslungsreich und auch die Melodie, wer soll denn da mitsingen???

Danke für die Kritik. Naja, es war unser erster Song in die Richtung, uns is klar dass da noch viel Luft nach oben ist. Dass es auf den Simmons Sound ankommt, war mir nicht bewusst. Und Supersaw is das eigentlich auch nicht, nur zwei Oszillatoren vom Virus mit nem Bandpassfilter ohne Modulation.

Bei "du riechst so gut" find ich den Solo in Dur einfach hammergeil. Die Zuschauer scheinbar auch.
 
Zotterl schrieb:
Mußte unwillkürlich an Tangomusik denken: da gibts die harmlose europäische Schnarch-Adaption,
die sehr publikumwirksam ist. Und dann gibts den original Tango Argentino, der sich mitunter
für manche Ohren avantgardistisch anhören kann.

Der Ur-Tango Argentino (je nach Musikstück auch Milonga oder Vals genannt), der letztlich von heimweh habenden Einwanderern in den Rotlichtvierteln von Buenos Aires "kreiert" wurde, klingt für Normaleuropäer und Nichtliebhaber eher nach Grabesmusik, obwohl da auch die kubanische Habañera mit zu den Wurzeln zählt. Die Avantgarde-Richtung kam erst mit der "Tango Nuevo" genannten Strömung in den letzten Jahren, und erst Recht mit den Electrotangos von Tanghetto, Tango Crash und Gotan Project.

Lost in Translation ist ein guter Einwurf. Wenn Du bei einem Tango-Abend, wo nur Hardliner anwesend sind ("LehrerInnentango"), Ambient- oder Tango Nuevo auflegst, kann das voll danebengehen ... Schon sehr speziell, diese Szene, gerade hier in D. Muß man mögen.

Der Bekannteste der Ur-Tangos dürfte Piazollas "Libertango" sein (nein, nicht die Grace-Jones-Version).

Der europäische Tango ist deutlich dichter an der kubanischen Habañera (Tango Americano) und wurde über die gehobene Gesellschaft in Paris populär, den Briten war selbst das zu anzüglich, daher wurde er dort an europäische Verhältnisse, zumindest aus der Sicht der Briten, angepaßt und damit der von Dir ewähnte "Schnarchtango" geschaffen.

Wenn man die Sachen mag, sollte man sich mal die Finnen anhören. Da gibts Tangos in Moll, und teils durchaus schräg - ein eigenes Genre.
 
florian_anwander schrieb:
psicolor schrieb:
1) die Kastelruther Spatzen machen keine Volksmusik
Übrigens: das was heutzutage als ach so echte "Volksmusik" hochgehalten wird, ist letztlich eine völlige künstliche Adaption einer speziellen dreistimmigen Liedform aus dem Salzburger Land. Diese ziemlich harmlose aber melodisch hübsche Liedform wurde von Wastl Fanderl fanatisch geliebt. Er wurde beim damals neuen Bayerischen Rundfunk (wir reden von den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts!) "Sachverständiger" für Volksmusik. Dadurch wurde alles andere an existenter Volksmusik quasi von den Medien negiert. Da besagter Herr Fanderl auch der Herausgeber der ersten und für Jahrzehnte einzigen Sammlung von Volksliedern war, unterlag diese dem gleichen Geschmacks-Filter dieses Menschen.
Effekt ist, dass heutzutage kaum jemand weiss, was für eine Musik vor 1900 in Süddeutschland, Östereich oder Tirol wirklich gemacht wurde. Die sogenannte "echte Volksmusik" ist also genauso ein Kunstprodukt wie die Kastelruther Volksverdummung.

Ich empfehle "Wastl Fanderl und die Erfindung der „echten“ Volksmusik" in http://www.muh.by/ausgaben/ Ausgabe 5
Das Thema ist noch unendlich viel komplizierter. So haben ja die sogenannten "Volksmusiker" zum Beispiel auch keinerlei Probleme, ihre Lieder mit Beats zu unterlegen, die aus der afro-amerikanischen Musik stammen. Und alles, was den Begriff "Volk" enthält, ist in Deutschland durch die Nazizeit belastet. Kein anderes europäisches Land hat so ein gebrochenes Verhältnis zu seiner musikalischen Folklore wie wir Deutschen es aus gutem Grund haben. Wir haben zum Beispiel (anders als z. B. die Iren, Engländer oder Franzosen) auch keine fließenden Übergänge zwischen Folklore und Pop.
 
darsho schrieb:
Was ich nicht verstehe, ist das Argument des Kosten sparens.
Wenn man extra Geld für Studiomusiker ausgibt, dürfte das doch mehr kosten als die Bandmitglieder spielen zu lassen, die ja eh schon auf der gehaltsliste stehen ?

Die Bandmitglieder bekommen ja kein Geld, wenn sie zuhause sitzen und Fernsehgarten kucken.

Naja, der Studiomusiker kommt im Idealfall im Studio an, hört sich den Track an, wie er bisher klingt, labert mit dem Produzenten, spielt seinen Part ein und geht nach Hause. Macht vielleicht 2x70 Euro oder noch weniger, wenn der Musiker nur Müsli frisst.

Der Darsteller is ja erstmal eine Größe, meckert also im Studio über den scheiss Track vom scheiss Producer, braucht dann 2 Tage um einen Part total miserabel einzuspielen. Dann braucht der Produzent nochmal ne Woche um die Fehler irgendwie zu kaschieren und wenn er dann einsieht, dass es keinen Sinn hat, braucht er trotzdem den Studiomusiker um die Parts einspielen zu lassen. Das dürfte in dieser übertriebenen Darstellung ungefähr das 20 fache kosten wie die erste Variante.
 
psicolor schrieb:
darsho schrieb:
Was ich nicht verstehe, ist das Argument des Kosten sparens.
Wenn man extra Geld für Studiomusiker ausgibt, dürfte das doch mehr kosten als die Bandmitglieder spielen zu lassen, die ja eh schon auf der gehaltsliste stehen ?

Die Bandmitglieder bekommen ja kein Geld, wenn sie zuhause sitzen und Fernsehgarten kucken.

Naja, der Studiomusiker kommt im Idealfall im Studio an, hört sich den Track an, wie er bisher klingt, labert mit dem Produzenten, spielt seinen Part ein und geht nach Hause. Macht vielleicht 2x70 Euro oder noch weniger, wenn der Musiker nur Müsli frisst.

Der Darsteller is ja erstmal eine Größe, meckert also im Studio über den scheiss Track vom scheiss Producer, braucht dann 2 Tage um einen Part total miserabel einzuspielen. Dann braucht der Produzent nochmal ne Woche um die Fehler irgendwie zu kaschieren und wenn er dann einsieht, dass es keinen Sinn hat, braucht er trotzdem den Studiomusiker um die Parts einspielen zu lassen. Das dürfte in dieser übertriebenen Darstellung ungefähr das 20 fache kosten wie die erste Variante.

so macht es SInn, wie Du es erzählst.
Nur frag ich mich dann, wozu hat man Bandmitglieder, die nicht spielen können und auch keine Songs schreiben.
Naja, müssen die ja selber wissen.
 
Zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort.
Die sind halt Rampensäue.
Wenn im Großraum-Festzelt die Meute gröllend auf den Biertischen tanzt merkt keiner spielerische Unzulänglichkeiten.

CD-Produktion und Verkauf war letztendlich nur die konsequente Folge vom jahrelangen Bierzelt tingeln.
 
is doch alles fake im schlager business. wendler und h.fischer lassen grüssen. nur die omis fallen noch drauf rein.

Die Omis tun dafür aber auch schön das Geld raus, und das Geschäft wird immer lukrativer, insbesondere wenn wir uns die Alterspyramide einmal ansehen :mrgreen:

Volksmusik ist die deutsche Antwort auf Bollywood :harhar:
 
Die Kastelruther Spatzen machen keine Volksmusik!
Hab übrigens kein Problem das ständig zu wiederholen, wenn's für euch okay ist.
 
psicolor schrieb:
Die Kastelruther Spatzen machen keine Volksmusik!
Hab übrigens kein Problem das ständig zu wiederholen, wenn's für euch okay ist.

Gunter Emmerlich überreicht die "Krone der Volksmusik 2012"

Am 7. Januar 2012 verlieh der MDR federführend für die ARD in einer großartigen Gala live die „Krone der Volksmusik" an sieben herausragende Künstler. Es war ein wahres Gipfeltreffen der Topstars der deutschen Volksmusik- und Schlagerlandschaft des Jahres 2011.
Der bekannte Sänger Gunther Emmerlich führte – bereits seit 2004 ist er Moderator dieser Sendung - gekonnt durch das Programm, bei der stets nur die erfolgreichsten Interpreten des vergangenen Jahres ausgezeichnet werden. Die Gala-Veranstaltung wurde bereits zum 15. Mal durchgeführt.
Zu den Preisträgern gehörten wiederum die Kastelruther Spatzen als erfolgreichste Gruppe.
 
psicolor schrieb:
florian_anwander schrieb:
Effekt ist, dass heutzutage kaum jemand weiss, was für eine Musik vor 1900 in Süddeutschland, Östereich oder Tirol wirklich gemacht wurde.
Kucke gerne Fernsehn, und seh dabei immer wieder Sendungen, wo traditionelle alpenländische Musik gemacht wird. "Unter unserem Himmel" und "Klingendes Österreich" kann ich beides sehr empfehlen!
Eben GENAU DAS ist keine "echte Volksmusik". Das was Du bei unter unserem Himmel hörst, ist das was ich oben beschrieben habe: Die Idealvorstellung die Wastl Fanderl (und partiell Paul Kiem) verfolgt haben, die aber nichts mit der tatsächlichen auf bayrischen oder österreichischen Bauernhöfen im 19ten Jahrhundert gespielten Musik zu tun. Die Volksmusik vor Herrn Fanderl hat eventuell mehr wie die Volksmusik des Roussillon oder wie Rumänische Volkslieder geklungen, als die heutige "Brauchtumsmusik" des bairischen Raumes.
 


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