
NickLimegrove
Flexiganer
Moin,
mich würde mal interessieren, ob ihr (falls ihr überhaupt tonale Musik macht oder darüber gezielt nachdenkt) spezielle Vorlieben vor allem in Sachen Tonarten habt (können wir aber gerne auch auf Skalen und Akkorde erweitern).
Weil wenn ich mich so beim Musikmachen beobachte, dann gibt's da über die 20 Jahre, die sich das schon hinzieht, ungefähr folgende Entwicklung:
Als ich anfing, meine ersten Sachen zu machen, noch zu Schulzeiten und ohne jede praktische Musik-Vorbildung geschweigedenn Theoriewissen, waren es ausschließlich die Stammtöne (c, d, e... niemals mit bs oder #n, viel zu kompliziert), die ich in den Fasttracker II gehackt habe. Kurzzeitig hatte ich angenommen, man könnte ja mehr oder weniger zufällig einfach alle möglichen der 12 Töne querbeet nutzen, denn »so funktioniert ja bekanntlich Jazz«. Okay, diese Phase fiel tatsächlich sehr kurz aus, und irgendwo muss ich dann aufgeschnappt haben, dass man sich besser für 7 aus 12 entscheidet und dabei erstmal bleibt. Dann also die Stammtöne, und die auch nicht zufällig, sondern immer mit einem klaren Grundton, zu dem ich immer wieder zurückkehre. Meist waren das d und e, wohl bedingt durch's Punk- und Hardcorehören. Von Dur und Moll aber immer noch keine Ahnung, und überhaupt keinen blassen Schimmer, was ich da mache, bis eines Tages ein Kumpel mir sagte, dass ich die ganze Zeit ja die klassischen Kirchentonarten spiele, und zwar sicher nicht zufällig d-dorisch, e-phrygisch und a-natürlich-moll.
Langsam steigendes Interesse an theoretischen Zusammenhängen, meist induktiv: ich mache was, und versuche dann, zu verstehen, was denn die Logik dahinter ist. Dur/Moll waren irgendwann klar, und, ein paar Jahre nachdem alle Musiklehrer an mir verzweifelt waren, hatte ich dann auch Sinn und Zweck des Quintenzirkels verstanden.
Bis einschließlich heute: ganz klare Präferenz für Moll. Ich kann noch immer kein Stück in Dur schreiben, auch kein modales, das von einem Dur-Akkord oder einer der Durskalen dominiert würde; selbst wenn ich mich dazu zwinge. Nicht weil mir Dur zu fröhlich wäre -- ich finde umgekehrt auch Moll nicht zwangsläufig düster. Sondern weil immer wenn ich was in Dur spiele, ich sofort »kitschig« denke...
Von der Sache mit den Stammtönen gibt es immer noch Überbleibsel. Beherrschen tue ich mittlerweile auch anderes, und könnte, wenn ich müsste, auch Skalen mit fünf bs rauf und runter nudeln. Dennoch: D-, E- und A-Moll dominieren in etwa der Hälfte meiner Sachen. Nicht ganz ohne Kreuze zwar; auf einem E-Mollakkord geht gern auch mal Dorisch (also ##). Aber generell doch immer noch die Tendenz: »keep it simple, stupid«.
Allerdings, und das ist die andere Hälfte meiner Sachen seit zwei, drei Jahren: Wenn ich eine einzige Lieblingstonart benennen sollte, dann Cis-Moll. Wie auch immer ich darauf kam, mir mal diese Tonart vorzunehmen: was mir schlagartig aufgegangen ist, ist, dass sie für eine Klavierniete wie mich eine bestechend einfache Logik hat: Alle Terzen auf den schwarzen Tasten der Cis-Moll-Skala sind kleine Terzen, also alle Dreiklänge, die ich auf ihnen mit diesen Terzen bilde, sind Molldreiklänge (auf d# der verminderte). Auf allen weißen Tasten liegen umgekehrt die drei Durakkorde. Das muss mich irgendwie so beeindruckt haben, dass ich darauf ›hängengeblieben‹ bin und immer Cis-Moll nehme, wenn ich keine Lust habe auf D/E/A. Durchaus natürlich inklusive Varianten, also auch schonmal einen F#m-dominierten Song, oder mal auch mit einem a# statt einem a.
Dass ich in der Praxis niemals was in b-Tonarten mache, hat ebenfalls technische (oder: Faulheits-?) Gründe. Ich arbeite fast ausschließlich mit Renoise, und das zeigt traditionsbedingt alle Chromatischen nur als # an. Man kann es zwar in den Optionen umstellen, und hat dann ausschließlich bs. Das aber ist ein extra-Arbeitsschritt, denn ich faktisch nie mache. Was gar nicht geht, auch wenn sich die community darüber den Mund fusselig redet, ist eine Kombination vom beidem. Die recht simple G-melodisch-Moll-Skala zum Beispiel (mit f# und bb) kann Renoise nicht korrekt darstellen. Natürlich kann man sie trotzdem programmieren, aber das erfordert ein ständiges Um- und Mitdenken, was doch etwas abturnend sein kann. Sodass ich mich am Ende fast ausschließlich in der rechten Hälfte des Quintenzirkels aufhalte... File under »wie das Werkzeug an unseren Werken mitarbeitet«.
Tja, soweit ein paar lose Gedanken dazu. Habt ihr auch sowas in der Art loszuwerden? Würde mich mal interessieren!
-- Nils
mich würde mal interessieren, ob ihr (falls ihr überhaupt tonale Musik macht oder darüber gezielt nachdenkt) spezielle Vorlieben vor allem in Sachen Tonarten habt (können wir aber gerne auch auf Skalen und Akkorde erweitern).
Weil wenn ich mich so beim Musikmachen beobachte, dann gibt's da über die 20 Jahre, die sich das schon hinzieht, ungefähr folgende Entwicklung:
Als ich anfing, meine ersten Sachen zu machen, noch zu Schulzeiten und ohne jede praktische Musik-Vorbildung geschweigedenn Theoriewissen, waren es ausschließlich die Stammtöne (c, d, e... niemals mit bs oder #n, viel zu kompliziert), die ich in den Fasttracker II gehackt habe. Kurzzeitig hatte ich angenommen, man könnte ja mehr oder weniger zufällig einfach alle möglichen der 12 Töne querbeet nutzen, denn »so funktioniert ja bekanntlich Jazz«. Okay, diese Phase fiel tatsächlich sehr kurz aus, und irgendwo muss ich dann aufgeschnappt haben, dass man sich besser für 7 aus 12 entscheidet und dabei erstmal bleibt. Dann also die Stammtöne, und die auch nicht zufällig, sondern immer mit einem klaren Grundton, zu dem ich immer wieder zurückkehre. Meist waren das d und e, wohl bedingt durch's Punk- und Hardcorehören. Von Dur und Moll aber immer noch keine Ahnung, und überhaupt keinen blassen Schimmer, was ich da mache, bis eines Tages ein Kumpel mir sagte, dass ich die ganze Zeit ja die klassischen Kirchentonarten spiele, und zwar sicher nicht zufällig d-dorisch, e-phrygisch und a-natürlich-moll.
Langsam steigendes Interesse an theoretischen Zusammenhängen, meist induktiv: ich mache was, und versuche dann, zu verstehen, was denn die Logik dahinter ist. Dur/Moll waren irgendwann klar, und, ein paar Jahre nachdem alle Musiklehrer an mir verzweifelt waren, hatte ich dann auch Sinn und Zweck des Quintenzirkels verstanden.
Bis einschließlich heute: ganz klare Präferenz für Moll. Ich kann noch immer kein Stück in Dur schreiben, auch kein modales, das von einem Dur-Akkord oder einer der Durskalen dominiert würde; selbst wenn ich mich dazu zwinge. Nicht weil mir Dur zu fröhlich wäre -- ich finde umgekehrt auch Moll nicht zwangsläufig düster. Sondern weil immer wenn ich was in Dur spiele, ich sofort »kitschig« denke...
Von der Sache mit den Stammtönen gibt es immer noch Überbleibsel. Beherrschen tue ich mittlerweile auch anderes, und könnte, wenn ich müsste, auch Skalen mit fünf bs rauf und runter nudeln. Dennoch: D-, E- und A-Moll dominieren in etwa der Hälfte meiner Sachen. Nicht ganz ohne Kreuze zwar; auf einem E-Mollakkord geht gern auch mal Dorisch (also ##). Aber generell doch immer noch die Tendenz: »keep it simple, stupid«.
Allerdings, und das ist die andere Hälfte meiner Sachen seit zwei, drei Jahren: Wenn ich eine einzige Lieblingstonart benennen sollte, dann Cis-Moll. Wie auch immer ich darauf kam, mir mal diese Tonart vorzunehmen: was mir schlagartig aufgegangen ist, ist, dass sie für eine Klavierniete wie mich eine bestechend einfache Logik hat: Alle Terzen auf den schwarzen Tasten der Cis-Moll-Skala sind kleine Terzen, also alle Dreiklänge, die ich auf ihnen mit diesen Terzen bilde, sind Molldreiklänge (auf d# der verminderte). Auf allen weißen Tasten liegen umgekehrt die drei Durakkorde. Das muss mich irgendwie so beeindruckt haben, dass ich darauf ›hängengeblieben‹ bin und immer Cis-Moll nehme, wenn ich keine Lust habe auf D/E/A. Durchaus natürlich inklusive Varianten, also auch schonmal einen F#m-dominierten Song, oder mal auch mit einem a# statt einem a.
Dass ich in der Praxis niemals was in b-Tonarten mache, hat ebenfalls technische (oder: Faulheits-?) Gründe. Ich arbeite fast ausschließlich mit Renoise, und das zeigt traditionsbedingt alle Chromatischen nur als # an. Man kann es zwar in den Optionen umstellen, und hat dann ausschließlich bs. Das aber ist ein extra-Arbeitsschritt, denn ich faktisch nie mache. Was gar nicht geht, auch wenn sich die community darüber den Mund fusselig redet, ist eine Kombination vom beidem. Die recht simple G-melodisch-Moll-Skala zum Beispiel (mit f# und bb) kann Renoise nicht korrekt darstellen. Natürlich kann man sie trotzdem programmieren, aber das erfordert ein ständiges Um- und Mitdenken, was doch etwas abturnend sein kann. Sodass ich mich am Ende fast ausschließlich in der rechten Hälfte des Quintenzirkels aufhalte... File under »wie das Werkzeug an unseren Werken mitarbeitet«.
Tja, soweit ein paar lose Gedanken dazu. Habt ihr auch sowas in der Art loszuwerden? Würde mich mal interessieren!
-- Nils