Lustige Mischetricks - heute: Verschandelung der Masterspur

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ps4074iclr

Guest
Ich hab neulich mal was neues probiert und fand das Ergebnis erstaunlich überzeugend. Und irgendwie auch witzig. Ich möchte die Idee gerne teilen:

Ausgangspunkt war folgender: Hab mit dem Octatrack-Arranger einen Song gebastelt und die Masterspur in Ableton aufgenommen. Nun die Frage: Wie krieg ichs hin, dass Kick und Snare noch lauter wirken ohne zusätzliche Dynamik zu benötigen? Kompressor mit Sidechain is die verbreitete Technik, was (wenn der Song bereits gebounct wurde) natürlich nur dann sehr gut funktioniert, wenn Kick und Snare dedizierte Frequenzen nutzen. Das war bei mir aber nicht der Fall, ich hab richtig schönen Frequenzmatsch produziert...

Die Überlegung war nun: Ein Kick is so im Groben ein Sinussweep von etwa 300 Hz bis runter auf 25 Hz. Eine Snare is im Groben ein Rauschen das ab den unteren Mitten fast ausfüllt (zumindest die Snares, die ich gerne verwende...). Außerdem kann man in Ableton jeden Scheiss automatisieren.

Also: Auf die Masterspur kam nun ein Lowpass-Filter und ein EQ. Beide sind erstmal aus. Immer dann, wenn die Kick kommt, geht der Filter an und die Cutoff-Frequenz fährt von 250 Hz bis runter. Nach ner 16tel geht der Filter wieder aus. Immer dann, wenn die Snare kommt, geht der EQ an, der die Matschfrequenzen betont, die das "Snare-Klatschen" ausmachen und alles andere absenkt. Natürlich is Ableton (noch?) nicht so schlau, dass das komplett automatisch geht, ich musste den ganzen Kram mit dem Stift einzeichnen. Da bei meiner Musik Kick und Snare nicht unbedingt an unvorhersehbaren Stellen kommen, lies sich das ganze für ein 2-Takte Pattern durchführen und anschließend auf den ganzen Song kopieren.

Ergebnis: Ich finde es "fetzt" ordentlich und klingt irgendwie anders, erfrischender, als das klassische Sidechain-pumpen.
(Bei mir hört sichs dann etwa so an
play:
)
 
Re: Lustige Mischetricks - heute: Verschandelung der Masters

klingt doch cool - das sollte sich aber mit entsprechenden M4L devices automatisieren lassen, das braucht man nicht malen

beim Wort Mischetricks rollen sich mir übrigens die Zehennägel hoch
 
Re: Lustige Mischetricks - heute: Verschandelung der Masters

verstaerker schrieb:

Ich würde gerne behaupten, dass sich die Kick jetzt so anfühlt, als würde man einen Moment in eine Schockstarre verfallen, aber ich weis nicht ob ich mir das nur einbilde.
Hat das bei dir die selbe Wirkung?

verstaerker schrieb:
das sollte sich aber mit entsprechenden M4L devices automatisieren lassen, das braucht man nicht malen
Naja. M4L kostet Geld. Malen war außerdem gar nicht so unkomfortabel, schließlich kann man mit dem Stift die Automation (beinahe?) Samplegenau reinmalen und braucht sich nicht mit Reglern für Zeitkonstanten rumzuschlagen. Wenn man das öfters machen wollte, wäre das Kopieren der Automation vielleicht nicht der professionellste Weg, andererseits hält sich der Aufwand bei einer gewissen Regelmäßigkeit von Kick und Snare (die meistens gegeben ist) in engen Grenzen.

verstaerker schrieb:
beim Wort Mischetricks rollen sich mir übrigens die Zehennägel hoch
Zugegeben versuche ich manchmal krampfhaft englische Begriffe zu vermeiden, allerdings fällt mir hier auch gar kein passendes englisches "Buzzword" dazu ein. Haste ne Idee?
 
Re: Lustige Mischetricks - heute: Verschandelung der Masters

Lustige Idee,probier ich auch ma...
 
Re: Lustige Mischetricks - heute: Verschandelung der Masters

Eigentlich müsste man die Idee mal konsequent durchziehen und einen Track basteln, bei dem zu jedem Zeitpunkt, für jeden Ton eine angepasste Klangregelung aktiviert wird. Für Pausen könnte man die Mastervolume komplett runterziehen.
Damit müsste sich dann ein radikaler "AC/DC Effekt" (*) erzeugen lassen :selfhammer:

(*) Auch hier kenn ich keinen besseren Begriff. Die alten AC/DC Aufnahmen sind halt total luftig und trotzdem knallen sie ohne Ende. Im zeitlichen Kontext sind das für mich beispiellose Meisterwerke der Tontechnik.
 
Re: Lustige Mischetricks - heute: Verschandelung der Masters

psicolor schrieb:
(*) Auch hier kenn ich keinen besseren Begriff. Die alten AC/DC Aufnahmen sind halt total luftig und trotzdem knallen sie ohne Ende. Im zeitlichen Kontext sind das für mich beispiellose Meisterwerke der Tontechnik.

simmt absolut ... liegt aber auch an der klaren,minimalen musikalischen Umsetzung
 
Re: Lustige Mischetricks - heute: Verschandelung der Masters

interessante idee, werde ich mir auf jedenfall noch auf meinen monitoren anhören.
 
Re: Lustige Mischetricks - heute: Verschandelung der Masters

Im Prinzip ist das ja die verfeinerte Idee der Multiband kompression. Nur eben ser gezielt auf dezidierte Events gesetzt. Ich mach mal unlautere Reklame: in meinem Buch hab ich im letzten Kapitel diverse ähnliche Tricks mit einem External-Input Envelopefollower Modul beschrieben.

Dein Beispiel finde ich mal "standalone" gehört sehr gelungen. Speziell das, was die Bassdrum macht ist cool. Interessant wäre noch ein Vergleich mit dem Original.
 
Re: Lustige Mischetricks - heute: Verschandelung der Masters

Ja, ich höre auch irgendwie eine kurze Kickstarre nach jeder Kick, vermutlich das Einschwingverhalten des Filters, die sind ja nicht beliebig schnell, oder doch? Ansonsten kann man das in Reaper über Parametermodulation komfortabel beliebig komplex nutzen. Sozusagen ein Modularsystem zum Mischen, alle Sounds können sich dann beliebig beeinflussen oder effektieren. Wir können ja auch hier dazu Ideen sammeln? Dein Beispiel war jetzt um etwas "wegzuschneiden" oder die Klangmasse zu reduzieren.

Eine andere Idee wäre, um etwas hinzuzufügen, aber immer nur dann wenn der Hauptklang NICHT ertönt, d.h. in den Pausen, z.B. Delay, da wird dann halt Wet auf Null runtergezogen wenn das Signal reinkommt, danach wieder hochgezogen. Auch sehr schön und nützlich. Beim Reverb könnte man das genau andersrum machen, wenn kein Signal reinkommt kann Wet runtergezogen werden. Das wären zwei Beispiele die gegenpolig arbeiten.

Code:
Pol1:  Signal, Reverb aber kein Delay    <-->    Pol2:  kein Signal, kein Reverb aber mit Delay

Reverb und Delay sind halt die typischen Send-Effekte. Parallelkompression kann man auch dazunehmen, dann hätte man sozusagen Parallelkompression aber nicht ständig, sondern in Abhängigkeit von irgendwas. Extremere Effekte könnten auch kurz dafür Platz im Spektrum öffnen, kurz alle Frequenzen wegputzen, wo der Effekt reinknallt, dann wieder schnell zurück zum vorherigen Zustand. Vocals wären ein Hauptkandidat um alles mögliche wegzuputzen, wenn sie reinknallen.

Modularsystem des Mixings: Irgendwelche Master-Slave-Signalketten. Oder mehrstufige Master-Slave-Signalketten, hierarchische Master-Slave-Signalketten. Weitere Ideen? Was hat sich wo in der Praxis bewährt? Vor allem für Livetricks? Irgendwie müsste man diesen Trick vor allem mit der Stille gut kombinieren können, kurz Stille erzeugen, was reinplatzieren, wieder weiter normal... manchmal brutaler, manchmal sanfter, je nachdem ob man die Energie hochziehen will oder für deepe Angelegenheiten.

Ohne Reapers Parametermodulation kann man das aber gleich wieder vergessen. Macht bestimmt nicht soviel Spass wie in Reaper!

Was ich gerne noch einsetze: Normalerweise schneide ich überall dort die Bässe weg, was nicht Kick oder Bass ist, also auch bei schönen Pads, wenn jetzt kick und bass weggemutet werden, gebe ich den Pads ihre tieferen Frequenzen wieder zurück, denn so klingen die Pads schöner, eigentlich sogut wie immer.
 


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