Neue (junge) Synthesizer-Musik-Künstler und ihre Bühnenauftritte

So geht es mir in der Regel auch -- es liegt aber immer ein wenig am Publikum, das verlernt hat, zuzuhören und stattdessen immer wieder einen neuen Stimulus braucht, um sich nicht zu langweilen und das Konzert zu verlassen. Deep Listening im Sinne von Pauline Oliveros darf man den meisten Konzertgängern nicht zumuten -- das ist aber kein exklusives Privileg elektronisch generierter Geräuschmontagen.

Das finde ich eigentlich schade -- ist sicherlich ein Grund mehr für mich, mich nicht um Liveauftritte zu reißen. So 'ne Stunde bei gedämpften blauem und rotem Licht oder tausenden Kerzen wie dereinst bei TD in den 1970ern, das kommt heute nicht mehr so gut.

Wenn's nach mir ginge, würde ich vor dem Konzert Gratislimonade vom Typ 7Up verteilen, mit einer geheimen Zutat von Sandoz versetzt -- da braucht es dann keine Visualisierungen mehr, und das Publikum ist dann auch endlich mal von Anfang bis Ende ruhig.

Bis jetzt haben die Veranstalter allerdings immer ein Veto eingelegt...

Stephen

Auch TD ist nicht auf gross skalierbar. Das funktioniert so noch in mittleren Räumen, in grossen Hallen nicht.
 
Ach, waren das noch Zeiten, als alleine die Musik zählte! :opa:
Man hatte kein Handy oder X-Box und nur 2 Fernsehprogramme in schwarz/weiß, da sind die Leute tatsächlich noch aus dem Haus gegangen.
Ich war in den frühen 70ern jede Woche auf mindestens einem Konzert, meist sogar auf zwei oder drei.
Es gab ja kaum einen Tag in der Woche, wo nichts interessantes stattfand.
Heute hocken Viele nur noch vor der Glotze oder am PC und essen bei Lieferando ...
 
Auch TD ist nicht auf gross skalierbar. Das funktioniert so noch in mittleren Räumen, in grossen Hallen nicht.

Hallen sind sowieso langweilig -- gestern Helene Fischer, heute Parteitag, morgen Landwirtschaftsmesse. Groß und funktional, ja, aber selten atmosphärelos. Sowas geht gar nicht ohne visuelles Drumherum, um von der generellen Trostlosigkeit abzulenken.

Wenn ich an TD denke, denke ich an sowas hier:

https://cdn.mos.cms.futurecdn.net/3GUp3WhWe9WdahshBwxNXe.jpg

Das einzige Konzert, für das ich mich freiwillig krumm machen würde: Etwas in dieser Art in St. Georgen in Wismar spielen. Grandios.

Stephen53005
 
So geht es mir in der Regel auch -- es liegt aber immer ein wenig am Publikum, das verlernt hat, zuzuhören und stattdessen immer wieder einen neuen Stimulus braucht, um sich nicht zu langweilen und das Konzert zu verlassen. Deep Listening im Sinne von Pauline Oliveros darf man den meisten Konzertgängern nicht zumuten -- das ist aber kein exklusives Privileg elektronisch generierter Geräuschmontagen.

Das finde ich eigentlich schade -- ist sicherlich ein Grund mehr für mich, mich nicht um Liveauftritte zu reißen. So 'ne Stunde bei gedämpften blauem und rotem Licht oder tausenden Kerzen wie dereinst bei TD in den 1970ern, das kommt heute nicht mehr so gut.
[...]
Stephen
Die Kerzen bei TD dürften dem Veranstaltungsort geschuldet gewesen sein. Da macht das natürlich auch was her. Ansonsten hatten sie ja schon auch Scheinwerfer, allerdings natürlich alles im Rahmen. Die Veranstaltungstechnik war in den 1970er Jahren aber auch ehrlicherweise noch sehr verhalten. Wenn man sich mal Konzerte ganz allgemein aus den 1970er Jahren anguckt, da leuchteten mal ein paar Scheinwerfer auf und das war es dann auch. Visuals und die ganze Lichttechnik ging ja erst später los. Das DMX Protokoll zur Steuerung von Lichttechnik wurde z.B. erst 1990(!) verabschiedet. Ich bin mir nicht sicher, ob Bands wie Tangerine Dream nicht auch schon die heutige Technik verwendet hätten, wenn es sie in den 1970er Jahren gegeben hätte. Bei diesem "die gute alte Zeit" wird ja gerne ausgeblendet, dass vieles damals technisch noch gar nicht möglich war und es nur deshalb nicht verwendet wurde. Habe unten mal ein Bild rangehangen, Tangerine Dream Bühne 1977/78 in London. Da sieht man schon die Anfänge.
Aber ich kann Deine Kritik nachvollziehen. Bei vielen Dingen überdeckt der Effekt die Inhaltslosigkeit des Dargebotenen. Das ging ohne Effekte nicht so einfach. Da wurde Mist schneller von der Bühne gebuht, weil man das früher gemerkt hat, dass es nichts taugt.
21192815_1520511081321181_6703797304345618857_n.jpg
 
  • Daumen hoch
M.i.a.u.: oli
Bei den Gesprächskonzerten von der Superbooth sieht man diesen Ansatz.
Hier ein Beispiel:


View: https://youtu.be/yi7Dc6Sbqyw


Das mit der Kamera ist in grossen Hallen unabdingbar. Sonst sehen die in den hinteren Reihen überhaupt nichts.



Es geht aber nicht mal nur darum, dass man was sieht, sondern die fehlende Connection die bei so einem Modular-/Elektronik-Set einfach nicht entstehen kann, finde ich zumindest. Das ist dann höschtens noch aus Technik-Interesse spannend. Das wie in diesem Beispiel bei einer üblichen Band einfach nicht der Fall.

Schiller habe ich schon mehrmals Live gesehen, wenn das noch nicht mal in so einer grossen Arena. Das Highlight waren primär die Gastsängerinngen, Gitarristen und Schlagzeuger. Akustisch astrein, doch zu clean und zu perfekt und dann doch zu langweilig.



Mein Fazit ist halt - reine Elektronica geht nicht in gross oder dann als visuelle Show. Damit meine ich nicht ausschliesslich Beamer-Projektion, kann durchaus auch sonstige künstlerische Darbietung sein., in klein bis mittel geht es aber sehr wohl.

Jarres Living Room-Tour hat gut funktioniert, weil sie die Bühne in die Mitte der Halle platziert haben und so die Distanz verringert haben.



Die Oxgene 7-13 Tour hatte spannende Video-Projektionen passend zur Musik war aber unter den Erwartungen die aber natürlich viel zu hoch gesteckt waren. Doch da war er in der gleichen Halle aber auf der erhöhten Front-Bühne und da fehlte die Connection. Die Videoprojektionen und die Laser-Harp haben die Sache noch gerettet. Musikalisch war es ein tolles erlebnis, denn ich mag auch Part 7-13. Es geht mir ja nicht darum die musikalische Leistung/Qualität zu ignorieren, sondern viel mehr um die Connection zwischen Publikum und Performance bzw. Performer und um Ideen wie man diese als Elektroniker auch in grossen Hallen rüber zu bringen.

Natürlich geht es auch um die Musik und natürlich hört man auch gerne zu, doch da wo ich sowieso durcharrangierte Sets und Voll-Elektronik ist, ist mir die Performance irgendwie egal und lasse mir lieber durch geniale Visuals noch zusätzlich berauschen.

So frage ich mich zum Beispiel weshalb man kaum jemand mit sowas sieht, ausser Schlagzeuger die sowas noch zusätzlich einsetzen. Warum muss man die Drums mit dem Modular-System machen ? Man braucht natürlich eine 2te Person die damit auch umgehen kann.

11346347_800.jpg


Gibts eigentlich Voll-Elektronische Acts, ausserhalb des Dance-Bereiches, die es auf die grossen Bühnen schaffen ? Oder steckt gar eine Systematik dahinter weshalb die mit der Zeit ihren Sound mit Gitarre, Schlagzeug oder sonstiges ausschmücken ?
 
Zuletzt bearbeitet:
Man hatte kein Handy oder X-Box und nur 2 Fernsehprogramme in schwarz/weiß, da sind die Leute tatsächlich noch aus dem Haus gegangen.
Ich war in den frühen 70ern jede Woche auf mindestens einem Konzert, meist sogar auf zwei oder drei.
Es gab ja kaum einen Tag in der Woche, wo nichts interessantes stattfand.
Heute hocken Viele nur noch vor der Glotze oder am PC und essen bei Lieferando ...

Naja, wer hat sie erzogen ? :streichel:
 
Nein, aber TD ist heute ja auch nicht mehr voll elektronisch.

Das scheint mir aber auch ein aktueller Trend im Elektronik-Bereich zu sein... Also das 'Voll-Elektroniker' sich akustische Instrumente / Instrumentalisten hinzuholen. Ich merke das auch selber: In den letzten 3 Jahren bin ich noch nie so oft angefragt worden, ob ich nicht mit dem Vibraphon bei dieser oder jener Electronik-Session als Gast dazu kommen möchte...

Jenzz
 
Man hatte kein Handy oder X-Box und nur 2 Fernsehprogramme in schwarz/weiß, da sind die Leute tatsächlich noch aus dem Haus gegangen.
Ich war in den frühen 70ern jede Woche auf mindestens einem Konzert, meist sogar auf zwei oder drei.
Es gab ja kaum einen Tag in der Woche, wo nichts interessantes stattfand.
Heute hocken Viele nur noch vor der Glotze oder am PC und essen bei Lieferando ...
Für mich steht nun mal die Musik im Vordergrund, es sei denn ich komponiere
Opern oder Musicals ;-)
Manchmal finde ich „Shows“ eher irritierend und von der Musik ablenkend;
vielleicht sollen die das ja auch. Auch eine Frage der vorhandenen Substanz.
ABER: ich habe nix gegen eine GUTE Show MIT guter Musik.

Natürlich laden manche Instrumente von der Haptik her gerade zu ein „mitzugehen“.
Gitarristen haben das ganz gut drauf; viele kommen daher authentischer rüber als DJs.
Natürlich auch stilabhängig. Ich will keine Klaus Schulzes oder TD hampeln
sehen; das passt nicht zur Musik.
 
Das scheint mir aber auch ein aktueller Trend im Elektronik-Bereich zu sein... Also das 'Voll-Elektroniker' sich akustische Instrumente / Instrumentalisten hinzuholen. Ich merke das auch selber: In den letzten 3 Jahren bin ich noch nie so oft angefragt worden, ob ich nicht mit dem Vibraphon bei dieser oder jener Electronik-Session als Gast dazu kommen möchte...

Jenzz
Da sieht man ja auch jemand noch richtig spielen und das kommt ja heute in der Elektronischen Musik immer seltener vor.
Wenn ich da an manche Notebook-Artisten denke, die völlig bewegungslos hinter ihrer Kiste sitzen (...und E-Mails lesen?).
Vielleicht ist deshalb auch handgemachte Rockmusik mit Gitarre, Schlagzeug, Bass und Gesang immer noch so beliebt.
Die Coverbands haben immer volle Bookings, während unsereins um jeden halbwegs gut bezahlten Gig kämpfen muss.
 
Natürlich auch stilabhängig. Ich will keine Klaus Schulzes oder TD hampeln
sehen; das passt nicht zur Musik.
Tangerine Dream ab Mitte/Ende 1980er ging aber schon sehr ins Poppige. Das hatte mit den 70er Jahren nur noch bedingt was zu tun. Als dann noch verstärkt das Saxofon dazu kam, war eh alles zu spät. Da war Hampelei auf der Bühne nicht das größte Problem. ?
 
Das scheint mir aber auch ein aktueller Trend im Elektronik-Bereich zu sein... Also das 'Voll-Elektroniker' sich akustische Instrumente / Instrumentalisten hinzuholen. Ich merke das auch selber: In den letzten 3 Jahren bin ich noch nie so oft angefragt worden, ob ich nicht mit dem Vibraphon bei dieser oder jener Electronik-Session als Gast dazu kommen möchte...

Jenzz
Letztlich schließt sich da ein Kreis, weil die frühen Bands ja genau so angefangen haben, eine Mischung aus akustischen Instrumenten, Orgeln und frühen Synthis. Damals lagen die Gründe vermutlich am ehesten an den mangelnden Möglichkeiten der ersten Geräte und auch an deren Verfügbarkeit und Preis. TD und Kraftwerk sind dann ja auch schnell weg von der akustischen Flöte. Aber die Gitarre hat Froese ja immer weiter eingesetzt, Kitaro genau so.
 
Tangerine Dream ab Mitte/Ende 1980er ging aber schon sehr ins Poppige. Das hatte mit den 70er Jahren nur noch bedingt was zu tun. Als dann noch verstärkt das Saxofon dazu kam, war eh alles zu spät. Da war Hampelei auf der Bühne nicht das größte Problem. ?
TD nach den Achtzigern will ich auch nicht hören (bzw. sehen).
(Wobei mir die 70er auch so langsam...)
 
Tangerine Dream ab Mitte/Ende 1980er ging aber schon sehr ins Poppige. Das hatte mit den 70er Jahren nur noch bedingt was zu tun. Als dann noch verstärkt das Saxofon dazu kam, war eh alles zu spät. Da war Hampelei auf der Bühne nicht das größte Problem. ?

In dem Augenblick, wo Kreischtussi, Trommeltussi, Fiedeltussi und Trötentussi hinzustießen, war mir klar: Das wird nie wieder was.

Nicht, daß es in den 20 Jahren davor irgendwas geworden wäre.

Stephen
 
Da sieht man ja auch jemand noch richtig spielen und das kommt ja heute in der Elektronischen Musik immer seltener vor.
Wenn ich da an manche Notebook-Artisten denke, die völlig bewegungslos hinter ihrer Kiste sitzen (...und E-Mails lesen?).
Vielleicht ist deshalb auch handgemachte Rockmusik mit Gitarre, Schlagzeug, Bass und Gesang immer noch so beliebt.
Die Coverbands haben immer volle Bookings, während unsereins um jeden halbwegs gut bezahlten Gig kämpfen muss.
Ich habe das wieder gemerkt, als ich im Mai auf dem Adobe Summit in London war. Da gibt es am ersten Abend immer eine richtig fette Party und da haben die auch immer die gleiche Vorband plus Gaststar. Die Vorband rockt richtig das Haus und bereitet echt das Feld für den Hauptact. Das würde mit elektronischer Musik, jedenfalls der im klassischen Sinne, so nie funktionieren. Elektronische Musik ist eher "Geistesmusik", die geht nicht so sehr in den Körper wie Rock und Pop. Ich will gar nicht die alte Diskussion um E- und U-Musik führen, aber die Wirkung der Musik ist definitiv unterschiedlich. Das ist vermutlich auch genau das Problem: Die elektronische Musik alter Prägung ist von Wirkung und Unterhaltungsgrad eher mit Kammermusik vergleichbar - und würde man die zu einer Party einladen?
 
In dem Augenblick, wo Kreischtussi, Trommeltussi, Fiedeltussi und Trötentussi hinzustießen, war mir klar: Das wird nie wieder was.

Nicht, daß es in den 20 Jahren davor irgendwas geworden wäre.

Stephen
Ich sehe das eher positiv.
Die Band ist mutig genug, um immer wieder neue Wege auszuprobieren und nicht so, wie beispielsweise Kraftwerk, ein Leben lang immer nur das Gleiche zu machen. Okay, das geht auch mal in die Hose.
Man darf sich doch in einem halben Jahrhundert durchaus auch weiterentwickeln, alles andere hat sich doch auch verändert.
Das ist auch bei JMJ so, muss man nicht immer so abwertend sehen.
Du willst unbedingt Berliner Schule aus den 70ern?
Dann schau dich mal um, denn es gibt unzählige Acts, die genau diese Musik immer noch machen und manche sind darin sogar richtig gut.
 
Ich sehe das eher positiv.
Die Band ist mutig genug, um immer wieder neue Wege auszuprobieren und nicht so, wie beispielsweise Kraftwerk, ein Leben lang immer nur das Gleiche zu machen. Okay, das geht auch mal in die Hose.
Man darf sich doch in einem halben Jahrhundert durchaus auch weiterentwickeln, alles andere hat sich doch auch verändert.
Das ist auch bei JMJ so, muss man nicht immer so abwertend sehen.
Du willst unbedingt Berliner Schule aus den 70ern?
Dann schau dich mal um, denn es gibt unzählige Acts, die genau diese Musik immer noch machen und manche sind darin sogar richtig gut.
JMJ ist ja viel für seine Veränderungen kritisiert worden. Viele wollten am liebsten immer weiter im Stile von Oxygene haben. Also am liebsten den Moment einfrieren. Das ist wie im wahren Leben, viele Menschen scheuen Veränderungen und wollen am liebsten alles in Plaste gießen. Dass das Leben aber gerade aus Veränderung besteht und man darauf reagieren muss, wollen die Leute nicht wahrhaben. Was nicht heißt, dass man jede Veränderung mögen muss.
 
Was das „weiterentwickeln“ betrifft, würde ich dies hier noch unterscheiden:
Es ist ok, wenn eine Band mal was Anderes macht. Für die ist es dann eine
Entwicklung.

Was-Anderes-machen ist aber nicht unbedingt eine Weiterentwicklung (im Sinne
von Wir-laufen-jetzt-aufrecht-statt-auf-allen-Vieren)
 
[...] Du willst unbedingt Berliner Schule aus den 70ern? [...]

Nee, garantiert nicht -- und erst recht nicht von anderen.

Das kann ich selbst am besten. Das konsumiere ich aus eigenem Garten, sozusagen -- da weiß ich nämlich, was drin ist.

Stephen
 
JMJ ist ja viel für seine Veränderungen kritisiert worden. Viele wollten am liebsten immer weiter im Stile von Oxygene haben. Also am liebsten den Moment einfrieren. Das ist wie im wahren Leben, viele Menschen scheuen Veränderungen und wollen am liebsten alles in Plaste gießen. Dass das Leben aber gerade aus Veränderung besteht und man darauf reagieren muss, wollen die Leute nicht wahrhaben. Was nicht heißt, dass man jede Veränderung mögen muss.
Der Mensch entwickelt sich ja auch ständig weiter und da ist es doch nur eine logische Konsequenz für einen Künstler, wenn er sich davon treiben läßt.
 
Was das „weiterentwickeln“ betrifft, würde ich dies hier noch unterscheiden:
Es ist ok, wenn eine Band mal was Anderes macht. Für die ist es dann eine
Entwicklung.

Was-Anderes-machen ist aber nicht unbedingt eine Weiterentwicklung (im Sinne
von Wir-laufen-jetzt-aufrecht-statt-auf-allen-Vieren)
Das ist eine schwierige Diskussion. In der Regel zeigt sich erst im Nachhinein, ob ein evolutionärer Schritt eine Sackgasse war oder wirklich Fortschritt bedeutet. Und dann muss man noch die Perspektive betrachten. Was für den einzelnen eine tolle Sache sein kann, kann insgesamt aber Stillstand bedeuten.
 
Da sieht man ja auch jemand noch richtig spielen und das kommt ja heute in der Elektronischen Musik immer seltener vor.
Wenn ich da an manche Notebook-Artisten denke, die völlig bewegungslos hinter ihrer Kiste sitzen (...und E-Mails lesen?).
Vielleicht ist deshalb auch handgemachte Rockmusik mit Gitarre, Schlagzeug, Bass und Gesang immer noch so beliebt.
Die Coverbands haben immer volle Bookings, während unsereins um jeden halbwegs gut bezahlten Gig kämpfen muss.

Hat mit dem Notebook rein gar nichts zu tun. Viele Modular-Performances sind genauso öde. Die Automatiaierung/Sequenzing ist das Problem. Selbst schon ein Arpggiator ist ein Connection-Killer.

Interessant finde ich gerade, dass im Modular-Bereich, da wo es endlich eine Loslösung gibt vom Gate-Signal und dem Pitch einer Tastatur antwortet man darauf mit Automatisierung. Eröffnet es doch die Spielwiese für neue Spielweisen. Doch abgesehen von Theremin sind mir keine geläufig die sich auch durchgesetzt haben.

Okay, gibts anscheinen sogar polyphon.

 
JMJ ist ja viel für seine Veränderungen kritisiert worden. Viele wollten am liebsten immer weiter im Stile von Oxygene haben. Also am liebsten den Moment einfrieren. Das ist wie im wahren Leben, viele Menschen scheuen Veränderungen und wollen am liebsten alles in Plaste gießen. Dass das Leben aber gerade aus Veränderung besteht und man darauf reagieren muss, wollen die Leute nicht wahrhaben. Was nicht heißt, dass man jede Veränderung mögen muss.

Ich empfinde es eher so, dass er selber nicht so recht weiss in welche Richtung er sich entwickeln will und es versucht allen recht zu machen. Ihm fehlt heute ein Profil.

Klar es kann natürlich schon sein, dass er für sein, meiner Meinung nach progressivstes Album "Session 2000", am meisten kritisiert wurde. Doch da gehört es halt dazu dahinter zu stehen und klar zu machen, dass dies nun der gewünschte Weg zur Weiterentwicklung ist. Man muss einem Publikum auch Zeit zum Loslassen geben bzw. sie mit entsprechenden Inhalt befüttern und überzeugen. Wer dann Zweifel aufkommen lässt und Sprunghaft wird, hat schnell verloren.

Vielleicht kommt dann auch noch beim ein oder anderen noch die MidLife-Crisis dazwischen wo man plötzlich wieder denkt jung sein zu müssen.
Zumindest so empfinde ich die Werke nach Session 2000.
 


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